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Indycar: Analyse Grand Prix of Long Beach

von Rainer
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Scott Dixon hat am Sonntag zum zweiten Mal in Long Beach gewonnen. Und das in bester Dixon-Manier.

Im Training und im Qualifying waren die Chip-Ganassi-Chevrolets noch nicht weit vorne zu finden. Dort gaben die Autos von Team Penske, McLaren und Andretti den Ton an. Die Pole Position sicherte sich aber erneut Felix Rosenqvist für Meyer Shank Racing. Es war sein dritter Start aus der ersten Reihe im dritten Rennen. Irgendwie hat er oder sein Team den Schlüssel für eine perfekte Runde gefunden. Es ist erstaunlich, welch großen Schritt das Team über den Winter nach vorne gemacht hat. Hinter dem Schweden folgten die beiden Penske von Will Power und Josef Newgarden, dann die Andrettis von Colton Herta und Marcus Ericsson. Alex Palou komplettierte die Fast Six. Scott Dixon startete nur vom achten Platz.

Will Power war der einzige Fahrer der Spitzengruppe, der beim Start Option-Reifen aufgezogen hatte. Diese waren vor allem zu Beginn des Stints deutlich schneller als die Prime-Reifen. Bereits in der ersten Kurve konnte Power so Felix Rosenqvist überholen und die Führung übernehmen. Auch in den folgenden Runden setzte er sich sukzessive von seinen Verfolgern ab. Wie schon in St. Petersburg konnte Felix Rosenqvist seinen Speed aus dem Qualifying im Rennen nicht bestätigen. Bis zur zehnten Runde fiel er auf den sechsten Platz zurück. Damit war Josef Newgarden der erste Verfolger seines Teamkollegen.

Das Feld kam gut durch die ersten Runden. Lediglich Pato O’Ward fuhr seinem Teamkollegen Alexander Rossi auf das linke Hinterrad. Dieser musste wegen eines Reifenschadens vorzeitig stoppen. O’Ward erhielt für den vermeidbaren Kontakt eine Drive-Through-Penalty. Damit fanden sich zwei der drei McLaren am Ende des Feldes wieder. In Runde 13 touchierte Christian Rasmussen mit dem linken Hinterrad die Betonmauer. Wenige Kurven später brach die Radaufhängung und er drehte sich in die Mauer von Kurve 4. Jack Harvey hatte großes Pech, als sein Seitenkasten vom drehenden Ed-Carpenter-Chevrolet aufgeschlitzt wurde. Für Rasmussen war das Rennen damit gelaufen. Nach einer Reparatur konnte der Dale-Coyne-Honda das Rennen fortsetzen. Mehr als Platz 15 war am Ende aber nicht drin.

Aber die Caution brachte interessante Strategien auf den Tisch. Für eine Zwei-Stopp-Strategie war die Caution eigentlich zu früh im Rennen. Nur mit starkem Spritsparen oder weiteren Runden unter Gelb konnte das Ziel mit nur einem weiteren Stopp erreicht werden. Die Top-Teams entschieden sich, die Strategien der Spitzenfahrer zu splitten. Will Power kam während der Caution an die Box, Josef Newgarden blieb draußen. Wenn es um Spritsparen geht, ist Scott Dixon natürlich immer dabei und so holte ihn Chip Ganassi ebenfalls an die Box. Alex Palou folgte Newgarden. Bei Andretti Global ließ man sowohl Marcus Ericsson als auch Colton Herta draußen. Nur Kyle Kirkwood wurde auf die alternative Strategie gesetzt.

So gab es zwei Rennen in einem, die erst am Ende wieder zusammengeführt wurden. Das erste führte Josef Newgarden vor Marcus Ericsson, Colton Herta und Alex Palou an. So blieb es auch bis zu den ersten Stopps dieser Fahrer. Will Power bildete zum Restart die Spitze vor Scott Dixon, Christian Lundgaard und Kyle Kirkwood des zweiten Rennes. Chip Ganassi Racing hatte Dixon für den zweiten Stint auf Option-Reifen gesetzt. Power hingegen musste auf die Prime-Reifen zurückgreifen. Dixon nutzte den Reifenvorteil und zog an Power vorbei an die Spitze des zweiten Feldes. Nach dem Stopp während der Caution war das Überholmanöver gegen Will Power der zweite Schlüssel zum Sieg. Insgesamt war Scott Dixon deutlich schneller als der Penske-Pilot und überholte auch einige Hinterbänkler aus der ersten Gruppe.

