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Formel Eins: Vorschau GP von Italien 2024

von DonDahlmann
3 Kommentare

Als letztes Rennen der Europatournee steht das Rennen in Monza auf dem Programm. Wer hat hier den besten Topspeed?

Nach der McLaren-Show in Zandvoort kommt die Highspeed-Orgie in Monza. Die Italiener haben dem Kurs im Laufe des letzten Jahres eine Renovierung verpasst. Die gesamte Strecke hat einen neuen Asphalt, der bisher noch wenig genutzt wurde. Der Radius der ersten Schikane und die Ascari-Schikane wurden leicht angepasst. Ich habe bisher nur Fotos gesehen, aber es sieht nicht so, als habe man den Charakter der beiden Passagen massiv verändert. Neu hinzugekommen sind ein paar Kiesbetten, die man anstelle der asphaltierten Auslaufzonen eingeführt hat. Zum Asphalt dann noch ein paar Worte in der Strategieabteilung weiter unten.

Wie üblich werden die Teams in Monza mit speziellen Low-Downforce Varianten anreisen. Der Topspeed ist hier enorm wichtig, zumal es mit den beiden Lesmo-Kurven nur zwei Stellen gibt, an denen Abtrieb gefragt ist. Da lohnt sich also ein Blick auf die Topspeeds aus den vergangenen Rennen. Hier bietet sich Spa an. Zwar könnte man auch Jeddah nehmen, aber das liegt schon zu lange zurück.

Die Daten zeigen, dass die Teams einigermaßen eng beieinander liegen. Das gilt für das Tempo mit und ohne DRS. Man sieht aber auch, dass Red Bull weiter einen leichten Vorteil hat, wenn man das DRS nutzt. Allerdings muss man drei Dinge in Betracht ziehen. Erstens werden in Spa durchaus unterschiedliche Setups gefahren, da man im zweiten Sektor mit etwas mehr Abtrieb einiges an Zeit holen kann. Zweitens kann der Windschatten auch dann wirken, wenn man nicht im DRS-Fenster ist. Drittens kann es eine Rolle spielen, wie frisch die Reifen waren. Je mehr Haftung man am Ausgang von La Source hatte, desto höher ist der Topspeed am Ende der Kemmel. Die Zahlen geben also nur einen ungefähren Wert an.

Aber wenn man die Mittelwerte nimmt (und die DRS Aktivierungsfrequenz beachtet) sieht man, dass McLaren und Red Bull führend sind. Ferrari und Mercedes produzieren generell mehr Abtrieb, was sich dann negativ auf den Topspeed auswirkt. Ich glaube nicht, dass Ferrari in Monza eine große Rolle spielen wird. Bei Mercedes (die in Spa und Silverstone gewonnen haben) wäre ich da noch vorsichtig mit einer Wertung. Die werden zudem ein aggressives Monza-Paket mitbringen.

Aber generell sehe ich wieder einen Zweikampf zwischen McLaren und Red Bull. Mercedes dürfte sehr knapp dahinter liegen, danach folgen die Ferrari. „Best of the Rest“ ist schwer auszumachen. Aston Martin sollte mitmischen, aber deren Topspeed war bisher nicht so gut. Zudem kommt, dass das Auto schon mit Abtrieb schwer zu fahren ist. Da jeder Quersteher in Monza Zeit kostet, wird sich Aston schwertun, das Auto ohne den zusätzlichen Abtrieb fahrbar zu bekommen.

Zwei weitere Kandidaten wären Alpine, die trotz des angeblich so schwachen Motors mit DRS gar nicht so schlecht unterwegs sind, und Williams, die das ganze Jahr einen guten Topspeed hatten. Zu beiden Teams gibt es auch News.

Alpine hat sich für das nächste Jahr für Jack Doohan entschieden. Das ist mittelprächtig überraschend, da Doohan aus dem eigenen Nachwuchs kommt und ein bisschen Geld mitbringt. Der Sohn des ehemaligen MotoGP Weltmeister Mick Doohan hat zwar nur eher mittelmäßige Ergebnisse, aber im letzten Jahr P3 in der F2-Meisterschaft ergattert. Angeblich soll er bei den Testfahrten auch die Ergebnisse von Mick Schumacher erreicht haben.

Bei Williams hat man sich von Logan Sargeant getrennt. Das war überfällig und man muss Williams schon Respekt zollen, dass man so lange Geduld hatte. Sargeant war auf einigen Kursen offensichtlich überfordert und in den letzten 18 Monaten hat er auch kaum irgendwelche Fortschritte gezeigt. Sein schwerer Unfall in Zandvoort war dann wohl der Sargnagel für seine Karriere in der F1. Statt Sargeant wird der Argentinier Franco Colapinto das Auto übernehmen.

Colapinto stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Williams und ist im Moment in der F2 unterwegs. Seine Karrieredaten sind eher so mittel imposant. Ein Rennsieg in diesem Jahr, P4 in der F3 im Jahr 2022, Dritter in der Asia Le Mans 2021 mit GDrive und Meister der spanischen F4 im Jahr 2019. Mit 21 Jahren ist er aber auch noch relativ jung und dass er in etlichen unterschiedlichen Serien unterwegs war, zeugt von seiner Adaptionsfähigkeit. Er hat jetzt ein paar Rennen Zeit, sich für andere Teams zu empfehlen. Er ist im Übrigen der erste Argentinier seit 23 Jahren in der F1. Der letzte war Gustavo Mazzacane der 2001, der für das Prost-Team fuhr.

