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ADAC GT Masters: Analyse Nürburgring

von Nils Otterbein
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ADAC GT Masters: Analyse Nürburgring

Das ADAC GT Masters verließ zum dritten Saisonwochenende erstmals das DTM-Umfeld und startete erneut im Rahmen des Truck Grand Prix am Nürburgring. Das Wochenende sah nicht nur ein Jubiläumsrennen, sondern auch ein neues Rennformat.

Erstmals wurden die Renndistanzen gesplittet. Am Samstag wurde ein Rennen über 80 Minuten mit zwei Pflichtboxenstopps ausgetragen, dem ein kurzer 40 Minuten Sprint am Sonntag folgte. Es waren mit zwei Schnitzelalm Mercedes und einem älteren Lamborghini Huracan von HP Racing als Gaststarter insgesamt 19 Autos am Start. Das Rennen am Sonntag sollte das 250. Rennen der GT Masters Geschichte werden. Damit ist es die am längsten existierende GT3 Serie ohne Namens- oder Besitzveränderungen. Am 7. Juni 2007 wurde ebenfalls am Nürburgring das erste Rennen der Rennserie ausgetragen.

Samstag

Lange Zeit sah es in der Qualifikation für das längere Rennen nach einer erneuten Mercedes-Dominanz aus. Doch Tim Zimmermann im Grasser Lamborghini konnte vier Mercedes mit Tom Kalender, Finn Wiebelhaus, Salman Owega und Marcel Marchewicz als besten Gaststarter hinter sich halten. Leon Köhler im FK Performance BMW wurde als Zweiter in der Tabelle lediglich Siebter. Mit 13 Autos in einer Sekunde und einem neuen Pole-Rekord ist das Feld stärker als es einige, noch unbekanntere Namen vermuten lassen.

Rennen 1

Das Rennen ging etwas holprig und mit einer Verzögerung los, da der Zweite der beiden Schnitzelalm Mercedes von Jay-Mo Hertling beim Start in die Einführungsrunde hinter der Boxenausfahrt mit kalten Reifen und einer Bindemittelspur nach einem Unfall im Truck Rennen abflog. Damit ging es mit 18 Autos ins Rennen, was wegen zwei Einführungsrunden auf 75 Minuten leicht verkürzt wurde.

Tim Zimmermann konnte am Start seine Führung verteidigen. Verlierer der Startrunde wurde Tom Kalender, der in der Kurzanbindung leicht aufs Gras kam und Plätze verlor. Nach einer sehr kurzen Safety-Car-Phase aufgrund eines Teils in der besagten Kurzanbindung wurde das Rennen ohne nennenswerte Platzwechsel wieder aufgenommen. Zimmermann im Lamborghini konnte bis zum ersten Stoppfenster die Mercedes-Armada mit Wiebelhaus, Marchewicz und Owega hinter sich halten. Das Feld sollte nach beiden Stoppfenstern massiv durcheinandergewirbelt werden und hatte was von einem Endurance-Lauf der GT World Challenge, nur in einem etwas kürzeren Format. Dennoch bekam das Rennen einen komplett anderen Charakter, auch wenn es final „nur“ 15 Minuten länger als gewohnt über die Bühne ging.

Die Teams waren verpflichtet, 25 Liter im Rennen mit einer mobilen Tankkanne nachzutanken. Dabei hatten die Teams die Wahl, entweder zwei Mal rund die Hälfte nachzutanken oder einmal die volle Ladung zu tanken. Pflicht war ebenso ein Reifenwechsel, der ein längeres Fenster von 100 Sekunden vorsah. Sonst sind es in der Regel 80, bei den Pro/Am-Teams gar nur 70 Sekunden Boxenaufenthaltszeit.

Es dauerte nicht lange bis zur ersten Schrecksekunde im Zusammenhang mit den Tankvorgängen: Beim Haupt Racing Mercedes von Finn Wiebelhaus, der gerade an Jannes Fittje übergab, stand die Box inkl. des Mechanikers lichterloh in Flammen, da Benzin auslief. Glücklicherweise zog sich der Mechaniker nur eine kleine Brandwunde an der Hand zu und konnte sogar am Sonntag wieder zum Dienst antreten. Dieser Zwischenfall gab den Anlass, das für das nächste Event mit gleichem Format in Spa über das Verfahren nochmal diskutiert wird. Ein weiteres Problem waren die TV-Grafiken. Dadurch, dass zwei Fahrerwechsel durchgeführt wurden, funktionierten die Driver-ID´s teilweise nicht und auch die Standzeiten wurden nicht angezeigt, wodurch für Außenstehende nicht ersichtlich war, welche Stopps unter Umständen schief gingen und welche Taktiken gewählt wurden.

