Die WEC startet die neue Saison in Katar. Gleich 19 Teams starten in der Prototypen-Klasse.
Nach vielen Zweifeln, Änderungen am Reglement und etlichen Verzögerungen startet die WEC in diesem Jahr mit einem riesigen Starterfeld in eine neue Saison und, wenn es gut läuft, in eine neue Ära. Man versucht an die goldenen Zeiten des Prototypen-Sports anzuknüpfen, die zwischen den Jahren 1965 und 1975 lagen. In dieser Zeit kämpften etliche Hersteller wie Ford, Ferrari, Porsche, Renault und Matra um den Sieg in Le Mans und in der Meisterschaft. Mit der Hypercar/LMDh Klasse hat man ein Instrument geschaffen, dass den Herstellern offenbar gut zusagt. In diesem Jahr tritt das „Who is Who“ im internationalen Motorsport an und dabei werden unterschiedliche Konzepte verwendet. Aber ob der Prototyp jetzt ein „Hypercar“ oder ein „LMDh“ ist, dürfte den meisten Fans relativ egal sein.
So schön das prall gefüllte Feld ist, die WEC leidet immer noch unter dem Problem, dass das Interesse an der Serie nach dem Rennen in Le Mans im Juni abrupt abbricht. Und ob es so weise ist, die Saison in Katar statt in Sebring zu beginnen, sei auch mal dahin gestellt. Aber immerhin folgen dann mit Imola und Spa zwei Klassiker. Danach geht es nach São Paulo, COTA, Fuji und der Abschluss findet in Bahrain statt. Der Kalender ist nicht schlecht, könnte aber einen besseren Abschluss gebrauchen. Wer schaut schon gerne ein 8-Stunden-Rennen in Bahrain an. Es bleibt zu hoffen, dass die Saison bis zum letzten Rennen spannend bleibt.
Dafür könnte die schiere Anzahl der Hersteller und die Menge der Fahrzeuge sorgen. Immerhin 19 Autos von 9 Herstellern sind in diesem Jahr an dem Start. Das ist rekordverdächtig, auch wenn man bei mindestens einem Hersteller ein paar Fragezeichen haben muss. Dennoch dürfte die Konkurrenz hart werden und der Druck, vor allem auf die reinen Werksteams, ist enorm hoch.
Zunächst dürften es den meisten darum gehen, den Platzhirsch Toyota zu schlagen. Das Kunststück ist im letzten Jahr Ferrari in Le Mans gelungen, doch alle (!) restlichen Rennen gingen an Toyota. Womit wir dann auch beim leidigen Thema BoP sind. Dafür ist in der WEC die FIA zuständig, die sich versucht mit der IMSA abzustimmen. In Le Mans setzt der ACO allerdings eine eigene BoP, was auch erklärt, warum die Ferrari in Le Mans letztes Jahr so stark waren, in den anderen Rennen aber keine Chance hatten.
Alpine
Die Franzosen kehren mit einem eigenen LMDh-Prototyp in die WEC zurück. Das Auto stammt von Oreca, der 3,4 Liter V6 kommt von Mecachrome und basiert im Grunde auf dem Motor, der auch in der Formel 2 eingesetzt wird. Dazu gibt es dann den Standard Hybrid von Bosch, der noch mal rund 70 PS bietet. Mit Oreca hat einen der besten Chassis-Lieferanten gefunden, das ganze Projekt scheint auf etwas besseren Beinen zu stehen als das in der Formel Eins. Allerdings startet Alpine, wie ein paar andere auch in diesem Jahr, mit einem gehörigen Nachteil. Man setzt das Auto zum ersten Mal im Rennbetrieb ein und somit fehlt die Erfahrung und es fehlen die Daten aus anderen Rennen.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Franzosen in der normalen Saison großartig auffallen werden. Dafür ist das Projekt, im Vergleich zu Porsche, Toyota und Ferrari, auch zu klein. In Le Mans könnte das anders aussehen, da der ACO bekannterweise dazu neigt, heimische Teams besonders liebzuhaben.
