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GT World Challenge Europe Endurance Cup: Vorschau 24 Stunden von Spa

von Nils Otterbein
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Mit 66 GT3-Boliden findet am kommenden Wochenende das 24 Stunden Rennen von Spa als Saisonhöhepunkt der GT3-Szene und der GT World Challenge statt. Wie schon in den letzten Jahren wird es das ausgeglichenste 24H-Rennen der Welt sein und wartet mit einem besonderen Jubiläum auf.

2022 war es die 50. Ausgabe des 24 Stunden Rennens vom Nürburgring und 2023 war es der 100. Geburtstag der 24 Stunden von Le Mans. Beide Rennen machten deutlich, dass Jubiläen immer wieder gut ankommen und sie für extra Beachtung sorgen. Dieses Jahr steht in Spa der 100-jährige Geburtstag des Rennens an, was eine bewegte Vergangenheit hatte. Im Titel des Rennens wird vom „Centenary Race“ gesprochen und über Social Media wurde von der SRO über die letzten Wochen viel Historisches preisgegeben. Für etwas mehr historische Informationen verweise ich auf den Artikel aus dem letzten Jahr.
https://www.racingblog.de/2023/06/29/gt-world-challenge-europe-endurance-cup-vorschau-24-stunden-von-spa/

Im Gegensatz zur Gruppe C, die zweifelsohne für Le Mans steht, ist es ungleich schwieriger, einen direkten historischen Bezug zu den 24H von Spa aufzubauen. Erstmal genoss das Rennen vor allem im deutschen Fernsehen in den vergangenen Jahrzehnten eher wenig Lobby, worin sich bis heute nicht viel verändert hat. Somit wissen meist nur absolute Insider etwas konkret mit der Historie des Rennens anzufangen. Dazu waren es immer wieder Auf- und Ab-Phasen, die das Rennen prägten: Mal war es ein eher lokales Tourenwagenrennen für Teams aus Belgien, mal war es international ein Höhepunkt der Sportwagensports. In einer solchen goldenen Epoche befindet sich das Rennen momentan und dürfte noch einige Jahre so weitergehen.

Das GT3-Reglement steht bis Ende der 2020er Jahre auf stabilen Beinen, ganz zu schweigen von der sehr erfolgreichen GT World Challenge, die von der Firma rund um Stephane Ratel aufgebaut wurde. Für den speziellen Charakter des Rennens sorgen die vergleichsweise geringen Abstände zwischen dem Schnellsten und dem Langsamsten, da prinzipiell alle Wagen – eine gute BOP vorausgesetzt – ähnlich schnell sind. Dazu ist es das besondere Traffic Management, wenn sich 66 Autos auf den 7 Kilometern tummeln. Insgesamt starten 24 Autos in der Pro-Klasse. Letztes Jahr waren es 20 von insgesamt 70 Startern, die für den Gesamtsieg in Frage kamen. Bei einer etwas nachlassenden Quantität sind es prozentual wohl so viele Siegkandidaten wie nie.

Insgesamt werden neun Marken ins Rennen gehen. Mercedes (14) und Porsche (12) sind zahlenmäßig am stärksten vertreten. Im Pro-Cup sind es 24, während im Bronze-Cup 20 Wagen an den Start gehen. Die restlichen Klassen fallen mit zehn Wagen im Silver-Cup sowie jeweils sechs im Gold- und Pro/Am-Cup etwas stärker ab als in manch anderem Jahr. Es wird erst das zweite Saisonrennen im Endurance Cup sein, nachdem bereits Anfang April ein 3 Stunden Rennen in Le Castellet stattfand. Nun blicken wir auf die möglichen Gesamtsieger, die die Hersteller ins Rennen schicken.

Mercedes

2013 mit HTP und 2022 mit Akkodis ASP konnte Mercedes in der GT3-Ära das Rennen gewinnen. Im Gegensatz zur Taktik beim 24 Stunden vom Nürburgring, bei denen nur zwei Teams, dafür mit bis zu drei AMG um den Gesamtsieg gefahren sind, hat man die Kompetenzen für Spa auf vier Teams aufgeteilt.

