Nach einer langen Pause, die nur durch die Show im Thermal Club unterbrochen wurde, geht die Saison der IndyCar-Series nun endlich richtig los. Auf dem Programm steht einer der Höhepunkte des Jahres: der Grand Prix of Long Beach
Es ist das Rennen mit der zweitlängsten Tradition im IndyCar-Kalender. Seit 1984 findet das Rennen an der Pazifikküste statt. Nur in der Corona-Saison 2020 wird es nicht stattfinden. Auch die Zukunft der IndyCar-Serie in Long Beach scheint gesichert. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Gerüchte, dass andere Serien, darunter auch die Formel 1, den Grand Prix von Long Beach übernehmen könnten. Nach dem Ende der CART im Jahr 2003 lagen die Rechte an der Veranstaltung bei Gerald Forsythe und Kevin Kalkhoven, die auch Miteigentümer der Champcar World Series waren. Kalkhoven verstarb im Januar 2022 und somit fielen 50% der Rechte an die Erben. Diese hätten die Rechte möglicherweise von Liberty für die Formel 1 erwerben können. Doch am 28. März gab Gerald Forsythe bekannt, dass er sich mit den Erben von Kevin Kalkhoven geeinigt habe und 100 Prozent der Rechte am Grand Prix von Long Beach halten werde. Als großer IndyCar-Traditionalist wird Forsythe das Rennen sicher nicht aus dem IndyCar-Kalender streichen.
Im vergangenen Jahr waren Andretti Global und Chip Ganassi Racing die dominierenden Teams in Long Beach. Fahrer dieser Teams belegten am Ende auch die ersten fünf Plätze. Kyle Kirkwood holte seinen ersten Sieg in der IndyCar-Serie. Will Power hatte als Sechster mehr als 20 Sekunden Rückstand auf Alex Palou. Die Top-5 fuhren also in einer eigenen Liga. Einzig Josef Newgarden konnte im Mittelteil des Rennens mithalten und sogar für 27 Runden die Führung übernehmen. Er war mit Prime-Reifen gestartet und setzte im Mittelstint auf Option-Reifen. Damit konnte er nicht nur mit den Andretti-Hondas, die alle auf Prime-Reifen unterwegs waren, mithalten, sondern mit etwas Hilfe von Augustin Canapino auch Kyle Kirkwood überholen. Die schneller abbauenden Option-Reifen wurden später zu Newgardens Problem. Bevor er von den Fahrern auf den Prime-Reifen überholt werden konnte, holte ihn Team Penske zu einem sehr frühen letzten Stopp an die Box. Im Spritsparmodus fiel Josef Newgarden noch auf Platz 9 zurück.
Nach nur einem Rennen ist es schwierig, das Kräfteverhältnis in der IndyCar-Serie zu beurteilen. Beim Saisonauftakt Anfang März in St. Petersburg waren die Penske-Chevrolets sehr stark. Josef Newgarden, Scott McLaughlin und Will Power belegten die Plätze 1, 3 und 4, nur Pato O’Ward für McLaren konnte sich dazwischen schieben. Im Vorjahr hatte Penske auf den Stadtkursen noch Probleme, überhaupt mit einem Auto in die Top 5 zu kommen. Andretti Global ist in Long Beach traditionell stark. Zudem fuhr Colton Herta in St. Petersburg auf Platz 5. Bei ihm und seinem Team stimmen also die Ergebnisse in diesem Jahr und in der Vergangenheit. Deshalb würde ich mein Geld auf Andretti setzen. Wer aus dem Trio Colton Herta, Kyle Kirkwood und Marcus Ericsson der Favorit ist, weiß ich nicht. Alle drei haben gute Argumente auf ihrer Seite. Herta ist derzeit der Formstärkste, Kirkwood hat im Vorjahr gewonnen und Ericsson wurde Dritter.
Auch Chip Ganassi Racing darf man nicht vergessen. Alex Palou fuhr in bester Dixon-Manier in St. Petersburg auf Platz 6 und war beim Showevent im Thermal Club nicht zu schlagen. Scott Dixon darf man nie abschreiben, auch wenn sein einziger Sieg in Long Beach aus dem Jahr 2015 stammt. Die Joker im Spiel der IndyCar Series sind meist die McLaren. Pato O’Ward hat das Potenzial, immer vorne mitzufahren. Doch im vergangenen Jahr schoss er erst Dixon aus dem Rennen und musste dann später eine Runde in den Reifenstapeln warten. Auch in St. Petersburg war er der einzige Fahrer, der den Speed der Penske-Chevrolets mitgehen konnte. Auch Alexander Rossi muss man zu den Favoriten zählen. Neben Will Power (2008 und 12) ist er der einzige Fahrer im Feld der den Grand Prix zweimal (2018/19) gewinnen konnte.
Zum ersten Mal kommt eine Weiterentwicklung des Aeroscreens zum Einsatz. Die Belüftung des Cockpits und der Schutz der Hände wurden verbessert. Außerdem konnte das Gewicht um etwa 5 Kilogramm reduziert werden. Das verbessert das Gewichtsverhältnis der Wagen und geschieht auch in Hinblick auf den Einsatz des Hybrid-Systems im Laufe der weiteren Saison.
Strecke
Der Stadtkurs führt über 3,167 km rund um das Kongresszentrum von Long Beach. Die Start-Ziel-Passage mit einer langgezogenen Rechtskurve mündet in eine enge 90-Grad-Linkskurve. An der schnellsten Stelle der Strecke müssen die Fahrer aus fast 180 mph anbremsen. Es ist die beste Stelle zum Überholen, auch wenn es wegen der nahen Betonmauern immer wieder zu Unfällen kommt. Besonders kritisch wird es nach dem stehenden Start. Es folgt ein enger und winkliger Streckenabschnitt. In Kurve 4, einer 90 Grad Rechtskurve, haben die Fahrer häufiger Probleme, da es am Kurvenausgang durch einen anderen Belag besonders rutschig ist. Es folgt eine Reihe von 90-Grad-Kurven und kurzen Geraden. Die südliche Pine Avenue umfasst den Abschnitt von Kurve 6 bis Kurve 8 und ist besonders wichtig, da sie zur zweitlängsten Vollgaspassage der Strecke führt. Kurve 9 bietet dann eine zweite kritische Überholmöglichkeit. Die anschließende Linkskurve kann zum Kontern genutzt werden. Aber auch hier geht es sehr eng zu und der Austausch von Carbonteilen ist wahrscheinlich. Eine Haarnadelkurve führt zurück zur Start- und Zielgeraden.
Zeitplan (eastern time, MEZ)
Freitag, 19. April
5:50 – 7:05 p.m. (23:50 – 1:05) – NTT IndyCar Series practice #1
Samstag, 20. April
11:25 a.m. – 12:25 a.m. (17:25 – 18:25) – NTT IndyCar Series practice #2
02:25 p.m. (20:25) – Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of knockout qualifications
Sonntag, 10. April
12:00 – 12:30 p.m. (18:00 – 18:30) – NTT IndyCar Series warmup
03:38 p.m. (21:38) – „Drivers, start your engines“ command
03:45 p.m. (21:45) – Acura Grand Prix of Long Beach (85 laps/167.28 miles), USA-Network, SKY (live)