Mit seinem Sieg im Gateway Park hat Josef Newgarden seinen Ruf als Ovalkönig der IndyCar-Serie erneut bestätigt. Einfach und unumstritten war sein Erfolg allerdings nicht.
Schon im Qualifying hatte sich die Stärke der Penske-Chevrolets gezeigt. Scott McLaughlin ging von der Pole-Position ins Rennen und verteidigte diese zunächst. Dahinter sammelten sich seine Teamkollegen Will Power und Josef Newgarden. Nur David Malukas hielt sich zwischen den Penske-Piloten. In Runde 8 sorgten Katherine Legge und Ed Carpenter für eine frühe erste Caution. Carpenter zog nach einem Überholmanöver auf der Außenbahn zu früh vor das Auto von Legge. Beide kollidierten und für Legge war das Rennen bereits beendet. Kurz nach dem Restart folgte die nächste Unterbrechung. Rinus VeeKay verlor leicht die Kontrolle über sein Auto und wurde etwas langsamer. Deshalb fuhr Conor Daly auf den Carpenter-Chevrolet auf. Kyle Kirkwood kollidierte daraufhin mit Daly und Romain Grosjean mit Kirkwood. Von den vier Autos wurde das von Rinus VeeKay am wenigsten beschädigt. Die anderen drei mussten unterschiedlich lange in der Box repariert werden.
Das Thema Spritsparen war schon früh im Rennen präsent. So ließ Scott McLaughlin in Runde 16 David Malukas an der Spitze vorbeiziehen. Nach dem Restart in Runde 26 bildete Pato O’Ward auf Platz fünf das Ende der Spitzengruppe. In der Zwischenzeit hatten Colton Herta (von Startplatz 24 auf 9) und Alex Palou (von 16 auf 11) die meisten Plätze gut gemacht. Außerdem hatte eine Gruppe von Fahrern, angeführt von Nolan Siege, Alexander Rossi und Scott Dixon, während der ersten Caution einen Boxenstopp eingelegt. Sie mussten daher weniger auf ihren Benzinverbrauch achten. So fuhr Dixon von Platz 21 nach dem Stopp schnell auf Rang 14 nach vorne.
In Runde 41 war das Rennen für den ersten Favoriten beendet. Pato O’Ward schied mit einem mechanischen Defekt aus. An der Spitze drehten derweil das Team Penske und David Malukas ihre Runden. Ab Runde 60 mussten sie an die Box und Nolan Siegen übernahm die Führung. Ab Runde 75 waren alle Fahrer an der Box und Will Power führte wieder vor David Malukas, Scott McLaughlin und Josef Newgarden. Die nächste Gruppe bestand aus Marcus Ericsson, Rinus VeeKay, Marcus Armstrong und Colton Herta. Wäre das Rennen so zu Ende gegangen, wäre sein Vorsprung in der Meisterschaft auf 18 Punkte geschrumpft.
In der 86. Runde sorgte Kyffin Simpson für die nächste Caution. Er verlor in Kurve 2 ohne Fremdeinwirkung sein Auto und schlug in die Mauer ein. Während dieser Gelbphase opferte Marcus Ericsson seine gute Position und steuerte die Box an. Ihm folgten unter anderem Nolan Siegel, Scott Dixon und Linus Lundqvist. Sie hofften, mit nur zwei weiteren Stopps, genügend Runden unter Gelb oder entsprechendem Spritsparen das Ziel zu erreichen. Die Spitzengruppe musste jedenfalls noch dreimal nachtanken. Zur Rennmitte gab es also zwei Strategiegruppen: Auf der einen Seite unter anderem Team Penske und David Malukas, auf der anderen Scott Dixon, Nolan Siegel, Marcus Ericsson, Santino Ferrucci und Linus Lundqvist.
Ab Runde 144 kamen die Fahrer der zweiten Gruppe zu ihren nächsten Stopps. Dabei schied Marcus Ericsson mit einem technischen Defekt aus. Nolan Siegel und Santino Ferrucci waren zu schnell in der Boxengasse und fielen nach den Strafen ebenfalls in der zweiten Gruppe zurück. Nach den Stopps lagen Linus Lundqvist und Scott Dixon mit Rundenrückstand auf den Plätzen 12 und 13. An der Spitze gab weiterhin Will Power vor Scott McLaughlin, David Malukas und Josef Newgarden das Tempo vor. Der Rückstand von Alexander Rossi betrug mehr als 5 Sekunden und Alex Palou lag weitere 5 Sekunden zurück. Colton Herta, Felix Rosenqvist und Sting Ray Robb waren näher am Überrunden als an der Spitze.