Aus deutscher Sicht interessant ist die Besetzung mit Mick Schumacher. Der teilt sich das Auto mit den sehr erfahrenen und schnellen Nicolas Lappiere und Matthieu Vaxiviere. Im zweiten Auto sitzen Charles Milesi, Paul-Loup Chatin und Ferdi Habsburg, der ja schon einiges an Erfahrung mitbringt. Schumacher hat viel getestet und vermutlich ist die WEC auch seine letzte Chance in seiner Karriere noch etwas größereres zu bewegen. Dass er noch mal in der F1 landet, halte ich mittlerweile für eher ausgeschlossen. Außer, er fährt in der WEC alles in Grund und Boden und gewinnt in Le Mans oder den WM-Titel.
BMW
Nach einem Testjahr in der IMSA traut man sich jetzt auch in die WEC. Auch wenn man in der IMSA im letzten Jahr das Rennen in Watkins Glen gewinnen konnte, waren die Ergebnisse insgesamt schwach. Nun gilt in der IMSA wieder eine etwas andere BoP als in der WEC und Le Mans, von daher ist ein Vergleich etwas schwierig. Auffallend war aber auch beim Rennen in Daytona vor ein paar Wochen, dass die BWM die Pace nicht halten konnten. Was wiederum (Überraschung!) klagen von BMW über die BoP nach sich zog. Ich habe nie so richtig verstanden, warum BMW nicht direkt in die WEC eingestiegen ist. Der Vergleich mit den Acura und den Cadillac bringt BMW nicht viel. Zwar sammelt man Testkilometer, aber halt auch auf Strecken, die nichts mit der WEC zu tun haben.
Das Design des Autos stammt von BMW M und Dallara. Der Motor kommt von BMW und ist ein 3-Liter, Twinturbo V8 der dazu das Bosch Hybridsystem nutzt. Während das Auto in den USA von Rahal Letterman eingesetzt wird, übernimmt in der WEC dann WRT den Einsatz. Das könnte dann schon etwas ändern, was den Speed des Autos angeht, da WRT in den letzten Jahren einiges an Erfahrung in der LMP2 gesammelt hat.
An der Qualität der Fahrer sollte es nicht liegen. In der #15 werden Dries Vanthoor, Raffaele Marciello und Marco Wittmann Platz nehmen. In der #20 sind es Sheldon Van der Linde, Robin Frijns und René Rast.
Skeptisch bin aber, weil die Performance des Autos nicht gerade vielversprechend war. Die Testzeiten sahen auch nicht gerade gut aus, aber das galt auch für Toyota. Sind die BMW für eine Überraschung gut? Bestimmt. Bekommen sie die Probleme bis Le Mans in den Griff? Das wird die entscheidende Frage sein und hier sehe ich noch viel Arbeit für BMW.
Cadillac
Die Amerikaner kommen mit dem in der IMSA gemeldeten GTP in die WEC. Das von Chip Ganassi eingesetzte Auto hat gute Chancen auf vordere Plätze und sollte nicht unterschätzt werden. Das Chassis kommt von Dallara, der Motor von GM. Der 5,5 Liter V8 wird dem Bosch Hybridsystem kombiniert. Gewonnen hat Cadillac schon mal den Preis für den besten Klang in der Klasse, aber mit einem Sieg in einem Rennen dürfte es schwer sein. Ganassi setzt nur ein Auto ein, das Zweite kommt dann in Le Mans mit Whelen Racing.
Man sollte Cadillac nicht unterschätzen. Auch wenn das Auto bisher so seine Probleme hatte, auch im technischen Bereich. Aber die Cadillac sind schnell und wenn die Zuverlässigkeit stimmt, können sie vorne mitmischen. Das wird mit nur einem Auto in der WEC zwar schwer, aber in Le Mans kann die Sache anders aussehen.
Die Piloten kennt man aus der IMSA: Earl Bamber, Sebastien Bourdais und Alex Lynn werden das Auto steuern. Alle drei sind sehr erfahren und Ganassi ist ja nun auch keine Bastelbude. Das Auto war schon im letzten Jahr schnell, wurde aber ein wenig von der BoP zurückgehalten.
Ferrari
Die Italiener starten mit einer modifizierten Variante des 499P Hypercar in das Jahr 2024. Das von AF Corse und Ferrari gemeinsam vorbereitete Auto wurde im Bereich der Aerodynamik verbessert und man dürfte auch am Motor gearbeitet haben, um Leistung und Verbrauch anzupassen. Ferrari geht als Favorit in die neue Saison und zementiert die eigenen Ansprüche auch mit dem Fakt, dass man einen dritten Wagen einsetzt. Der ist von AF Corse gemeldet und somit auf dem Papier ein „Privat Team“. Wir wissen aber alle, dass dem so nicht ist. Das Auto hat einen 3 Liter V6 Twinturbo mit einem im eigenen Haus entwickelten Hybrid, der rund 270 PS leistet und auf der Vorderachse sitzt.