Das AMG Team Getspeed hat nominell das homogenste Auto aus Schnelligkeit und Erfahrung mit Jules Gounon/Fabian Schiller und Luca Stolz. Gounon konnte das Rennen 2022 für Akkpdis ASP gewinnen, die nun bekanntlich in die WEC zu Lexus abgewandert sind.

Ein neues AMG-Team findet sich mit Boutsen VDS, die von Audi abwanderten. Mit Maxi Götz, Thomas Drouet und Ulysse de Pauw sind zwei Neue im Mercedesteam dabei. Eher ein Auto, das für Spitzenplatzierungen nicht in Frage kommen sollte. Gute Mercedes-Junioren wie Salman Owega oder Elias Seppänen sind hingegen nicht am Start.

Winward Racing ist vor einigen Jahren aus HTP Motorsport hervorgegangen und war in der Frühphase der Blancpain Series eines der führenden Teams. Daran hat sich bis heute nichts verändert und hat mit Lucas Auer, Maro Engel und Daniel Morad neben dem Getspeed-Trio eines der besten Aufgebote im Feld. Auer zeigt immer mehr Langstreckenqualitäten, nachdem er lange Zeit eher auf Sprintdistanzen fokussiert war. Hinter Morad steckt jedoch ein Fragezeichen, da der Kanadier keiner der typischen „Vielfahrer“ im GT-Bereich ist und hauptsächlich auf die IMSA mit Winward Racing konzentriert ist.

Mit der markanten 130, um das Daimler Jubiläum zu feiert, ist das GruppeM Team unterwegs, was über die IGTC bekannt geworden ist, zur der die 24 Stunden ebenfalls zählen. Neben den bekannten Daniel Juncadella und Ralf Aron findet sich dort überraschend der Name Frederik Vesti wieder, der als letztjähriger Vizemeister der Formel 2 eine Umorientierung in den Langstreckenbereich vorgenommen hat. Nicht jeder will über Jahre Simulatorfahrer bleiben! Für ihn wird es nach einem LMP2-Auftritt in Le Mans das erste GT3-Rennen überhaupt sein.

Porsche

Neben Mercedes setzt auch Porsche auf das Herangehen, mit möglichst vielen unterschiedlichen Teams, um den Gesamtsieg fahren zu können. Porsche war in Spa immer wieder für Überraschungen gut, da sie oft mit neuen, oder neu zusammengestellten Teams am Start waren. Jene Teams, die über die IGTC-Schiene auf internationalem Bankett bekannt wurden. In der Siegerliste findet sich vor allem das Team GPX Racing aus 2019, was es mittlerweile gar nicht mehr gibt. 2020 folgte dann der Sieg mit Rowe Racing, die nur kurzzeitig einen Porsche einsetzten.

Einen phasenweise guten Saisonstart hatte das neue Schumacher CLRT Team aus Frankreich. Hieraus scheint sich ein sehr großes Team zu entwickeln, da sie prompt auch im Porsche Supercup, mit u.a. Larry ten Voorde, in der Lamborghini Trofeo und in der GT4 European Series am Start sind. Das Trio mit Dorian Boccolacci, Ayhancan Güven und Laurin Heinrich kann sich sehen lassen. Man darf gespannt sein, wie sich das Team beim ersten 24H Rennen der Teamgeschichte anstellt. Ein Geheimfavorit sind sie allemal, auch wenn Boccolacci noch neu im Porsche 911 GT3 unterwegs ist.

