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GT World Challenge Europe Sprint Cup: Analyse Magny-Cours

von Nils Otterbein
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Nach einer kurzen Sommerpause ging es für die GT World Challenge mal wieder nach Frankreich. In Magny-Cours kehrte die Rennserie nach zwei Jahren zurück und machte deutlich, wieso die beiden bestplatzierten Duos von Winward und WRT die Saison im Sprint Cup dominieren.

Samstag

Für 32 Autos ging es am Samstagnachmittag in die Qualifikation für den ersten Lauf, der wie in Misano in den Abendstunden stattfand. Winward Racing war mit einem der Mercedes wegen einer Trainingsverletzung von Magnus Gustavson nicht am Start. Eastalent Racing feierte nach dem Nürburgring nun auch das Debüt im Sprint Cup. Das Team sammelte die letzten zwei Jahre Erfahrung im ADAC GT Masters, der GT Open und 24 Hours Series. Engstler Motorsport reiste dieses Mal wieder mit dem Audi an, da der zuvor eingesetzte Lamborghini beim DTM-Lauf am Nürburgring Schaden nahm. Hierbei dürfte es sich um jenen R8 gehandelt haben, den das Allgäuer Team im GT Masters einsetzt.

Die Qualifikationssitzung wurde kurz wegen eines stehengebliebenen McLarens unterbrochen und ergab die Pole für Ben Green im erneut starken Emil Frey Ferrari. Mit Dan Harper von Century Motorsport kam der beste BMW auf der zweiten Position aus dem Bronze Cup. Sven Müller im Rutronik Porsche und Christopher Haase im eben angesprochenen Eastalent Audi kamen in die zweite Reihe. Die Meisterschaftsderivaten Dries Vanthoor im WRT BMW und Lucas Auer landeten nur auf dem sechsten, bzw. elften Platz, was ein spannendes Rennen am Samstagabend versprach.

Rennen 1

Während den Vorbereitungen zum ersten Rennen wurde eine Schweigeminute eingelegt für Luca Persiani, dem Driving Coach von Garage59 und Iron Lynx, der bei einem Offroad Unfall ums Leben kam.

Der um 20:15 Uhr erfolgte Rennstart sah Dries Vanthoor auf die dritte Position nach vorne kommen, hinter Ben Green und Dan Harper. Lucas Auer konnte die Startphase nicht nutzen und verharrte zunächst am Ende der besten Zehn. Für den weiteren Rennverlauf ergab sich jedoch das ungewohnte Bild, dass sich mehrere Autos aus dem Bronze Cup vor dem Winward Mercedes befanden mit dem Attempto Audi von Dylan Pereira, dem Rutronik Porsche von Dennis Marschall und Sandy Mitchell im Barwell Lamorghini, die alle einer Mindeststandzeit unterlagen und im zweiten Stint an den entsprechenden Bronze Fahrer übergaben. Das machte das Bild der ersten Rennhälfte etwas „schief“.

Nachdem Vanthoor den Markenkollegen von Century Motorsport überholte, griff der Belgier nach der Führung und lieferte sich ein Scharmützel gegen Ben Green kurz vorm Stoppfenster. Nach dessen gewohnt hartem Überholmanöver schubste ihn der dahinterliegende BMW von Dan Harper ins Kiesbett, was eine Zeitstrafe für das Rennende bedeutete und damit den Sieg im Bronze Cup kosten sollte.

Bei den Stopps entstand eine gewisse Hektik, was Einfluss auf den späteren Sieger haben sollte! Einige Top-Autos, darunter Dries Vanthoor und Lucas Auer, gingen bereits in der ersten Runde zum Stopp. Charles Weerts verlor daraufhin die Führung an den Rutronik Porsche, der nun von Patric Niederhauser gefahren wurde. Der große Profiteur der frühen Stoppphase war der Winward Mercedes von Maro Engel, der nun in Schlagdistanz zum WRT BMW lag.

