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Formel Eins: Vorschau GP der Niederlande 2024

von DonDahlmann
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Die Max-Verstappen-Festspiele in Zandvoort stehen zum Start der zweiten Saisonhalbzeit auf dem Programm.

Viel ist in der langen Sommerpause in der Formel Eins nicht passiert. Was einigermaßen erstaunlich ist, sorgt die „saure Gurken“ Zeit normalerweise für ein wenig medialen Trubel. Aber außer der Tatsache, dass Red Bull Sergio Perez nicht vor die Tür gesetzt hat, hat sich nichts getan. Die Entscheidung, Perez im Team zu belassen, war meiner Meinung nach richtig. Weder Tsunoda noch Ricciardo haben eine Form gezeigt, die sie ins Hauptteam bringen könnte. Dazu kommt die Gefahr, dass ein neuer Pilot im Auto nicht unbedingt besser ist, weil er sich erst einmal eingewöhnen muss.

Will man den Konstrukteurstitel absichern, hat man mit Perez vermutlich die besseren Karten, so er sich denn endlich mal fängt. Eine völlig andere Frage ist, was man nächstes Jahr macht, sollte Perez weiterhin so schlecht unterwegs sein. Man hat wenig Alternativen, nachdem Sainz vom Markt ist. Nico Hülkenberg wäre eine ideale Ergänzung gewesen, aber den hat sich Audi geschnappt. Eine Überraschung wäre vielleicht, wenn man Bottas holen würde, aber dessen Schwächen sind bekannt und ob er sich neben Verstappen wohlfühlen würde, ist auch nicht sicher. Sonst gibt es wenig Kandidaten für das, was Red Bull erwartet.

Ich hatte schon mal vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass die Personalpolitik von Red Bull desaströs ist. Das eigene Förderprogramm funktioniert nicht, auch weil man Talente wie Liam Lawson an der Seitenlinie verhungern lässt. Normalerweise ist Red Bull ein Kandidat für zwei Topfahrer, aber man hat es seit der Verpflichtung tunlichst vermieden Max Verstappen einen (so weit das möglich ist) gleichwertigen Fahrer an die Seite zu stellen. Und statt Lawson ins Auto zu setzen und zwei Jahre Zeit zu geben, eiert man seit zwei Jahren mit Perez herum.

Wobei ich mir nicht mal zu 100 % sicher bin, dass das Problem allein bei Perez liegt. Der Mexikaner hat nicht das Kaliber von Verstappen, was nachvollziehbar ist, gehört aber auch nicht zu den schlechten Fahrern. An guten Tagen liegt er die üblichen drei Zehntel hinter Verstappen, was Red Bull verschmerzen kann. Das Problem scheint mehr zu sein, dass das Chassis rund um Verstappen und seine Vorliebe für eine extrem scharf reagierende Vorderachse gebaut ist. Wo Verstappen dann seine Stärken ausspielen kann, hat Perez Probleme. Und da fünf oder sechs Zehntel im Moment den Unterschied zwischen P2 und P12 ausmachen, fährt Perez hinterher. Und er ist nicht der erste Fahrer, der mit der sehr eigenwilligen Abstimmung der Chassis bei Red Bull Probleme hat. Siehe Ricciardo und Albon.

Es wird kein leichter Saisonabschluss für Red Bull. Verstappen mag den WM-Titel einigermaßen sicher haben, die Team-WM ist aber bei Weitem nicht entschieden. Stand jetzt führt Red Bull mit nur noch 42 Punkten vor McLaren. Ferrari liegt weitere 11 Punkte zurück, Mercedes fehlen allerdings schon 142 Punkte und man dürfte kaum Chancen auf den WM-Titel haben. Auch Ferrari machte in den letzten Rennen nicht den Eindruck, dass man Red Bull unter Druck setzen kann.

Bleibt McLaren und die sollte man durchaus sehr stark einschätzen. Die Briten haben ein gleichwertiges, auf manchen Strecken sogar besseres Auto, vergleichen mit dem Red Bull. Dass die WM nicht enger ist, liegt an zwei unterschiedlichen Fehlerquellen. Zum einen macht man an der Box bei der Strategie noch entscheidende Fehler. Die andere Fehlerquelle liegt bei den Fahrern. Piastri ist bei seinen Leistungen noch sehr schwankend, fährt aber auch erst seine zweite volle Saison. Norris hadert zu oft mit sich und manchmal fehlt das winzige Quentchen Biss, das Verstappen hat. Aber das sind alles Dinge, an denen das Team und die Fahrer laufend arbeiten. Und ich wäre nicht überrascht, wenn man McLaren in der zweiten Saisonhälfte noch stärker sehen wird.

Mercedes dürfte sich vor allem darauf konzentrieren, das Auto weiter zu verbessern und die Pipeline für 2025 vorzubereiten. Man hat von allen Teams in diesem Jahr den größten Sprung gemacht. Wo man genau steht, ist schwer zu sagen. Zwar hat man von den letzten vier Rennen drei gewinnen können, aber ein gewisses Fragezeichen hängt immer noch über dem Team. Was auch für die Fahrerfrage gilt, aber es scheint immer mehr darauf hinzudeuten, dass Antonelli doch ins Team kommt. Mercedes scheint völlig ok damit zu sein, dass man das Team reorganisiert und für 2026 vorbereitet.

