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SUPER-GT-Boss Masaaki Bandoh: Drei Weichen für die Zukunft

Vertiefung der Klimaneutralität, mehr Rennformate für 2024 und ein Blick in die Sicherheit

von geinou
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Vor dem großen Saisonfinale der SUPER GT im Mobilty Resort Motegi unterstrich GTA-Chairman Masaaki Bandoh erneut die Weichen, die man für die Zukunft stellt. Neben einer Vertiefung in Sachen Klimaneutralität verriet der Serienboss auch neue Rennformate für 2024.

Eines der Hauptthemen für die nächsten Jahre wird die Klimaneutralität sein. Hierzu hat die Dachorganisation der SUPER GT, die GT Association (GTA), vergangenes Jahr einen Fahrplan bis 2030 vorgestellt. Das Ziel: Den CO2-Ausstoß um 50% zu senken. Hierfür wird es verschiedene Initiativen geben. Den Anfang machte man mit der Einführung von klimaneutralen Benzin in der GT500-Klasse der Serie in diesem Jahr. Der GTA R100 genannte Kraft ist zu einhundert Prozent klimaneutral und wird vom deutschen Hersteller Haltermann Carless produziert. Eine Einführung in der GT300-Klasse musste aufgrund von Problemen verschoben werden. Anders als die drei großen japanischen Hersteller, die im zwei Jahre im Voraus  bereits Labortests durchführten, ehe das Benzin erstmals bei Testfahrten zum Einsatz kam, war dies in der GT300-Klasse selbstredend nicht möglich. Knackpunkt sind dabei jene Teams, die GT3-Fahrzeuge einsetzen. Anders als bei den Eigenbauten nach GTA-GT300-Regularieren, Fahrzeuge wie der Subaru BRZ, Toyota GR Supra GT oder der seit dieser Saison erstmals aktive Lexus LC500h Hybrid-Renner, können die Teams nicht an den GT3-Fahrzeugen Änderungen vornehmen oder gar die Motoren anpassen.

Zu groß war deshalb die Gefahr von möglichen Motorschäden nach den weniger erfolgreichen Testfahrten. Um nicht die Bürde auf die Mannschaften mit deutlich kleineren Jahresbudgets zu legen, wurde die Einführung deshalb verschoben. „Weil es das erste Jahr war, haben wir den Fokus auf die Dinge gelegt, die wir bislang bewältigen können. Es ist noch nicht klar, ob das, was wir gemacht haben auch korrekt war, aber mit Blick auf die Zukunft mussten wir Anfangen, den Motorsport zu transformieren“, so Bandoh. Seit 2023 ist die SUPER GT damit die erste Meisterschaft in ganz Asien, die auf hundertprozentiges, klimaneutrales Benzin setzt.

Am Montag findet für die GT300-Klasse ein neuer Test in Motegi statt. Sechs Teams, darunter der muta Racing GR86 GT, apr GR86 GT, apr LC500h, Subaru BRZ R&D Sport, Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra sowie als einziger GT3-Repräsentant der Leon Pyramid AMG, werden dabei eine neue CNF-Variante ausprobieren. Auf den Namen GTA R50 getauft, enthält dieser Kraftstoff 50% klimaneutrales Benzin. Pro Fahrzeug werden 300 Liter zur Verfügung gestellt. Sofern keine Probleme auftreten, könnte diese Variante dann ab kommender Saison in der GT30-Klasse zum Einsatz kommen. Für Masaaki Bandoh ist das aber noch nicht genug. Da das Ziel sei, den CO2-Ausstoß um die Hälfte zu kürzen, kann es nicht die einzige Aufgabe sein, lediglich klimaneutrales Benzin ohne fossile Brennstoffe einzusetzen. „Wenn man bedenkt, dass wir aktuell das Benzin noch aus Europa importieren müssen – das stößt natürlich auch CO2 aus. Hinzu kommen die im Durchschnitt 400.000 Fans, die jährlich hauptsächlich mit dem Auto an die Strecke kommen. Auf lange Sicht müssen wir mehr tun. Das wird unsere Aufgabe in den nächsten Jahren sein. Das kann man natürlich nicht messen. Wann haben wir die 50% erreicht? Wir werden hierfür deshalb Experten engagieren, die uns helfen werden.“ Ziel ist es, in naher Zukunft den Kraftstoff selbst in Japan zu produzieren. Hierfür müssen aber erst von Seiten der japanischen Regierung entsprechende Weichen gestellt werden.

