Das Wochenende brachte noch keine Entscheidung im Kampf um die Meisterschaft. An beiden Tagen konnte Will Power seinen Rückstand auf Alex Palou verkürzen. Dieser beträgt aber immer noch 33 Punkte. Ein Top-Ten-Ergebnis in Nashville in zwei Wochen reicht Palou, um seinen dritten Titel in vier Jahren zu gewinnen. Derzeit kann auch Scott McLaughlin noch Meister werden. Doch wenn Palou in Nashville an den Start geht und mindestens 5 Punkte holt, ist McLaughlin aus dem Titelrennen. Er kann sich also voll auf den Rennsieg konzentrieren. Bisher hat er in diesem Jahr auf dem Iowa Speedway und am Sonntag auf der Milwaukee Mile gewonnen. Der Nashville Superspeedway fehlt noch in seiner Sammlung. Das Rennen am Samstag gewann Pato O’Ward. Damit wurde er seiner Favoritenrolle auf den Ovalen gerecht.
Race I
Im Qualifying waren Scott McLaughlin und Josef Newgarden für das Team Penske die schnellsten Piloten. Wegen einer Motorenstrafe ging Newgarden jedoch nur von Startplatz 11 ins erste Rennen. Startplatz 2 erbte somit David Malukas. Die zweite Startreihe bildeten Alexander Rossi und Linus Lundqvist vor Will Power und Pato O’Ward. Lundqvist schnappte sich gleich nach dem Start Platz 2 hinter McLaughlin. Auch Pato O’Ward machte schnell Plätze gut und lag in Runde 10 auf Platz 4 hinter Malukas. Colton Herta verbesserte sich von Startplatz 19 auf Rang 5. Die größten Sprünge nach vorne machten jedoch Santino Ferrucci und Conor Daly. Sie waren von den Startplätzen 19 und 25 ins Rennen gegangen und lagen in der zehnten Runde auf den Rängen 13 und 15. Zwischen ihnen fuhr der Meisterschaftsführende Alex Palou.
An der Spitze setzte sich unterdessen Scott McLaughlin vom Feld ab. Je nach Überrundungsverkehr hatte er zur Halbzeit des ersten Stints bis zu 3 Sekunden Vorsprung. Ab Runde 41 hing McLaughlin jedoch hinter Kyffin Simpson fest und Linus Lundqvist holte auf. In Runde 49 konnte der Rookie sogar die Führung übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt schien Lundqvist etwas mehr Grip auf den Reifen zu haben, was sich vor allem beim Überrunden als großer Vorteil erwies. Ab Runde 60 kamen die ersten Fahrer zu ihren ersten Boxenstopps. Die ersten waren Pato O’Ward und Colton Herta. Scott McLaughlin folgte erst in Runde 65 und Linus Lundqvist und Will Power erst in Runde 67. Der Under-Cut zahlte sich aus und so übernahm Pato O’Ward vor Colton Herta die Führung. Dahinter folgten Scott McLaughlin und Linus Lundqvist. Will Power fiel von Platz 6 auf Platz 12 zurück. Alex Palou hingegen verbesserte sich durch einen früheren Stopp von Platz 14 auf Platz 10. In Runde 78 überholte Herta O’Ward und übernahm die Führung.
In der 82. Runde sorgte Katherine Legge für die erste Caution des Tages. Sie hatte sich ausgangs der zweiten Kurve gedreht, war aber nirgends eingeschlagen. Die Rennleitung nutzte die Unterbrechung zum Säubern der Strecke, die Teams für einen zusätzlichen Boxenstopp. Einzig Scott McLaughlin blieb auf der Strecke. Er übernahm damit natürlich die Führung, sollte aber mit seinen gebrauchten Reifen Probleme gegen all die Autos mit neuen Reifen haben. McLaughlin hatte beim Restart den Vorteil, dass Marcus Armstrong als überrundeter Fahrer zwischen ihm und dem Rest des Feldes lag. So konnte er sich vor Colton Herta halten. Erst in Runde 119 überholte Pato O’Ward Scott McLaughlin und übernahm die Führung. Doch auch danach kam Colton Herta nicht am Penske vorbei. O’Wards Vorsprung wuchs auf über 10 Sekunden an. Santino Ferrucci verbesserte sich auf Platz 4, Linus Lundqvist fiel auf Platz 11 zurück, direkt vor Conor Daly. Die Meisterschaftskontrahenten Alex Palou und Will Power lagen auf den Plätzen 7 und 10. Josef Newgarden war nach einem Fahrfehler auf Platz 15 zurückgefallen.
