Das ADAC GT Masters geht in seine 18. Saison und vollzieht die erste Saison des Umbruchs. Nach einem Übergangsjahr mit eher kleinen Starterfeldern geht es mit einigen prominenten Teams und vielversprechenden Nachwuchsfahrern ins neue Jahr.
Format und Regeländerungen
Erstmals sind in der Rennserie keine Platin-Fahrer mehr zugelassen, die ja in den Topzeiten der Rennserie einen erheblichen Teil des Felds bildeten. Dabei bedient man sich der Klassenstruktur der GT World Challenge und hat das Feld in die Kategorien „Silver“, „Pro-Am“ und „Am“ unterteilt. Eines vorweg: Die meisten Fahrer haben den Silber-Status und werden damit im reinen Silver-Cup starten. Das Konzept kristallisierte sich im vergangenen Jahr als sinnvolle Variante heraus, um sich vollends von der DTM als Hauptserie der ADAC-Wochenenden zu unterscheiden. Im Winter sah es lange Zeit nach einem besseren Feld mit ca. 20 Wagen aus. Etwas enttäuschend, dass es für den Saisonstart nur 16 geworden sind. Dennoch wird mit dem ein oder anderen Gaststarter zu rechnen sein. Positiv muss man festhalten, dass die Serie von Seiten der Teams hochprominent besetzt sein wird. Für viele Fahrer wird es hingegen die erste Saison im GT3-Sport sein.
Die Rennserie ist Teil des neuen Nachwuchskonzepts „Road to DTM“, die von der Deutschen Kart-Meisterschaft (DKM) zur GT4 Germany und dem GT Masters als Vorstufe zur DTM reicht. Finanziell ist ein Erfolg in der Rennserie äußerst lohnend, da der beste Youngster unter 25 der Silber-Piloten eine Förderung für die DTM 2025 in Form des Nenngeldes für die Einschreibung erhält. Dabei wird eine „Meisterschaft in der Meisterschaft“ geführt mit einer eigenen Punktetabelle für jene Piloten, die unter 25 sind und den besagten Silber-Status besitzen. An dieser Wertung nehmen ganze 27 Piloten teil.
Am Rennformat wird es ebenfalls kleine Anpassungen geben. Seit jeher wird 60 Minuten mit einem Fahrerwechsel gegen Rennmitte gefahren. Daran wird sich an vier der sechs Wochenenden im Rahmen der DTM auch nichts ändern. Jedoch wird es bei den Läufen am Nürburgring im Rahmen des Truck GP und in Spa im Rahmen des ADAC Racing Weekends ein kurzes Rennen über 40 Minuten und ein „Endurance-Rennen“ über 80 Minuten mit zwei Stopps geben. Hierbei wird es einen kurzen Tankstopp und einen weiteren Fahrerwechsel geben. Es wird interessant, wie das Konzept angenommen wird. Für dieses „Experiment“ hat man sich bewusst die beiden Wochenenden abseits der DTM-Wochenenden ausgesucht, um mehr Streckenzeit und Kapazität zu haben.
Kalender
26.-28. April: Oschersleben (DTM)
07.-09. Juni: Zandvoort (DTM)
12.-14. Juli: Nürburgring (ADAC Truck GP)
30. August-01. September: Spa (ADAC Racing Weekend)
27.-29. September: Spielberg (DTM)
18.-20. Oktober: Hockenheim (DTM)
Fahrer und Teams
„Frischer Wind und bewährte Teams“ könnte das Motto der Saison sein. Insgesamt finden sich im Feld 19 Debütanten unter den 32 Piloten (Stand des Saisonstarts in Oschersleben). Erfreulich vorab: Trotz „nur“ 16 Wagen sind mit sieben Herstellern so viele wie lange nicht mehr in der Rennserie am Start. Eines vorab: Bei einigen Fahrern mussten die Datenbanken bemüht werden, um ansatzweise etwas herauszufinden. Aber das muss bekanntlich nichts Schlechtes bedeuten!
Mercedes
Zahlenmäßig am stärksten vertreten ist erneut Mercedes. Elias Seppänen und Salman Owega sind etwas überraschend als Meister des letzten Jahres in der Rennserie geblieben, allerdings nun in zwei verschiedenen Teams. Seppänen wird im einzigen AMG von Landgraf Motorsport mit Tom Kalender fahren, dem jüngsten Fahrer in der Geschichte der Rennserie mit 16 Jahren. Kalender fuhr letztes Jahr noch im Formel-4-Bereich und sieht die Rennserie als sinnvolles Karrieresprungbrett.
