Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von China 2024 – Verstappen ohne Probleme – der Rest nicht

Formel Eins: Analyse GP von China 2024 – Verstappen ohne Probleme – der Rest nicht

von DonDahlmann
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Red Bull war in Shanghai nicht zu schlagen. Der Abstand zum Rest des Feldes war atemberaubend groß. Und doch konnte Norris die Red Bull splitten.

Schon in der Qualifikation war klar, dass Red Bull an diesem Wochenende nicht zu schlagen sein würde. Verstappen holte am Freitag die Pole mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung vor McLaren. Das war mehr als eindeutig. Das Sprintrennen, bei dem Norris die Pole holte, war ebenfalls eine reine Red Bull Show. Obwohl Verstappen nicht aus der ersten Reihe startete, und er die Hälfte des Rennens benötigte, um nach vorn zu kommen, betrug sein Vorsprung am Ende 13 Sekunden. Es war schon fast eine Demütigung für den Rest des Feldes.

Dabei hatte sich die anderen Teams durchaus leichte Hoffnungen gemacht, dass man in China eine Chance haben würde. Die neu asphaltierte Strecke stellte aber für die meisten Teams eine größere Herausforderung bereit. Eigentlich war Shanghai immer ein Kurs, bei dem man auf seine Vorderreifen aufpassen musste. Doch der neue Asphalt veränderte die Situation und plötzlich waren es die Hinterreifen, die mehr Probleme verursachten. Dazu kam, dass der Asphalt nicht so viel Gummi aufnahmen wie gedacht und der Regen in den Tagen das wenige Gummi immer wieder wegwusch. Doch die Probleme hatten alle, auch Red Bull, die aber weniger Probleme damit hatten. Was wohl daran liegt, dass die Red Bull mehr Abtrieb über den Unterboden erzeugen. Und offenbar kann Red Bull über Setup dann regeln, ob der Abtrieb eher mehr hinten oder vorn ankommt.

Da die Reifen stärker gefragt waren, entwickelte sich das Rennen zum einen Zweistopper. Schon in Runde 9 kamen Hülkenberg und Zhou an die Box. Das war früh, aber der Undercut funktioniert in China hervorragend, wie man im Rennen sehen konnte. Daher war es kein Wunder, dass eine Runde später auch weitere Piloten aus dem Hinterfeld kamen. Hamilton (zu Mercedes mehr später) und Stroll suchten ihr Heil ebenfalls in einem frühen Wechsel und bis auf Hamilton, in der harten Mischung. Nur Hamilton nahm die Medium, nachdem sein erster Run auf Soft eine komplette Zeitverschwendung war.

Interessant im ersten Drittel des Rennens waren die unterschiedlichen Strategien. Das Hinterfeld kam früh, die Red Bull kamen ebenfalls recht früh in Runde 14 und nahmen die harten Reifen. Ferrari und McLaren ließen ihre Autos aber draußen, was die Chance auf eine Ein-Stopp-Strategie eröffnete. Aber zu diesem Zeitpunkt war nicht klar, ob das überhaupt möglich war. Ferrari holte Sainz in Runden 18 rein. Das war zu früh für einen One-Stopp. Aber Leclerc und Norris blieben auf der Strecke und wenn sie es bis Runde 20-22 schaffen würden, war der One-Stopp zumindest theoretisch eine Möglichkeit. Das hätte dann wiederum beiden die Möglichkeit eröffnet Sergio Perez auf P2 anzugreifen. Denn würde auf jeden Fall noch einmal kommen müssen.

Und genau in Runde 22 gab es dann die Chance für beide. Bottas stellte seinen Sauber mit einem Motorschaden ab. Doch die Rennleitung ließ sich eine Runde Zeit bis ein VSC ausgerufen wurde. Dummerweise kam das VSC genau in dem Moment, als Norris an der Box vorbei war. Für Leclerc lief es besser. Doch Norris hatte Glück. Weil die Safety Crew den Wagen nicht weg bewegen konnte, dauerte das VSC etwas länger, sodass er seine frischen Hard doch noch abholen konnte. Auch andere nutzten die Chance für einen weiteren Stopp. Und weil der Wagen sich nicht bewegen ließ, kam das SC raus. Was Red Bull wieder dazu nutzte beide Fahrer reinzuholen. Es war also ordentlich Chaos an der Box, auch was die Reifenwahl anging. Denn während die Spitze die harten Reifen wählte, setzte Aston Martin Alonso auf die Soft.