Engel war nun der beste Mann des zweiten Stints und fuhr die Lücke auf Weerts schnell zu, der wie so oft das Tempo von Dries Vanthoor nicht dauerhaft gehen konnte. Dahinter konnten sich die beiden Emil Frey Ferraris einreihen. Die #14 von Green/Lappalainen wäre ohne den Rempler von Harper vor den Stopps sicherlich ein Siegkandidat gewesen. Etwas überraschend, dass teamintern die Reihenfolge unverändert gelassen wurde, obwohl die #14 noch theoretische Titelchancen hatte. Das Team wird wohl ob der immensen Stärke von Winward und WRT nicht mehr dran glauben. Engel kam gegen Rennende in Schlagdistanz, konnte jedoch Weerts nicht überholen.

Vorne ging der Sieg (zunächst) klar an Rutronik Racing, die die Pechsträhne dieser Saison beendet hatten. Dachte man: Nach dem Podium wurde dem Porsche wegen einem klassischen unsafe release in der Box eine Zeitstrafe verhängt, was ihn auf die dritte Position zurückwarf. Damit ging der Sieg nachträglich an Vanthoor/Weerts vor Engel/Auer. Etwas seltsam, dass die Rennleitung diesen Zwischenfall erst so spät untersuchte, da er live im TV zu sehen war.

Der Gold-Cup wurde wie üblich von den dort beherrschenden Audis dominiert, dieses Mal für das Duo Patrese/Ferrari im Attempto Audi vor dem CSA Audi von Legeret/Gachet. Die beiden kamen auf den sechsten und siebten Gesamtplätzen ins Ziel. Vor zwei Jahren hatte Audi noch die Gesamtwertung in Magny-Cours bestimmt. Der Eastalent Audi kam übrigens nach einem schwachen Stopp weit außerhalb der Top10 ins Ziel. Andernfalls hätte dieser sogar Führungsrunden schnuppern können. Im Silver Cup brillierte Tom Kalender groß auf, der seit kurzem den Madpanda Mercedes fährt und der sich im GT Masters für derartige Aufträge empfohlen hat. Der Bronze Cup wurde durch Strafen entschieden: Nachdem der Century Motorsport BMW wegen der erwähnten Kollision bestraft wurde, gab es für den Rutronik Porsche #97 mit Marschall/Blattner eine Zeitstrafe wegen Unsafe release, exakt wie beim Schwesterauto. Damit ging der Sieg an den Barwell Lamborghini Mitchell/Collard auf der 18. Gesamtposition.

 

Sonntag

Bereits um kurz nach 9 Uhr Früh ging es in ein sehr ausgedehntes Qualifying, was sich wegen zwei Rotphasen arg in die Länge zog. Bereits nach zwei Minuten standen zwei Comtoyou Aston Martin neben der Strecke. Die Kameras haben nicht eingefangen, was genau passiert war. Jedenfalls sind beide Autos nicht ins anschließende Rennen gegangen. Für die Siegermannschaft aus Spa war es in allen Belangen ein Wochenende zum Vergessen. Da halfen auch 15 Kilogramm Ausladung für den Sonntag nichts. Nachdem anschließend die ersten Zeiten gefahren wurden, landete der CLRT Porsche im Kies, ebenfalls mit einer roten Flagge einhergehend. Damit verlagerte sich die Zeitenjagd auf die letzten Sekunden.

Jules Gounon im Boutsen VDS Mercedes sicherte sich die Pole vor Tom Gamble im McLaren. Maro Engel konnte den Winward Mercedes neben dem Engstler Audi in die zweite Reihe stellen. Charles Weerts landete aufgrund seiner früh gefahrenen Rundenzeit nur auf der achten Position. Der drittplatzierte Rutronik Porsche des Vortags zeigte, dass es diese Saison mit dem Team nicht gut meint. Sie bekamen keine gezeitete Runde zusammen und mussten das Feld vor sich herjagen.

Rennen 2

Nachdem bereits zwei Aston Martin nicht ins Rennen starten konnten, streikte obendrein auch noch das Getriebe von Mattia Drudi in der #007, was einen Start von der sechsten Position ebenfalls verunmöglichte. Der Start war ungleich wilder als am Samstag und mündete in eine rund 15-minütige Safetycar-Phase. Max Hofer wurde in der ersten Linkskurve von Konsta Lappalainen umgedreht, was einen Reifenschaden für den Ferrari zur Folge hatte. Am Ende der ersten Kurvenkombination rutschte Ivan Klymenko im Sainteloc Audi ohne Fremdkontakt ins Kiesbett und krachte heftig in die Reifenstapel. Der Gewinner der kurzen Startsequenz war mal wieder der WRT BMW von Charles Weerts, der sich direkt hinter seinem Meisterschaftsrivalen Maro Engel auf der vierten Position einreihte.