Auf der Strecke geblieben bei all diesen Entscheidungen ist Mick Schumacher. Dessen Chancen wieder in die F1 zu kommen darf man getrost als extrem schmal bezeichnen. Es bleibt im Moment nur Sauber/Audi als Alternative. Dort hat Schumacher zwei Hauptkonkurrenten: Bottas und offenbar auch Robert Shwartzman, der von Binotto am letzten Wochenende in FP1 ins Auto gesetzt wurde. Man sollte annehmen, dass Bottas gesetzt ist, aber wäre das der Fall, hätte Audi dessen Vertrag schon lange verlängern können. Offenbar ist man sich da nicht so sicher und testet nun verschiedene Fahrer. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass Binotto im Moment andere Sorgen hat. Die Performance von Sauber ist so unterirdisch schlecht, dass es schon langsam peinlich wird.

Strategie:
Es gibt in Monza C3, C4 und C5. Wie oben erwähnt, wurde die Strecke komplett neu asphaltiert. Dazu kommt, dass die Arbeiten erst vor Kurzem beendet wurden. Nach der Fertigstellung führte ein Team von Pirelli-Ingenieuren Anfang August eine Inspektion des neuen Belags durch und teilte die Daten mit der FIA und den Teams, um sich auf die letzte europäische Runde der Formel-1-Saison vorzubereiten. Wie bei neu verlegtem Asphalt üblich ist der Belag glatter als sein Vorgänger und dunkler in der Farbe. Letzteres wird sich auf die Streckentemperaturen auswirken, die bei Sonnenschein heißer als in der Vergangenheit werden und sogar Spitzenwerte von über 50 °C erreichen können.

Theoretisch sollte die neue Oberfläche mehr Grip bieten, was sich auf die Leistung der Reifen und deren Betriebstemperaturbereich auswirken wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Entwicklung der Strecke im Laufe des Wochenendes sehr hoch sein wird, da es auch ein relativ volles Rahmenprogramm gibt. Das bedeutet auch, dass es schwer werden wird, die richtigen Reifen für das Rennen zu finden.

Dazu kommt, dass es sehr heiß wird. Bis 34 Grad werden vorhergesagt, was die Teams vor weitere Probleme stellen wird. Da die Motoren permanent ihre höchste Leistung abrufen, wird man viele Kühlrippen im Chassis benötigen, damit die Motoren nicht vor Hitze eingehen. Was aber wieder Topspeed kostet.

Das Delta für den Boxenstopp ist in Monza besonders hoch, weil die Autos mangels einer Schikane auf der Start/Ziel-Geraden nicht abgebremst werden. Daher ist die Ein-Stopp-Variante auf dem Papier die schnellste Lösung. Die Frage ist, ob man das bei den Temperaturen auf dem neuen Asphalt auch machen kann. Aber wie üblich wird bei solchen Rennen die Strategie Medium/Hart von den meisten gewählt werden.

Bilder:Pirelli

 

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3 Kommentare

Oliver Rüssel 30 August, 2024 - 14:54

Lieber Don Dahlmann,

hast du eine Einschätzung, wieso Mick Schumacher so einen schweren Stand in der F1 hat? Mich wundern die letzten beiden Entscheidungen (Alpine und Williams) schon wieder derart, dass ich für mich selbst hier keine Erklärung habe, wieso hier so gehandelt wurde. Vom Grundsatz her müsste man doch meinen, dass sich die Teams um einen Fahrer wie Mick reißen. Die anderen haben bisher jeweils keine Bäume ausgerissen und auch noch keine Erfahrungen in der F1 sammeln können.

Und was man so aus dem Umfeld von Mick hört, ist, dass er sehr gut im Simulator ist und sehr gut Daten erfassen und auf mögliche Settings übertragen kann. Man sollte doch meinen, dass das gefragt ist.

Vielleicht liegen dir ja noch andere Einblicke vor?

DonDahlmann 31 August, 2024 - 11:55

Schumacher hat zwar die F4, F3 und F2 als Meister abgeschlossen, aber er hatte auch in diesen Serien Schwächen. Das gilt vor allem seine Quali-Pace. Was man bei Haas auch teilweise sehen konnte. Seine Stärke lag mehr im Rennen und in den long runs, die er extrem konstant und schnell abgeliefert hat. In der heutigen F1 geht es aber vor allem um die Startposition, da man ansonsten im DRS-Zug im Mittelfeld steckt. James Vowles meinte zu Schumacher, dass er zwar gut sein, aber nicht speziell gut. Viele Teamchefs haben wohl Angst, dass Schumacher zu den vielen Fahrern gehört, die halt eher mittelmäßig sind und nur selten einen Peak haben. Lance Stroll ist so ein Beispiel. Nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. An manchen Wochenenden ist er dann richtig gut, an den meisten aber halt nicht. Und Schumacher fällt für viele in diese Kategorie. Aber mit seinen Fähigkeiten ist er vielleicht tatsächlich besser in der WEC aufgehoben.

Oliver Rüssel 3 September, 2024 - 21:11

Danke für deine weitere Einschätzung

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