Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Saudi-Arabien – Snooze Fest

Formel Eins: Analyse GP von Saudi-Arabien – Snooze Fest

von DonDahlmann
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Das Rennen hat stattgefunden. Red Bull hat gewonnen. Mehr muss man eigentlich zum Rennen nicht schreiben.

 

Immerhin gab es zwei interessante Geschichten rund um den wirklich öden Grand Prix. Am Freitag erwischte Carlos Sainz eine Blinddarmentzündung und er musste operiert werden. Damit fiel der Spanier natürlich aus und Ferrari setzte den nur 18-jährigen, britischen Testfahrer Oliver Bearman ins Auto. Kein einfacher Job, denn abgesehen vom Simulator, hatte Bearman das Auto bisher nicht gefahren. Aber Bearman machte seine Sache am Wochenende gut. Er überlebte die Quali auf P11 und scheiterte nur sehr knapp an Q3.

Im Rennen hielt Ferrari den jungen Piloten aus allem raus, steckte ihn auf eine konservative Strategie und ließ ihn fahren. Bearman profitierte davon, dass Stroll vor ihm das Auto in die Mauer warf. Norris und Hamilton steckten in einer anderen Strategie, was Bearman ausnutzte. Mit guten Rundenzeiten hielt er beide hinter sich, auch als diese nach dem fälligen Wechsel auf Soft unterwegs waren. Am Ende kam ein siebter Platz raus, was angesichts der kurzen Zeit, die ihm zur Vorbereitung blieb, sehr gut war. Er zeigte eine exzellente Rennpace und machte keine Fehler. Da hat Ferrari auf jeden Fall einen guten Nachwuchsfahrer im Aufgebot.

Eventuell könnte Bearman auch seinem Teamkollegen in der F2 einen Gefallen getan haben. Kimi Antonelli gilt als Kandidat für die Nachfolge von Hamilton bei Mercedes. Der Rookie hat einen etwas schwierigen Start in seine erste F2-Saison gehabt, zeigte in Jeddah aber die ersten Erfolge in dem er ein paar Punkte holte. Bearman zeigte, dass die F2 die Fahrer gut auf die Formel Eins vorbereitet und gute Fahrer in der Lage sind, innerhalb von weniger Stunden einen Wechsel zu vollziehen. Ganz neu ist die Erkenntnis allerdings nicht, Felipe Drugovitch hat das letztes Jahr auch gemacht.

Das zweite Highlight lieferte das Hass-Team. In der Quali lief es nicht so gut. Magnussen blieb auf P14 stecken, Hülkenberg blieb in Q2 mit einem technischen Problem liegen und er startete einen Platz dahinter. Dafür lief es im Rennen besser. Nach dem Unfall von Stroll, der eine SC-Phase nach sich zog, kamen alle an die Box. Bis auf Norris, Hamilton, Zhou und Hülkenberg. Die Haas hatten im Rennen eine gute Pace und auch mal keine Probleme mit dem Reifenverschleiß. Der Deutsche lag nach den Stopps auf P10, dahinter lag der Sauber von Zhou und hinter diesem der Haas von Magnussen. Der wiederum hatte die ganze Meute des restlichen Feldes hinter sich.

Haas überlegte sich eine gute Strategie. Magnussen, ohnehin mit zwei 10-Sekunden-Strafen belegt, sollte seinem Teamkollegen rund 23 Sekunden Vorsprung verschaffen, damit dieser nach seinem Stopp den zehnten Platz würde halten können. In einer Saison, in der die Top 5 Teams die Punkte unter sich ausmachen werden, muss man jede einzelne Chance auf einen Punkt nutzen. So viele Möglichkeiten wird es nicht geben. Magnussen lieferte eine perfekte Fahrt. Er hielt Albon, Ocon und Tsunoda hinter sich und war dabei langsam genug, um Hülkenberg den passenden Vorsprung zu verschaffen. Der Deutsche wiederum schaffte es mit den Medium wirklich lange draußen zu bleiben, um den Vorsprung herauszufahren.

Am Ende klappte die Strategie. Hülkenberg holte den so wichtigen Punkt und Magnussen, einmal von der Strategie befreit, distanzierte den Pulk hinter ihm dann plötzlich um etliche Sekunden. Zumindest in Jeddah hatte man den Eindruck, dass der Haas das beste Auto im hinteren Mittelfeld hat. Darauf kann man dann hoffentlich im Verlauf des Jahres weiter aufbauen.

Williams ging ein wenig unter, was mich etwas überraschte. Das Auto hat einen guten Topspeed, aber offensichtlich fehlt es noch an anderen Stellen. In der Quali erreichte Albon P12 und hatte damit eine gute Ausgangsposition. Doch im Rennen lief es nicht ganz so gut. Die Rennpace des Williams schien nicht hoch genug zu sein, um die Haas zu gefährden. Wobei man erwähnen muss, dass die Abstände im hinteren Mittelfeld so eng sind, dass man auch nur schwer überholen kann. Albon kam dann irgendwann an Magnussen vorbei, aber mehr als P11 war nicht drin. Eine bessere Quali hätte mehr ermöglicht.

Alpine lag dahinter, ebenso die RB. Tsunoda schaffte es zwar in Q3, konnte aber nichts aus seiner guten Startposition machen. Im Trubel des frühen Boxenstopps verlor er ein paar Plätze und steckte dann hinter Magnussen im DRS-Zug fest. Ricciardo ging am Wochenende komplett unter. Mehr kann man zum Australier nicht sagen.