Dann kommt mal wieder ein eher unbekannter Name ins Spiel: Phantom Global Racing ist ein Team mit Sitz in China, das mit dem bekannten Team 75 Bernhard zusammenarbeitet, die mittlerweile keine eigenständigen Einsätze im GT3-Sport mehr machen. Bereits bei den 12 Stunden von Bathurst konnte das Team Gesamtvierter werden und bei den 8H von Indianapolis, dem Saisonfinale der IGTC, wird die Mannschaft als Porsche-Speerspitze ins Rennen gehen. Deswegen hat man mit Jaxon Evans, Joel Eriksson und Thomas Preining ein starkes Lineup zusammen. Fragezeichen gibt es jedoch bei Evans, der im Hause Porsche etwas unterging und sich nun hauptsächlich auf die Australian Supercars konzentriert. Sein letztes Rennen in einem Porsche 911 GT3 war jener IGTC-Auftakt in Bathurst.

Etwas überraschend kam vor einigen Wochen die Meldung, dass SSR Performance nochmals für Porsche am Start sein wird, nachdem das Team aus München in der DTM voll auf Lamborghini setzt und Team sowie Hersteller mit einigen Störgeräuschen auseinandergingen. Mit dem Trio Matthieu Jaminet/Matt Campbell/Frédéric Makowiecki hätte man auch einen Porsche 963 in der WEC besetzen können. Es wird interessant, wie die Drei den Umstieg auf den 911er hinbekommen und wie das Team nach einigen Monaten Abstinenz mit dem Auto klarkommt.

Rutronik Racing sammelt mit Porsche immer mehr Erfahrung, konnte aber in der GTWC abgesehen von Achtungserfolgen noch nicht viel reißen. Mit Patric Niederhauser Niederhauser/Sven Müller/Julien Andlauer ist das gewohnte Trio am Start. Etwas kurios: Das Team ist auch für die IGTC eingeschrieben, obwohl sie weder in Bathurst, noch am Nürburgring am Start waren. Es zeigt, dass Porsche aus Spa möglichst viele Herstellerpunkte für die Interkontinentale Wertung mitnehmen möchte.

Der schnelle Aufstieg von Pure Rxcing ist zweifelsohne eine der Geschichten des GT-Sports in diesem Jahr. War man letztes Jahr noch Schwesterteam von Herberth Motorsport, ist das Team von Aliaksandr Malykhin in der WEC nach Le Mans immer noch Tabellenführer, obwohl man beim dortigen 24 Stunden Klassiker fast leer ausging aufgrund eines Getriebeschadens. Ein Gesamtsieg in Spa ist allerdings eher unwahrscheinlich, da Malykhin zwar ein schneller Bronze-Fahrer ist, aber allein werden es Klaus Bachler und Joel Sturm in diesem Feld nicht rausreißen können.

Mit der 992 kommt noch HubAuto Racing dazu. Es ist nach Phantom Global Racing das nächste Team aus Fernost, was von Manthey Racing unterstützt wird. Das erklärt das starke Trio mit Estre, Pilet und Vanthoor. Die Nennung von Patrick Pilet überrascht etwas, weil dieser 2024 noch kein GT3-Rennen für Porsche gefahren ist. Die 24H von Le Mans bestritt er zuletzt in der LMP2. Da es in Spa immer wieder zu langen Safety-Car-Phasen kommen kann, kann man zumindest einen schwächeren Piloten kompensieren bei entsprechend gutem Timing. Die 12H von Bathurst musste das neue Team wegen logistischen Problemen noch absagen. Nun kommt es zum ersten großen Auftritt für das neue Team.

Für Porsche stehen damit also sechs Pro-Autos für sechs verschiedene Teams an. Andere Hersteller halten sich da wesentlich kompakter, was teamstrategisch erfahrungsgemäß ein Vorteil ist.

BMW

Kompaktheit ist trumpf im Hause BMW, was die Teams angeht. Die vier Pro-Autos sind auf zwei langjährigen BMW-Teams benannt. BMW konnte seit 2016 mit drei unterschiedlichen Modellen (Z4, M6, M4) vier Mal gewinnen, was angesichts der Feldgröße ungewöhnlich viel ist.

