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IndyCar: Vorschau 108th Indianapolis 500

The Greatest Spectacle in Racing

von Rainer
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Am Montag wird in den USA der Memorial Day gefeiert und das prestigeträchtigste Rennwochenende des Jahres steht vor der Tür. Höhepunkt sind die 500 Meilen von Indianapolis.

Wir alle kennen die Superlative, die sich um dieses Ereignis ranken: Es ist das älteste Autorennen. Bereits 1911 gewann Ray Harroun die erste Auflage. Und es ist die größte Einzelsportveranstaltung der Welt. Auch in diesem Jahr werden die Tribünen wieder brechend voll sein. Vor einer Woche gab es nur noch ein paar Tausend Restkarten. „Ein paar Tausend Restkarten“ wären für viele Austragungsorte eine sehr schlechte Nachricht. Bei einer Kapazität jenseits der 300.000 sind sie fast zu vernachlässigen. Ob der Indianapolis Motor Speedway (IMS) offiziell ausverkauft sein wird, werden vor allem die Fernsehzuschauer in Indianapolis mit Spannung verfolgen. Denn nur dann können sie das Rennen live auf ihrem lokalen NBC-Sender verfolgen.

Wieder kämpften 34 Wagen um die Qualifikation für das Rennen. Neben den 27 Stammpiloten, Callum Ilott im McLaren #6 und Katherine Legge im Daley Coyne #51, sind 7 Gaststarter dabei. Darunter die ehemaligen Sieger Ryan Hunter-Reay, Takuma Sato und natürlich Helio Castroneves. Auch Conor Daly, Marco Andretti und Ed Carpenter haben bereits viel IMS-Erfahrung. Rookie Kyle Larson sticht gleich doppelt aus dem Feld heraus. Zum einen ist es sein erstes Indy 500, zum anderen ist er eigentlich in der NASCAR zu Hause. Dort gewann er 2021 die Meisterschaft und musste sich im Vorjahr nur knapp Ryan Blaney geschlagen geben. In dieser Saison hat er bereits zwei Rennen gewonnen und führt die Meisterschaftswertung an. Kyle Larson weiß also, wie man Erfolg hat.

Strecke

Bereits 1909, als der erste Indianapolis Motor Speedway eröffnet wurde, handelte es sich um ein 2,5-Meilen-Oval. Auch einige Umbauten, wie die Verlegung von Ziegelsteinen, die dem Oval den Namen Brickyard einbrachte, haben an der Grundkonfiguration nichts geändert. Die vier 90°-Kurven mit einer Länge von jeweils 0,25 Meilen und einer Überhöhung von 9°12‘ werden durch zwei lange (0,625 Meilen) und zwei kurze (0,125 Meilen) Geraden verbunden. Das geringe Banking ist untypisch für ein amerikanisches Oval und erschwert die Abstimmung, da die IndyCars bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 220 mph (354 km/h) leicht nach außen rutschen. Mehr Abtrieb würde dies verhindern, aber die Höchstgeschwindigkeit reduzieren. Gerade im Qualifying ist es ein schwieriges Spiel, die richtige Abstimmung zu finden.

Trainings

In beiden Trainingstage wurden jeweils durch Regen stark verkürzt. Insgesamt standen den Teams nur zweieinhalb Stunden Trainingszeit zur Verfügung. Am Dienstag fuhr Scott Dixon mit 229,107 mph eine sehr starke Runde. Diese wurde am Mittwoch von Scott McLaughlin mit 229,493 mph knapp unterboten. Auch am Donnerstag war es stark bewölkt, aber erst am Nachmittag begann es zu regnen, so dass die Strecke für mehr als sechs Stunden frei war. Nachdem es an den ersten beiden Tagen keine Unfälle gegeben hatte, schlug der IMS nun zurück. Zuerst verlor Linus Lundqvist in Kurve 2 die Kontrolle über sein Auto, dann Marcus Ericsson in Kurve 4, beide blieben unverletzt. Die schnellste Runde fuhr Pato O’Ward mit 228,861 mph. Ein Favorit war noch nicht auszumachen. Im hinteren Feld ab Platz 23 für Takuma Sato waren aber alle vier RLL-Hondas zu finden. Sollte sich das Drama des Vorjahres wiederholen?

