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GT World Challenge Europe Sprint Cup: Analyse Misano

von Nils Otterbein
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Die GT World Challenge hatte ihr letztes Sprint Wochenende vor dem anschließenden Pre-Test in Spa für die 24 Stunden. Gleichzeitig hatte sich die SRO mit einem Nacht-Qualifying und einem Nachtrennen etwas einfallen lassen, um zumindest teilweise ein Endurance-Feeling aufkommen zu lassen.

Erneut fand die Qualifikation in einer zusammenhängenden Session mit zwei zehnminütigen Einheiten statt. Entgegen dem letzten Jahr wurde in diesem Jahr das Feld nicht in zwei Hälften gesplittet, obwohl nach dem Saisonstart in Brands Hatch nun zum ersten Mal der Bronze-Cup dabei war. Der Übersicht halber werde ich auch in diesem Artikel die Rennen mit den dazugehörigen Qualifikationssessions zusammentragen.

Rennen 1

Bereits in der ersten zehnminütigen Sitzung war absehbar, dass es ein Wochenende für die WRT-Mannschaft werden könnte. Ursprünglich konnte sich Dries Vanthoor die Pole vor Maxime Martin sichern. Jedoch wurde ihm die schnellste Runde aberkannt, weshalb er auf die sechste Position zurückgestuft wurde. Damit war die #46 auf Pole und ergab die Möglichkeit zum zweiten Karrieresieg für Valentino Rossi auf vier Rädern, nachdem er letztes Jahr sein Heimrennen in Misano ebenfalls gewinnen konnte. Dahinter konnten sich erneut Emil Frey Racing mit dem Ferrari und Comtoyou Racing mit dem Aston Martin einfinden. Mit Marvin Dienst sollte es auch ein Wagen aus dem Bronze Cup weit nach vorne schaffen, der damit in der ersten Rennphase ein Thema wurde. Die Brands Hatch-Sieger Maro Engel und Lucas Auer erlebten eine enttäuschende erste Quali und landeten außerhalb der besten 20.

Das Rennen wurde mittags gegen 14 Uhr gestartet. Martin konnte die Pole verteidigen, wohingegen sich Marvin Dienst im Dinamic Porsche aus dem Bronze Cup auf die zweite Position schieben konnte. Vanthoor konnte sich auf Rang vier hinter Ben Green im Ferrari einreihen, der bislang zur Überraschung der Saison gezählt werden kann. Das Duell sollte einer der Aufreger des Rennens werden. Nach einigen Runden, in denen Ben Green teils harte Kampflinien fuhr, mündete das Duell mit einigen Berührungen am Ende der „Curvone“.

Vanthoor konnte sich schnell absetzen, während Martin an der Spitze die Führung ebenfalls ausbauen konnte, was die BMW-Dominanz unter Beweis stellte. Hinter den Top-Platzierten ergab sich ein eher ruhiges Rennen. Wie schon in Brands Hatch wurde der Reigen der Stopps vom Führenden eröffnet, was man in den letzten Jahren eher selten gesehen hat. Eine Runde danach übergab der Drittplatzierte seinen BMW an Charles Weerts. Der Porsche von Marvin Dienst, der als Bronze-Fahrzeug einer Mindeststandzeit unterliegt, fiel bereits durch die längere Stoppzeit zurück. Phillip Sager übernahm das Steuer und fiel daraufhin recht schnell aus dem Spitzenfeld zurück. Jedoch war die gute Startphase der Grundstein für den Klassensieg.

Hinter der BMW-Doppelführung übernahm Giacomo Altoe den Emil Frey Ferrari von Ben Green auf dem dritten Rang. Dahinter konnte sich durch einen erneut schnellen Stopp gar der dritte WRT BMW mit Sam de Haan aus dem Silber-Cup einfinden. In den Top10 reihten sich darüber hinaus der Rutronik Porsche mit Patric Niederhauser und der Winward Mercedes von Lucas Auer ein, die eine beeindruckende Aufholjagd fuhren. Mit einer besseren Qualifikation hätten sie die BMW-Dominanz womöglich durchbrechen können.

An der Gesamtspitze kam nun die Frage auf, wie WRT mit folgender Konstellation umgehen wird: Natürlich bringt ein Heimsieg von Valentino Rossi unfassbare PR, aber: Die #46 hatte vor der Saison nur geplant, die ersten beiden Sprint-Events in Brands Hatch und Misano zu fahren. Sollte die Planung nicht aufgrund einer guten Meisterschaftsposition geändert werden, dürfte die Saison nun vorbei sein. Charles Weerts kam erwartbar schnell an Valentino Rossi ran, jedoch ohne einen nennenswerten Angriff zu sitzen. Von außen betrachtet sah alles nach einer klaren Teamorder aus. Diesen Luxus konnte sie sich leisten, da von hinten keinerlei Druck aufkam.

Ein sehenswertes Duell bot sich um die Plätze sechs bis acht mit Lorenzo Ferrari im Attempto Audi sowie Patric Niederhauser und Lucas Auer. Der Attempto Audi mit Ricardo Feller und Alex Aka hatte einen Ausfall zu verzeichnen. Auer konnte beide überholen und am Ende gar noch die fünfte Position übernehmen.