Nach dem Ende des SC in Runde 26 sah die Reihenfolge und die Reifenwahl so aus:
VER – H
NOR – H
LEC – H
PER – H
SAI – H
ALO – S
RUS – H
PIA – H
RIC – M
STR – H

Doch kaum war das Rennen gestartet, kam das SC schon wieder raus. Vor Haarnadelkurve staute sich das Mittelfeld und es kam zu einigen Auffahrunfällen. So richtig klar war es nicht, wer da Schuld hatte, aber Stroll unterschätzte auf jeden Fall den Verkehr und schob seine Nase unter den RB von Ricciardo. Parallel dazu erledigte Magnussen Tsunoda mit einem eher doofen Überholversuch. Für Tsunoda war das Rennen vorbei, die anderen konnten weiterfahren. Stroll verlor allerdings jede Chance auf Punkte und Ricciardo kämpfte mit einem defekten Unterboden und musste das Rennen beenden. Magnussen und Stroll bekamen zudem eine 10-Sekunde-Strafe.

In Runde 32 ging es dann endlich weiter und dieses Mal auch ohne weitere Unterbrechung. Die Frage war nicht, wer Verstappen schlagen konnte, sondern eher, wer den zweiten Platz holen würde. Norris, Leclerc und Perez auf den harten Reifen? Oder würde Alonso auf den Soft die gute Show der Aston an diesem Wochenende mit einem Podium krönen?

Der Rest des Rennens ist allerdings schnell zusammenzufassen. Verstappen kontrollierte das Rennen, Norris verschaffte sich etwas Luft von Leclerc, der wiederum mit Perez kämpfte. Alonso konnte seine Soft nicht nutzen und verlor nach und nach den Anschluss nach vorn. Stattdessen rückte ihm Sainz auf den relativ alten harten Reifen auf die Pelle, der wiederum Russell im Schlepptau hatte.

Erstaunlich in dieser Phase: Norris war klar schneller der Ferrari. Sicherlich hielten sich Leclerc und Perez durch den Zweikampf gegenseitig auf, aber der McLaren hatte auch im Rennen die bessere Pace. Perez benötigte bis Runde 39, um sich am Ferrari vorbeizuschieben. Doch die Pace des Mexikaners war an diesem Wochenende relativ zu Norris und in den 16 verbleibenden Runden musste er knapp sechs Sekunden Rückstand gut machen. Und das gelang dem Mexikaner erstaunlicherweise nicht. Während Verstappen nach dem Restart 10 Sekunden Vorsprung hatte, konnte Perez die fünf Sekunden zu Norris nicht schließen.

Alonso verabschiedete sich aus dem Kampf ums Podium in Runde 44, da er mit seinem Soft noch mal die Box kommen musste. Das warf ihn aus den Punkten auf P12, waren aber für den Moment gute Nachrichten vor allem für Hülkenberg im Haas, der zu diesem Zeitpunkt auf P9 lag. Tatsächlich war Alonso auf den Medium super schnell unterwegs. In Runde 47 lag er schon auf P10, eine Runde später schnappte er sich Hülkenberg für P9, danach Hamilton und Piastri. Am Ende kam ein siebter Platz raus. Doch davon ausgehend, dass er mit einer konservativen Reifenwahl durchaus P6 hätte holen können, war die Strategie nicht wirklich die Beste.

Am Ende des Rennens freute sich neben Lando Norris vor allem Nico Hülkenberg. Dem gelang das Kunststück mal wieder den letzten Punkt einzusammeln, was Haas in der WM deutlich helfen wird. Fehlerfrei war das Rennen des Deutschen nicht, aber im Hinterfeld muss man seine Ellenbogen ausfahren. Dass er den Haas durch das Chaos schadensfrei bewegen konnte und einen Punkt holte, zeigt seine Klasse. Nicht umsonst gilt er als Kandidat für das Audi-Team, das ihn schon im nächsten Jahr im Auto haben wollen.

