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Formel Eins: 2023 Review – Das war wohl nichts

von DonDahlmann
2 Kommentare

Man kann Red Bull keinen Vorwurf daraus machen, dass sie so gut waren. Dass der Rest so schlecht war, ist allerdings alarmierend.

Um ein Haar hätte Red Bull geschafft, was noch kein Team vor ihnen geschafft hat – alle Rennen einer Saison zu gewinnen. Nur der Sieg von Carlos Sainz in Singapur verhinderte einen kompletten Durchmarsch. Und dabei hat Red Bull das Chassis in diesem Jahr kaum weiter entwickelt. Das einzige große Update gab es in Ungarn, dazwischen gab es nur kleinere Verbesserungen. Aber das reichte dem Team, um auch noch beim letzten Rennen einen deutlichen Vorsprung zu haben. Was nichts Gutes für 2024 vermuten lässt, denn Red Bull hat schon früh die gesamte Konzentration auf das neue Chassis für 2024 geworfen. Sicher, man muss schauen, was die anderen Teams über den Winter entwickeln werden, aber der Abstand ist immer noch groß.

Red Bull düpiert alle

Christian Horner konnte seine Selbstzufriedenheit über das gesamte Jahr nicht verbergen, hatte allerdings auch Recht, als er zu Beginn der Saison verwundert feststellte, dass die Konkurrenz immer noch chancenlos war. Was die anderen Teams so über den Winter gemacht hätten, fragte er sich. Die Frage war berechtigt. Im letzten Jahr konnte Ferrari immerhin noch teilweise mithalten und auch Mercedes konnte ein Rennen gewinnen. In diesem Jahr: Nichts.

Wo genau das Geheimnis des RB19 liegt? Das wüssten die anderen auch gerne. Adrian Newey hat die goldene Mitte gefunden. Jede Menge Abtrieb über den Unterboden, ein balancierter Mix aus Grip an der Vorder- und Hinterachse und ein fantastischer Top Speed. Während Ferrari, Mercedes und Aston mit unterschiedlichen Konzepten experimentierten (und jeder auf seine Art scheiterte), konnte Red Bull seine Dominanz ausbauen. Dass Mercedes am „Zero-Sidepod“ Konzept festhielt, war sicher eine Fehlentscheidung, was am Ende ja auch Konsequenzen im Team hatte. CTO Mike Elliott, der hauptsächlich für das Konzept verantwortlich war, wurde erst durch die Reaktivierung von James Allison kaltgestellt und schließlich trennte man sich von ihm. Mal sehen, was Allision dann im nächsten Jahr aus dem Hut zaubert.

Bei Ferrari lief es auch nicht besser. Der Umbau des Managements half sicher nicht und Vasseur hielt von Anfang an den Ball flach. Man sei sich über die Limitierungen des Chassis bewusst, sagt er schon zu Beginn der Saison. Das sollte sich als richtige Einstellung herausstellen. Zwar hatte der Ferrari durchaus seine Stärken, aber die kamen bei Weitem nicht so zum Tragen, wie im letzten Jahr. Da hatte man den Eindruck, dass das Auto nur etwas besser mit den Reifen klarkommen müsse, um Red Bull mehr unter Druck setzen zu können. Dieses Jahr ging gar nichts zusammen, was aber auch damit zusammenhängen dürfte, dass auch Ferrari schon früh das Handtuch geworfen hatte und sich auf 2024 konzentriert hat.

Aber das schlechte Abschneiden der direkten Konkurrenz von Red Bull war nur ein Teil einer sehr mittelmäßigen Saison, die nur durch den Kampf von Ferrari, Mercedes, Aston Martin und McLaren einigermaßen gerettet wurde. Die Serie selber stellte sich ein Bein. Die Vermengung von Show Elementen, wie dem Sprintrennen, mit dem Sport und die elendige Diskussion um die Track Limits rückten die Serie in ein schlechtes Licht.

Die böse weiße Linie

Track Limits waren dieses Jahr immer wieder ein Thema. In Österreich war es besonders schlimm, aber auch in Austin oder in Mexiko spielten die weißen Linien immer wieder eine Rolle. Die Diskussion und das Prozedere drumherum ist ermüdend, langweilig und eigentlich der Formel Eins wert. Die FIA und Liberty Media tun sich schwer, eine Lösung zu finden. Bisher lautet die Antwort, dass man die Elektronik, die die Übertretung feststellt, noch weiter verbessert und automatisiert. Aber die Antwort liegt nicht darin, immer mehr Technik einzuführen.

Dass wir überhaupt die Diskussion haben, ist nicht weiter überraschend. Früher™ wurden die Limits automatisch eingehalten, weil es keine Auslaufzonen gab. Das war natürlich nicht die Lösung, da schwere Unfälle mit Todesfolgen regelmäßig passierten. Dass die Auslaufzonen so groß geworden sind, ist gut. Ein Unfall, wie der Zhou letztes Jahr in Silverstone, wäre sonst anders ausgegangen. Das hat aber dann zu dem Problem geführt, dass die Fahrer den zusätzlichen Raum auch ausnutzen.

Einen Vorwurf kann man ihnen nicht machen. Es liegt in der Natur der Dinge, dass ein Rennfahrer jede Möglichkeit nutzt, um schneller zu werden. Aber die Rennleitung in der F1 will das nicht (in der IndyCar sieht man das teilweise anders). Also hat man alles Mögliche ausprobiert. Am schlimmsten die „Sausage Curbs“. Die haben schon mehrfach zu fürchterlichen Unfällen geführt, vor allem in den Feeder-Serien. Die Autos heben auf den Curbs ab und werden zu unkontrollierbaren Projektilen. Die Dinger existieren immer noch auf vielen Rennstrecken und sollten eigentlich verboten werden.