Die meisten Top-Autos erledigten den Reifenwechsel beim zweiten Stopp. Die #1 von Landgraf mit Seppänen/Kalender wollten aus dem Verkehr raus und wechselten die Reifen mit 100 Sekunden Boxenstoppzeit bereits beim ersten Service. Goldrichtig, wie sich am Ende herausstellte. Nach den ersten Stopps war zunächst der Grasser Lamborghini in Führung. Doch Benjamin Hites hatte nach Tim Zimmermann einen eher langsamen Stint und gab die Führung an David Schumacher ab, der seinem ersten Laufsieg im GT3-Sport entgegenfuhr. Dieser konnte danach rund zehn Sekunden Vorsprung herausfahren. Hites konnte den zweiten Platz vor Julian Hanses und Alex Fach halten. Der Porsche mit Alex Fach und Alex Schwarzer war als Pro/Am-Wagen interessant zu beobachten, weil bei beiden Stopps eine kürzere Standzeit veranschlagt wurde. Seppänen und Oosten konnten beide mit gleicher Strategie und frischeren Reifen ein paar Plätze gut machen und waren vor den letzten Stopps auf den Plätzen sieben und acht.

Nach dem zweiten Schwall der Boxenstopps änderte sich dann das Blatt. Es kam der Endurance-Charakter zum Tragen, den ich eingangs erwähnte. Zwar kann man über den Titel „Endurance“ bei 80 Minuten streiten. Bezüglich Taktik und Strategie läuft es jedoch genau darauf hinaus. Tom Kalender übernahm den Landgraf Mercedes für die Schlussphase und ging in Führung, knapp vor Salman Owega und Leon Köhler. Der Grasser Lamborghini von Hites/Zimmermann verlor an track position und fand sich weit weg vom Podium wieder. Erwartbar war das Feld nun weit auseinandergezogen.

In der vorletzten Runde konnte Salman Owega an Tom Kalender vorbeigehen und den ersten Sieg für die HRT-Mannschaft in dieser Saison einfahren. In der letzten Runde ging Marcel Marchewicz noch abseits der Kameras an Leon Köhler im FK Performance BMW vorbei und machte das reine Mercedes-Podest perfekt. Folgen hatte dies für Köhler/Oosten jedoch nicht, da Gaststarter in diesem Jahr nicht punkteberechtigt sind, anders als noch 2023. Der Polesetter von Grasser Racing war am Ende Fünfter.

Weniger relevant für den Rennausgang als zunächst angenommen waren die Pro/Am-Teams. Hier konnte der Fach Porsche erneut klar gewinnen. Es ist zu erwarten, dass dieser im Rest der Saison ein paar Gegner mehr bekommt, denn: Offenbar ist es relativ spontan möglich, die Klasse zu wechseln. Hiervon machte Walkenhorst Motorsport gebrauch. Die #35 mit Chandler Hull und Nico Hantke wechselte kurzerhand in den Pro/Am-Cup, da Hull von Silber zu Bronze zurückgestuft wurde. Gleiches sollte bei Engstler Motorsport mit Pablo Schumm und Jonas Karklys am Sonntag passieren. Eigentlich wird seitens der SRO eine Einstufung am Jahresbeginn vorgenommen. Solche spontanen Änderungen sind neu und lassen Möglichkeiten auf bessere Rennergebnisse wegen kürzeren Boxenstoppzeiten zu. Um die Meisterschaft kann der Großteil des Feldes nach menschlichem Ermessen ohnehin nicht mehr fahren, wodurch bei den kommenden Wochenenden mit einer plötzlichen Zunahme an Pro/Am-Teams zu rechnen ist. Wieso dann nicht vom Saisonstart an mehr Besatzungen in dieser Klasse gestartet sind, wird ein Geheimnis der Teams bleiben. Der ADAC hat dieses System schon früh genug in den Wintermonaten kommuniziert.