Und natürlich sitzen beim Le Mans Sieger des letzten Jahres auch wieder exzellente Piloten im Auto. Die beiden nominellen Werksautos werden mit Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen in der #50 besetzt. Die #51 sieht den Einsatz von Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi vor. Im Auto von AF Corse mit der Startnummer #83 sitzen Yifei Ye, Robert Shwartzman und Robert Kubica.
Die Ferrari sind neben Porsche und Toyota die Favoriten in der Klasse und es wäre schon verwunderlich, wenn den Italienern nicht mindestens ein Sieg gelingen würde. Leicht wird das aber angesichts der Konkurrenz nicht.
Isotta-Franschini
Eigentlich hat die Marke eine lange Tradition, wurde sie doch schon 1900 gegründet. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand das Unternehmen und wurde, nach viel Hin und Her der Namensrechte, erst in den 90er-Jahren wiederbelebt. Momentan gehört der Namen dem Fincantieri Konzern, einem italienischen Schiffbaukonzern. Es gibt allerdings zwei Ableger des Unternehmens. Zum einen Isotta Franschini Motori, die für Fincantieri Schiffsmotoren herstellen und Isotta Franschini Motori. Die werden finanziert vom kolumbianischen Geschäftsmann Frank Kanayet Yepes. Dem gehört wiederum NAD Capital, eine Investmentfirma, die in Elektroautos investiert, darunter unter anderem auch Rimac und Formula E. Yepes will mittels Isotto-Franschini eine Luxusmarke für E-Autos auf die Beine stellen und der Isotta Fraschini Tipo 6 LMH-C ist die Rennvariante des geplanten Straßenautos.
So merkwürdig das Projekt klingt, das ist keine Bastelbude. Das Chassis stammt von Michelotto und wurde zusammen mit Williams Advanced Engineering gebaut. Der Motor stammt von HWA und es handelt sich um einen 3 Liter V6-Turbo samt des Bosch-Hybrid-Systems. Eingesetzt wird das Auto von Duqueine, die man ja aus der LMP3 und LMP2 kennt. Allerdings ist Duqueine erst seit letztem November Partner von Isotta. Davor war das britische Vektor-Team für den Einsatz und die Tests zuständig. Die kündigten aber im letzten Jahr, weil Isotta ihnen keinen Zugang zu den Daten gewähren wollte, was ein wenig merkwürdig ist.
Ich bin ja immer skeptisch, wenn irgendjemand eine alte Automarke wiederbeleben will und so geht es mir auch in diesem Fall. Auch wenn die Partner des Teams alle über jeden Zweifel erhaben sind, stellt sich doch die Frage, wie sich das Team auf lange Sicht finanzieren will. Endlos wird Yepes wohl nicht Geld über seinen Fond reinschaufeln. Gespart hat man dann ein wenig bei den Fahrern. Jean-Karl Vernay ist noch der bekannteste Name. Antonio Serravalle ist ein 22-jähriger Kanadier, der sporadisch und mit wenig Erfolg in der Indy Lights und in den LMP3 der IMSA unterwegs war. Dazu kommt der aus Thailand stammende Carl Wattana Bennett der mit 20 Jahren ebenfalls sehr jung ist und außer der Formula Winter Series nichts vorzuweisen hat.
Das Team dürfte wohl eher unter „ferner liefen“ die Rennen beenden. Die Testzeiten waren auch schon miserable. Die beste Zeit beim Prolog in Bahrain war satte vier Sekunden langsamer als der schnellste Porsche.
Lamborghini
Nach einer gefühlten Ewigkeit hat sich der VW-Konzern dazu entschlossen, dann doch mal Lamborghini in die WEC zu schicken. Für die Marke ergibt das Sinn, auch wenn Lamborghini so gut wie gar keine Historie in Le Mans hat. Das Design des Autos stammt vom Hersteller selbst, gebaut hat das Auto allerdings Ligier. Es gibt einen 3,8 Liter V8 mit einem Twinturbo und dem Bosch Hybridsystem. Eingesetzt wird das Auto von Iron Lynx, die man ja aus der GT-Klasse kennt. Viel getestet hat man allerdings nicht. Das Auto wurde erst im letzten Sommer fertig und ist seitdem unterwegs.