Hinter den beiden WRT BMW kamen beide Emil Frey Ferraris ins Ziel, während sich der Sieger des Silber-Cups mit De Haan und Calan Williams auf einem starken sechsten Gesamtrang befand. Die Sieger des Gold-Cups kamen derweil „nur“ auf dem 13. Gesamtrang ins Ziel. Erneut war es ein Audi, dieses Mal von Sainteloc Racing mit dem Duo Evrard/Magnus. Knapp dahinter konnte Phillip Sager den sicher geglaubten Sieg im Bronze-Cup für Dinamic ins Ziel retten.

Rennen 2

Einige Teams wählten in der zweiten Einheit der Qualifikation die Taktik, dass die nominell schwächeren Piloten die Zeit fuhren, um die etwas besseren Fahrer den Stint unter komplett dunklen Bedingungen fahren zu lassen. Jedoch änderte auch diese Taktik nicht fiel. Erneut holte sich die #32 von Charles Weerts die Pole, die sie dieses Mal behalten durften. Der Winward Mercedes von Lucas Auer patzte dieses Mal nicht und kam auf die zweite Position. Dahinter waren der Emil Frey Ferrari von Giacomo Altoe und mit dem Audi von CSA Racing ein Wagen aus dem Gold Cup. Rossi fuhr eine starke Qualifikationsrunde und kam auf Position fünf.

Kurz nach dem Start kam es zur ersten und einzigen Safety-Car-Phase des Wochenendes, da sich der Comtoyou Aston Martin mit Nicolas Baert wegdrehte. Im Grunde fasst diese Situation die bisherige Saison des Teams zusammen. Nach meist guten Leistungen in der Qualifikation ging in den Rennen bislang einiges schief. Die Top3 der Startaufstellung mit Weerts, Auer und Altoe konnten ihre Positionen halten, während Rossi den CSA Audi nach dem Restart überholte.

Nachdem Weerts vorne wegzog und den Weg zu einem nahezu perfekten Samstag für WRT ebnete, ging es dahinter munter zur Sache. Auer bekam Druck von Giacomo Altoe, der nach einigen Runden das Tempo nicht mehr gehen konnte und seinerseits Druck von Valentino Rossi bekam. Insgesamt war das zweite Rennen unter abendlichen Bedingungen deutlich aktiver als das Erste. Den Boxenstoppreigen begann erneut der Führende Charles Weerts und konnte die Führung vor dem Winward Mercedes verteidigen. Die #46 von Maxime Martin konnte erneut durch einen schnellen Stopp profitieren und somit am Ferrari vorbeigehen. Nach wie vor dauern die Stopps vom Emil Frey Racing in Verhältnis zur langjährig eingespielten WRT-Truppe zu lang.

Rossi zeigte die wohl rennserienübergreifend beste Leistung des Jahres, indem er in der Schlussphase Druck auf Maro Engel ausübte. Thierry Vermeulen, auf der vierten Position im Ferrari liegend, konnte den Italiener nicht attackieren. Spätestens nach diesem Wochenende wird man sich beim belgischen Team zwei Mal überlegen, ob die #46 den Rest der Sprintsaison auslassen sollte, vom Marketingwert ganz zu schweigen.

Hinter der Spitzengruppe bildeten sich erneut auffallend große Abstände. Während die besten Vier mit Vanthoor, Engel, Rossi und Vermeulen unverändert ins Ziel kamen, war der Abstand von Sven Müller im Rutronik Porsche schon über 15 Sekunden. Dahinter waren der Garage 59 McLaren als fleißiger Punktesammler sowie der zweite Emil Frey Ferrari. Der AF Corse Ferrari von Tom Flemming und Eliseo Donno, die in Brands Hatch den Silber-Cup gewannen, konnten nach einem harten Abflug und einer Rückenverletzung von Flemming im Training nicht starten. Er hofft, wieder für die 24 Stunden von Spa fit zu sein. Am Ende der Punkteränge noch auffällig: Der Madpanda Mercedes mit Ezequiel Perez Companc und Phil Keen war überraschend vor dem nominell besser besetzten Boutsen Mercedes von Gounon/Götz platziert. Es zeigt, dass Teams wie Comtoyou oder Boutsen VDS nach ihren Markenwechseln noch Anpassungsprobleme haben.

Den Silber-Cup gewannen erneut Calan Williams und Sam De Haan. Damit konnte WRT zwei Gesamtsiege, zwei Podestplätze und zwei Klassensiege mit ihren drei M4 einfahren! Der Gold-Cup bleibt trotz der schwachen Teilnehmerzahl sehr umkämpft und konnte dieses Mal der Audi von CSA Racing gewinnen, der in der Startphase vorne dabei war. Im Bronze-Cup ging die Entscheidung klar zu Gunsten des Sky Tempesta Ferrari aus, die ersatzweise neben Eddie Cheever mit Jonathan Hui unterwegs waren, der kurzfristig Chris Frogatt ersetzte.

Der Sprint-Cup wird nun bis Ende Juli eine lange Pause wegen den 24 Stunden von Spa einlegen. In der Tabelle deutet sich ein Zweikampf zwischen Weerts/Vanthoor und Engel/Auer an, was auch keine Überraschung ist. Lediglich die beiden Emil Frey Ferrari und Rossi/Martin sind noch in Schlagdistanz, falls diese den Sprint-Cup überhaupt zu Ende fahren.

Bildquelle: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=24&filter_meeting_id=220)

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