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Formel Eins: Analyse GP der Niederlande – McLaren schlägt zurück

von DonDahlmann
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Lando Norris sah das Heck von Verstappen nur ein paar Runden, dann segelte er einem ungefährdeten Sieg entgegen.

Es war ein eher eintöniger Grand Prix, der vor allem in hinteren Top Ten über die Strategie entschieden wurde. Keinen Zweifel gab es allerdings an der Form von McLaren und Lando Norris, der das Wochenende dominierte. In der Quali distanzierte er Verstappen auf dessen Heimstrecke um fast 4 Zehntel. Was bei einer Rundenzeit von 70 Sekunden in der F1 schon eine kleine Ewigkeit sind. Im Rennen verlor er Start erneut gegen Verstappen, rückte die Reihenfolge aber nach 18 Runden wieder gerade, in dem er den Weltmeister überholte. Danach enteilte er dem Feld und distanzierte Verstappen um über sage und schreibe 22 Sekunden.

Red Bull war klar langsamer als die McLaren, die mit ein paar kleinen Updates in den Niederlanden an den Start gingen, während der Red Bull unverändert vom Rennen in Spa erschien. Die Unterschiede waren aber schon gewaltig. Es ist nicht mal so, dass der Red Bull langsam wäre. Verstappen hatte die Ferrari und die Mercedes locker im Griff. Aber der McLaren ist klar das beste Auto auf der Strecke und hätte man Piastri nicht im ersten Stint auf einen sehr langen Overcut geschickt, wäre P2 für Piastri durchaus drin gewesen.

Die Ferrari sahen in Zandvoort nicht gut aus. Es machte den Eindruck, dass sie Probleme hatten in der Quali die Vorderreifen auf Temperatur zu bringen. Entweder war man im ersten Sektor schnell oder im letzten Sektor. Das deutet darauf hin, dass man das richtige Temperaturfenster nur schwer finden konnte. Es führt auch dazu, dass Hamilton schon in Q2 raus war. Eine Strafe, weil er Perez in der Quali behindert hatte, kostete ihn drei weitere Startplätze.

Die Probleme der Mercedes kamen etwas überraschend und zeigten, dass man das Chassis bisher nicht zu 100 Prozent im Griff hat. Die Abstände nach vorn ähnelt wieder jenen aus dem Rennen in Österreich. Es mag mit der Strecke zusammenhängen oder damit, dass man mit harten Mischungen von Pirelli Probleme hat. Jedenfalls ist das Auto weiter eine Wundertüte. Russell sah etwas besser und lag am Anfang des Rennens auf P3. Diese Position konnte er aber nicht halten. Den dritten Platz verlor er an der Box bei seinem einzigen Stopp gegen einen Undercut von Leclerc. P4 ging dann an den deutlich schnelleren Piastri. Mercedes entschied sich in Runde 55 dann Russell noch mal zu stoppen und die Soft zu nehmen. Das warf den Briten hinter Sainz und Perez zurück und trotz besserer Rundenzeiten konnte die verlorenen Positionen nicht zurückholen.

Am Ende blieb für Russell dann nur P7 und damit nur eine Position vor Hamilton, der mit einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs war. Hamilton tat sich auf einer Strecke, auf der man nur schwer überholen kann, schwer sich aus dem Mittelfeld zu befreien. Er startete auf den Soft und legte mit diesem einen guten Stint hin. In Runde 23 nahm er die harten Reifen, was eigentlich in deren Fenster lag damit das Rennen zu beenden. Es ergab sich die Möglichkeit in Runde 29 die Soft zu nehmen, da der Abstand nach hinten für einen Stopp ausreichte. Aber mehr als P8 war nicht drin. Weil der Mercedes einfach nicht mehr hergab, wie man in der Grafik sehen kann.

Etwas besser lief es bei Ferrari. Die waren in der Quali zwar weit weg von der Pace, aber die Racepace der Italiener war wirklich gut. Sainz hatte Q2 auch verpasst, arbeitete sich aber im Rennen mit nur einem Stopp in Runde 29 auf P5 nach vorn. Das gelang Sainz vor allem durch eine kompromisslose Fahrt und viele Überholmanöver. Sainz sah gut aus im Rennen und der Ferrari war auch besser als erwartet. Was Leclerc auch unterstrich. Mit einem klugen Undercut sicherte man sich P3 von Russell und im Rennen biss sich dann Piastri die Zähne am klug fahrenden Piastri aus. Leclerc rückte gegen Ende des Rennens sogar Verstappen auf die Pelle und lag im Ziel nur 3 Sekunden hinter dem Red Bull.

Zwischen dem Ferrari von Sainz auf P5 und Russell auf P7 lag Sergio Perez. Der Mexikaner hatte ein etwas besseres Wochenende in den Niederlanden, war aber weit weg von seinem Teamkollegen. 17 Sekunden fehlten ihm auf den Weltmeister am Ende, was schon sehr deutlich ist. Perez machte nichts falsch, konnte aber auch nicht überzeugen. Dass er sich Sainz beugen mussten, ist ein Zeichen dafür, dass es immer noch nicht rund läuft.