Am Fast-Friday durften die Teams zur Vorbereitung auf das Qualifying den Ladedruck der Turbolader erhöhen. Colton Herta fuhr für Andretti-Honda mit 234,974 mph die schnellste Runde. Dahinter folgten bis zum siebten Platz drei McLaren und alle drei Penske-Chevrolets. Vor allem eine Qualifying-Simulation über vier Runden von Josef Newgarden ließ bei der Konkurrenz die Alarmglocken schrillen. Die erste Runde absolvierte er ohne Windschatten mit 234,260 mph. Es folgten zwei Runden mit hohen 239,9 mph und zum Abschluss noch eine mit 234,0 mph. Er hatte praktisch keinen Drop-Off.

Qualifikation

Am Samstag verunfallten Nolan Siegel und Rinus VeeKay. Den Teams gelang es jedoch, die Autos rechtzeitig zu reparieren. Marcus Ericsson musste nach seinem Unfall am Freitag im Ersatzauto starten. Seine Ausgangsposition war nicht ideal. Zudem zeigten die Unfälle, dass die Strecke nicht einfach zu befahren war.

Im Qualifying gab es dann noch zwei weitere übergreifende Themen: Die Temperatur und der plötzliche Leistungsabfall der Motoren. Im Gegensatz zu den Vortagen war es am Samstag in Indianapolis überwiegend sonnig. Entsprechend höher waren die Luft- und vor allem die Streckentemperaturen. Die besten Streckenbedingungen hatten somit die Fahrer, die eine frühe Startzeit zugelost bekommen hatten. Erst gegen Ende der Qualifikation wurde die Strecke wieder schneller. Das Team Penske hatte Glück und alle drei Fahrer gingen in der ersten Stunde des Qualifyings auf die Strecke. Dort konnten sie ihre Leistungen vom Fast Friday bestätigen. Will Power, Scott McLaughlin und Josef Newgarden belegten die ersten drei Plätze und hielten diese bis zum Ende. Alexander Rossi wurde Vierter. Seine Teamkollegen Pato O’Ward und Kyle Larsson waren die ersten, die unter dem plötzlichen Leistungsverlust litten. Nach Angaben eines Chevrolet-Vertreters hatte sich beim Herunterschalten Benzin in der Verteilerkammer entzündet. Der Motor schaltete daraufhin kurz ab.

Takuma Sato fuhr seinen RLL-Honda in die Top 10, während seine Teamkollegen größere Probleme hatten. Christian Lundgaard fuhr sich auf Platz 28 ins Rennen. Pietro Fittipaldi war mit Platz 30 der letzte Fahrer, der sich am Samstag qualifizierte. Graham Rahal musste erneut durch das Last Chance Qualifying. Er teilte dieses Schicksal mit Katherine Legge sowie Nolan Siegel und Marcus Ericsson nach ihren Unfällen. Rinus VeeKay, der dritte verunfallte Pilot, schaffte hingegen den Sprung in die Top 12. Wie schon in den vergangenen Jahren ist der Niederländer im IMS richtig schnell. Kyle Larsson und Pato O’Ward qualifizierten sich mit den Plätzen 6 und 10 ebenfalls für die Top-12.

Colton Herta und Alex Palou fielen auf die Plätze 13 und 14 zurück und hatten damit keine Chance mehr auf die Pole Position. Als bester Honda qualifizierte sich Kyle Kirkwood auf Platz 5. Mit Felix Rosenqvist auf Platz 7 und Takuma Sato auf Platz 9 waren nur noch zwei weitere Honda in den Top-12 vertreten. Zumindest im Qualifying war der Chevrolet-Motor den Hondas in diesem Jahr deutlich überlegen. So schafften es auch Santino Ferrucci und Ryan Hunter-Reay für die kleinen Teams von A.J. Foyt und Dreyer & Reinbold Racing in die Top-12.

Top 12 Qualifying

Im ersten Qualifying-Segment am Sonntag blieben die großen Überraschungen aus. Die drei Penske-Chevrolets belegten in der Reihenfolge Scott McLaughlin, Will Power und Josef Newgarden die ersten drei Plätze. Dahinter folgten die McLaren-Chevrolets von Alexander Rossi und Kyle Larsson. Den letzten Platz der Fast Six sicherte sich Santino Ferrucci. Diesen verpassten Rinus VeeKay und Pato O’Ward. Bester Honda war Felix Rosenqvist auf Platz 9. Kyle Kirkwood hatte die Chance auf die Fast Six, doch ein Fehler in der dritten Runde kostete zu viel Zeit. So blieb ihm nur Startplatz 11, dazwischen ging Takuma Sato ins Rennen. Für Ryan Hunter-Reay und Dreyer & Reinbold Racing war bereits die Qualifikation für die Top-12 ein großer Erfolg.