Salman Owega stellt bei Haupt Racing das Top-Duo mit David Schumacher, der nach zwei erfolglosen DTM-Jahren nun einen Schritt zurückgeht. Zweifelsohne ist das Duo Owega/Schumacher das fahrerisch Stärkste in diesem Jahr! Sofern die BOP nicht komplett gegen Mercedes läuft, wäre alles andere als der Meistertitel eine Enttäuschung. Man darf nicht vergessen, dass David Schumacher als Gold-Pilot in der GTWC schon starke Leistungen gezeigt hat, die er in der dünnen Luft der DTM nicht umsetzen konnte. Haupt Racing setzt als einziges Team drei Wagen ein, was die schiere Größe dieser Mannschaft verdeutlicht. Nicht vergessen: Das Team aus Meuspath setzt noch zwei AMG in der DTM ein! Die #3 pilotieren Jannes Fittje, der letztes Jahr im Porsche von Huber Motorsport Gesamtdritter wurde und Finn Wiebelhaus, der ebenfalls aus der italienischen Formel 4 kommt und sich über die beliebte GT Winter Series vorbereitet hat. Die #5 fahren Kwanda Mokoena, der letztes Jahr für Engstler Motorsport sein erstes Jahr im europäischen Motorsport fuhr und Max Reis, der ebenfalls keine Zukunft im Formelsport sieht. Reis konnte Läufe im französischen F4-Championat gewinnen und galt nach Tim Tramnitz als das hoffnungsvollste Nachwuchstalent im Monoposto.
Porsche
Die beiden Huber Teams sind dieses Jahr nicht mehr dabei, dafür kehrt Fach Auto Tech aus der Schweiz in die Rennserie zurück. Die Mannschaft kennt man vor allem aus dem Porsche Supercup und weitet das Programm nun aus. Sie stellen quasi die Schweizer Nationalmannschaft. Teamchefsohn Alexander Fach, der letztes Jahr überraschend den Supercup-Lauf in Silverstone gewinnen konnte, wird das Cockpit mit Alexander Schwarzer teilen, der u.a. aus dem französischen Carrera Cup kommt. Man darf gespannt sein, wie beide ihre erste GT3-Saison meistern. Traditionell ist der Sprung in den 911 GT3 R nicht allzu groß.
Weiterhin dabei ist das Team Joos, die letztes Jahr unter leicht anderer Bezeichnung am Start waren und bis zum Schluss intakte Titelchancen hatten. Am Steuer werden dieses Jahr mit Johannes und Michael Kapfinger zwei Zwillingsbrüder aus Passau sitzen. Beide kommen aus dem boomenden Porsche Sportscup Swiss. Beide haben bereits Silber-Status, obwohl sie „nur“ in einem der Sportscups unterwegs waren.
Audi
Bei Audi gibt es den wohl prominentesten Rückkehrer auf Seiten der Teams zu vermelden: Land Motorsport kehrt nach einem Jahr der Umstrukturierungen als ehemaliges Meisterteam wieder zurück. Die Gebrüder Kapfinger werden nicht die einzigen Geschwister sein. Für Land werden Sandro und Juliano Holzem an den Start gehen. Vor allem Sandro Holzem machte sich letztes Jahr einen Namen, indem er die zweite Saisonhälfte in der DTM für Project1 fuhr und am Nürburgring einen guten Gaststart im GT Masters absolvierte. Sein Bruder fuhr im letzten Winter in der schon erwähnten Winter Series LMP3 Prototypen.
Weiterhin am Start ist Engstler Motorsport, die für das GT Masters ihren R8 behalten haben und den Lamborghini bislang exklusiv in der GT World Challenge einsetzen. Der Litauer Jonas Karklys, der letztes Jahr für das Juta Team aus seinem Heimatland an den Start ging und sich dieses Jahr in der NLS versucht, teilt sich das Cockpit mit dem Heilbronner Pablo Schumm. Schumm ist ein Quereinsteiger und war ein vielversprechender Nachwuchsspieler im Feldhockey. Erst 2020 kam er über Trackdays zum Motorsport und startete letztes Jahr in der Lamborghini Trofeo.
BMW
FK Performance aus Bremen war letztes Jahr sporadisch am Start. Dieses Jahr soll es erstmals eine komplette Saison mit zwei M4 GT3 werden. Mit dem Duo Leon Köhler/Maxim Oosten hat man eine Fahrerpaarung, die fahrerisch an das Top-Duo Schumacher/Owega rankommen sollte. Köhler versucht seine GT3-Karriere nun richtig zu starten nach mehreren sporadischen Einsätzen in der DTM und dem GT Masters vor zwei Jahren. Oosten gewann letztes Jahr mit Gaststarter Bruno Spengler auf dem Red Bull Ring. Das zweite Duo stellen Eduardo Coseteng und Gregory de Syborug. Coseteng von den Philippinen fuhr letztes Jahr seine erste Saison mit Schubert Motorsport, die sich dieses Jahr rein auf die DTM konzentrieren. Der junge Schweizer De Syborug ist der Enkelsohn von keinem geringeren als dem zweifachen GP-Sieger Jo Siffert (5. WM-Rang der Formel 1 im Jahr 1971!). Er startete letztes Jahr im Ultimate Cup mit kleineren Prototypen. Durchaus spannend zu recherchieren, wo die oft unbekannten Namen herkommen!
