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Sachstandsbericht Nachwuchsformeln: Juni 2024

Volles Programm in Barcelona und noch mehr!

von StefanTegethoff
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Es gibt viel zu sehen für Formelserien-Fans an diesem Wochenende: beim F1-Wochenende in Barcelona treten nicht nur Formel 2 und Formel 3 an, sondern auch die F1 Academy. Außerdem ist die FRECA auf dem Hungaroring unterwegs. Die IndyNXT fährt zudem in Laguna Seca. Die US-Serie habe ich dieses Jahr bisher leider nicht verfolgen können, aber aktuell ist ein Pilot groß in den Motorsport-News: Nolan Siegel. Der 19-jährige hat am vergangenen Wochenende als Teil von Zak Browns United Autosports-Teams den LMP2-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans eingefahren. Nur wenige Tage später vermeldete Arrow McLaren, dass der Youngster für den Rest der laufenden  IndyCar-Saison Theo Pourchaire, den amtierenden Formel 2-Meister ersetzen wird. Die Hintergründe sind undurchsichtig. Während Zak Brown in der Formel 1 scheinbar langfristig auf junge Piloten setzt, spielt seine Truppe in der IndyCar dieses Jahr ein seltsames Hire-and-fire-Spielchen. Siegel soll nun einen Vertrag über mehrere Jahre haben. Schauen wir mal, ob McLaren es mit ihm ernst meint. Single Seater-Titel hat Siegel bisher nicht gewonnen, ein paar Siege stehen aber wohl auf seinem Konto, und auf der Langstrecke hat er sich auch schon mehrfach gut präsentiert. Ob er schon die nötige Reife für ein IndyCar-Cockpit hat, wird sich zeigen müssen.

 

Formula 2

F1, F2 und F3 haben einen Triple-Header vor sich: Barcelona, Spielberg und Silverstone stehen an den nächsten drei Wochenenden auf dem Programm. Für die F2 ist nach dem Wochenende am Red Bull-Ring die Saisonhalbzeit erreicht. Aktuell scheint sich ein Dreikampf um den Titel anzubahnen zwischen dem noch sieglosen „Mr. Consistency“ Paul AronIsack Hadjar, der in Monaco einen großen Aufreger-Moment hatte, und dem „Boy from Barbados“ Zane Maloney, der immer noch von seinem Doppelsieg beim Auftakt in Bahrain zehrt.

Keiner von diesen dreien konnte beim letzten Event in Monaco einen Sieg einfahren. Hadjar wäre es beinahe gelungen: Der Franzose führte das Hauptrennen bis kurz vor Schluss an, aber eine Virtual Safety Car-Phase kurz vor Rennende machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Denn Zak O’Sullivan, bisher eher unter dem Radar unterwegs, hatte sich für die Alternativ-Strategie entschieden (d.h. Start auf den härteren Reifen) und sein Team zögerte den Boxenstopp so lange wie möglich heraus, in der Hoffnung auf eine Gelbphase. Die kam dann auch genau im richtigen Moment, sodass O‘Sullivan bei seinem Pflicht-Stopp eine Runde vor Schluss weniger Zeit verlor als üblich, und vor Hadjar wieder auf die Strecke kam. Der konnte es nicht glauben und schimpfte am Funk wie der Rohrspatz  von Paris, aber es war nichts zu machen, der Sieg war weg. O’Sullivan, der letztes Jahr eine gute F3-Saison mit Prema hatte, konnte damit seinen ersten Sieg auf dem nächsten Level feiern.

Viel Pech hatte auch mal wieder Richard Verschoor. Dem F2-erfahrenen Niederländer war es gelungen, die Pole für das Hauptrennen zu holen.  Doch nach 28 von 42 Runden machte die Antriebswelle seines Trident-Boliden schlapp und er musste das Rennen beenden. Kollisionen gab es in beiden Rennen. Im Sprint erwischte es mit Victor Martins (im Startgetümmel) und Zane Maloney (Stau-Unfall in Rascasse) zwei große Namen. Dafür hatten wir auch hier einen F2-Debürsieger: Taylor Barnard konnte das Rennen von der Reverse Grid-Pole vor einem weiteren Rookie, F3-Meister Gabriel Bortoleto, gewinnen.  Bortoleto erstaunt mich immer wieder mit einer reifen, fehlerarmen Fahrweise. Nicht umsonst liegt er auf Rang 5 in der Meisterschaft. Gelingt ihm ein guter Triple-Header, könnte er in der zweiten Saisonhälfte auch noch in den Titelkampf eingreifen.

Zum Schluss noch der obligatorische Blick auf die beiden Prema-Piloten mit der wahrscheinlichen F1-Perspektive für 2025: Ollie Bearman Platz bei Haas soll für nächstes Jahr wohl schon sicher sein, wenn auch noch nicht offiziell bestätigt. Der Brite qualifizierte sich nur auf Startplatz 12, Teamkollege Kimi Antonelli erwischte das in Monaco so wichtige Qualifying etwas besser. Aber nach den Boxenstopps fanden sich die beiden im Hauptrennen im direkten Zweikampf wieder. Bearman hatte zuerst Reifen gewechselt und wollte dringend am Italiener vorbei. In Mirabeau versuchte er es schon einmal, steckte aber zurück, in der Loews-Haarnadel konnte er Antonelli dann tatsächlich in einen kleinen Fehler drängen und sich innen vorbeischieben – ein starkes Manöver. Am Ende erreichte Bearman mit Rang 4 sein bestes Saisonresultat, Antonelli wurde Siebter.