So hübsch das Auto ist, ein wenig hat man schon den Eindruck, dass das Projekt etwas halbherzig angefasst wird. Damit will ich nicht die Arbeit von Lamborghini und Iron Lynx schmälern, aber Werkseinsätze sehen irgendwie anders aus. Immerhin hat man aber gutes Personal am Steuer. Neben Mirko Bortolotti hat man Edoardo Mortara und Daniil Kvyat verpflichtet. Eine durchaus gute Besetzung.
Man sollte aber von Lamborghini nicht zu viel erwarten. Gegen die geballte Kraft von Porsche, Ferrari und Toyota wird man mit nur einem Auto wenig ausrichten können.
Porsche
Dass man die WEC sehr ernst nimmt, sieht man schon an der schieren Zahl Autos, die am Start sind. Insgesamt fünf Porsche 963 werden dieses Jahr zu sehen sein. Zwei Autos als Werkseinsatz durch Penske, zwei kommen von Jota und ein Auto stellt Proton. Bekanntermaßen haben Porsche und Multimatic entwickelt und gebaut. Der Motor ist ein 4,5 Liter V8 mit zwei Turbo, das Hybrid-System kommt von Bosch. Anders als BMW hatte sich Porsche im letzten Jahr schon dazu entschlossen, in der WEC zu starten. Und sich eine leicht blutige Nase eingehandelt.
Das Chassis war schwerfällig, das Auto insgesamt zu langsam. Dazu kamen erstaunliche viele technische Probleme, die man übers Jahr auch erst langsam in den Griff bekam. Glücklich war Porsche damit nicht, aber unzufrieden war man auch nicht. In der IMSA konnte man Siege erlangen, in der WEC blieben diese zwar aus, aber einige gute Rennen gab es dennoch. Die Daten hat man genutzt, um den 963 über den Winter zu überarbeiten. Was auch gut geklappt hat, wie der Sieg in Daytona bewiesen hat.
Bei Penske sitzen die Werksfahrer im Auto. In der #5 sind das Matt Campbell, Michael Christensen und Fred Makowiecki. In der #6 wird man Kevin Estre, André Lotterer und Laurens Vanthoor sehen.
Jota ist zwar „nur“ ein Kundenteam, aber wie man in Daytona hat durchblicken lassen, hilft Porsche hinter den Kulissen schon sehr. Man bekommt zwar keine Daten von Penske, aber Tipps von Porsche. Jota hat auch ein sehr eindrucksvolles Lineup zusammengestellt. In der #12 starten Will Stevens, Callum Ilott und Norman Nato. In der #38 drehen Jenson Button. Phil Hanson und Oliver Rasmussen am Lenkrad.
Proton startet (zunächst) erst mal nur mit einem Auto, hat aber ebenfalls eine gute Mannschaft zusammengestellt: Harry Ticknell, Neel Jani und Hulien Andlauer gehören zu den erfahrenen und sehr guten Piloten im Feld.
Ganz klar: Porsche setzt dieses Jahr voll auf Angriff. Die Ohrfeigen, die man im letzten Jahr gegen Toyota und Ferrari kassiert hat, dürften immer noch schmerzen. Es wäre schon ein Wunder, wenn Porsche in diesem Jahr sieglos bleiben würde. Und auch in Le Mans wird Porsche aggressiv unterwegs sein.
Peugeot
Die Franzosen sind auch in diesem Jahr bei ihrem 9X8 geblieben, haben aber kräftig an der Aerodynamik gefeilt. Einen echten Heckflügel hat man zwar weiterhin nicht, dafür aber kleinere Flügel über den hinteren Seitenkästen. Dabei hatte man im Winter das Auto auch mit einem Heckflügel bei Tests gesehen, aber offenbar hat man sich anders entschieden. Allerdings bleibt die Frage, ob das sehr ambitionierte Konzept des Autos auch mit den Änderungen funktioniert. Damit die Aero überhaupt ihre Arbeit erledigen kann, muss das Auto ziemlich tief eingestellt werden. Was auf manchen Strecken vielleicht geht, in Le Mans aber sicher nicht. Vielleicht sieht man da dann eine andere Variante.