Ich finde die Politik, die Streckenbegrenzungen auf den Millimeter zu kontrollieren, völlig überflüssig. Zumal es auch einfachere Lösungen gibt. Das beste Beispiel ist die Variante de la Roggia in Monza (zweite Schikane). Weil die Auslaufzone am Ausgang aus baulichen Gründen nicht vergrößert werden kann, ist direkt hinter dem Curb ein Kiesbett. Und siehe da, die Fahrer halten die Streckenbegrenzung ein. So einfach kann das sein.

Nun sind Kiesbett vielleicht nicht die idealste Methode. Die aufgewirbelten Steine sind auch Projektile, die Fahrer treffen können. Nicht wenige haben schon Verletzungen an den Fingern gehabt, weil sie von einem der Steine getroffen wurde. Auch Beschädigungen am Helm sind aufgetreten. Man sollte nicht das eine Risiko mit einem anderen austauschen.

Besser wäre es, wenn man hinter den Curb einfach ein Stück Wiese pflanzt, das rund 1 Meter breit ist. Das würde dazu führen, dass die Fahrer die Wiese vermeiden und wenn sie drauf kommen, haben sie keinen Vorteil. Zwar besteht die Gefahr, dass bei feuchten Bedingungen, wenn die Strecke aber schon wieder trocken ist, das Gras aber nicht, die Fahrer Probleme bekommen. Aber das Problem gibt es heute auch schon mit den Curbs. Je nach verwendeter Farbe ist der Curb glatt wie Eis. Was die Fahrer wissen und die Crubs dann meiden.

Dass man nicht in der Lage ist, das Problem zu lösen, spricht nicht für die Serie. Die tut sich auch in anderen Bereichen weiter schwer. Die Diskussion um die Frage, ob Andretti/GM nun starten darf oder nicht, ist lächerlich. Es ist sicher nicht schlecht, wenn man eine genaue Überprüfung der Finanzen eines neuen Teams vornimmt, damit so Pleiten wie HRT oder Caterham nicht mehr passieren. Aber die Zulassung von Andretti scheitert nicht an mangelnden Geld des Teams, sondern weil der Rest des Feldes keine Einschnitte bei der Ausschüttung der Gelder sehen will.

Money, money, money

Die Serie erlebt gerade einen Boom, vor allem durch den Erfolg in den USA. Neue Sponsoren kommen in die Serie, Länder wie Saudi-Arabien sind bereit zweistellige Millionensummen zu zahlen, damit der Zirkus einmal im Jahr bei ihnen Halt macht. Selbst Teams wie Williams profitieren. Dorilton Capital hatte 160 Millionen Dollar in die Hand genommen um das Team zu kaufen, bzw. dessen Schulden zu übernehmen. Bewertet ist Williams mittlerweile mit einer Summe von mehr als 600 Millionen Dollar.

Der Boom ist einerseits gut, andererseits verändert sich die Serie nun grundlegend. Wenn der Zwang zum permanenten Wachstum eine Branche übernimmt, führt das zu Schwierigkeiten. Das Geld wird wichtiger, als der Sport und der Sport leidet. Die bisher in der Art überflüssigen Sprintrennen sind ein klares Beispiel. Das würde auch nicht besser, wenn man eine „Sprint WM“ einführen würde, wie ein paar Leute vorgeschlagen haben. Das Sprintrennen hat eigentlich nur den Vorteil, dass es ein freies Training wegnimmt, was zumindest für etwas Abwechslung sorgt.

Ansonsten bringt das Sprintrennen nichts. Es ist zu kurz für irgendeine Form der Strategie. Die Teams wollen keine Risiken eingehen, weil der Sprint aufgrund der separaten Quali keinen Einfluss auf das Hauptrennen am Sonntag hat. Also hat man am Ende eine Testsession für die Teams und niemand, wirklich niemand interessiert das Ergebnis. Mag sein, dass es anders wäre, wenn es in der WM um jeden Punkt gehen würde. Aber das würde am sportlichen Aspekt auch nichts ändern.

Und der Sport leidet. Es gab in den letzten 10 Jahren exakt zwei gute Saison: 2016 und 2021. Der Rest wurde jeweils von einem Fahrer dominiert. Der letzte Weltmeister, der nicht in einem Red Bull oder Mercedes saß, war Jenson Button im Jahr 2009. Das ist ebenso erstaunlich wie betrüblich. Und langweilig.

Die Formel Eins ist finanziell gesund und wächst. Es wäre gut, wenn man das als Basis nimmt, um den Sport mal wieder in Vordergrund stellt. Mit weniger dummen Regeln bei den Track Limits, weniger überflüssigen Diskussionen um neue Teams und weniger Sprintrennen, die niemanden interessieren.

Bilder: Pirelli

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2 Kommentare

Dirk 28 November, 2023 - 16:22

Kleine Korrektur: Es ist ein Review von 2023. Ich hoffe doch stark, dass in 2024 Red Bull nicht so überlegen sein wird.

Montoya12 29 November, 2023 - 00:26

@Dirk Zu 100% werden sie das aber wieder sein und Maxilein cruist von Sieg zu Sieg.Dank Budget Cap können die anderen Teams auch nicht riesig aufholen.Ob es ab P2 spannend war interessiert auf der Welt in ein paar Wochen kaum noch einen bis auf die wirklichen Motorsport Freaks.

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