Mit viel Hoffnung war Haas in die neue Saison gestartet. Am Ende blieb nur der letzte Platz in der WM. So kann es nicht weitergehen.
Nicht alles war schlecht in dieser Saison bei Haas. Das Chassis war tatsächlich gar nicht so langsam, wie man immer wieder an den Quali-Ergebnissen sehen konnte. Nico Hülkenberg gelang es achtmal in Q3 zu landen. Weitere neunmal gelang der Sprung in Q2. Das sind eigentlich keine schlechten Voraussetzungen, um in die Punkte zu kommen. Dass am Ende nur 12 Punkte insgesamt auf dem Konto stehen, lag einzig und allein am Umstand, dass das Auto nur auf einer Runde schnell war. Nach nicht mal einem Drittel eines Stints war die Luft beim Haas komplett raus.
Schuld daran war der Reifenverschleiß. Das Auto hatte einerseits ein Problem mit der Achsgeometrie, zum anderen fehlte der Abtrieb auf der Hinterachse. Das führte zwar dazu, dass der Haas seine Reifen schnell auf gute Temperaturen bringen konnte, sorgte im Gegenzug aber dafür, dass die Reifen schnell eingingen. Sobald der Grip der Pirelli verschwand, war das Auto praktisch unfahrbar. Und es gelang Haas nicht, die Schwäche des Chassis mit einem Update in den Griff zu bekommen.
Updates sah man am Auto sowieso selten. Es dauerte bis zum Rennen in Austin, bis Haas mit einem massiven Update aufwarten konnte. Doch das war so schlecht, dass es nichts an den grundlegenden Problemen des Autos veränderte. Dass Hülkenberg, nach einigen Tests, den Rest der Saison mit der alten Variante zu Ende fuhr zeigt, wo die Probleme beim Team liegen. Denn die Organisation von Haas ist für ein F1-Team relativ kompliziert.
Ein Teil des Autos kommt von Ferrari (Motor/Getriebe und damit die Hinterachse). Das Chassis selber wird dann um die Ferrari-Teile herum von Dallara gebaut. Das CFD-Team sitzt aber in Kalifornien bei Haas. Zusammengebaut wird dann alles vom britischen Team. Vor allem die Korrelation zwischen dem CFD-Team und Dallara scheint verbesserungswürdig. Ebenso die Geschwindigkeit, mit der entwickelt wird. Auch wenn das Team finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, dauert es lange, bis man Fehlerquellen entdeckt und versucht zu beheben. Bis das passiert, ist die Saison mehr oder weniger gelaufen.
Haas gehört daher zu den Teams, die darauf angewiesen sind, einen guten Start in die Saison zu haben. Da das Mittelfeld mittlerweile aus Teams wie Alpine besteht, fallen die Amerikaner im Wettlauf um die Weiterentwicklung schnell zurück. Die organisatorischen Probleme verzögern schnelle Weiterentwicklungen ebenfalls. Wenn das Chassis zum Start der Saison also nicht passt, ist die Saison schon gelaufen. Die Zeiten sind vorbei, in denen Haas mit einem guten Auto sich im Mittelfeld platzieren kann.
Der Kampf um die Punkte ist schwer geworden. Wenn Red Bull, Mercedes, Ferrari, McLaren und Aston Martin normal unterwegs sind, sind die Punkteplätze schon belegt. Haas müsste also mindestens auf dem Niveau von Aston Martin unterwegs sein, um regelmäßig Punkte einzufahren. Das ist schon auf dem Papier eine schwer zu erreichende Aufgabe. Das sollte man immer in Hinterkopf haben, wenn man über die Teams im hinteren Bereich des Feldes spricht.
An den Fahrern lag es nicht. Hülkenberg wirkt auch nach seiner langen Pause immer noch frisch und überraschte mit acht Auftritten in Q3. Bemerkenswert: sechs der acht Q3-Ergebnisse passierten in der ersten Saisonhälfte. Am Ende standen beim Deutschen neun Punkte in der Tabelle. Was vermutlich tatsächlich das Maximum war. Natürlich wäre mehr drin gewesen, wenn das Auto nicht Reifen fressen würde, wie andere Leute Hot Dogs. Überraschend war aber, wie schnell Hülkenberg seinen Rost abgelegt hatte und auf Anhieb extrem schnell war. Da er als extrem guter Entwickler gilt, war es auch kein Wunder, dass Hass seinen Vertrag verlängert hat.
Magnussen hatte es dagegen in diesem Jahr schwer. Sicherlich war Mick Schumacher im letzten Jahr ein eher einfacher Gegner, aber der Däne tat sich auch schwer mit dem diesjährigen Chassis. Die Charakteristik des Autos lag ihm nicht, vor allem in der Quali. Das bedeutete aber auch, dass Punkte für ihn schwer zu erreichen waren. Magere drei Zähler waren es am Ende. In allen Metriken war ihm Hülkenberg überlegen. Das änderte sich erst mit dem letzten Update, was Magnussen besser zu gefallen schien, als seinem Kollegen. Er fuhr das Update in den letzten Rennen, lag aber nur im letzten Rennen vor Hülkenberg. Dass er nächstes Jahr bei Haas bleibt, war allerdings sicher.
Einerseits wird es für Haas 2024 schwieriger als 2023. Die technischen Regeln verändern sich nicht, was bedeutet, dass das Feld enger zusammenrückt und die Weiterentwicklung in der Saison noch wichtiger wird. Die Abstände zwischen P10 und P20 werden geringer und ob man in Q1 ausscheidet oder es in Q3 schafft dürfte eine Frage von zwei bis drei Zehntel werden. Auf der anderen Seite stimmte die Basis des Chassis in diesem Jahr. Das Auto sah schlecht aus, weil der Reifenverschleiß so schlecht war, aber vom reinen Speed her lag man durchaus im Mittelfeld. Wenn es Haas gelingt dieses Problem abzustellen, könnten sie zumindest in den ersten Rennen in 2024 für Überraschungen sorgen.
Bilder: Pirelli