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GT World Challenge Europe 2024 – Saisonvorschau Endurance Cup

von Nils Otterbein
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Ungewöhnlich früh startet die GT World Challenge in ihre nächste Saison. Auch in diesem Jahr werden über 50 Fahrzeuge die fünf Langstreckenrennen der inoffiziellen GT3-Europameisterschaft in Angriff nehmen. Grund genug die Rennserie auch in diesem Jahr hier im Blog zu thematisieren!

Der diesjährige Kalender sieht einige Änderungen vor. So wird die Saison am kommenden Wochenende in Le Castellet starten, wo bereits der Vorsaisontest stattfand. In Südfrankreich hatte sich in den vergangenen Jahren das 6H Rennen als „Generalprobe“ für die 24 Stunden von Spa etabliert. Das Rennen war hierfür gut geeignet, da ein gewisser Teil in der Dunkelheit gefahren wurde, was nun wegfallen wird. Das 6H Rennen bringt uns gleich zur größten Änderung der Saison: Dieses wurde ans Saisonende verlegt und wird im saudi-arabischen Jeddah erstmals ein Rennen der europäischen GT World Challenge außerhalb Europas sein. Die SRO betont, dass die Logistikkosten zu einem großen Teil erstattet werden. Dennoch darf man gespannt sein, wie die Resonanz ausfallen wird.

Nach dem Saisonstart folgen lediglich zwei Sprintwochenenden, weshalb die 24 Stunden von Spa Ende Juni ungewöhnlicherweise das zweite Endurance Rennen sein werden. Danach folgen das beliebte Event am Nürburgring und das Rennen in Monza (beide 3H) zu einem ungewöhnlich späten Zeitpunkt aufgrund Bauarbeiten im königlichen Park von Monza. Auf die Sprintrennen gehe ich in der gesonderten Vorschau vor dem Saisonstart in Brands Hatch ein.

Das Feld der Hersteller sieht neun Marken, inklusive einem Neueinsteiger mit folgender Verteilung vor: Pro: 20; Gold: 5; Silver: 9; Bronze: 20 (kurzfristige Änderungen vorbehalten)

 

Mercedes

Mercedes ist der Klassenprimus unter den Herstellern. Mit Boutsen VDS kann die Marke einen Neueinsteiger vermelden, der von Audi gewechselt ist. Die belgische Mannschaft setzt einen Wagen im Pro-Cup mit u.a. Maxi Götz ein.

Die Startnummern #2 und #3 werden erneut von Getspeed eingesetzt mit einem weiteren Pro-Wagen. In der #2 kommt neben Fabian Schiller und Luca Stolz, Jules Gounon zum Einsatz, der als amtierender Fahrermeister des Endurance-Cups gewechselt ist. Das Trio dürfte das Stärkste im Mercedes-Aufgebot sein.

Weitere Fahrzeuge kommen von den altbekannten Teams Haupt Racing und Winward sowie Madpanada und dem eher neueren Team 2Seas Motorsport aus Bahrain. Haupt sollte laut der ersten Version der Nennliste zwei AMG einsetzen. Für Le Castellet ist jedoch nur ein Wagen geplant Die #777 unter der Nennung von AlManar fährt dieses Jahr nur noch im Gold-Cup. Das Meisterteam Akkodis ASP hat Mercedes wie erwartet an Lexus und die WEC verloren.

 

Aston Martin

Nachdem Aston Martin im letzten Jahr mit Bullet Racing nur einen Wagen hatte, der nie wirklich auffiel, sind es mit dem neuen Evo Modell ganze sieben Wagen. Damit setzt Aston Martin genauso viele Autos ein wie Ferrari. Audi und Porsche, was vor einigen Monaten als sehr unwahrscheinlich galt. Für den Boom der Marke sorgen zwei äußerst prominente Teams, die von anderen Herstellern wechselten: Comtoyou Racing hat sich ähnlich zu Boutsen VDS von Audi getrennt und setzt mal soeben vier Vantage ein, womit man neben Attempto das stärkste Team der Serie sein wird. Die #7 ist dabei für den Pro-Cup genannt. Zum Einsatz kommen mit Thiim und Sörensen zwei langjährige Aston-Martin-Piloten. Mattia Drudi ist genauso von Audi gewechselt wie das Team.