Rowe Racing konnte neben Walkenhorst und Marc VDS zwei der Siege beisteuern (2016 und 2023). Dazu kam der legendäre Sieg mit Porsche in der zerfahrenen Herbstausgabe 2020, den das Team mit einem kollabierten Getriebe in der letzten Runde noch rettete. Da das Rennen strategisch ausgeklügelt vorgetragen werden muss, gilt das Team als Spezialist für dieses Rennen und ist in der GT3-Ära das Erfolgreichste in Spa. Mit Phillip Eng, Marco Wittmann und Nick Yelloly ist in der #98 exakt das letztjährige Siegertrio zusammengeblieben, während die #998 den Auftakt in Le Castellet mit Augusto Farfus, Dan Harper und Max Hesse gewinnen konnte. Man könnte dieses Auto auch als BMW Juniorfahrzeug bezeichnen. Allerdings ist dieses Rowe-intern mittlerweile mit der #98 gleichgestellt.

Team WRT ist erneut im Pro-Cup mit der 32 und 46 unterwegs. Zwei Mal konnten sie in Audi-Zeiten ihr Heimspiel gewinnen (2011 und 2014). In der #32 sitzen die letztjährigen Vizemeister des Endurance Cups mit Sheldon van der Linde, Dries Vanthoor und Charles Weerts, während in der #46 Valentino Rossi seinen dritten Start bei dem Rennen absolviert. Mit Maxime Martin und Raffaele Marciello hat er zwei ehemalige Gesamtsieger als Teamkollegen. Ohnehin „wimmelt“ es bei WRT nur so von ehemaligen Spa-Siegern. Teamleiter Kurt Mollekens konnte das Rennen 2000 in einem Peugeot 306 GTi und 2009 in einer Corvette C6 gewinnen. Teamchef Vincent Vosse konnte 2002 in einer Chrysler Viper von Larbre Competition gewinnen.

Am ehesten kommen für den Gesamtsieg Mercedes, Porsche und BMW in Frage. In allen Belangen wäre ein Sieg außerhalb dieser drei Marken eine Überraschung.

Audi

Etwas kürzer kann in Sachen Gesamtsieg das Audi-Kapitel gemacht werden. Nachdem die Scherer PHX Mannschaft nochmal die 24H am Nürburgring gewann, wird es wohl vorerst der letzte Sieg von Audi bei einem größeren, internationalen Langstreckenrennen gewesen sein. Nachdem die besagte Siegermannschaft vom Nürburgring noch im letzten Jahr um den Gesamtsieg fahren konnte, sind es jetzt nur noch zwei Autos im Pro-Cup.

Überraschend hat das belgische Team Haas RT zwei R8 genannt, davon sogar einen im Pro-Cup mit Dennis Lind, Jan Heylen und Simon Gachet. Heylen würde man eher im Wright Porsche der IMSA erwarten, während Lind zuletzt 2023 die 24H am Nürburgring für Scherer PHX fuhr. Simon Gachet verortet man eher bei Audi, allerdings primär bei Sainteloc Racing. Für das belgische Team aus Brüssel, was aus der Creventic Szene kommt, ist es das erste Rennen auf diesem Niveau und dürfte innerhalb des Pro-Cups eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Chancen auf den Gesamtsieg wird es hingegen für Attempto Racing geben, die mit Ricardo Feller, Christopher Haase und Alex Aka ein starkes Trio zusammen werden. Wenn man den noch unerfahrenen Aka mit weniger Fahrzeit gut kompensieren kann, muss man dieses Trio auf dem Zettel haben. Man darf gespannt sein, wo es für Attempto Racing hingeht, nachdem sich andere Audi-Teams bereits umorientiert haben.

 

Aston Martin

Für die Teams mit dem neuen Vantage Evo heißt es weiterhin Kilometer sammeln. Vor allem Comtoyou Racing, die nach vielen Audi-Jahren erstmals ein 24H Rennen mit Aston Martin bestreiten, haben gezeigt, dass das Auto auf eine Runde die Pace mitgehen kann. Eine Überraschung in der Superpole sollte möglich sein. Mit Mattia Drudi, Nicki Thiim und Marco Sörensen ist die #7 hochprominent besetzt. Bei Thiim vergisst man durch seine DTM-Auftritte für SSR Performance manchmal, dass er eigentlich Werksfahrer für den Hersteller ist.