In Runde 180 hatten alle Fahrer der ersten Gruppe den nächsten Stopp absolviert und nun mussten alle noch einmal zum Nachtanken an die Box. Nur für Linus Lundqvist zahlte sich die alternative Strategie aus. Scott McLaughlin führte mit zwei Sekunden Vorsprung vor Josef Newgarden, Will Power und David Malukas. Felix Lundqvist lag auf Platz 5 vor Alex Palou, Alexander Rossi, Felix Rosenqvist und Colton Herta. Scott Dixon auf Platz 10 hatte bereits eine Runde Rückstand. Linus Lundqvist und Scott Dixon mussten bereits in Runde 192 bzw. 194 die Box ansteuern. Die restlichen Runden unter Grün hätten sie wohl nicht mehr geschafft. Aber natürlich sollte noch die eine oder andere Caution folgen.
Den Anfang machte Josef Newgarden. Er verlor in Runde 196 im Kampf gegen den Überrundungsverkehr und Scott McLaughlin in Kurve 2 die Kontrolle über sein Auto und drehte sich. Er konnte einen Mauerkontakt vermeiden und fiel nur zwei Plätze zurück. Scott McLaughlin und Josef Newgarden kamen während der Caution an die Box. Will Power und Davis Malukas blieben dagegen auf der Strecke. Beim Restart lagen sie vor McLaughlin und Newgarden, mussten aber einen weiteren Stopp einlegen. Doch auch für McLaughlin und Newgarden war der Weg ins Ziel mit dieser Tankfüllung noch sehr weit. In den ersten Runden unter Grün zeigte sich ein kurioses Bild. Will Power fuhr eine Bestzeit nach der anderen. Er musste kein Benzin sparen. Das galt auch für David Malukas, der nur unwesentlich langsamer war als Power. Aber auch Scott McLaughlin war richtig schnell und verlor bis Runde 215 nur 2,5 Sekunden auf seinen Teamkollegen. Josef Newgarden hingegen sparte offensichtlich Benzin und verlor deutlich Zeit auf Will Power. Jeder der drei Penske-Piloten hatte also seine eigene Strategie.
In den Runden 217 und 218 kamen David Malukas und Will Power zu ihren letzten Stopps. Danach legte auch Josef Newgarden zu und versuchte, den Abstand zu Scott McLaughlin zu verringern. Beide Teams planten noch einen schnellen Tankstopp. Will Power und David Malukas waren noch mal schneller als McLaughlin und Newgarden und übernahmen schnell die Spitze der Fahrer mit einer Runde Rückstand. Colton Herta fuhr auf Platz 4 und war damit der erste Fahrer, der das Ziel ohne kurzen Tankstopp sicher erreichen konnte. Herta war aber auch entsprechend langsam, wurde in Runde 233 überrundet und auch Will Power und David Malukas kamen schnell näher. Malukas wollte den Überrundungsverkehr nutzen und in Runde 239 an Will Power vorbeiziehen. Beide Fahrzeuge berührten sich leicht und Malukas schlug hart in die Mauer ein. Zu Beginn der Caution waren nur noch Scott McLaughlin und Josef Newgarden in der Führungsrunde.
Beide kamen während der Caution an die Box und das Team der #2 besiegte das Team der #3, wodurch Josef Newgarden zum ersten Mal in diesem Rennen die Führung übernahm. Durch den Stop der ersten beiden kämpften nun auch Colton Herta, Will Power, Alexander Rossi, Linus Lundqvist und Alex Palou wieder um den Sieg. Josef Newgarden ging den Restart relativ langsam an. Will Power zuckte etwas zu früh und musste bremsen. Der direkt hinter ihm fahrende Alexander Rossi beschleunigte noch stärker, konnte nicht mehr reagieren und kollidierte mit Will Power. Im Interview gab Will Power später Josef Newgarden als dem Führenden, der den Restart zu verantworten hatte, eindeutig die Schuld an dem Crash. Auch Colton Herta beschwerte sich über Newgardens Fahrweise. Newgarden habe den Restart lange hinausgezögert und als die Rennleitung Grün gab, habe er nicht den Speed gehabt, den er hätte haben sollen. Laut IndyCar hat Josef Newgarden gemäß der Telemetrie seine Geschwindigkeit vor dem Restart nicht unerlaubt reduziert. Demnach läge der Fehler bei Will Power selbst und bei Alexander Rossi. Eine Strafe wurde konsequenterweise nicht ausgesprochen. Der große Gewinner war am Ende Alex Palou.