Last Chance Qualifying

Nolan Siegel setzte die erste Zeit. Marcus Ericsson war nach drei Runden schneller als Siegel, brach seinen Versuch aber wegen eines Missverständnisses ab. Das Auto von Katherine Legge war sehr instabil. In ihren vier Runden hatte sie zwei brenzlige Situationen. Insgesamt war sie jedoch schneller als Siegel. Im Interview gab Legge zu, dass der Test sehr nervenaufreibend war und sie nicht noch einmal fahren möchte. Graham Rahal schob sich mit seinen vier Runden zwischen Legge und Siegel. Die Teams warteten mit dem zweiten Versuch so lange wie möglich, um die Motoren möglichst gut abkühlen zu lassen. Als die Zeit weit fortgeschritten war, hatte sich Katherine Legge qualifiziert. Alle drei hätten keinen weiteren Versuch mehr starten können. Gut 7 Minuten vor Schluss ging Marcus Ericsson auf die Strecke. Er war schneller als Graham Rahal und damit sicher qualifiziert. Einen letzten Versuch hatte noch Nolan Siegel. Doch schon seine erste Runde war zu langsam. Zu Beginn der zweiten Runde in Kurve 1 verlor er zudem die Kontrolle über sein Auto und schlug in die Mauer ein. Man kann dem Teenager keinen Vorwurf machen. Er hat alles gegeben. Mehr Speed war im reparierten Auto nicht drin. Aber Graham Rahal hatte seine zweite Nicht-Qualifikation in Folge für das Indy 500 verhindert.

Fast Six Qualifying

Der Kampf um die Pole-Position war wenig spannend. Nach den Leistungen am Fast Friday und den Segmenten am Samstag und Sonntag war klar, dass ein Penske-Chevrolet ganz vorne starten würde. Es gab nur noch zwei offene Fragen: Werden alle drei Penske in der ersten Startreihe stehen und fällt der Pole-Rekord? Im Laufe des Nachmittags sank die Streckentemperatur, was für beide Fragen von Vorteil war. Santino Ferrucci setzte die erste Zeit, die dann von Kyle Larsson unterboten wurde. Dann war auch Alexander Rossi schneller. Auffällig war, wie sehr er mit seinem McLaren zu kämpfen hatte. Das Team hatte so viel Abtrieb wie möglich aus dem Auto genommen und so hatte Rossi zwei heikle Momente zu überstehen. Ganz anders sah es bei Josef Newgarden aus. Wie auf Schienen zog der Penske seine Runden. Damit war Newgarden 0,7 mph schneller als Rossi. Dieser Speed wurde dann noch von Will Power getoppt. Scott McLaughlin ging als letzter Pilot auf die Strecke und begann mit einer Runde von 234,53 mph. Es folgten Runden von 234,37 mph und 234,17 mph. Zum Schluss noch 233,82 mph und der neue Pole-Rekord von 234,22 mph (376,94 km/h) stand fest. Auch bilden drei Penske die erste Startreihe. Nach 1988 gelang dem Team dieses Kunststück zum zweiten Mal. Nur zwei Penske PC-23 mit dem legendären Mercedes Benz 500I Motor standen 1995 in der ersten Startreihe. Al Unser jr. reichten damals 228 mph für die Pole Position.

Favoriten

Nach den Geschwindigkeiten der letzten Tage kann der Sieg nur an ein Auto mit Chevrolet-Motor gehen. Aber 500 Meilen sind eine lange Strecke, und neben der reinen Geschwindigkeit spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle: die Haltbarkeit von Motor und Reifen, der Benzinverbrauch und die Strategie. Die Probleme aus dem Qualifying dürfen sich im Rennen nicht wiederholen, sonst kann es schnell vorbei sein.

Die beste Ausgangsposition haben sicherlich die drei Penske-Piloten. Sie stehen in der ersten Startreihe und können, wenn sie wollen, das Feld kontrollieren. Zudem hat das Team vier der letzten neun Rennen gewonnen. Darunter waren Will Power und im letzten Jahr Josef Newgarden. Back-to-Back-Siege sind sehr selten, zuletzt gelang dies Helio Castroneves 2001/02, natürlich für Team Penske. Davor schaffte es Al Unser 1970/71 zweimal hintereinander zu siegen. Joseph Newgarden könnte also Geschichte schreiben. Das gilt auch für Sott McLaughlin, der sich als zweiter Neuseeländer auf der Borg Warner Trophy verewigen könnte. Der erste ist natürlich Scott Dixon, dem bisher nur ein einziger Indy-500-Sieg gelang.