Walkenhorst Motorsport ist der Umstieg in allen Serien schwergefallen. Zuletzt konnte insbesondere im GT Masters eine Leistungssteigerung festgestellt werden, was nach vielen Kilometern in mehreren Rennserien auch nicht überrascht. Das Team weiß, wie es geht, konnten sie doch 2018 einen Sensationssieg bei den 24H von Spa mit dem komplexen BMW M6 einfahren. Damals war das Team längst nicht so etabliert wie heute. Mit David Pittard, Henrique Chaves und Ross Gunn sind ausschließlich Piloten am Start, die mit dem aktuellen und ehemaligen Modell viel gefahren sind.

Ferrari

Mit dem neuen 296 Modell wartet Ferrari noch auf den ersten Sieg im Endurance Cup der GT World Challenge seit Anfang 2023. Gerade auf der Langstrecke konnte das neue Modell nicht überzeugen. Selbst in Le Mans, was für Ferrari in mehreren Klassen meist gutes Pflaster ist, waren die Vista AF Corse Ferraris weit vom Podium entfernt. AF Corse setzt für Spa zwei Pro-Wagen ein. Die #51 geht mit Alessandro Pier Guidi, Davide Rigon und Alessio Rovera ins Rennen. Pier Guidi konnte 2021 mit dem Iron Lynx Ferrari 488 das Rennen gewinnen. Er und Rigon dürften ihren Fahrstil inzwischen eher ans 499 Hypercar angepasst haben.

Die #71 fahren hingegen Thomas Neubauer, Vincent Abril und David Vidales. Díeses Trio dürfte mit dem Gesamtsieg jedoch nichts zu tun haben. Neubauer war in den letzten Jahren für verschiedene Marken als Freelancer unterwegs, u.a. für BMW in der World Challenge. Vincent Abril konnte sich zu den Bentley-Zeiten einen Namen machen, als er die Sprintwertung der damaligen Blancpain Series gewann. Danach kam er allerdings nur noch auf sporadische Einsätze für verschiedene Marken und ist neu bei Ferrari. David Vidales ist einer der unbekanntesten Namen im Pro-Cup und fährt nach einigen Jahren im Formelsport, wie der Formel Regional, Formel 3 und Super Formula Lights seine erste Saison im GT-Sport.

Lamborghini

Wenn man Siegermarken bei bedeutenden GT3-Langstreckenrennen durchgeht, taucht die Marke Lamborghini so gut wie gar nicht auf. Allerdings hat die ABT-Mannschaft am Nürburgring nun in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gezeigt, dass der Huracan Evo durchaus um Gesamtsiege auf der Langstrecke fahren kann. Erneut ist das Beste vom Besten aus dem Hause Lamborghini am Start.

Iron Lynx setzt die #63 mit Bortolotti, Cairoli und Caldarelli ein. Alle drei kommen frisch aus Le Mans, sind aber neben dem LMDh-Programm immer noch regelmäßig auf dem GT-Fabrikat unterwegs. Wichtiger Hinweis für den Bronze-Cup: Die Iron Dames mussten den Start kurzfristig absagen, nachdem sich Sarah Bovy beim 6 Stunden Rennen in Watkins Glen verletzte. Ein Ersatz konnte in der Kürze der Zeit leider nicht aufgetrieben werden.

Grasser Racing stellt sich neben den Programmen in den ADAC Rennserien nun auch in der GT World Challenge wieder breiter auf und konnte mal wieder ein Pro-Auto benennen. Das Trio mit Jordan Pepper, Franck Perera und Marco Mapelli dürfte kaum langsamer sein als die #63 von Iron Lynx.

