Home Motorsport ADAC GT Masters: Analyse Oschersleben

ADAC GT Masters: Analyse Oschersleben

von Nils Otterbein
0 Kommentare

Am Wochenende ging es für das ADAC GT Masters in die erste Saison unter dem neuen Konzept. Beide Rennen boten einige Überraschungen und machten deutlich, dass wir uns in Deutschland über mangelnden Nachwuchs im GT- und Sportwagenbereich keine Sorgen machen müssen.

 Samstag

Der Land Audi der Holzem-Brüder hatte in der Quali am Samstagmorgen einen recht heftigen Einschlag und konnte somit den Rest des Wochenendes nicht mehr starten. Durch eine lange Rotphase, die aufgrund einer langen Leitplankenreparatur notwendig wurde, wurde der Zeitplan des Samstags ordentlich über den Haufen geworfen. Die entscheidenden Zeiten wurden in den meisten Fällen vor dem Zwischenfall im 20-minütigen Qualifying absolviert. Maxime Oosten sicherte sich die Pole im FK Performance BMW vor Tim Zimmermann im Grasser Lamborghini und den beiden Mercedes von Salman Owega und Jannes Fittje.

Rennen 1

Oosten und Zimmermann wechselten nach dem Start einmal kurz die Plätze, woraufhin jedoch der BMW des Niederländers die Führung übernahm und davonzog. Bereits nach wenigen Runden hatte Oosten einen riesigen Vorsprung und man sah früh, dass der BMW von FK Performance nicht zu schlagen sein sollte. Nach ca. fünf Minuten kam es zum einzigen Safety-Car beider Rennen, weil Taylor Hagler ihren Grasser Lamborghini Ende Start/Ziel nach Defekt abstellen musste. Jannes Fittje im HRT Mercedes verlor seinen dritten Platz danach an Eduardo Coseteng im zweiten BMW. Für Grasser Racing ging der schlechte Samstag weiter, da Tim Zimmermann auf dem zweiten Platz liegend, bereits vor den Stoppfenster wegen eines Reifenschadens an die Box musste. Oosten konnte daraufhin vor den Stopps seinen Vorsprung auf sage und schreibe 13 Sekunden ausbauen!

Leon Köhler und Gregory de Syborug übernahmen auf P1 und P3 die beiden FK BMW, während Tom Kalender als der Jüngste im Starterfeld direkt auf P2 den HRT Mercedes übernehmen durfte. Der Gewinner der Stoppphase wurde dank eines späten Fahrerwechsels Max Reis in einem weiteren HRT, der auf die vierte Position nach vorne kam. Ab der dritten Position blieben die Abstände eng zusammen, während Leon Köhler ungefährdet dem Sieg entgegenfuhr. Auffallend war, dass der Grasser Lamborghini von Tim Zimmermann/Benjamin Hites, der durch einen Reifenschaden de facto eine Runde verlor, permanent mit einer Runde Rückstand knapp hinter dem führenden Leon Köhler fuhr. Damit waren sie die Einzigen, die dem BMW das Wasser reichen konnten – nur ohne Wert.

Einen enttäuschenden Saisonstart erlebten Salman Owega und David Schumacher, die im ersten Rennen nur viertbestes Mercedes-Duo wurden, bevor es am Sonntag noch schlimmer kommen sollte. Die von mir herausgestellten Titelfavoriten haben bereits eine Hypothek für den Rest der Saison. Zum Verlierer des Stints wurde Gregory de Syborug, der nach einem Ausritt und einem Reifenschaden kurz vor Schluss ein mögliches Doppelpodium für das BMW-Team aus Bremen verlor.

Hinter Leon Köhler kamen mit Tom Kalender im Landgraf AMG und Max Reis sowie Finn Wiebelhaus zwei HRT Mercedes ins Ziel. Die große Überraschung des Wochenendes sollten die Kapfinger-Brüder im Joos Porsche werden, die schon im ersten Rennen auf der fünften Position landeten. Nach dem Freitag wäre nach einem Unfall Ende Start/Ziel das Wochenende fast schon vorbei gewesen. Für Owega/Schumacher war es am Ende nur der sechste Gesamtrang. Alexander Fach und Alexander Schwarzer kamen als einzige Pro/Am-Besatzung auf den achten Gesamtrang und werden vermutlich bei jedem Saisonrennen den Pokal für diese Wertung entgegennehmen können. Im zweiten Rennen wurde deutlich, dass sich ein Einsatz als Pro/Am-Besatzung durchaus lohnen könnte, weshalb von einzelnen Gaststartern ausgegangen werden kann.

Sonntag

Die sonntägliche Qualifikation fahren unverändert jene Piloten, die am Samstag den zweiten Stint gefahren sind, unabhängig von der Fahrerkategorie. Für den Sonntag gab es rennserienübergreifende BOP-Anpassungen, womit Aston Martin, Porsche und Mercedes je 15 Kilo ausladen durften. Die Anpassungen sollten zu einer Mercedes-Dominanz führen.

