Home Formel EinsF1 Formel Eins Saison 2023: Ferrari – Ein verschenktes Jahr für den Neuaufbau

Formel Eins Saison 2023: Ferrari – Ein verschenktes Jahr für den Neuaufbau

von DonDahlmann
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Dieses Jahr lief nicht viel bei Ferrari zusammen. Man konnte froh sein, dass die anderen Team ebenfalls Probleme hatten.

Die Überraschung der Saison gab es schon im letzten Jahr. Ferrari entschloss sich Mattia Binotto als Teamchef durch Frédéric Vasseur zu ersetzen. Ich war von der Entscheidung nicht angetan. Binotto hatte das Team aus einer schweren Krise wieder an die Spitze geführt und dem Team auch wieder Selbstbewusstsein eingeflößt. Seine ruhige Art, sein technisches Verständnis als Motorenentwickler und seine Erfahrung in den politischen Gefilden der Serie, machten ihn eigentlich zu einem idealen Teamchef. Aber er leistete sich auch Fehler. Und dazu gehörte vor allem, dass sein Team bei der Strategie in den Rennen 2022 sehr oft daneben lag und er sich weigerte, die Abteilung umzubauen.

Ferrari wäre nicht Ferrari, wenn man mal irgendwas in Ruhe macht. Warum man Binotto aber so schlagartig abgesägt hat, wird an der internen Politik liegen. John Elkann, de facto Besitzer von Ferrari, scheint sich stärker in den Alltag des Geschäfts bei Ferrari einzumischen, als es vielleicht gut wäre. Jedenfalls war er offensichtlich nicht von Binotto überzeugt und schleppte Vasseur an. Dessen Verpflichtung habe ich kritisch gesehen, muss aber sagen, dass er mich in diesem Jahr, zumindest wenn man seine Teamführung von Außen betrachtet, überzeugen konnte.

Vasseur legt eine ähnliche Ruhe an den Tag, wie man sie von Binotto gekannt hat und er stellt sich ebenso vor seine Mannschaft, wie es Binotto tat. Die Frage wird allerdings sein, wie es ihm gelingt, die arg gerupften Abteilungen „Technik“ und „Aero“ neu aufzubauen und zu stärken. Großartige Neuzugänge hatte man nicht zu verzeichnen, stattdessen verlor man den Chef-Entwickler David Sanchez an McLaren. Und eine der Schwächen von Ferrari liegt in der Aero-Abteilung.

Es war sicher nicht falsch, dass man zum Jahr 2022 auf die „Badewanne“ bei den Seitenkästen gesetzt hat. Das Auto war immerhin schnell und hatte die meisten Poles in der Saison. Dass man daraus keine Erfolge ziehen konnte, lag an zwei Dingen. Zum einen an den schlechten Strategieentscheidungen, zum anderen am enormen Reifenverschleiß. Der bremste das Auto in den Rennen aus und Red Bull schlug Ferrari jedes Mal über die Distanz.

Die Entscheidung für 2023 weiterhin auf ein leicht modifiziertes Konzept zu setzen, kann man kritisieren. Schon im letzten Jahr zeigte sich, dass man wenig Spielraum bei der Entwicklung hatte, was sich in diesem Jahr dann auch bestätigte. Ferrari zog eine Reißleine und ersetzte die Badewannen durch eine halbherzige Kopie der Red Bull Seitenkästen. Was nicht wirklich brachte, aber immerhin bekam man den Reifenverschleiß in den Griff. Das Problem für Ferrari ist aber nun, dass man für 2024 mit einem brandneuen Chassis kommt, dass man nicht kennt. Im schlimmsten Fall wird man ein halbes Jahr benötigen, bis man die Setup-Varianten in den Griff bekommt.

Natürlich kann es auch anders laufen. Ferrari ist jetzt keine Bastelbude und dort arbeiten sehr fähige Aerodynamiker. Dass man quasi aus dem Nichts für die WEC ein Auto gebaut hat, das in diesem Jahr Le Mans gewinnen konnte, zeigt das. Es sind zwar nicht die gleichen Leute, die an der WEC und der F1 arbeiten, aber es zeigt, dass die technischen und personellen Gegebenheiten vorhanden sind ein gutes Auto zu bauen. Und das wird Ferrari machen müssen.

Denn die Saison 2023 hätte auch ganz anders laufen können. Der dritte Platz in der Team-WM ist ein wenig schmeichelhaft, denn mit Aston und McLaren gab es zwei Teams, die zu unterschiedlichen Zeiten der Saison etwas besser waren. Hätte Aston Martin nicht die Updates versemmelt oder McLaren gleich zu Beginn der Saison ein vernünftiges Chassis gehabt, der dritte Platz wäre schwer zu erreichen gewesen.

Die Fahrer konnten einem zwischendurch leidtun, denn beide kämpften mit stumpfen Waffen, was sie sichtbar frustrierte. Beiden fiel es zeitweilig schwer, die Motivation hochzuhalten, vor allem als Aston Martin die Ferrari permanent schlagen konnte. Immerhin rettete man die Saison mit einem Sieg in Singapur, bei dem Carlos Sainz eine taktische Meisterleistung zeigte.

Generell liegen beide Fahrer sehr eng zusammen, aber Leclerc hat in der Quali die Nase deutlich vorn (15:7). Im Rennen sieht mit 12:10 für Leclerc etwas enger aus. Die Schwäche in der Quali war eine Mischung aus Setup Problemen und Pech, aber es ist auch durchaus so, dass Leclerc im Schnitt der schnellere Mann auf eine Runde ist. Auch scheint Leclerc manchmal etwas mehr Biss zu haben und er schafft es aus dem Auto mehr herauszuholen.

Für 2024 kann man nur hoffen, dass Ferrari die Zeit genutzt ein vernünftiges Auto zu bauen. Die Luft hinter Red Bull dürfte im nächsten Jahr noch enger werden, denn zu Mercedes wollen sich Aston Martin und McLaren gesellen. Da liegt man schnell statt auf P3 auf P8, selbst mit einem guten Auto. Das macht die Arbeit für Vasseur nicht leichter und wie man Ferrari kennt, ist das Schlimmste, was man bei Ferrari machen kann, keinen Erfolg zu haben.

Bilder: Pirelli

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