Hinter beiden Mercedes kam Gasly auf P9 ins Ziel. Der Alpine zeigte sich, zumindest in seinen Händen, erneut verbessert. Gasly schaffte den Sprung in Q3 während sein Teamkollege Ocon schon Q1 raus war. Die gute Ausgangsposition nutzte Gasly mit einem klugen Rennen, in dem er sich mehrfach stark unter Druck gesetzt sah. Vor allem die Aston sahen so aus, als könnte sie die Alpine schlagen. Da lohnt sich dann ein Blick auf die Strategien der beiden Teams, die sehr ähnlich waren. Alonso und Gasly setzen beide auf einen langen ersten Stint mit den Medium. Der Spanier ging von P7 ins Rennen, Gasly von P9. Gasly kam in Runde 39 an die Box, Alonso eine Runde später. Aber der Undercut reichte dem Franzosen, um an Alonso vorbeizugehen. Auch, weil der Spanier nach seinem Stopp ungünstig im Verkehr steckte, während Gasly relativ freie Bahn hatte. Abstand am Ende +4 Sekunden für Gasly.

Das Ergebnis zeigt nicht nur, dass Alpine im Moment einen besseren Job macht als Aston. Die hatten zwar keine schlechte Quali (beide Autos in Q3), aber die Rennpace passt weiterhin nicht. Alonso beschriebt das Auto als „tricky“ und schwer einzuschätzen, was ein Problem ist, dass man mit dem Chassis seit dem großen Update in Miami hat. Aston Martin tritt auf der Stelle und kommt nicht voran. Was angesichts der Möglichkeiten, die man ja durchaus hat, schon erstaunlich ist. Irgendwas läuft bei den Briten weiterhin nicht richtig.

Im Hinterfeld gab es wie immer viel Bewegung, aber wenig zu berichten. Die Haas sahen in Zandvoort nicht schnell aus. Man probierte es mit einer „Hail Mary“ Strategie. Hülkenberg kam schon in Runde 14 an die Box und behielt diese Reifen lange auf dem Auto. Erst in Runde 58 kam er zu einem Wechsel auf die Medium, nachdem klar war, dass er seinen zehnten Platz nicht würde verteidigen konnte. Der Wechsel kam dann aber etwas zu spät und er konnte Alonso auf P10 nicht mehr gefährden.

Williams hatte ein größeres Update mitgebracht, von dem man sich viel versprach. Sargeant zerstörte sein Auto dramatisch in FP3, als er nach einem groben Fehler in den Leitplanken landete und das Auto sogar kurz Feuer fing. Albon machte mehr aus dem Update und bugsierte den Williams in Q3. Doch nach dem Rennen stellte man fest, dass der Unterboden um ein paar Millimeter außerhalb der Regeln war. Es war, laut James Vowles, eine winzige Ecke, die man mit ein bisschen Schleifpapier in ein paar Sekunden begradigt hatte. Das warf Albon aber auf den letzten Platz in der Startaufstellung. Obwohl der Williams nicht langsam unterwegs war und Albon dank eines Undercuts kurz in den Top Ten auftauchte, reichte es am Ende nur zu P14.

Sauber belegte die letzten beiden Plätze. Das Erstaunliche bei diesem Team ist, dass es den Eindruck macht, dass das Auto während der Saison immer schlechter wird. Beide Sauber wurden als einziges Team im Rennen zweimal überrundet. Anders ausgedrückt: Sauber verliert im Renntrimm pro Runde bei einer Rundenzeit von 75 Sekunden auf einer relativ einfachen Strecke rund 2 Sekunden. Das ist schon mehr als erstaunlich. Wenn Sauber irgendein Garagenteam aus Italien in den 90ern wäre – ok. Aber mit den technischen Möglichkeiten, die man ja hat, so langsam zu sein, ist schon fast eine Kunst. Mattia Binotto und der neue, demnächst von Red Bull kommende neue Teamchef, Jonathan Wheatley dürften sehr, sehr viel Arbeit haben.

Am Rande des Grand Prix bestätigte Alpine, dass Jack Doohan im nächsten Jahr das zweite Cockpit haben wird. Eine kleine Überraschung, wie ich finde. Doohan ist kein Fahrer, der in seiner bisherigen Karriere groß aufgefallen wäre. Zweiter in der F3 2021 (verlor in einem relativ schwachen F3 Jahr relativ deutlich gegen Dennis Hauger) und P3 in der F2 ein Jahr später (verlor gegen Vesti und dem Meister Pourchaire). Aber offenbar denkt der neue Teamchef Oliver Oakes, dass Doohan besser ist, als Mick Schumacher.

Dem bleibt jetzt nur die Hoffnung, dass Audi ihn verpflichtet. Die Chancen dafür stehen vermutlich eher schlecht. Ob Audi zwei deutsche Fahrer haben will, ist schon mal die erste Frage. Die Zweite ist, ob man nicht besser da steht, wenn man mit Bottas einen erfahrenen Mann im Team lässt. Auf der anderen Seite: mit Hülkenberg bekommt man schon einen extrem guten Entwickler, dessen Feedback so genau ist, dass er damit die Entwicklung von Teams mehrfach positiv beeinflusst hat. Es würde auch Sinn ergeben, wenn man neben Hülkenberg einen Nachwuchsfahrer hat. Zudem bringt Schumacher viel Know-How als Simulatorfahrer von Mercedes mit.

Viele Alternativen hat Audi auf dem Markt auch nicht mehr. Binotto setzte in Zandvoort etwas überraschend Robert Shwartzman ins Auto, der aber acht Zehntel hinter Zhou in FP1 lag. Das war keine besonders beeindruckende Vorstellung des mit israelischer Lizenz fahrenden Russen. Sauber hat Zeit für seine Entscheidung. Die Spitzenfahrer sind eh vom Markt. Es gibt noch das Gerücht, dass man Sebastian Vettel aus dem Ruhestand holen will, aber das glaube ich auch erst, wenn der im Auto sitzt.

Nächste Woche steht Monza auf dem Programm, da dürfte es interessant sein, ob die McLaren auch beim Topspeed so stark sind.

Bilder: Pirelli

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