Im Mittelteil plätscherte das Rennen so vor sich hin. Die Fahrer an der Spitze mussten Zeit auf Dixon und Co. gutmachen. Während die anderen maximal Benzin sparen mussten. In Runde 30 kamen Josef Newgarden und Marcus Ericsson an die Box. Colton Herta blieb zwei Runden länger draußen und überholte so seinen Teamkollegen. All diese Fahrer hatten nun das Problem, dass sie mitten im Feld wieder auf die Strecke kamen. Sie hatten kaum eine Chance, die neuen Reifen zu nutzen und Zeit auf Dixon und Co. gutzumachen. Das änderte sich erst mit den finalen Stopps der zweiten Gruppe.

In Runde 51 steuerten Scott Dixon und Will Power die Box an. Nach den Berechnungen der NBC-Experten fehlte ihnen Benzin für drei Runden. Josef Newgarden und Colton Herta nutzten daraufhin die freie Strecke vor ihnen. So fuhren beide kurz vor ihren finalen Stopps in den Runden 57 und 59 ihre persönlich schnellsten Runden. Als Newgarden nach seinem Stopp in Runde 58 wieder auf die Strecke kam, lag er mehr als sieben Sekunden hinter Scott Dixon und vier Sekunden vor Will Power. Zwischen Newgarden und Power reihten sich Colton Herta, Alex Palou und Marcus Ericsson ein. Die Ausgangslage für das Finale war klar: Scott Dixon und Will Power sparten Benzin, um irgendwie ins Ziel zu kommen, während Josef Newgarden, Colton Herta, Alex Palou und Marcus Ericsson maximal angreifen konnten.

In Runde 69 hatte Josef Newgarden die Lücke zu Scott Dixon geschlossen. Die Verfolger um Colton Herta lagen immer noch mehr als fünf Sekunden zurück. Dixon verteidigte seine Führung souverän. Er setzte seine Push-To-Pass-Power sparsam und sehr gezielt ausgangs Kurve 11 ein. Newgarden hatte, auch bedingt durch fehlenden Abtrieb durch die Dirty-Air, keine Chance hin zu Kurve 1 zu attackieren. Dagegen konnte Dixon im engen Bereich von Kurve 1 bis 8 maximal Benzin sparen. Ein Angriff war dort ohnehin nicht möglich. Natürlich verloren beide so viel Zeit und in Runde 75 hatten auch die Verfolger aufgeholt. Der Druck von Colton Herta auf Josef Newgarden war eine gute Nachricht für Scott Dixon.

Um die Spannung noch ein wenig zu erhöhen, fuhr die Spitzengruppe auf eine vierköpfige Kampfgruppe mit Santino Ferrucci, Siegel Nolan, Simpson Kyffin und Sting Ray Robb am Ende des Feldes auf. Für Scott Dixon stellten sie jedoch kein Problem dar. Immer wieder gelang es ihm, einen der vier zwischen sich und seine direkten Verfolger zu bringen. Zudem spitzte sich auch der Kampf hinter ihm zu. Am Ende der 77. Runde fuhr Colton Herta in das Heck von Josef Newgarden. Dadurch schaltete das Getriebe des Penske-Chevrolets kurzzeitig in den Notlauf und Newgarden verlor an Vortrieb. Herta und auch Alex Palou nutzten die Gunst der Stunde und zogen vorbei. Herta wurde von der Rennleitung trotz des eindeutigen Avoidable Contacts nicht bestraft. So wird eine Berührung kurz nach dem Start bestraft, nicht aber 10 Runden vor Schluss im Kampf um den Sieg.

Mit dieser Aufregung war das Rennen praktisch beendet. Scott Dixon siegte vor Colton Herta und Alex Palou. Josef Newgarden blieb vor Marcus Ericsson. Will Power und Kyle Kirkwood kamen 10 Sekunden hinter Ericsson ins Ziel. Beide verfolgten die gleiche Strategie wie Dixon, nur mit etwas weniger Erfolg. Unglaublich, dass Dixon im letzten Stint trotz Kampf mit Newgarden und Überrundungen fast 5 Sekunden auf Will Power herausfuhr. Romain Grosjean und Felix Rosenqvist folgten auf den Plätzen 8 und 9, beide auf der Herta-Strategie. Die Mischung auf den ersten Plätzen zeigt, dass beide Strategien am Ende ähnlich schnell waren.

