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Formel Eins: Analyse GP von Monaco – Heimsieg für Leclerc

von DonDahlmann
3 Kommentare

Man kann ja über das Rennen in Monaco sagen, was man will. Aber es ist mittlerweile (leider) einer der wenigen Grand Prix, in der die fahrerische Qualität mehr gefordert ist, als in vielen anderen Rennen.Wenn man nicht im Schneckentempo unterwegs ist.

Red Bull hatte an diesem Wochenende erstaunlich viele Probleme mit dem Auto. Der RB20 generiert den größten Teil seines Abtriebs über den Unterboden, vor allem im Bereich des Hecks und des Diffusors. Das funktioniert fantastisch auf Strecken, die sehr eben ist, aber nicht, wenn Straßenunebenheiten dazu kommen. Ebenso schwierig gestalteten sich für Red Bull die Curbs in Monaco. Um den maximalen Abtrieb zu erreichen, muss Red Bull das Auto möglichst steif abstimmen und man hat einen relativ engen Rahmen für die Höhe des Autos.

Wie schon in Singapur im letzten Jahr hatte Red Bull auf dem Stadtkurs nicht den Speed, den man sonst von ihnen erwarten würde. Man fand auch keine Abstimmung übers Wochenende. Verstappen deutete an, dass das Problem auch nicht lösbar sein, da es eben Teil des Konzepts des Autos ist. Während man aber in Singapur zum Rennen noch eine Lösung finden konnte, war das in Monaco nicht der Fall. Die Folge: Perez kam nicht aus Q1 raus, Verstappen startete nur von P6. Ein Sieg von Verstappen war damit so gut wie außer Frage.

Dafür liefen die Ferrari und die McLaren umso besser. Leclerc sicherte sich in einem sehr spannenden Shoutout knapp die Pole vor Oscar Piastri. Der fühlte sich an diesem Wochenende in Monaco deutlich besser, als Lando Norris, was sich in den Rundenzeiten widerspiegelte. Norris hatte in der Quali allerdings auch Pech. In seinem ersten Run verfing sich ein Werbebanner im Unterboden, was ihn an die Box zwang. Es dauerte ein wenig, bis man das Banner aus dem Auto gezogen hatte und danach musste er einen neuen Satz Soft nehmen. Damit fehlte ihm dann ein Satz in Q3.

Da soll aber nichts von der brillanten Runde von Piastri wegnehmen. Der gab Ferrari an diesem Wochenende ordentlich Druck und Leclerc musste sich ordentlich strecken, um die Pole zu verteidigen. Die Abstände in den Top 6 waren allerdings auch wirklich sehr eng.

LEC
PIA -0,154
SAI -0,248
NOR -0,272
RUS -0,273
VER -0,297
HAM -0,351

Das Rennen war aber kaum gestartet, als es schon die erste rote Flagge gab. Perez, der schon in Q1 ausgeschieden war, kam beim Restart mit Magnussen nach St. Devote aneinander. Und die Schuld lag hier meiner Meinung nach beim Dänen, der gerade auf der Höhe der Hinterachse von Perez war. Man kann da zu zweit hochfahren, wenn man sich Raum gibt, aber vor Beau Rivage muss man sich dann schon sortieren. Und Perez hatte die Innenlinie. Der heftige Unfall nahm beide Haas und Perez aus dem Rennen. Die Rennleitung entschied sich aber dazu, dass es ein Rennunfall war. Nun ja.

Das war aber nicht der einzige Unfall. Ocon lag hinter seinem Teamkollegen Gasly und sah Eingangs des Tunnels eine Lücke, wo keine war. Die Folge: beide Autos kollidierten, mit dem schlechteren Ende für Ocon. Dessen Auto war so in Mitleidenschaft gezogen, dass er zum Restart nicht mehr antreten könnte. Teamchef Bruno Famin war ebenfalls sauer und kündigte Konsequenzen an. Wörtlich „It was exactly what we didn’t want to see and we’re going to draw the consequences. We’re going to make a tough decision“.

Das ist eine interessante Aussage. Der Vertrag mit Ocon läuft Ende des Jahres aus. Dazu kommt, dass man mit Doohan und Schumacher zwei gute Ersatzfahrer hat. Schumacher hat noch seine Superlizenz und wird in letzter Zeit von Famin ausdrücklich und sehr oft gelobt. Dass Famin Ocon rauswirft, ist eher nicht zu erwarten. Es gäbe aber durchaus die Möglichkeit, dass er Ocon ein Rennen auf die Bank setzt und Schumacher ins Auto setzt (wenn Mercedes zustimmt). Ich gehe aber eher davon aus, dass man den Vertrag mit Ocon nicht verlängern wird. Angeblich hat man Kontakt zu Bottas, der wohl auch ein neues Zuhause sucht.