Ganz am Ende fand sich Sauber wieder. Die hatte ich in Jeddah stärker eingeschätzt, weil der deren Topspeed in Bahrain und auch die Rennpace hervorragend aussahen. Aber das Rennen war eine einzige Enttäuschung für Sauber. Es ist erstaunlich, dass das Team, mit all seinen Möglichkeiten, es nicht schafft ein Auto zu bauen, dass mit dem Haas mithalten kann.

Die einzig guten Nachrichten für Sauber: Audi hat am Wochenende die Übernahme von Sauber vorzeitig abgeschlossen und hält jetzt 75 Prozent der Anteile. Auch hat man angekündigt, dass man anpeilt, die restlichen 25 Prozent ebenfalls zu übernehmen. Offenbar will Audi so schnell wie möglich das Team neu strukturieren, um 2026 besser als jetzt dazustehen. Die Entscheidung, die Anteile früher zu übernehmen, geht wohl auf Initiative von Andreas Seidl zurück. Der hat dem Vorstand wohl einen Katalog vorgelegt, was alles bei Sauber passieren muss, damit man konkurrenzfähig wird. Da die Zeit bis 2026 knapp wird, hat man das Tempo jetzt erhöht. Das wird auch bedeuten, dass man das Jahr 2024 dafür nutzt, das Team neu aufzubauen. Eventuell erleben wir am Ende des Jahres dann die ersten Ergebnisse.

Und vorne so?

Red Bull dominierte nach Belieben und holte erneut einen Doppelsieg. Beide Fahrer mussten sich nicht mal sonderlich anstrengen. Verstappen und Perez schonten sichtbar ab Runde 20 den Motor und hielten den Abstand zueinander. Ferrari versuchte nur am Start gegenzuhalten, verlegte sich aber schnell darauf, den dritten Platz abzusichern. Leclerc hatte aber auch keinen Druck von hinten.

McLaren und Aston Martin lagen gleichauf. Mercedes allerdings etwas dahinter. Die mussten mit einem Kompromiss bei der Abstimmung fahren, weil der Mercedes mal wieder zum Bouncing neigte. Also musste man das Auto etwas höher legen, was wiederum Zeit kostete. Aber alle drei Teams liegen wirklich sehr eng beieinander und nur die Strecken, Asphalttemperaturen usw. verschieben die Rangfolge immer wieder etwas. Das sollte dann hoffentlich in den nächsten Rennen für mehr Spannung hinter den Podium sorgen.

Die Tabelle mit den Abständen ist an diesem Wochenende etwas verzerrt. Da Magnussen quasi das halbe Feld hinter sich gehalten hat, ist die Rennpace dementsprechende unklar. Ohne seine Blockade hätten vor allem Tsunoda eventuell Chancen auf Punkte gehabt. Auch Williams ist etwas unter Wert geschlagen. Echt scheint dagegen die miserable Pace der Sauber gewesen zu sein. Alpine verlor Gasly in der ersten Runde mit einem technischen Problem, Ocon steckte im Magnussen Zug, konnte da aber im DRS-Train immerhin mithalten.

Was die Pace vorne angeht: Red Bull dürfte Reserven haben. Verstappen baute seinen Vorsprung zunächst relativ schnell aus, ließ es aber dann einigermaßen ruhig angehen. Am Ende fehlten Leclerc 18 Sekunden, aber auch hier wird man einkalkulieren müssen, dass Leclerc nicht die ganze Zeit voll gepusht hat, weil er wusste, dass er eh keine Chance gegen Verstappen hat. McLaren, Aston und Mercedes lagen relativ dicht zusammen, am Ende aber 32, 35 und 39 Sekunden hinter den Red Bull. Das ist auf einer Strecke, auf der es nur um den Topspeed geht, schon bemerkenswert.

Die Reihenfolge zwischen den drei Teams hätte aber auch anders aussehen können, wenn die Quali anders gelaufen wäre. Aston war etwas besser positioniert, als sie eigentlich sind, Mercedes etwas schlechter. Klar ist aber, dass das Auto von Mercedes weit von Ferrari entfernt ist. Man verliert drei bis vier Zehntel pro Runde auf die Italiener. Das mag dem Problem geschuldet zu sein, dass Mercedes in Jeddah Probleme mit dem Bouncing hatte, aber auch ansonsten macht Mercedes nicht den Eindruck, als habe man in den ersten Monaten der Saison ein Auto, das nach vorne Druck ausüben kann.

TeamAbstand zum vorderen TeamAbstand zu P1
Red Bull0,00,0
Ferrari-0,5-0,5
McLaren-0,2-0,7
Mercedes-0,1-0,8
Aston Martin0,0-0,8
Haas-0,6-1,4
Williams0,0-1,4
Sauber-0,1-1,5
RB0,0-1,5
Alpine-0,1-1,6

Weiter geht es in zwei Wochen in Australien. Das ist dann wieder eine völlig andere Strecke und die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Strecke sehr selektiv ist. Könnte sein, dass die ersten Teams in Australien schon neue Teile zeigen, da die F1 ja auch eine längere Asien-Tour geht. Nach Australien folgen Japan und China. Die größten Veränderungen an den Autos dürfte man allerdings erst beim Rennen in Imola Mitte Mai sehen.

Bilder: Pirelli

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