Ab Runde 130 öffnete sich das Zeitfenster für den vorletzten Boxenstopp. Josef Newgarden war einer der ersten, der die Box ansteuerte. Alex Palou und Will Power folgten in Runde 135. Scott McLaughlin bekam schließlich in Runde 138 neue Reifen und bis Runde 142 kamen auch Pato O’Ward, Colton Herta und Santino Ferrucci an die Box. Durch den Undercut waren Josef Newgarden und Marcus Ericsson auf die Plätze zwei und drei vorgerückt. Dahinter folgten bereits Alex Palou und Will Power. In Runde 246 versuchte Ericsson in Kurve 2 innen an Newgarden vorbeizugehen, verlor dort aber die Kontrolle und drehte sich in den Penske. Für beide endete das Rennen in der Mauer. Alex Palou konnte einen Kontakt mit den verunfallten Autos gerade noch vermeiden. Das hätte für die Meisterschaft einen herben Dämpfer bedeuten können.
In Runde 184 kam mit Scott McLaughlin der erste Fahrer der Spitzengruppe an die Box. Alex Palou und Colton Herta folgten eine Runde später. Bei Herta war das linke Vorderrad nicht richtig festgezogen und löste sich. Eine Caution war notwendig. Pato O’Ward und Santino Ferrucci kamen kurz zuvor an die Box und bildeten das Führungsduo. Will Power, Conor Daly, Christian Lundgaard und Linus Lundqvist schafften es nicht und mussten unter Gelb stoppen. Bei all den überrundeten Autos war das aber kein Nachteil. Den US-Kommentatoren trieb diese Situation allerdings die Schweißperlen auf die Stirn. Beim Restart lagen Power, Lundqvist, Daly und Lundgaard auf den Plätzen 3 bis 6, gefolgt von Alex Palou, Scott McLaughlin und Alexander Rossi, die ihre Runde zurück bekommen hatten.
Beim Restart verteidigte Pato O’Ward die Führung. In Runde 223 kam Santino Ferrucci etwas zu weit nach außen, Will Power nutzte die Gunst der Stunde und verbesserte sich auf Platz 2. Im Überrundungsverkehr wurde es zwischen O’Ward und Power noch einige Male recht eng. Doch am Ende fuhr Pato O’Ward den Sieg nach Hause. Mit schmutzigen Reifen verlor Ferrucci nach Will Power noch zwei weitere Plätze an Conor Daly und Alex Palou. Platz drei für Conor Daly war das beste Ergebnis für Juncos Hollinger Racing in der Teamgeschichte. Doch Santino Ferrucci holte sich den vierten Platz schnell von Palou zurück. Linus Lundqvist wurde Sechster. Um Platz sieben kämpften Scott McLaughlin und Alexander Rossi. Der McLaren-Pilot hatte das bessere Ende für sich. Christian Lundgaard und Scott Dixon komplettierten die Top-10.
Das komplette Ergebnis des ersten Rennens ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.
Race II
Josef Newgarden sicherte sich im Qualifying die Pole-Position für das zweite Rennen und durfte diesen Startplatz auch einnehmen. Seine Teamkollegen Scott McLaughlin und Will Power starteten von den Plätzen zwei und vier. Dazwischen qualifizierte sich Marcus Armstrong. Die dritte Startreihe bildeten Linus Lundqvist und Alexander Rossi vor Vortagessieger Pato O’Ward. Alex Palou ging von Startplatz zehn ins Rennen. Santino Ferrucci und Conor Daly hatten mit den Startplätzen 12 und 20 erneut einen weiten Weg nach vorne. In der Einführungsrunde rollte das Auto von Alex Palou ohne Vortrieb aus. Auch unter Gelb verlor er schnell vier Runden, bevor das Rennen richtig losging. Die Rennleitung wollte den ersten Startversuch abbrechen, doch Linus Lundqvist und Marcus Armstrong bekamen davon nichts mit. Lundqvist beschleunigte in das Heck von Armstrong, der wiederum Josef Newgarden in die Mauer drückte. Auch Pato O‘Wards Frontflügel wurde beschädigt.
Alex Palou verließ die Boxengasse unter Gelb, blieb aber erneut ohne Vortrieb stehen. In der Box wurde die Batterie gewechselt und er ging mit 28 Runden Rückstand wieder ins Rennen. In Runde 17 wurde das Rennen schließlich mit der grünen Flagge freigegeben. Schnell konnten sich die beiden Penske von Scott McLaughlin und Will Power von den McLaren mit Alexander Rossi und Pato O’Ward absetzen. Mit dem Erreichen des hinteren Teils des Feldes änderte sich das Bild ein wenig. Zum einen kamen die McLaren näher, zum anderen war der Penske-Dallara von Will Power in der Dirty-Air besser als der von Scott McLaughlin. So konnte Power in Runde 44 die Führung übernehmen. Damit übernahm er auch virtuell die Führung in der Meisterschaft.