Für den wohl überraschendsten Markenwechsel des GT-Sports sorgte im Winter Walkenhorst Motorsport, die sich letztes Jahr mit BMW hauptsächlich auf die Aktivitäten rund um die Nordschleife konzentriert haben. Nach dem Markenwechsel setzt man offensiv drei Fahrzeuge ein, eins im Pro-, eins im Silver- und eins im Bronze-Cup. Das Pro-Trio klingt mit Pittard, Chaves und Gunn sehr nach WEC. Pittard kennt die Walkenhorst-Mannschaft natürlich vor allem aus gemeinsamen BMW-Zeiten in der NLS.

Man darf gespannt sein, wie beide Teams mit den neuen Produkten zurechtkommen und ob Aston Martin die weltweite Nachfrage mit Unterstützung und Ersatzteilen decken kann.

 

Ferrari

Ferrari hat den Wechsel auf ein neues Modell bereits hinter sich. Nachdem zu Beginn des letzten Jahres noch vereinzelnd das alte 488-Modell eingesetzt wurde, da die Nachfrage nach dem 296 zunächst nicht gedeckt werden konnte, ist der 296 jetzt das Standardmodell. Nach einer ergebnistechnisch schwachen Saison soll nun der Erfolg gelingen. AF Corse legt wie gewohnt viel Wert auf die World Challenge und setzt drei Wagen ein, davon zwei im Pro-Cup. Mit dem Trio Pier Guidi/Rigon/Rovera soll es um Rennsiege gehen. Das Trio Neubauer/Abril/Vidales wird mit zwei Gold-Piloten eher nicht im Bereich der Gesamtsiege angreifen können.

Kessel Racing mit zwei und Rinaldi mit einem Ferrari, dieses Mal ohne Unterstützung von ST-Racing, konzentrieren sich auf den sehr umkämpften Bronze-Cup. Der interessanteste Name ist bei Rinaldi sicherlich Felipe Fernandez Laser, der sich als 24 Stunden Sieger vom Nürburgring mittlerweile einen Namen außerhalb des NLS-Gefüges gemacht hat. Sky-Tempesta setzt die Serie fort, dass sie jedes Jahr eine andere Marke einsetzen. Dieses Mal kehrt das Meisterteam aus dem Bronze-Cup von McLaren auf Ferrari mit dem gleichen Trio zurück.

 

 

Porsche

Nach einem eher schwachen Jahr mit recht wenigen Startern in der GTWC, kehrt Porsche wiedererstarkt zurück. Im Pro-Cup sind erneut Rutronik Racing, dieses Mal mit zwei Wagen, und Dinamic GT vertreten. Dinamic sorgte für den sicherlich größten Aufreger über den Winter: Nachdem beim Saisonfinale in Barcelona eine umfassende Zusammenarbeit mit Ford angekündigt wurde, kam es offensichtlich zu massiven Differenzen und Problemen in der Teileversorgung. Da das Team den Porsche immer noch vorrätig hatte, wird man den 911 stattdessen einsetzen. Einen Pro-Wagen mit entsprechenden Fahrern konnte man in der Kürze der Zeit nicht mehr organisieren. Die beiden Wagen starten im Silver-Cup. Mit Leuten wie Phillip Sager, Christopher Zoechling oder Marius Nakken klingt das alles sehr nach Porsche Supercup.

Rutronik setzt mit Patric Niederhauser einen der wenigen Porsche-Neuzugänge ein, der wie viele andere nach der Auflösung des Audi-Kaders am Fahrermarkt verfügbar war. Er teilt sich den 911 mit Sven Müller und Julien Andlauer, die beide „nur“ als Gold eingestuft sind. Mit Dennis Marschall fährt ein weiterer Top-Pilot den Bronze-Wagen.

Einen neuen Gesellschafter gab es bei CLRT Racing zu vermelden, was nun zu CLRT Schumacher Racing umbenannt wurde. Bei Schumacher handelt es sich um einen französischen Autohändler, der eine Vielzahl von Autohäusern betreibt. Schon im ersten Jahr unter der Neufirmierung setzt man hochkarätig einen Pro-Wagen mit Boccolacci/Güven/Heinrich ein. Dazu kommen Lionspeed Racing ohne Zusatznennung von Car Collection sowie Herberth Motorsport mit je einer Nennung im Bronze-Cup.