Aber die Unfälle führte zu einem Restart, der vor allem Sainz das Rennen rettete. Der hatte sich in der ersten Kurve einen Platten eingefangen, als er ganz leicht mit Piastri aneinander kam. Da das Rennen sofort unterbrochen wurde, bevor das Feld die SC Linie überfahren hatte, wurde die erste Runde nicht gewertet. Sainz konnte aufatmen.

Pech war es allerdings für beide Mercedes und Verstappen. Die hatten das Rennen auf den Hard gestartet und mussten nun auf die Medium gehen. Warum war das Pech? Zum einen war klar, dass der Medium nicht die gesamte Distanz durchhalten würde. Diejenigen, die auf den Medium den ersten Start versucht hatten, konnten in der Pause auf die harten Reifen wechseln. Und hatten damit zumindest die theoretische Chance, dass man mit den C3 durchfahren zu können. Doch würden die C3 die Tortur in Monaco über 75 Runden durchhalten?

Uns so begann dann nach einer chaotischen Startphase, die übliche Prozession in Monaco. Leclerc diktierte das Tempo, Piastri hatte einen leicht demolierten Unterboden und hielt sich zurück. Der Rest sortierte sich dahinter ein und konnte nicht überholen. Weil die Autos so breit sind, ist das Überholen sowieso so gut wie unmöglich. Zumindest bis in das letzte Drittel des Rennens. Immerhin klebten die Top 3 eng zusammen und sorgten so für etwas Spannung. Ansonsten war es bis zur Endphase ein wie üblich langweiliges Rennen.

Immerhin kam Bottas in Runde 16 an die Box und versuchte es mit einer Offset-Strategie. Bottas war auf den Medium gestartet und wechselte auf die C3. Zu verlieren hatte Sauber an der Stelle sowieso nichts. Die Autos war das ganze Wochenende nicht konkurrenzfähig. Der frühe Stopp brachte Bottas zumindest in eine gute Position, sollte das Hinterfeld ebenfalls noch mal stoppen.

Das Tempo vorne war extrem langsam. Leclerc fuhr zehn Sekunden (!) langsamer als seine schnellste Runde in der Quali. Damit war er interessanterweise aber immer noch schneller als Russell auf den Medium, der nach knapp 20 Runden schon 12 Sekunden hinter Leclerc lag. Mercedes musste die Medium also noch mehr schonen, als Leclerc vorne die harte Mischung. Ein weiterer Grund für das lahme Tempo von Leclerc lag in seiner Strategie begründet. Er wollte sowohl Piastri als auch seinem Teamkollegen und Norris keinen Boxenstopp ermöglichen. So hielt er Russell auf P5 immer rund 17 Sekunden hinter sich. In Monaco braucht man 22 Sekunden für einen Stopp, also konnte keiner der Verfolger frische Reifen holen und seine Position verteidigen.

Das Rennen war auch nach Runde 30 so langweilig, dass die Regie sich dazu entschied, das einzige Packet aus Fahrzeugen zu zeigen, dass man auf der Strecke finden konnte. Alonso, der mit Aston wieder einmal ein rabenschwarzes Wochenende hatte, lag auf P12 und hielt Ricciardo, Sargeant und beide Sauber hinter sich. Alonso fuhr so langsam, damit sein Teamkollege Stroll vor ihm genug Zeitpolster hatte, um einen Boxenstopp einzulegen. Das sah zwar interessant aus, zeigte aber auch, dass man mit diesen Autos in Monaco nichts ausrichten kann.

Unrecht hat der Spanier da nicht. Ich kritisiere ja auch oft, dass Pirelli zu vorsichtig ist, wenn es um den Verschleiß der Reifen geht. Aber so einfach, wie das klingt, ist es für Pirelli dann auch wieder nicht. Nimmt man eine Reifendecke, die weicher ist und schneller verschleißt, riskiert man mehr Reifenplatzer und Delaminierungen der Reifendecke. Was dann auch keiner will. Die genau richtige Mischung für die sich quasi stündlich veränderten Streckentemperaturen zu finden, ist quasi unmöglich.

In Runde 43 kam dann Stroll an die Box, um die harten Reifen zu nehmen. Und die langsame Fahrweise von Alonso zahlte sich aus, Stroll kam auch wieder vor dem Spanier auf die Strecke und hatte dann die besseren Reifen, um sich abzusetzen.  Ein paar Runden später hatte er einen platten Reifen hinten links, was sein Rennen dann endgültig zerstörte. Er hatte in der Hafenschikane die Leitplanke berührt.

Neun Runde später kam Hamilton von P7 an die Box und nahm neue harte Reifen. Das war ein „Wir haben eh nichts zu verlieren“ Stopp. An Verstappen vor ihn kam er nicht ran, Tsunoda lag 50 Sekunden hinter ihm. Immerhin setzte er damit kurzzeitig Red Bull unter Druck, die Verstappen eine Runde später an die Box beorderten. In der gleichen Runde sahen wir dann das bis zu dieser Runde einzige Überholmanöver des Rennens, als Bottas an Logan Sargeant vorbeiging.