Bei Aston Martin kann von Zufriedenheit keine Rede sein, aber die Gerüchte verdichten sich, dass Lawrance Stroll ganz tief in die Kasse gegriffen hat und Adrian Newey überzeugen konnte. Mit der Verpflichtung soll eine weitere Reorganisation des Teams einhergehen, da Newey offenbar den gesamten Design-Prozess kontrollieren will. Passend dazu kommt ja auch, dass er aber 2026 wieder mit den Ingenieuren von Honda zusammenarbeiten kann. Was darauf hindeutet, dass man auch 2025 eher als Übergangsjahr sehen wird. Ob das Alonso gefällt?

Alpine hat angekündigt, dass man die Saison mit einem sehr großen Update starten wird. Der (im Moment) verantwortliche David Sanchez deutete an, dass es sich fast um eine B-Variante des Autos handeln würde. Man muss Alpine zu Gute halten, dass man trotz des katastrophalen Starts sich einigermaßen wieder in Richtung Punkte gearbeitet hat. Wie nachhaltig das ist, wird man sehen. Und ob Briatore wirklich ab 2025 auf Mercedes-Motoren setzen wird, auch. Ungeklärt ist noch die Frage, wer 2025 neben Pierre Gasly fahren wird. Jack Doohan soll gute Karten haben, Mick Schumacher aber auch. Dass Briatore die Familie Schumacher gut kennt, könnte helfen.

Williams leidet weiter unter einem übergewichtigen Auto, was angeblich bis zu 5 Zehntel kosten soll. Aber James Vowles scheint nicht besorgt zu sein, dass man in diesem Jahr sogar noch weniger Punkte gesammelt hat, als 2023. Er spricht davon, dass das zu erwarten war. Und immerhin scheint sein langfristiger Plan so überzeugend zu sein, dass der Sainz-Clan in Williams die beste Alternative sah. Man wird sehen.

Ebenso bei Audi. Binotto hat seit dem 01. August offiziell das Ruder übernommen und wird dann wieder im Paddock zu finden sein. Wie groß die Probleme bei Sauber/Audi sind, ist schwer zu sagen, aber das Team spricht selbst davon, dass man mit den vorhandenen Mitteln mehr erreichen muss. Neben den offensichtlichen Performanceproblemen steht man zu dem vor der Frage, wen man als zweiten Fahrer neben Hülkenberg haben will. Die Absage von Sainz dürfte extrem wehtun, denn die Alternativen sehen nicht so gut aus. Bottas scheint da noch die besten Karten zu haben, denn der Markt ist relativ leer gefegt. Man könnte ein Risiko eingehen und Mick Schumacher holen, aber ich schätze, dass Audi lieber auf Nummer sicher gehen wird.

Strategie:
Pirelli bringt C1, C2 und C3 in die Niederlande, was angesichts der hohen lateralen Belastungen der Reifen nachvollziehbar ist. Auf dem Papier ist der thermische Abbau der Reifen ein sehr wichtiger Faktor, aber vieles wird vom Wetter Ende August abhängen. Je wärmer es ist, desto höher ist der Verschleiß auf der Strecke. Stand Mittwoch soll es sonnig bei rund 20 Grad sein, was den Teams entgegenkommen wird. Ein weiterer Faktor ist der Wind. Da die Strecke so nahe an der Nordsee liegt, kann der Wind eine enorme Rolle spielen. Zum einen weht er Sand auf die Strecke, zum anderen destabilisiert er die Autos auf den schnellen Abschnitten im ersten Sektor.

Schon im letzten Jahr gab es die härtesten Mischungen in Zandvoort, aber Tsunoda gelang das Kunststück, mit den C3 50 Runden am Stück zu fahren. Die Bedingungen änderten sich während des Rennens im letzten Jahr so ​​stark, dass alle fünf verfügbaren Reifentypen verwendet wurden. Der beliebteste Slick war der Soft, den 19 der 20 Fahrer für den Start wählten; Hamilton war der Einzige, der sich für den Medium entschied. Der Regen setzte gleich nach dem Start ein und brachte den Intermediate ins Spiel. Dieser war dann nach einer langen Phase mit Slicks wieder für die letzten Etappen erforderlich. Es gab viele Überholmanöver und einen Rekord von 82 Boxenstopps.

Bei stabilen, trockenen Bedingungen deuten Simulationen vor dem Rennen darauf hin, dass ein Ein-Stopp-Reifen die schnellste Strategie ist, insbesondere da Überholmanöver theoretisch selten vorkommen, da die Strecke sehr eng ist und es nur wenige Geraden gibt, was die Überholmöglichkeiten sehr begrenzt. Bei Hitze sollten die härteren Mischungen die Favoriten sein, aber bei kühlerem Wetter wäre der Soft ein brauchbarer Rennreifen.

Bilder: Pirelli

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