Das Rennen wurde für Aufräum- und Reinigungsarbeiten unterbrochen. Sieben Runden vor Schluss wurde das Rennen wieder freigegeben. Josef Newgarden fuhr einen ungefährdeten Sieg gegen Scott McLaughlin ein. Linus Lundqvist verbesserte sich noch auf den dritten Platz und lieferte sich dabei einen engen Kampf mit Colton Herta. Herta verlor auch noch Platz 4 durch eine Blocking-Strafe an Alex Palou. Felix Rosenqvist und Nolan Siegel auf den Plätzen 6 und 7 hatten bereits eine Runde Rückstand. Gleiches galt für Marcus Armstrong, Sting Ray Robb und Rinus VeeKay auf den folgenden Plätzen.
Das komplette Ergebnis ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.
In der Meisterschaft hat Alex Palou (443 Punkte) seinen Vorsprung auf Colton Herta (384) ausgebaut. Will Power (377) liegt nur noch auf Platz 4, knapp hinter Scott Dixon (378). Scott McLaughlin (370) ist Fünfter vor Pato O’Ward (345).
Vorschau Grand Prix von Portland
Ohne Pause rast die IndyCar-Serie dem Saisonende entgegen. Bereits am kommenden Sonntag steht das Rennen in Portland auf dem Programm. Im vergangenen Jahr gewann Alex Palau dort sowohl das Rennen als auch die Meisterschaft. Selbst mit einem Tagessieg – es wäre bereits sein dritter in Portland – kann sich Palou die Meisterschaft in diesem Jahr nicht sichern. Danach stehen noch drei Ovalrennen der IndyCar-Serie auf dem Kalender. Sollte es ihm aber gelingen, seinen Vorsprung weiter auszubauen, dürfte ihm der Titel nicht mehr zu nehmen sein. Seine Ausgangsposition ist jedenfalls sehr gut.
Strecke
Der Portland International Raceway liegt in einem Park südlich des Columbia River. Er entstand aus einem Stadtviertel, das 1948 durch eine Flut zerstört wurde. Die verlassenen Straßen wurden anschließend für Rennen genutzt. Die heutige Strecke ist 1.967 mi (3,17 km) lang und hat 13 Kurven. Die Start- und Zielgerade mündet in eine langsame Rechts-Links-Rechts-Schikane. Trotz der Möglichkeit zum Kontern und der damit verbundenen erhöhten Unfallgefahr ist dies die beste Überholpassage der Strecke. Nach einer kurzen Geraden folgen zwei Rechtskurven mit insgesamt 220 Grad, die immer enger werden. Das weitere Infield besteht aus einer Links- und einer engeren Rechtskurve. Die längste Vollgasphase mit einer schnellen Links- und einer langen Rechtskurve (Kurve 8) mündet in eine mittelschnelle Links-Rechts-Passage. Eine enge Rechtskurve führt zurück auf die Start- und Zielgerade. Mit einer geschickten Linienwahl kann man sich hier bereits in eine gute Angriffsposition für die erste Schikane bringen.
Zeitplan (eastern time/MESZ)
Freitag 23. August
5:55 – 7:10 p.m. (23:55 – 1:10) – NTT IndyCar Series practice #1
Samstag, 24. August
12:00 – 1:00 p.m. (18:00 – 19:00) – NTT IndyCar Series practice #2
3:30 – 5:00 p.m. (21:30 – 23:00) – Qualifying for the NTT P1 Award
8:15 – 8:45 p.m. (02:15 – 02:45) – NTT IndyCar Series final practice
Sonntag, 25. August
3:00 – 6:00 p.m. (21:00 – 0:00) – Race Broadcast Windows NBC
3:23 p.m. (21:23) – Command to start engines
3:30 p.m. (21:30) – Grand Prix of Portland (110 laps/216.04 miles), NBC, Sky (live)