Stand:

  1. Paul Aron (Hitech, Mercedes Academy) – 80 Punkte
  2. Isack Hadjar (Campos, Red Bull Junior Team) – 78 Punkte
  3. Zane Maloney (Rodin, Sauber Academy) – 69 Punkte
  4. Dennis Hauger (MP Motorsport) – 56 Punkte
  5. Gabriel Bortoleto (Invicta Racing, McLaren Academy) – 50 Punkte
  6. Andrea Kimi Antonelli (Prema, Mercedes Academy) – 48 Punkte

Nächstes Event: Barcelona (21.-23.06.2024)

 

Formula 3

Wie in der F2 konnte auch im Formel 3-Sprintrennen der Reserve Grid-Polesitter seinen Debütsieg in der Serie feiern: In diesem Fall war es der Bulgare Nikola Tsolov. In seinem ersten F3-Jahr konnte der Alpine-Nachwuchsmann nicht viel Zählbares erreichen. Auch dieses Jahr waren die Resultate des dominanten Meisters der spanischen F4 von 2022 dünn. Ihm hätte vielleicht ein Zwischenschritt in der FRECA gut getan. Oder aber der erste Sieg hat nun den Durchbruch gebracht und setzt ganz neue Kräfte frei. Das sehe ich aber bisher noch nicht. Hinter Tsolov kam Tim Tramnitz beim Sprint als Zweiter ins Ziel, er war der einzige in den Top Ten, der eine Position gewinnen konnte, das aber auch direkt beim Start auf dem Weg in Ste. Devote.

Das Hauptrennen konnte mit Gabriele Mini einer der Titel-Aspriranten für sich entscheiden, wiederum von der Pole aus, die er sich im Gruppen-Qualifying am Freitag erfahren hatte. Auch in diesem Rennen war Tim Tramnitz einer von nur zwei Piloten in den Top Ten, die im Rennen Positionen gutmachen konnten. Der andere war Oliver Goethe. Die beiden deutschen Red Bull-Junioren liegen knapp hinter den Top 5. Tramnitz sollte es im Laufe der Saison auch noch gelingen, seinen F3-Debütsieg einzufahren. Goethe schaffte das ja bereits in Imola.

Stand:

  1. Gabriele Mini (Prema, Alpine Academy) – 72 Punkte
  2. Luke Browning (Hitech, Williams Academy) – 68 Punkte
  3. Leonardo Fornaroli (Trident) – 64 Punkte
  4. Dino Beganovic (Prema, Ferrari Driver Academy) – 58 Punkte
  5. Arvid Lindblad (Prema, Red Bull Junior Team) – 44 Punkte
  6. Oliver Goethe (Campos, Red Bull Junior Team) – 43 Punkte
  7. Tim Tramnitz (MP Motorsport, Red Bull Junior Team) – 43 Punkte

Nächstes Event: Barcelona (21.-23.06.2024)

 

F1 Academy

Die F1 Academy hat leider einen ziemlich zerrupften Kalender: die bisherigen Läufe wurden im März in Jeddah und Anfang Mai in Miami ausgetragen. Jetzt kommt Barcelona und dann sind wieder zwei Monate Pause bis zum Zandvoort-Wochenende im August. Die Rennen in Miami habe ich nicht gesehen, da ich mir diese Strecke nicht mehr als nötig anschauen wollte. Gewonnen hat beide Läufe – von der Pole aus – Abbi Pulling, die schon als Meisterschaftsführende nach Miami gekommen war.  Sie wird von Alpine gefördert.

Zweitplatzierte der Meisterschaft ist die Mercedes-Juniorin Doriane Pin. Sie hätte eigentlich letztes Wochenende ihr Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans geben sollen, musste aber dieses Rennen wegen zweier gebrochener Rippen ebenso auslassen wie das FRECA-Event in Zandvoort. Die Verletzung wurde am FRECA-Wochenende in Spa festgestellt, ging aber nicht auf einen Rennunfall zurück. An diesem Wochenende will sie nun wieder ins Geschehen eingreifen und versuchen, Abbi Pulling das Leben schwer zu machen.