Die Qualifikation kam dieses Mal ohne rote Flagge aus. David Schumacher gelang vorm Landgraf Mercedes von Tom Kalender und Teamkollege Finn Wiebelhaus die Pole Position. Dahinter waren der Lamborghini von Hites und der Ferrari von Jean-Luc D’Auria. Auffällig: Die Aston Martin von Walkenhorst sind rennserienübergreifend eher hinten im Feld zu finden. Da halfen auch BOP-Begünstigungen kaum. Das Team tut gut daran, in so vielen Serien wie möglich nach dem Markenwechsel an den Start zu gehen, um Kilometer zu sammeln.

Rennen 2

Erneut verlief der Start ohne Zwischenfälle und die drei Mercedes konnten sich wie erwartet absetzen. Gegen Jean-Luc D’Auria und Max Reis wurden lediglich Penalty-Laps verhängt wegen einem nicht regelkonformen Startprozedere. Noch nicht mal Benjamin Hites, der wie erwähnt im Samstagsrennen sogar die Pace der Spitze mitgehen konnte, fand keinen Anschluss an die drei Mercedes, aus denen kurz vor dem Fahrerwechsel zwei wurden.

David Schumacher musste die Führung kurz vor dem Boxenstoppfenster abgeben und stoppte den Mercedes an der Box. Im gesamten Stint hatte er immer wieder temporäre Ausfälle der Servolenkung, vermutlich aufgrund von Hydraulikproblemen. Der Ausfall hat das bittere Wochenende für Owega/Schumacher perfekt gemacht. Bei lediglich sechs Wochenenden ohne Streichresultate kann ein schwaches Wochenende verheerend sein, da vor allem einige Fahrerbesatzungen weitaus stärker sind als erwartet, auch GT3-Neulinge!

Nach den Stopps dürfen einige überrascht gewesen sein, als sie auf die Reihenfolge schauten. Plötzlich führte der Pro/Am-Porsche, den Alex Fach an den Amateur-Piloten Alex Schwarzer übergab. Dies hat den Hintergrund, dass für die Pro/Am-Besatzungen ab diesem Jahr eine Mindeststoppzeit von 70 Sekunden vorgesehen sind. Für die regulären Paarungen im Silver-Cup sind es 85. Mit dieser Regel ist es durchaus überraschend, dass nur der Fach Porsche in dieser Klasse an den Start geht. Schließlich bekommt man 15 Sekunden „geschenkt“ und die WEC und GT World Challenge zeigen immer wieder, dass es auch sehr fähige Bronze-Fahrer im Motorsport gibt, die die 15 Sekunden locker auf der Strecke verteidigen könnten. Es wäre daher nicht überraschend, wenn einzelne Gaststarter genau damit argumentieren und einen Start in der Klasse in Erwägung ziehen.

Der Grasser Lamborghini von Tim Zimmermann und der Ferrari von Alain Valente mussten eine Penalty Lap absitzen, da sie ihre Boxenzeit leicht überschritten. Auch der Fach-Porsche musste zu einer Penalty Lap, da er ebenfalls knapp unter seinen 70 Sekunden blieb. Dies tat jedoch nichts zur Sache, da Alexander Schwarzer aus dem Porsche Sports Cup kommend, über keinerlei GT3-Erfahrung verfügt und schnell zurückfiel.

Vorne fuhren Elias Seppänen in der #1 und Finn Wiebelhaus einem klaren Mercedes-Doppelsieg entgegen. Zur Überraschung des Sonntags wurden erneut die Kapfinger-Brüder, die den Joos Porsche nach einigen Fehlern der Konkurrenz auf dem dritten Rang verteidigen konnten. Die beiden Schreiner-Lehrlinge hätten damit nach dem Unfall am Freitag sicher nicht gerechnet. Für das beste Duell sorgten in der Schlussphase dahinter Tim Zimmermann und Maxime Oosten, die P4 und P5 einfahren konnten. Umso erstaunlicher, dass beide nicht an die unerfahrenen Kapfinger-Brüder im Porsche rankamen.

In der Meisterschaft führen nach dem ersten Wochenende Seppänen/Kalender vor Oosten/Köhler und Fittje/Wiebelhaus. Das Wochenende hat gezeigt, dass das „neue“ GT Masters durchaus seinen Reiz hat. Auch wenn mit 15 gestarteten Autos die Lücken teilweise etwas groß waren, macht die Mischung aus erfahrenen, unerfahrenen und jungen Piloten durchaus Spaß! Natürlich kommt es nicht an die Klasse aus der DTM heran, aber das muss das GT Masters auch nicht!

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956,3018)

Das könnte Dir auch gefallen