Die Ferrari hatten ein sehr zähes Wochenende. Als Top 2 gesetzt, gelang den Italienern nur wenig. Man hatte Probleme mit dem Setup und dem Reifenverschleiß, sodass man sich dazu entschloss auf ein Renn Setup zu setzen. Das bedeutete aber vor allem im Hauptrennen, dass man nur von P6 und P7 starten konnte. Auch im Rennen war der Speed nicht so hoch, wie man das aus den letzten Rennen kannte. Aber immerhin reichte es für die Roten zu P4 und P5. Nicht gut, aber immer noch besser als die Mercedes.

Die müssen sich langsam mal fragen, was in Team falsch läuft. Hamilton kam in der Quali nur auf P18, Russell hatte Mühe in Q3 zu kommen. Im Rennen konnte Hamilton sich auf P8 vorarbeiten und lag im Ziel 15 Sekunden hinter Russell, was angesichts der Ausgangslage nicht schlecht war. Aber mehr als P6 war für Mercedes nicht drin und es gab auch keinen Hoffnungsschimmer im Rennen. Irgendwas stimmt mit dem Auto nicht und es ist erstaunlich, dass Mercedes die Probleme nicht in den Griff bekommt.

Die Gerüchteküche vermeldet, dass Mercedes Probleme mit der Korrelation zwischen den CFD- und Streckendaten nicht in den Griff bekommt. Ebenso gibt es Gerüchte, dass man die technische Abteilung neu aufteilen will. James Allison wird Chefentwickler bleiben, aber man hat wohl die Fühler zu Simone Resta ausgestreckt und sucht wohl auch bei Aston Martin und McLaren nach Personal. Hier könnte der gerade von den Briten entlassene David Sanchez seinen Weg zu Mercedes finden.

Irgendwas muss Mercedes machen. Man steckt hinter Red Bull, hinter McLaren und hinter Ferrari. Und hätte sich Aston nicht mit der Strategie verhauen, hätte man Aston auch vor sich gehabt. Wenn man böse sein will: Mercedes steckt ungefähr da, wo Aston am Ende des letzten Jahres war. Nicht schnell genug um irgendwas zu reißen, zu schnell für die hinteren Top 5. Vielleicht wird ein neues Update ja etwas verändern, aber das soll wohl erst in Imola kommen.

Im Hinterfeld gab es viele Zweikämpfe und wie berichtet einige Zwischenfälle. In der Quali überraschten die Sauber mit einem Auftritt von Bottas in Q3. Auch Zhou war bei seinem Heimat-GP gut unterwegs. Aber natürlich fehlt Sauber weiter noch die Pace um wirklich etwas erreichen zu können. Im Rennen sah man sich zudem von den Alpine unter Druck gesetzt, die für ihre Verhältnisse am Wochenende recht gut unterwegs waren. Gasly kratzte am Ende des Rennens sogar an den Punkten, aber dafür reicht es bei Alpine nicht. Immerhin war mal ein kleines Lebenszeichen von den Franzosen. Williams bekam mal beide Autos unbeschädigt ins Ziel, war aber weit von den Punkten entfernt.

Auf eine genaue Analyse der Hackordnung verzichte diese Woche mal, weil die Strecke in Shanghai einige Besonderheiten hat, die die Pace etwas verzerren. So ist der Abstand zwischen McLaren und Mercedes in der Rennpace zusammengenommen auf eine Sekunde hochgeschnellt. Bei den anderen Rennen waren 0,0 bis 0,3 Sekunden. Dass allein zeigt schon, was vor allem der Asphalt in Shanghai ausgemacht hat.

Weiter geht es dann am 05. Mai in Miami. Die gute Nachricht: als Europäer muss man diese Saison nicht mehr so früh aus dem Bett.

Bilder: Pirelli

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