Lamborghini
Grasser Racing war eines der ersten Teams, die sich im letzten Jahr zum neuen Nachwuchskonzept der Rennserie bekannt haben. Auch dieses Jahr setzt die österreichische Truppe zwei Huracan GT3 Evo ein. Vom Duo Benjamin Hites aus Chile und Tim Zimmermann werden durchaus Titelchancen erwartet. Hites gewann letztes Jahr mit Marco Mapelli zwei Rennen und startete fünf Mal von Pole Position. Zimmermann konnte letztes Jahr nur die Hälfte der Saison fahren, nachdem Huber Racing die Saison im Sommer beendete. Im zweiten Grasser-Duo startet mit der Amerikanerin Taylor Hagler die einzige Frau im diesjährigen Starterfeld. Sie fuhr u.a. letztes Jahr in der GT4 European Series. Ihr Teamkollege wird Jannik Julius-Bernhart sein, dem großes Talent nachgesagt wird. Er steigt direkt vom Kartsport mit 19 Jahren in die Serie auf.
Paul Motorsport konnte beim einzigen Gaststart am Nürburgring direkt aufs Podium fahren und setzt dieses Jahr erstmals über die komplette Saison einen Lamborghini ein. Auch 2022 fiel das Team aus Dresden nach der Übernahme von T3 Motorsport immer wieder durch guten Speed auf. Teamchef Maximlian Paul wird in der DTM am Start sein, weshalb das Duo Jonas Greif und Simon Connor Primm zum Einsatz kommt. Greif fuhr die letzten beiden Saisons im Porsche Carrera Cup, während Primm nun sein zweites GT3-Jahr fährt.
Aston Martin
Walkenhorst Motorsport nutzt derzeit gefühlt alle Möglichkeiten, um Kilometer mit ihrem neuen Aston Martin Vantage zu sammeln. Egal ob NLS, NES oder GT World Challenge – überall ist das Team am Start und nun erstmals im GT Masters. Fahrerisch ist man bei beiden Duos vielversprechend aufgestellt. In der #34 fahren mit Mike David Ortmann und Dennis Bulatov der Meister, bzw. Vizemeister der GT4 Germany des letzten Jahres. Ortmann fährt dabei seit Jahren für die britische Marke, während Bulatov aus dem Mercedes AMG GT4 gewechselt ist. Die #35 fahren Nico Hantke und der Amerikaner Chandler Hull. Hantke kennt sich bei Walkenhorst bestens aus und fuhr letztes Jahr den BMW M4 GT4 in der GT4 Germany. Der Amerikaner Chandler Hull ist bekannt aus dem amerikanischen GT4-Sport und dem Dunstkreis der IMSA. Beide Wagen sind fahrerisch durchaus spannend besetzt und könnten für Überraschungen sorgen!
Ferrari
Für Emil Frey Racing ist es eine Rückkehr ins GT Masters, nachdem die Schweizer noch 2022 mit Lamborghinis am Start waren. Da das Team weiterhin rein auf Sprintrennen fokussiert ist, passt der Start im GT Masters mit einem 296 gut ins Konzept – neben der DTM und dem Sprint-Cup der GT World Challenge. Mit Alain Valente konnte man den Vizemeister des letzten Jahres verpflichten, der die hohe Beteiligung an Fahrern aus der Schweiz komplettiert. Sein Teamkollege Jean-Luc D’Auria, ebenfalls Schweizer, ist ein Quereinsteiger aus dem Motocross und fuhr in den letzten Jahren die Italienische GT3, GT4 European Series und Lamborghini Super Trofeo.
TV und Streaming
Bei allen Umbrüchen ist hier zu 2023 alles gleichgeblieben. Alle Rennen gibt es live bei Sport 1 im Free TV zu sehen, in der Regel um 15 Uhr. Anschließend folgt meistens das Rennen der ADAC GT4. Dazu sind alle Rennen und Qualifikationen auf dem YouTube Kanal „ADAC Motorsports“ mit dem Streckenkommentar von Patrick Simon zu sehen. Die Rennen werden außerdem erneut auf der Streaming Plattform Servus TV On gestreamt.
Bildquellen: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956)