Dazu kommt das Team „VSI Greico Spektras“. Das letztgenannte Team wird von Pure Rxcing mit litauischer Nennung eingesetzt, jenes Team, das den zweiten Manthey-Porsche in der WEC einsetzt. Durchaus spannend, was mit diesem noch recht neuen Team derzeit passiert. Letztes Jahr kooperierte das Team mit Herberth Motorsport. Die große Überraschung: Trotz des Fahrertrios Aliaksandr Malykhin (Bronze), Klaus Bachler (Platin) und Joel Sturm (Gold) ist der Start im Pro-Cup geplant. Wäre nicht überraschend, wenn sich das Team mit entsprechenden Werksfahrern in den nächsten Jahren an der Spitze etablieren könnte.

 

Lamborghini

Einen Aderlass musste Lamborghini hinnehmen, da Iron Lynx den Fokus auf die LMDh und GT3-Einsätze in der WEC legt. Iron Lynx wäre jedoch nicht Iron Lynx, würde es nicht doch noch einen Wagen für die GTWC geben. Und diesen gar im Pro-Cup! Mit Bortolotti und Caldarelli sind zwei Fahrer genannt, die erstmals den permanenten Switch zwischen LMDh und GT3 erleben. Mit Matteo Cairoli kommt ein Neuzugang von Porsche zum Einsatz, die eine Reduzierung ihres Kaders vorgenommen haben.

Grasser Racing konnte letztes Jahr den Teamtitel im Silver-Cup einfahren und setzt in dieser Klasse erneut einen Huracan ein. Darüber hinaus wird ein weiteres Fahrzeug im Pro-Cup eingesetzt. Hier kommt in Form von Christian Engelhart ein weiterer Neuzugang von Porsche zum Einsatz. Der Wechsel zeichnete sich schon letztes Jahr ab, als Engelhart die DTM-Saison bei Toksport abbrach und am Saisonende für Grasser fuhr. Einst begann er ja seine GT3-Karriere bei Grasser und fuhr zu einigen Laufsiegen in der damaligen Blancpain GT Series und dem ADAC GT Masters.

Als drittes Team kommt noch das britische Team Barwell Motorsport hinzu, die auf zwei Wagen aufstocken, beide mit Bronze-Nennungen.

Audi

Bereits seit längerem schwingt bei Audi eine gewisse Abschiedsstimmung mit. Mit sieben eingesetzten R8 und einem aufgelösten Werkskader ist dennoch vorerst nichts von einem Abschied zu spüren. Grund für das starke Audi-Feld ist Attempto Racing, die mit vier R8 die Fahnen durchaus hochhalten, davon einen im Pro-Cup. Gespannt durfte man auf die Fahrer sein, die allesamt nicht mehr im Werkspool von Audi unter Vertrag stehen. Mit Ricardo Feller und Christopher Haase sind zwei Größen des Audi-Kaders dabeigeblieben. Seine erste Saison im Pro-Cup wird derweil Alex Aka erleben, der sich durch starke Leistungen im Silver-Cup empfohlen hat. Er wird darüber entscheiden, ob zumindest ein Audi in der Serie noch um Siege fahren kann.

Dazu ist Sainteloc ein treuer Audi Kunde, auch dieses Jahr mit zwei R8 LMS Evo II. Der entschwundene Fahrerkader hat hier jedoch seine Spuren hinterlassen. Noch wenige Tage vor dem Saisonstart ist zu Redaktionsschluss nicht bekannt, in welcher Klasse und mit welcher Besatzung die #26 eingesetzt wird. Die #25 wird lediglich im Gold-Cup zu sehen sein. Sainteloc hatte viele Jahre mindestens einen R8 im Pro-Cup einsetzen können. Man erinnere sich an den Sieg in Spa 2018 mit u.a. Markus Winkelhock.

Neu dabei ist das Team Concept Sport aus Frankreich, die aus CSA-Racing hervorgingen. Als Besitzer ist dort Arthur Rougier angegeben, der sich schon in jungen Jahren in die Rolle des Teamchefs einfinden muss. Das Team ist ebenfalls im eher schwach besetzten Gold-Cup genannt.