Stand:

  1. Abbi Pulling (Rodin, Alpine Academy) – 99 Punkte
  2. Doriane Pin (Prema, Mercedes Academy) – 65 Punkte
  3. Maya Weug  (Prema, Ferrari Driver Academy) – 51 Punkte
  4. Chloe Chambers (Campos, Haas) – 40 Punkte
  5. Bianca Bustamante (ART Grand Prix, McLaren Development Programme) – 39 Punkte

Nächstes Event: Barcelona (21.-23.06.2024)

 

FRECA

Seit dem letzten Bericht hat das FRECA-Feld zwei Events hinter sich gebracht: Spa und Zandvoort. Jetzt wissen wir mit Sicherheit: Rafael Camara ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Vier Siege und zwei zweite Plätze hat er in sechs Rennen herausgefahren, da kann niemand auch nur ansatzweise mithalten. Entsprechend hat er auch bereits mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie sein erster Verfolger, Tuukka Taponen. Der konnte in Zandvoort seinen ersten FRECA-Sieg feiern, nachdem James Wharton auf nasser Strecke seine Führung mit einem eigenständigen Dreher wegwarf. Wharton hatte an der Nordsee ein schwarzes Wochenende, denn in Rennen 2 stupste ihn schon in der ersten Runde ein anderer Fahrer in einen Dreher.

Wildes – und teilweise gefährliches – Racing gab es auch in Spa. Viel zu oft drängten Fahrer auf der Kemmel-Geraden im Zweikampf ihre Konkurrenten so weit an den Rand, dass die mit wenigstens zwei Rädern auf dem Gras waren – natürlich weiter voll am Gas, man will ja nicht verlieren. Das führte auch zu einigen Crashes, zum Glück ohne schwerwiegende Folgen. Den spannenden ersten Lauf konnte nach mehreren Führungswechseln Rafael Camara von Startplatz 6 aus gewinnen. Er legte dabei eine klügere, abwartende Fahrweise an den Tag als einige forsche Konkurrenten.

Sein härtester Gegner am Spa-Wochenende war der dänische Rookie Noah Stromsted, der es auch tatsächlich mit einem optimistischen Attacke in der letzten Schikane versuchte, Camara den Sieg noch abzunehmen, doch das misslang. Im zweiten Lauf wurde er mit einigen Sekunden Rückstand Zweiter. Bester Rookie ist aber weiterhin der französische F4-Champion Evan Giltaire, der am Auftaktwochenende in Hockenheim einen Sieg einfahren konnte. Zwischen diesen beiden und Ivan Domingues ist es aber eng.

Etwas enttäuschend ist bisher die Saison von Ugo Ugochukwu. Der McLaren-Junior ist in seiner ersten FRECA-Saison, wird aber nicht als Rookie geführt, da er schon die Middle East-Serie Anfang des Jahres bestritten hat. Besser läuft es für ihn in der GB3-Serie, die er (mit Rodin Carlin) parallel auch noch bestreitet, bislang komplett. Die fährt an diesem Wochenende tatsächlich auch am Hungaroring. Trotzdem geht nur eines von beiden und Ugochukwu fährt an diesem Wochenende FRECA.

Stand:

  1. Rafael Camara (Prema, Ferrari Driver Academy) – 136 Punkte
  2. Tuukka Taponen (R-ace GP, Ferrari Driver Academy) – 63 Punkte
  3. Alessandro Giusti (ART Grand Prix) – 52 Punkte
  4. Brando Badoer (Van Amersfoort) – 46 Punkte
  5. Evan Giltaire (R-ace GP) – 43 Punkte
  6. Noah Stromsted (RPM) – 42 Punkte
  7. Ivan Domingues (Van Amersfoort) – 37 Punkte

Nächstes Event: Hungaroring (21.-23.06.2024)

 

F4 Italia

Auch die italienische Formel 4 hat zwei Events seit dem letzten Update absolviert. Die drei Rennen in Vallelunga sind schnell zusammengefasst: Safety Car, Safety Car, Safety Car, Safety Car… es ist ja eigentlich eine nette Strecke, aber die Fahrer konnten sich kaum beherrschen, sodass nur wenige Runden unter Grün gefahren werden konnten. Es kam sogar zu einer Massenkarambolage, zum Glück in einer nicht so schnellen Passage. Dreimal gewann Freddie Slater, zweimal wurde Alex Powell Zweiter, dreimal Hiyu Yamakoshi Dritter.

In Imola hatte der Japaner sogar zwei der drei Läufe gewinnen können, wenn auch den ersten nur aufgrund der Disqualifikation Slaters wegen eines irregulären Frontflügels. Das dritte Rennen ging hier aber auch wieder an Slater. Die Rookie-Wertung führt der konstant punktende Lette Tomas Stolcermanis vor Mercedes-Junior Alex Powell an, der in Imola ein sehr schlechtes Wochenende erwischte.  Weiter geht es nach einer ersten kurzen Sommerpause Mitte Juli in Mugello.

Stand:

  1. Freddie Slater (Prema) – 165 Punkte
  2. Hiyu Yamakoshi (Van Amersfoort) – 127 Punkte
  3. Alex Powell (Prema, Mercedes Academy) – 102 Punkte
  4. Akshay Bohra (US Racing) – 93 Punkte
  5. Jack Beeton (US Racing) – 68 Punkte
  6. Tomas Stolcermanis (Prema) – 48 Punkte

Nächstes Event: Mugello (12.-14.07.2024)

(Beitragsbild: Alpine)

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