Viel Zeit war nach dem Ende der Neutralisation nicht mehr bis zu den Fahrerwechseln, womit Jules Gounon und Tom Gamble ihre Positionen vor Engel und Weerts halten konnten. Auch dieses Mal ging der Trend zu frühen Stopps. Der Winward Mercedes kam eine Runde vor dem WRT BMW an die Box. Beide gewannen einen Platz, da der McLaren von Gamble/Goethe nach einem schwachen Stopp Plätze verlor.

Es dauerte nicht lange, bis sich an der Gesamtspitze ein Dreikampf mit unfassbar harten Bandagen entwickelte. Falls jemand die Minuten nach dem Stoppfenster nicht gesehen hat, sollte dies dringend nachgeholt werden! Die beiden Mercedesteams gönnten sich nichts und Lucas Auer kam nur mit Berührungen an Maxi Götz vorbei. Noch härter wehrte sich Götz gegen Vanthoor, der sich in der engen Haarnadel mit einem Gewaltmanöver vorbeischob. Es war angesichts der Meisterschaftskonstellation ein immenses Risiko, was beide Teams eingingen und wurden dafür belohnt.

Beide setzten sich schnell vom Boutsen Mercedes ab. Dieses Wochenende hat gezeigt, was die beiden Top-Duos von Winward und WRT ausmacht: Eine immense Kompromisslosigkeit und Konsequenz in allen Belangen, auch wenn mal die Qualifikation schlecht läuft. Gegen Rennende konnte Vanthoor in Schlagdistanz kommen, jedoch ohne realistische Überholchance gegen den AMG.

Nachdem Götz unbehelligt den dritten Platz nach Hause fuhr, kam bereits auf dem vierten Gesamtrang der Sieger aus dem Gold-Cup ins Ziel, was erneut das Attempto-Duo Ferrari/Patrese war. Der McLaren von Gamble/Goethe konnte einen respektablen fünften Platz als bestes Saisonergebnis einfahren. Einen eher schwachen Tag erlebte das Ferrari-Team von Emil Frey mit lediglich 10. Und 13. Plätzen. Der Silber-Cup ging dieses Mal an das stark auffahrende Ferrari-Duo von AF Corse mit Donno/Flemming. Den Bronze-Cup konnten dieses Mal recht ungefährdet Blattner/Marschall im Rutronik Porsche einfahren.

In der Meisterschaft des Sprint Cups kommt es dann zu einem wahren Showdown beim Finale in Barcelona, was in den letzten Jahren immer für Finals im Endurance Cup bekannt war. Vanthoor/Weerts haben 101,5 Punkte und liegen damit zwei Punkte vor Auer/Engel. Die Dominanz dieser beiden Duos ist schon enorm. Beide Besatzungen haben mit den Läufen in Hockenheim und in Magny-Cours vier Podien in Folge einfahren können, was im BOP-gesteuerten GT3-Sport nur selten zu schaffen ist. Genauso bemerkenswert ist der meisterschaftsübergreifende Lauf von Maro Engel, der zusätzlich die letzten vier DTM-Rennen am Norisring und Nürburgring auf dem Podium beendete. Hier kommen obendrein noch Platzierungsgewichte, was es noch schwieriger macht. Es wäre aktuell nicht überraschend, wenn Engel mehrere Titel einfahren würde.

Mit der GT World Challenge geht es in Monza mit einem dreistündigen Endurance Rennen am 22. September weiter. Das Sprint-Finale steigt dann vom 11.-13. Oktober in Barcelona. Irgendwie möchte man sich an die immens ausgedehnte Endurance-Saison mit dem Finale in Jeddah Ende November nicht so wirklich gewöhnen. Wie am Nürburgring ja bekannt wurde, wird es wohl vorerst nur eine einmalige Sache bleiben. Ratel spricht mittlerweile offen über ein mögliches Rennen der IGTC in Saudi-Arabien, was zu der Struktur der Rennserie deutlich besser passen würde.

Bildquelle: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=24&filter_meeting_id=225)

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