 

McLaren

Mit Sky Tempesta hat man einen Erfolgsgaranten aus 2023 verloren. Nun bleibt für McLaren drei Mal ein Einsatz von Garage 59, davon mit einem 720S GT3 Evo im Pro-Cup und Optimum Motorsport im Bronze-Cup. McLaren spielte in den Klassen unterhalb des Pro-Cups eine starke Rolle. Weiterhin ist zu beobachten, dass die Kunden bei McLaren eher nicht Schlange stehen, weshalb die Marke außerhalb der British GT rar gesät ist. Der Pro-Wagen von Garage 59 dürfte mit Benjamin Goethe, Tim Gamble und Dean Macdonald erneut zu den Schwächsten der Klasse gehören. Mit Leuten wie Nicolai Kjaergaard und Miguel Ramos sind zumindest Erfolge im Bronze-Cup realistisch.

 

BMW

Mit vier von sechs Wagen im Pro-Cup hat BMW die höchste Quote in der Top-Klasse. Etwas überraschend, dass WRT trotz der Einsätze von zwei LMDh und zwei GT3-Fahrzeugen in der WEC noch ein Programm von drei M4 in der GTWC gestemmt bekommt. Das Trio Sheldon Van der Linde/Weerts/Dries Vanthoor ist ident zum letzten Jahr geblieben. In der #46 sind Martin/Rossi ebenfalls zusammengeblieben. Neu in der #46 ist Marciello als letztjähriger Dominator der Meisterschaft. Die #30 wird von einem Team aus Oman eingesetzt, allerdings mit WRT-Nennung.

Dazu setzt Rowe Racing erneut zwei Wagen im Pro-Cup ein, einer davon im letztjährigen Design des Junior Teams. Wie WRT sagt man sich „never change a winning team“ und setzt in der 98 unverändert Eng/Wittmann/Yelloly ein. Die #998 kann als Junior-Team in Anlehnung an die NLS-Einsätze der letzten Jahre bezeichnet werden. Mit Hesse und Harper sind erneut zwei der ehemaligen Junioren dabei. Dazu Augusto Farfus, der in manchen Nennlisten auch Augusto Farfus Jr. genannt wird. :D

Mit Century Motorsport aus Großbritannien im Bronze-Cup ist sogar ein Neuzugang zu verzeichnen. Das Team konnte mit Dan Harper den Titel in der British GT gewinnen. Hier fällt bei der Fahrerwahl der Name Jake Dennis ins Auge, der auch nach dem Formel E-Titel für Andretti Porsche bei BMW unter Vertrag steht. Ziel dürfte es aus BMW-Sicht sein, dass der Brite die M4-Routine behält, um für die Langstreckeneinsätze gewappnet zu bleiben.

 

Ford

Das größte Fragezeichen steckt selbstverständlich hinter Ford. Nach der Auflösung des Vertrags mit Dinamic GT, bleibt nur noch der Einsatz eines Mustangs von Proton Competition übrig. Das Team von Christian Ried stemmt den Einsatz neben dem Start von zwei Mustangs in der WEC. Überraschend dabei: Proton nennt den Wagen auch für den Sprint-Cup. Außerhalb der Porsche Markenpokale sind Sprintrennen absolutes Neuland für Proton. Die Einsätze in der WEC und IMSA haben gezeigt, dass man Wunderdinge nicht zu schnell erwarten sollte. Mit Vervisch, Olsen und Mies kommen drei Piloten zum Einsatz, die bekanntlich bei Ford unter Vertrag stehen. Vervisch und Mies mussten sich beide nach dem Abgang von Audi einen neuen Arbeitgeber suchen. Bei Olsen war der Wechsel von Porsche zu Ford eine große Überraschung und könnte für ihn sportlich einen Abstieg bedeuten. Immerhin war es letztes Jahr Teamkollege von Thomas Preining für Manthey in der DTM.

 

TV und Streaming

Wie schon in den letzten Jahren werden alle Qualifyings und Rennen + ggf. manche Trainingssession auf dem YouTube-Kanal „GT World“ übertragen. Dazu überträgt in der Regel Sky die Rennen live mit englischem Kommentar, entweder außerhalb der F1-Wochenenden auf Sky Sport F1 oder auf einem der Sport-Optionskanälen, je nach Verfügbarkeit und Umfang des Programms.

 

Bildquellen: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=24&filter_meeting_id=215)

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