Die Stopps der beiden waren schlechte Nachrichten für George Russell auf P5. Mercedes hatte, interessanterweise, darauf verzichtet, Russell eine Runde nach Hamilton an die Box zu holen. Allerdings hatte Mercedes auch eine schwierige Entscheidung zu treffen. Hätte man Russell reingeholt, wäre Verstappen vermutlich draußen geblieben. So wichtig neue Reifen sind, Überholen ist dann doch wieder eine andere Sache. Mercedes wollte den fünften Platz absichern.

In den letzten zehn Runden verlor Piastri den Anschluss an Leclerc und fiel 5 Sekunden zurück, weil seine Reifen in keinem guten Zustand mehr waren. Sainz hinter ihm machte jede Menge Druck. Das langsame Tempo führte dann auch dazu, dass von hinten Russell, immer noch unter Druck von Verstappen, langsam aufholen konnte. Am Ende kam Russell zwar nicht mehr ganz ans Heck von Norris. Aber weit war man nicht weg.

Doch der Sieg ging endlich mal an Charles Leclerc. Bisher war das Rennen in Monaco ja nicht so sein Ding. Unvergessen sein Motorschaden vor einigen Jahren in der Einführungsrunde, als er von der Pole starten konnte. Es war ein sehr verdienter Sieg für den Monegassen, der das Wochenende ab der Qualifikation dominieren konnte. Und es war der erste Sieg eines Ferraris seit 2017 (Vettel).

Das Rennen war, man kann es nicht anders sagen, extrem langweilig. Die gesamten Top 10 veränderten ihre Positionen nach den beiden Starts nicht. Was schon alles sagt. Am meisten Positionen machte noch Fernando Alonso gut, der von P14 gestartet war und am Ende auf P11 ins Ziel kam. Ansonsten gab es nur zwei Überholmanöver im gesamten Rennen.

Neu ist es nicht, dass das Rennen in Monaco eher öde ist. Das gesamte Event lebt von der Atmosphäre, vom Glamour und von der Geschichte des Rennens. Alonso hatte vor dem Wochenende schon mal angedeutet, dass er glaubt, dass man für das Rennen in Monaco etwas anders machen muss. Entweder Reifen, die schneller abnutzen oder etwas anderes in der Richtung. Ein Zwei-Stopp-Rennen würde mit Sicherheit etwas mehr Bewegung ins Feld bringen. Das gilt aber nicht nur für dieses Rennen, sondern mittlerweile für viele andere Rennen im Kalender.

Das schwache Abschneiden der Red Bull bedeutet aber nicht, dass die anderen nun vor dem Weltmeister liegen. Ferrari und McLaren haben sich aufgeholt, aber Red Bull wird in Kanada und vor allem im danach folgenden Rennen in Spanien, wieder nur schwer zu schlagen sein. Man wird allerdings sehen müssen, wie eng die Abstände dann sein werden.

Auf eine komplette Analyse der Rangordnung verzichte für Monaco mal, das Rennen ist nicht repräsentativ, wie man an der Grafik erkennen kann. Und durch das niedrige Tempo aufgrund der Strategie verzerrt die Abstände noch weiter. Teilweise war man zehn Sekunden langsamer unterwegs. Auch später kamen nur selten gute Stints zusammen. Eine richtige Einschätzung für das Rennen in Ungarn bekommt man durch das Rennen nicht.

Bilder: Pirelli

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3 Kommentare

Dirk 27 Mai, 2024 - 17:11

Ich schlage für Monaco einen neuen Modus vor:
1. Quali-Abschnitte verlängern, so dass mehr Zeit bleibt und weniger Fahrer gleichzeitig auf die Strecke müssen.
2. Am Sonntag ein Rennen von nur 20 Runden, denn es ändert sich ja eh nix an der Startaufstellung. Oder halt doch mehrere Pflichtboxenstopps.

DonDahlmann 27 Mai, 2024 - 17:14

Keine schlechten Ideen. Ich habe bei der Quali auch gedacht, dass ein Einzelzeitfahren hier mehr Sinn ergibt. Und spannender ist, weil man halt nur eine Runde hat.
Und ja, Pflichtboxenstopps im Rahmen eines Fensters sollten eingeführt werden. Einmal zwischen Runde 15 und 30 und einmal zwischen Runde 45 und 60.

Heiko K 29 Mai, 2024 - 12:52

Jupp, genau das Einzelzeitfahren würde ich gerne in Monaco sehen, da kann die TV-Übertragung sich gut auf die einzelnen Runden konzentrieren und alle Teams bekommen die gleiche Bildschirmzeit.

HInsichtlich der Reifen gab es von Gorge Russel wohl den Vorschlag, für Monaco ausschließlich die weichste MIschung zu liefern, damit hätte man dan ziemlich sicher automatisch mindestens zwei Stopps.

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