Lamborghini scheint die charakteristischen Reifenschäden und Überhitzungsprobleme beim Huracan Evo II. abgestellt zu haben. Wenn man einer Marke neben BMW, Mercedes und Porsche den Sieg zutrauen kann, dann am ehesten Lamborghini.

McLaren

Manchmal wurde McLaren für die 24H von Spa als Geheimfavorit gehandelt. 2014 konnte McLaren mit u.a. Shane van Gisbergen mal den Titel im Endurance Cup holen. Doch mit den stärker werdenden Lineups und Erfahrungswerten von anderen Teams und Herstellern, ist McLaren im Ranking des GT3-Sports eher weiter zurückgefallen. Noch nie konnten die Briten in Spa nennenswert um einen Sieg fahren. Anders sieht es aus in den unteren Fahrerkategorien, in denen traditionell starke Trios/Quartetts am Start sind. Das Pro-Auto von Garage59 ist mit Benjamin Goethe, Tom Gamble und Dean Macdonald auch nicht sonderlich stark besetzt. Etwas unverständlich, dass z.B. mit Marvin Kirchhöfer einer der wenigen Werksfahrer „nur“ im Bronze-Cup genannt ist und die Kräfte nicht besser gebündelt werden.

Ford

Irgendwie ist es immer noch ungewohnt, dass man Namen wie Proton Competition und Ford außerhalb des WEC- und Le Mans-Kosmos sieht. Aber Proton hat sich für die gesamte Saison in den Endurance Cup eingeschrieben und nimmt diesen durchaus ernst. Bereits der Saisonstart in Le Castellet war überraschend stark und Frederik Vervisch, Christopher Mies und Dennis Olsen konnten in die Punkte fahren. Auch Spa sollte nicht schlecht für den wuchtigen Mustang sein. Etwas überraschend, wenn man in die Siegerlisten schaut. Trotz mancher Audi-Erfolge ist der Name Christopher Mies nicht zu finden.

 

Die wichtigsten Regeln

Wie so oft ist der „Null-Fehler-Job“ die Trumpfkarte hinter diesem Rennen. Wer sich die Bulletins der Rennleitung durchließt, den verwundert es nicht, dass immer wieder sportliche Strafen verhängt werden. Das Rennen hat einige sehr spezielle Regeln an den Rennablauf, die ich hier kurz zusammenfasse. Aber Achtung: Im Verlauf des Wochenendes kann es durchaus sein, dass weitere Regelungen updatet werden und sich ggf. verändern. Wer sich etwas näher mit strategischen Abläufen befassen will, sollte diesen Link mal Sicherheitshalber abspeichern:
https://www.gt-world-challenge-europe.com/noticeboard?meeting_id=221

Stint-Längen: Ein regulärer Stint ist in diesem Jahr mit 62 Minuten Maximalzeit angegeben. Das überrascht etwas, da es in der restlichen Saison 65 Minuten sind. Diese Zeit darf um maximal fünf Minuten, also auf 67 Minuten überschritten werden, wenn eine Safety-Car-Phase kommt, bzw. es während der letzten Runde des Stints eine FCY-Phase gibt.

Safety-Car: Üblicherweise agiert die Rennleitung mit klassischen Safety-Car-Phasen. FCY-Phasen leiten eine SC-Phase in aller Regel ein, um das Feld schlagartig langsam zu machen. Eine reine FCY-Phase wird erfahrungsgemäß eher selten durchgeführt. Es wird wie in Le Mans nach einer Phase, in der das Feld auf das Safety-Car aufgeschlossen ist, eine „Wave-by-Prozedur“ geben, in der die überründeten Fahrzeuge sich zurückrunden können. Ab dieser Phase wird die Boxengasse geschlossen.