Auf den Plätzen 10 und 11 kamen die McLaren von Alexander Rossi und Theo Pourchaire ins Ziel. Für beide ein gutes Ergebnis. Rossi war nach dem Crash mit O’Ward ans Ende des Feldes zurückgefallen. Mit der Caution war er wieder mitten im Rennen und auch der Speed hat einigermaßen gepasst. Für Porchaire war es das erste IndyCar-Wochenende überhaupt und am Ende hat er Marcus Armstrong, Linus Lundqvist und Rinus VeeKay geschlagen. Da kann man sich als Teamchef nicht beschweren. Pato O’Wards 16. Platz lässt sich eigentlich nur durch einen Schaden am Auto erklären, für den er selbst verantwortlich war. Unter normalen Umständen verliert er keine 20 Sekunden auf Rossi. Noch mehr Rückstand hatte Graham Rahal. Wie schon im Vorjahr läuft beim Team zu Saisonbeginn noch nicht viel zusammen. Ein Wochenende zum Vergessen erlebte auch Scott McLaughlin. Er qualifizierte sich nur für Startplatz 11, kam im Rennen nicht weiter nach vorne und schied am Ende auch noch mit einem technischen Defekt aus.

Das komplette Ergebnis kann auf der Homepage (pdf) der IndyCar nachgelesen werden.

Vorschau Children‘s of Alabama Indy Grand Prix

Bevor die IndyCar-Serie im Mai auf dem Indianapolis Motorspeedway gastiert, steht noch das Rennen im Barber Motorsports Park in Birmingham, Alabama, auf dem Programm. Seit 2010 fährt die IndyCar-Serie im Herzen des NASCAR-Territoriums. Mehr als die Hälfte der Rennen wurden dort vom Team Penske gewonnen. Zuletzt war Scott McLaughlin erfolgreich. Er setzte sich gegen Romain Grosjean durch. Das Duell war vor allem durch die unterschiedlichen Strategien spannend. Grosjean war mit Abstand der schnellste Fahrer im Feld auf einer 2-Stopp-Strategie. McLaughlin hingegen kam dreimal an die Box und musste im Vergleich zu Grosjean kein Benzin sparen. Entsprechend war er auf der Strecke schneller als Grosjean. Zudem profitierte McLaughlin von einer Caution. Auf jeden Fall war es eines der spannendsten Rennen im Barber Motorsports Park. Durch das Fehlen einer guten Überholspur sind die Rennen dort etwas schwieriger. Trotzdem ist es eine meiner Lieblingsstrecken in der IndyCar-Serie.

Strecke

Auf einer Länge von 3,84 km gibt es insgesamt 17 Kurven. Am Ende der Start- und Zielgeraden geht es durch eine kleine Senke 64 Grad nach links bergauf und in einer langgezogenen doppelten Rechtskurve wieder bergab. Eine blind anzufahrende Rechtskurve führt auf eine kurze Gerade und zur langsamsten Stelle der Strecke. Die enge Haarnadelkurve lädt zu Überholmanövern ein, die nicht selten in Karbonschrott enden. Es folgt eine Vollgaspassage durch eine leichte Linkskurve zu einer langsamen Rechts-Links-Schikane, die in eine immer weiter werdende Rechtskurve mündet. Nach einer kurzen Beschleunigungsphase führt eine schnelle S-Kurve auf die längste Gerade der Strecke, die mit einer Links-Rechts-Passage endet. Die folgende Rechtskurve muss wieder blind angefahren werden und führt bergauf zum Horseshoe, einer langen doppelten Rechtskurve. Eine 90 Grad Linkskurve bringt die Fahrer wieder auf die Start- und Zielgerade. Insgesamt eine sehr schöne, flüssige, schnelle und fahrerisch anspruchsvolle Strecke. Überholen ist leider fast unmöglich.

Zeitplan (eastern time, MEZ)

Freitag 26. April

3:40 – 4:55 p.m. (21:40 – 22:55) – NTT IndyCar Series practice #1

Samstag 27. April

12:15 – 1:15 p.m. (18:15 – 19:15) – NTT IndyCar Series practice #2

3:30 p.m. (21:30) – Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications)

Sonntag, 28. April

10:15 – 10:45 p.m. (16:15 – 16:45) – IndyCar Series Warm-Up
1:00 p.m. (19:00) – NBC on air

1:15 p.m. (19:15) – Children‘s of Alabama Indy Grand Prix (90 laps/207 miles), NBC, Sky (Live)

2024 Acura Grand Prix of Long Beach
2024 Acura Grand Prix of Long Beach
Long Beach, CA - during the INDYCAR Acura Grand Prix of Long Beach in Long Beach, California. (Photo by Travis Hinkle | IMS Photo)
Long Beach, CA - during the INDYCAR Acura Grand Prix of Long Beach in Long Beach, California. (Photo by Joe Skibinski | IMS Photo)

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