Eines der Hauptprobleme von Peugeot war im letzten Jahr aber nicht mal allein die Aerodynamik, sondern die technische Unzuverlässigkeit. Das Getriebe machte ebenso viel Ärger wie der etwas schwachbrüstig wirkende Motor. Alles in allem sah das Projekt nach einer Mischung aus „überambitioniert“ und „hilflos“ aus. Das Peugeot das Konzept aber nicht aufgeben will, spricht zumindest für sie.
Zwei Autos bringt Peugeot mit. Es gab mal Gerüchte, dass die neuen Besitzer des Pescarolo Teams einen Peugeot erwerben wollen, aber das ist bisher nicht passiert. Also wird man nur zwei der eigenwilligen 9X8 sehen, die wie folgt bestückt sind: In der #93 fahren Mikkel Jensen, Nico Müller und Jean-Eric Vergne. In der #94 findet man Paul di Resta, Loic Duval und Stoffel Vandoorne.
Viel sollte man von Peugeot nicht erwarten. Es wäre zwar erfreulich, wenn das von den Franzosen entwickelte Konzept konkurrenzfähig wäre, aber die Konkurrenz ist in der Klasse so groß, dass man schon mit einem Top 10 Ergebnis zufrieden sein sollte.
Toyota
Altes Auto, neue Farbe. Auch Toyota folgt dem Trend und setzt jetzt auf ein schwarzes Auto. Ich fand ja die Lackierung der Toyota nicht schlecht, weil sie sich gut vom Rest des Feldes abgehoben hat. Aber Toyota spart jetzt wohl auch bei der Lackierung. Das Der GR010 ist nicht neu, wurde über den Winter aber leicht überarbeitet. Und weil Toyota so viel Erfahrung hat und das Auto in Sachen Technik komplett ausgereift ist, sind auch die Top-Favoriten in diesem Jahr. Dass man letztes Jahr in Le Mans eine knappe Niederlage einstecken musste, dürfte die Japaner allerdings immer noch schmerzen. Da muss man allerdings auch erwähnen, dass man in Le Mans mit einer andere BoP belegt wurde. Die WM gewann man, ohne auch nur ansatzweise in Gefahr zu geraten.
Klar ist, dass der Druck auf Toyota in diesem Jahr noch höher ist. Zwar dürfte der, wie im letzten Jahr, nur von Porsche und Ferrari kommen, aber das reicht ja auch. Zudem tritt man gegen insgesamt sieben Konkurrenten an, die allesamt in der Lage sind, einen Sieg einzufahren. Damit ist BMW noch nicht mal eingerechnet.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Toyota sich dieses Jahr vor allem auf das Rennen in Le Mans konzentriert und man in den ersten drei Rennen weniger von ihnen an der Spitze sieht. Vor allem, um einer negativen BoP aus dem Weg zu gehen, die vor allem dann droht, wenn man wieder alle drei Rennen vor Le Mans gewinnt.
Über Toyota und ihren Siegen in Le Mans schwebt für manche Beobachter so ein wenig das Problem, dass die Japaner ihre Siege ohne richtige Konkurrenz geholt haben. Auch wenn ich das ein wenig anders sehe (Le Mans muss man erst mal besiegen) stimmt es natürlich, dass der Druck auf Toyota nie sonderlich hoch war. Dass sie dann im letzten Jahr, als Ferrari und Porsche zum ersten Mal wieder antraten, direkt das Rennen verloren haben, sah natürlich nicht gut aus. Insofern glaube ich, dass das Hauptaugenmerk in diesem Jahr auf den 24 Stunden liegen wird.
Im Winter gab es dann auch eine kleine Überraschung. Pascal Vasselon, der das Team seit 12 Jahren geleitet hat, wurde überraschend abgesetzt und durch den ehemaligen Technikchef von Oreca, David Floury ersetzt. Derartige Umbesetzungen so kurz vor dem Start in eine neue Saison sind schon ungewöhnlich, aber über die Hintergründe hat man nichts gehört. Auch im Aufgebot der zwei Toyota gab es einen Fahrerwechsel: Der bisherige Testfahrer Nyck de Vries ersetzt den Argentinier Jose Maria Lopez an der Seite von Kamui Kobayashi und Mike Conway. Im Schwesterauto wechseln sich weiter Sebastien Buemi, Brendon Hartley und Ryo Hirakawa am Steuer ab.
Die Saison wird man in zwei Bereiche einteilen müssen. Zum einen ist da die Frage, wer sich die Krone in Le Mans holt, zum anderen wer die Meisterschaft gewinnt. Le Mans dürfte für alle Hersteller aber das wichtigste Rennen sein.