Stoppzeiten: Wie bei den 24H am Nürburgring gibt es eine festgelegte Mindestzeit an der Box, die bei einem regulären Stopp vom Eingang bis Ausgang abgehalten werden muss. Von einer Mindeststandzeit zu sprechen, wäre übertrieben, da in Spa traditionell beide Boxenanlagen angesichts des großen Feldes genutzt werden. Damit dauert die reine Fahrzeit durch die Box schon sehr lange, was vor allem Durchfahrtsstrafen und Stop and go-Strafen drakonisch werden lässt. Fünf Mal darf im Rennen ein „short stop“ stattfinden. Diese werden üblicherweise in den mitunter langen SC-Phasen abgehalten. Letztes Jahr konnte Rowe Racing durch genau diese Stopps das Rennen gewinnen, da sie bei einigen Gelegenheiten von der Erhöhung der Reichweite Gebrauch machten.

Technical Pit-Stop: Jedes Team ist verpflichtet, während dem Rennen einen fünfminütigen Reparaturstopp durchzuführen, in dem vor allem die Bremsen ohne zu große Hektik getauscht werden sollen. Leider führt dieses Verfahren immer wieder zu teils krummen Reihenfolgen, insbesondere gegen Rennmitte. Man kann nur hoffen, dass sich die Regie endlich eine Möglichkeit überlegt, diesen Stopp in die TV Grafiken zu implementieren. Leider wurde in den Bulletins nichts vermerkt, in welchem Zeitrahmen dieser Stopp abgehalten werden muss. Letztes Jahr musste man diesen bis spätestens zwei Stunden vor Rennende abhalten.

Qualifikation

Die Qualifikationsregeln sind so strukturiert, dass es am Donnerstagabend vier je 15-minütige Abschnitte geben wird. Ein Fahrer ist für einen Abschnitt vorgesehen. In Q1 sind nur die Teams am Start, die vier Fahrer einsetzen. Im Pro-Cup sind drei Fahrer Pflicht, die ab Q2 zum Einsatz kommen. Die Teams im Gold- und Silver-Cup können drei oder vier Fahrer benennen, während im Bronze- und Pro/Am-Cup vier Fahrer vorgeschrieben sind.

Die schnellste Zeit wird jeweils gewertet. Der Mittelwert aller Zeiten ergibt die Platzierung. Die besten 20 kommen in das Shootout am Freitagnachmittag. Brisant dabei: In der Pro-Klasse sind 24 Wagen genannt. Somit wird manches Pro-Trio außerhalb der Top20 starten. Bei keinem anderen 24 Stunden Rennen ist ein schlechter Startplatz so schmerzhaft wie in Spa, da die Verkehrsdichte mit 66 Wagen auf sieben Kilometer die Extremste aller Langstreckenrennen darstellt. Hinzu kommt, dass man nicht mithilfe von kürzeren Stints wie bei den 24 Stunden am Nürburgring nach vorne kommt.

TV- und Streaming-Zeiten

Wie eingangs erwähnt, wurde das Rennen vor allem im deutschen TV immer schon stiefmütterlich behandelt. Kein Vergleich mit den 24H von Le Mans, die man dieses Jahr gar auf zwei Sendern im Free TV sehen konnte. Das Rennen wird erstmals in sechs unterschiedlichen Sprachen auf dem YouTube Kanal der GT World Challenge gezeigt, darunter natürlich auch auf deutsch, die seit 2022 permanent mit dabei sind. Hierüber gibt es auch das attraktive Rahmenprogramm zu sehen mit u.a. der GT4 European Series, GT2 European Series und den verschiedenen Spa-Legenden Sessions aus unterschiedlichen Epochen.
https://www.youtube.com/@GTWorld/streams

Auf Sky wird das Rennen leider nur um Zeitraum von 20:30 Uhr bis 08:20 Uhr auf Sky Sport F1 gezeigt. Auf einen Feed-Kanal wie z.B. Sky Sport 3-10 wird dieses Jahr verzichtet. Auf der Website der Rennserie sind wie jedes Jahr auch Sport 1 und Motorvision als TV-Partner angegeben, ohne jedoch das Rennen jemals live gezeigt zu haben.

Und nun: Lasset das GT-Spektakel des Jahres beginnen! :D

### Bildquelle: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=24&filter_meeting_id=221)

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