Ein Hauptmerkmal der SUPER GT ist der Reifenkrieg der verschiedenen Hersteller. Ein Großteil des gewaltigen Speeds der Autos wird von den Pneus generiert, die anders als beispielsweise die WEC-Reifen nicht auf lange Distanzen, sondern lediglich für einen, in seltenen Fällen maximal zwei Stints ausgelegt sind. Auch diesem Punkt hat sich die GTA diesem Jahr angenommen. Die Aufgabe: Die Lebensdauer der Reifen zu erhöhen, auch wenn dadurch das Griplevel sinkt. Um den Herstellern Bridgestone, Yokohama, Dunlop (Michelin steigt zum Ende dieser Saison zumindest aus der GT500-Klasse vorerst aus, hat aber bereits angekündigt in der GT300 aller Wahrscheinlichkeit weiterzumachen) hierfür in die nötige Initiative zu zwingen, fanden 2023 fünf der acht Saisonrennen erstmals über eine Distanz von 450 Kilometer statt. Zugleich wurde die Anzahl an verfügbaren Reifensätzen pro Wochenende um ein Set reduziert. „Für kommende Saison planen wir die verfügbaren Reifensätze nochmals um ein Set zu reduzieren. Wir bitten daher die Hersteller, auf Basis der SDGs (Sustainable Development Goals) zu agieren“, so Bandoh.

Neben jeweils zwei Langstreckenrennen in Suzuka sowie am Fuji wurde erstmals auch ein 450km-Rennen in der Autopolis abgehalten. Laut Bandoh war dies ein Experiment. „Für 2024 planen wir weitere Rennformate. Neben Distanzen von 300km und 450km kann es dann vielleicht auch 300 Meilen sowie ein zeitbasiertes Rennen geben.“ Auf Nachfrage bestätigte er, dass es sich bei letzterem um ein Drei-Stunden-Rennen handeln könnte. Wo genau? „Das überlasse ich ihrer Vorstellung.“ Sicher ist lediglich, dass es sich hierfür um eine der größere Strecken handelt. Okayama sowie das Sportsland SUGO fallen damit wohl raus.

Zuletzt sprach Masaaki Bandoh das Thema Sicherheit ein. Diese Saison gab es bereits bei den Testfahrten zwei schwere Unfälle in der 130R in Suzuka. Während der Saison verunfallte an jener Stelle Tsugio Matsuda schwer. Im Sportsland SUGO erlitt Naoki Yamamoto nach einer Kollision nahe der Boxeinfahrt eine schwere Rückenmarkverletzung, die im schlimmsten Falle gar ein vorzeitiges Karriereende bedeuten könnte. Bandoh: „Die Fehlwahrnehmung der Fahrer spielt machmal eine große Rolle. Ich denke, dass ein paar dieser Unfälle aus diesem Grund entstanden sind. Ziel ist es also die Qualität zu verbessern. Es gab Diskussionen darüber, dass wir die Geschwindigkeiten der Autos einschränken sollten, um die Sicherheit zu erhöhen. SUPER GT ist aber bereits weltweit das höchste Level im Grand-Touring-Car-Sport. Es wird aber kommende Saison einige Einschränkungen bei der Aerodynamik geben. Die Bodenfreiheit der GT500-Autos, also der sogenannte ‚Skid Block‘, steht ebenfalls zur Debatte.“

Besagte Skid Blocks standen heuer bereits zweimal im Fokus, da Teams aufgrund eines abgeschliffenen Skid Blocks nach den Rennen disqualifiziert wurden. „Für die GT300-Klasse ist das aber nicht machbar, da viele der teilnehmenden Fahrzeuge auf der FIA-GT3-Homologation basieren und deshalb nicht verändert werden können. Wir überlegen also, mit Gewichten wie dieses Jahr in Okayama zu arbeiten. Hier könnte aber die Balance einiger Fahrzeuge dann nicht mehr passen, weshalb wir nicht einfach nur Gewichte hinzufügen können“, so Bandoh weiter. Eine Ankündigung, ob und welche Anpassungen vorgenommen werden, soll laut dem Pressesprecher der GTA zum ersten offiziellen Vorsaisontest in Okayama im März erfolgen.

Zum Schluss bekräftigte Masaaki Bandoh nochmals, alle angekündigten Projekte entschlossen und sicher voranzutreiben.

„Wir sind jetzt von den COVID-19-Maßnahmen befreit und die Fans sind zurück an den Rennstrecken. Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben und uns bemühen, die Serie mit Blick auf die Zukunft zu erhalten. Ich möchte hochwertigen Motorsport etablieren und ihn für die Welt sichtbar machen. Von allen GT-Rennen in der Welt gibt es nichts Höheres als SUPER GT.“

Copyright Photos: GT Association (GTA), Own Archive

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SUPER GT: Sho Tsuboi / Ritomo Miyata holen GT500-Titel im Regen-Drama von Motegi – Racingblog 6 November, 2023 - 09:00

[…] hochspannende Rennen, aber auch ein paar sehr schwere Unfälle sah. Wie Masaaki Bandoh bei der Samstags-Pressekonferenz erklärte, ist die Sicherheit einer von drei Punkten, welche sich die GTA über den Winter genaue anschauen […]

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