Sonntag

Glücklicherweise konnten sowohl der Schnitzelalm Mercedes von Jay-Mo Härtling und Moritz Wiskirchen, als auch der HRT Mercedes mit Wiebelhaus/Fittje nach dem Brand an den Start gehen. Damit waren es auch 19 Autos für den kurzen Rennsonntag. Der Pole-Rekord vom Samstag wurde von David Schumacher förmlich pulverisiert. Hinter ihm waren zwei weitere Mercedes mit Fittje und Seppänen. Auf der vierten Position zeigte der Emil Frey Ferrari von Alain Valente einer der stärkten Saisonleistungen.

Rennen 2

Durch ebenfalls zwei Formation Laps wurde das 250. Rennen der Geschichte auf 38 Minuten gekürzt. Das Stoppfenster wurde zwischen der 15. und 25. Rennminute angesetzt. Am Start blieben die drei Mercedes unverändert. Es ist nach drei Rennwochenenden immer wieder zu sehen, dass diese beiden HRT Mercedes und der Landgraf Mercedes immer wieder fürs Podium in Frage kommen, unabhängig von BOP-Einstufungen. Die von mir aufgestellte Theorie „Fahrerniveau schlägt BOP“ scheint für das ADAC GT Masters mehr denn je zu gelten. Nur das Duo Kvanda Mokoena/Max Reis fällt innerhalb der Mercedes-Fraktion etwas ab.

Hinter den Mercedes konnte Alexander Fach auf die vierte Position gehen, nachdem dieser zunächst den Paul Lamborghini von Simon Connor Primm in der Startrunde überholte und einen kurzzeitigen Leistungsverlust des Emil Frey Ferraris ausnutzte, der Ausgangs der ersten Haarnadel in Richtung Mercedes-Arena drei Plätze verlor. Gewinner der Startphase wurde erneut der FK Peformance BMW mit Maxime Oosten. Bereits die gesamte Saison hat der BMW eine dauerhafte Schwäche in den Qualifyings, auch in der DTM mit vergleichbaren BOP-Einstufungen.

Nach den Stopps konnte der Fach Porsche wie erwartet in Führung gehen. Die drei Mercedes blieben zunächst identisch platziert. Erwartbar konnte Alexander Schwarzer als Bronze-Pilot die Führung nicht verteidigen, jedoch länger als gedacht. Bei ihm ist an jedem Wochenende eine Leistungssteigerung zu beobachten. Erst sechs Minuten vor Ende konnte Salman Owega vorbeigehen, dem Finn Wiebelhaus folgte. Ein folgenschwerer Fehler passierte daraufhin jedoch Tom Kalender, der Druck von Leon Köhler bekam und den besagten Fach Porsche nach Start/Ziel umdrehte, obwohl er schnell vorbeigekommen wäre. Die Folge waren drei Penalty Laps für die Schlussrunden, die ihm schließlich das Podium kosteten.

Vorne konnte Owega trotz 20 Kilo Erfolgszuladung im Vergleich zu Finn Wiebelhaus den Sieg nach Hause fahren und machte das perfekte Wochenende nach schwierigem Saisonstart perfekt. Der FK Performance BMW kam nach einem fehlerlosen Rennen nach dem vierten Platz des Sonntags nun auf den dritten Rang. Schnitzelalm Racing zeigte erneut einen guten Gaststart mit dem vierten Rang für Hanses/Marchewicz. Für Kalender/Seppänen reichte es hinter dem Emil Frey Ferrari nur für den sechsten Rang.

In der Meisterschaft sieht nun alles nach einem Dreikampf aus. Kalender/Seppänen hatten erneut ein schwaches Ergebnis am Sonntag, während Köhler/Oosten durch Konstanz dranbleiben. Auch Schumacher/Owega haben nun wieder gute Chancen.

Weiter geht es Ende August im Rahmen des ADAC Racing Weekends in Spa – auch dann wieder mit dem 80/40-Format. Von allen Seiten wurde das neue Format nur gelobt. Noch etwas interessanter wäre es, wenn der Zeitpunkt der beiden Stopps komplett offen gewählt werden dürfte. Marginale Anpassungen könnte es für Spa sicherlich noch geben. Es ist wohl die beste Möglichkeit, um ein bisschen mehr Varianz in das sonst gewohnte 60/60-Format zu bringen, ohne die Kosten ausufern zu lassen. Gerade im Sinne der Nachwuchsförderung der Rennserie ein sinnvoller Schritt!

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956,3095)

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1 Kommentare

Erik 17 Juli, 2024 - 21:08

cooler Pace-Truck

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