Kaum schlechter schätze ich die Chancen von McLaren ein. Alexander Rossi weiß, wie man das Indy 500 gewinnt, und Kyle Larsson war in jeder Serie, in der er gefahren ist, ein Sieger. Er wäre die große Sensation in der Victory Lane. Auch Pato O’Ward wäre ein Kandidat für eine Top-Platzierung, wenn er das Rennen zur Abwechslung mal nicht vergeigt. Auch Rinus VeeKay wird in der ersten Rennhälfte vorne mitfahren und dann langsam zurückfallen. Das hat schon Tradition. Das gilt auch für Santino Ferrucci, der für A.J. Foyt am Ende wieder eine absolute Top-Platzierung einfahren wird. Bei allen seinen fünf Starts hat er das Ziel in den Top 10 erreicht und das für Dale Coyne, RLL, Dreyer & Reinbold und A.J. Foyt. Egal, was man sonst von ihm hält, das Indy 500 ist sein Rennen.

Im Honda-Lager muss man schauen, was man dem Speed der Chevrolets entgegensetzen kann. Ein geringerer Benzinverbrauch wäre ein guter Anfang. Darauf hoffen Andretti Global und Chip Ganassi Racing. Beide Teams haben genug Erfahrung, um mit allen Chevrolets mithalten zu können. Marcus Ericsson hat 2022 noch für Ganassi gewonnen. Jetzt fährt er für Andretti. Mit Startplatz 32 hat er aber noch einen weiten Weg vor sich. Deutlich kürzer ist er für Colton Herta und Kyle Kirkwood. Bester Honda-Pilot im Qualifying war aber Felix Rosenqvist. Er hat für Meyer Shank Racing bisher einen starken Saisonstart hingelegt. Er geht von Startplatz 9 ins Rennen und war im Vorjahr Fünfter. Es spricht also einiges für den schnellen Schweden. Über seinen Teamkollegen Helio Castroneves muss ich nichts mehr schreiben. Das gilt übrigens auch für Takuma Sato im RLL-Honda.

In den vergangenen drei Jahren dominierte Chip Ganassi Racing das Qualifying. Doch weder Scott Dixon noch Alex Palou konnten von der Pole-Position zum Sieg fahren. Dafür gab es eine ganze Reihe von Top-Platzierungen, allen voran der Sieg von Marcus Ericsson. Hinzu kamen zwei zweite Plätze für Ericsson und Palou sowie ein dritter Platz für Tony Kanaan. Palou belegte zudem die Plätze neun und vier. Nur für Scott Dixon brachte der IMS kein Glück. Mit den Plätzen 17, 21 und 6 wurde er unter Wert geschlagen. Vor den drei Rennen galt er als Favorit. Diese Bürde hat er in diesem Jahr nicht.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 24. Mai

11:00 a.m. – 01:00 p.m. (17:00 – 19:00) – NTT IndyCar Series Practice (Carb-Day)

Sonntag, 26. Mai

9:00 – 11:00 a.m. (15:00 – 17:00) – Pre-Race Show Peakock
11:00 a.m. (17:00) – Übertragungsbeginn NBC
11:45 p.m. (17:45) – Driver Introductions
12:38 p.m. (18:38) – Command to Start Engines

12:45 p.m. (18:45) – 107th Running of the Indianapolis 500 (200 laps); NBC, Sky live

Die aktuelle Wettervorhersage für Indianapolis am Wochenende ist nicht gerade positiv. Bei Temperaturen um 22°C ist mit heftigen Gewittern zu rechnen. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 90%. Der Sonntag kann sehr lang oder sehr kurz werden. Ein besonderes Problem kann das Wetter für Kyle Larson werden. Immerhin will/muss er am Sonntag noch ein Rennen in Charlotte bestreiten. Für Montag und Dienstag liegt das Regenrisiko immerhin noch bei 50%.

Indianapolis, IN - during Indianapolis 500 Practice in Indianapolis, Indiana. (Photo by James Black | IMS Photo)
Indianapolis, IN - during the Indianapolis 500 at the Indianapolis Motor Speedway. (Photo by Joe Skibinski | IMS Photo)
Indianapolis, IN - during Indianapolis 500 Practice in Indianapolis, Indiana. (Photo by James Black | IMS Photo)
Indianapolis, IN - during Indianapolis 500 Practice in Indianapolis, Indiana. (Photo by James Black | IMS Photo)
Indianapolis, IN - during the Indianapolis 500 at the Indianapolis Motor Speedway. (Photo by Joe Skibinski | IMS Photo)

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