GT3
Die LMP2 wird zwar in Le Mans am Start sein, nicht aber in der WEC. Die Entscheidung der FIA muss man nicht unbedingt verstehen. Die P2 war und ist eine fantastische Serie, in der erfahrene Piloten neben vielversprechenden Nachwuchsfahrern für jede Menge Spannung gesorgt haben. Aber die FIA hat es entscheiden, damit muss man leben. Dafür wächst die GT3 auf 18 Autos an, was auch keine schlechte Sache ist. Für die gelegentlichen Zuschauer wird damit auch etwas übersichtlicher.
Neben den üblichen Verdächtigen von Porsche, Aston Martin (mit einem Evo), Ferrari, McLaren (Evo), Lamborghini (Evo) und BMW gibt es aber noch ein paar andere Marken, die ab diesem Jahr mitmischen. Für viele die größte Überraschung sind sicherlich die beiden Lexus RC F. Das Akkodis Team setzt gleich zwei der Autos ein auf die sich die Fans schon allein deswegen freuen können, weil sie einen extren guten Klang haben. Neu ist der Lexus in der GT3 ja nicht, das Auto ist sogar schon ziemlich in die Jahre gekommen und hat bisher keine große „Evo-Stufe“ erhalten. In der IMSA war und ist das Auto einigermaßen gut unterwegs und es ist schön, die Autos jetzzt auch in der WEC zu sehen.
Neu dabei sind auch die Ford Mustang. Hier ist das Proton das Einsatzteam der beiden GT3. Das Auto ist brandneu, wenig getestet und sollte deswegen auch so seine Schwierigkeiten in der extrem engen Klasse haben. Der erste Auftritt in Daytona verlief nicht so gut, was aber auch nicht überraschend war. Der Mustang hat noch Kinderkrankheiten man laboriert noch am Speed herum. Das bildschöne Auto wird noch etwas Zeit benötigen, bis es schnell ist.
Die Corvette sind zwar nicht neu in der WEC, aber man hat das Einsatzteam gewechselt. TF Sport kümmert sich um die Chevys, macht das aber als Kunde und bekommt keine Werksunterstützung für die WEC Rennen. In Le Mans kommt dann wieder die US-Mannschaft aus den US rüber. Ich vermute, dass TF Sport einige Zeit benötigen wird, um die Z06 richtig ans Laufen zu bekommen.
Bekanntermaßen müssen die Teams in der GT3 einen Bronze Piloten einsetzen und ein Scan durch die Entrylist zeigt dann schon, wer in der Klasse gut bestückt ist. Hier ein paar meiner Favoriten:
WRT BMW #31: Darren Leung, Sean Galael, Augusto Farfus
WRT BMW #46: Ahmad Al Harthy, Valentino Rossi, Maxime Martin
AF Corse Ferrari #54: Thomas Flohr, Francesco Castellacci, Davide Rigon
Iron Lynx Lambo #60: Claudio Schiavoni, Matteo Cressoni, Franck Perera
TF Sport Corvette #81: Tom van Rompuy, Rui Andrade, Charlie Eastwood
Proton Mustang #88: Giorgio Roda, Mikkel Pederson, Dennis Olsen
Zum Rennen in Katar
Das nennt sich 1812 Kilometer von Katar. Die 1812 hängen mit dem Nationalfeiertag des Landes zusammen, der am 18.12. ist. Es hat allerdings auch ein Zeitlimit von 10 Stunden, also wird dann abgewunken, was als erstes erreicht wird. Das Rennen startet am Samstag um 09.00 Uhr deutscher Zeit und wird dann halt bis maximal 19 Uhr gehen. Das ist etwas unglücklich, denn parallel startet am selben Tag um 16 Uhr die Formel Eins ihr erstes Rennen der Saison. Normalerweise vermeidet die FIA derartige Kollisionen, denn die WEC wird darunter leiden müssen. Das Rennen ist in unserem TV-Planer zu finden.
Wer alle Rennen inklusive der 24-Stunden von Le Mans sehen will, muss allerdings zum 60 Euro teuren Streampaket von FIA TV https://fiawec.tv greifen.
Bilder:
Alpine, BMW, IMSA, Ferrari, Isotta-Franschini, Lamborghini, Porsche, Peugeot, Toyota