Die im Vergleich zum Samstagabend wärmeren Temperaturen führten zu einem höheren Reifenverschleiß. Die Teams gingen das Rennen von Beginn an mit vier Stopps an. So eröffnete Alexander Rossi bereits in Runde 52 die erste Stoppserie. Mit dem Under-Cut schob er sich zeitweise an Scott McLaughlin vorbei. Wenige Runden später hatte sich der Neuseeländer den zweiten Platz zurückerobert. Gute Nachrichten gab es dann für Alex Palou. Ein Auto nach dem anderen fiel mit technischen Defekten aus: Nolan Siegel, David Malukas, Pato O’Ward. Sting Ray Robb wurde dann Opfer eines klassischen Oval-Fahrfehlers. Er drehte sich in Runde 112 ausgangs Kurve 2 und die meisten Teams nutzten die Caution für einen Boxenstopp. Alexander Rossi und Scott Dixon blieben jedoch draußen. In der Box entschied Scott McLaughlin das Duell gegen Will Power für sich und kam vor seinem Teamkollegen zurück auf die Strecke.
Graham Rahal schied als nächster Fahrer aus. Beim Restart wurde er von Christian Rasmussen in die Mauer gedrängt. Langsam kamen die Top 20 in Sichtweite von Alex Palou. Beim nächsten Restart drehte sich Will Power in Kurve 4, konnte aber einen Mauerkontakt vermeiden. Mangels unbenutzter Reifen bekam Power beim Stopp bereits angefahrene Reifen. Eine Runde später kam er erneut an die Box, um den Frontflügel zu wechseln. Damit hatte er auch eine Runde Rückstand. Chip Ganassi fiel vor Lachen vom Stuhl. Natürlich nicht – aber es wäre möglich gewesen.
An der Spitze wurde Alexander Rossi derweil von Scott Dixon gejagt. Am Freitag war Dixon noch ein völlig unauffälliges Rennen gefahren. Ohne den Caution-Stopp war er in der Position, um die Führung zu kämpfen. Doch nach 58 Runden in seinem Stint machten sich die älteren Reifen bemerkbar. Scott McLaughlin, Colton Herta und Santino Ferrucci zogen an ihm vorbei. In Runde 161 steuerte Dixon die Box an, eine Runde später folgte Alexander Rossi. Fast alle Piloten, die während der Caution an die Box gekommen waren, folgten in den nächsten Runden. Alle brauchten dann noch zwei weitere Stopps bis ins Ziel. Colton Herta, Rinus VeeKay und Romain Grosjean blieben draußen und versuchten, sich einen Stopp zu sparen. Dahinter führte Scott McLaughlin die andere Strategiegruppe an.
In Runde 187 kam Colton Herta zu seinem letzten Stopp an die Box. Scott McLaughlin absolvierte seinen Stopp in Runde 198 und hatte danach 9 Sekunden Rückstand auf Colton Herta. In jeder Runde machte er jedoch mehr als eine halbe Sekunde gut, in Runde 210 war er bis auf 1,5 Sekunden an Herta dran und ab Runde 215 kämpften die beiden Rad an Rad um die Führung. In Runde 218 hatte McLaughlin Herta dann endgültig niedergerungen. Das war IndyCar-Oval-Racing vom Feinsten. Das wurde dann durch Sting Ray-Robb beendet. In Runde 227 setzte er sein Auto in die Mauer von Kurve 2. Alle Autos in der Führungsrunde kamen an die Box. McLaren schnappte sich Alexander Rossi sehr schnell, aber Scott McLaughlin blieb in Führung. Rossi verbesserte sich auf Platz 2 und Will Power bekam die Runde zurück und konnte von Platz 10 noch einmal angreifen. Aber er hatte nicht den Speed im Auto oder die Reifen. Am Ende wurde auch er Zehnter.
Hinter Scott McLaughlin ging es nach dem Restart heiß her. Alexander Rossi verlor Platz zwei an Scott Dixon und Colton Herta verbesserte sich auf Rang drei, so dass McLaughlin schnell einen Vorsprung von über einer Sekunde herausfahren konnte. Den brauchte er auch, denn Scott Dixon fuhr in Runde 242 die schnellste Rennrunde. McLaughlin konnte aber seinerseits 2 Runden später mit der schnellsten Runde kontern. Im Ziel hatte McLaughlin dann einen knappen Vorsprung von 0,5 Sekunden auf Dixon. Colton Herta fuhr unbedrängt auf den dritten Platz. Dahinter bestätigte Santino Ferrucci seinen vierten Platz vom Vortag. Dahinter kamen Marcus Ericsson, Alexander Rossi, Rinus VeeKay und Kyle Kirkwood ins Ziel. Conor Daly blieb wegen Getriebeproblemen einige Runden in der Box. So musste diesmal Romain Grosjean für Juncos Hollinger Racing die Eisen aus dem Feuer holen. Mit Platz 9 gelang ihm das recht gut.
Das komplette Ergebnis des zweiten Rennens ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.
In der Meisterschaft hat Alex Palou (525 Punkte) nun 33 Punkte Vorsprung auf Will Power (492). Diese beiden Fahrer werden die Meisterschaft in Nashville unter sich ausmachen. Scott McLaughlin (475), Colton Herta (462) und Scott Dixon (443) haben bereits einen zu großen Rückstand.
Das Saisonfinale der IndyCar Series findet am 15. September in Nashville statt, diesmal allerdings nicht auf dem Stadtkurs, sondern auf dem Nashville Superspeedway.