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ADAC GT Masters: Analyse Nürburgring

von Nils Otterbein
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Das GT Masters kehrte am vergangenen Wochenende nach neun Jahren Pause ins belgische Spa zurück und war erstmals Headliner des „ADAC Racing Weekends“, was die Breitensportplattform des Organisators darstellt. Es wurde zum zweiten und damit letzten Mal in diesem Jahr das neue Format mit einem 80-minütigen und einem 40-minütigen Rennen gefahren.

Im zweiten Jahr in Folge kristallisiert sich heraus, dass die besten Starterfelder außerhalb des DTM-Umfelds erzielt werden. Zu den üblichen 16 Stammautos kamen zwei weitere Aston Martin von PROSport Racing dazu. Um es vorwegzunehmen: Eine entscheidende Rolle spielte das Team aus der Eifel nicht. In den letzten Jahren hatte die Mannschaft die GT3-Aston Martin ohnehin nur in der NLS eingesetzt. Aber es zeigt, dass das Interesse an der Serie wieder merklich steigt. Wer weiß, vielleicht wird man 2025 sogar wieder mehr Autos als in der DTM haben.

Qualifikation und Rennen 1

Aufgrund des dichten Zeitplans wurde die erste Qualifikation bereits am Freitag ausgetragen, weshalb es keine Bewegtbilder im Stream gab. Einmal mehr konnte sich der Landgraf Mercedes von Seppänen/Kalender die Pole sichern. Dahinter landeten der Emil Frey Ferrari von Alain Valente, der Grasser Lamborghini von Benjamin Hites und der bestplatzierte der drei HRT-Mercedes mit Jannes Fittje. Schumacher/Owega landeten nach dem starken Wochenende am Nürburgring nur auf dem siebten Platz.

Nach dem Start ins 80 Minuten Rennen setzten sich Elias Seppänen und Alain Valente vom Feld ab. Der Lamborghini von Hites bekam Druck von hinten. Jedoch bildeten sich schnell die ersten Lücken und ließen die Frage zu, ob das Format mit zwei Stopps über 80 Minuten für die lange Strecke in Spa so geeignet war. Um es vorwegzunehmen: Ein bereinigtes Bild war aufgrund der unterschiedlichen Strategien lange nicht zu sehen und direkte Duelle unter gleichen Voraussetzungen bildeten sich eher selten. Die HRT-Mercedes waren nicht so stark wie gewohnt und hatten unter Topspeed-Nachteilen zu leiden, was sie nicht nach vorne brachte.

Das erste Boxenstoppfenster musste verschoben werden, da Gregory De Sybourg im FK Performance BMW nach der Blanchimont einen Abflug hatte und das Safety-Car rauskam. Erst nach dem Restart wurde das Fenster geöffnet, was die ohnehin schon kurzen Stints noch komprimierter werden ließ. Maxime Oosten im weiteren FK Performance BMW musste in eine Penalty Lap unmittelbar nach dem Restart und verlor schlagartig fünf Plätze. Mit dem führenden Landgraf Mercedes ging es dann ins erste Stoppfenster. Nun kamen die unterschiedlichen Strategien ins Spiel. Es war ein Reifenwechsel vorgeschrieben. Bei einem Reifenwechsel war eine Mindestzeit von 100 Sekunden vorgeschrieben, sonst waren es die üblichen 80 ohne Reifenwechsel. Bei den vier Pro/Am-Besatzungen waren es je zehn Sekunden weniger, was ihnen theoretisch 20 Sekunden geschenkt hat.

Aufgrund dessen konnte Alexander Schwarzer nach einem 70-sekündigen Stopp zunächst die Führung übernehmen, wurde dann aber schnell von Finn Wiebelhaus eingeholt. Der Mittelstint brachte viele Überholmanöver aufgrund der unterschiedlichen Strategien. Tom Kalender übernahm die #1 und fiel wegen des 100-sekündigen Stopps etwas zurück. Kurz nachdem er Salman Owega überholte, musste dieser die Box aufgrund massiver Vibrationen, vermutlich wegen eines Aufhängungsschadens ansteuern, um das Rennen zu beenden. Aus dem Dreikampf ist damit mutmaßlich ein Zweikampf um den Titel entstanden. Ihren zweiten Nuller werden Owega/Schumacher wohl nicht mehr kompensieren können.

Tom Kalender wurde der Mann des Mittelstints, da er bis auf den dritten Rang nach vorne kam. Finn Wiebelhaus passierte ein unglückliches Malheur: Da der Funk nicht richtig funktionierte, womit interessanterweise einige zu kämpfen hatten, ging er etwas zu früh an die Box zum geplanten zweiten Stopp, und zwar exakt eine Sekunde! Deswegen musste er tatenlos an den Mechanikern vorbeifahren und durch die lange Box schleichen. Hinzu kam, dass die alte Box, ähnlich wie beim 24 Stunden Rennen, ebenfalls durchfahren werden musste. Damit war nach dem Ausfall der #2, auch die #3 aus der Entscheidung draußen.

Das zweite Fenster wurde ebenfalls etwas verspätet geöffnet, was bis elf Minuten vor Ende der Fall war. Dadurch konnte man nur noch für wenige Rennminuten ein bereinigtes Bild sehen. Wenig überraschend waren Seppänen und Valente weiterhin auf P1 und P2. Da der Fach-Porsche noch den für ihn 90-sekündigen Reifenwechsel erledigen musste, konnte nach den Missgeschicken der beiden HRT-Mercedes, Dennis Bulatov im Walkenhorst Aston Martin die dritte Position übernehmen. Alexander Fach konnte ihn bis zur letzten Runde unter Druck ums Podium setzen. Jedoch fiel er auf der Kemmel-Geraden ohne Restsprit aus. Dadurch kam der FK Performance BMW noch auf den vierten Rang und holte, angesichts der Umstände, mal wieder das Maximum mit Oosten/Köhler raus. Der zweite Walkenhorst-Aston konnte damit die Pro/Am-Wertung mit Hull/Hantke gewinnen. Wie beim 24 Stunden Rennen hat man gesehen, dass der Vantage in Spa perfekt zurechtkommt. Für Emil Frey Racing war es derweil mit dem zweiten Platz das erste Saisonpodium im GT Masters. Für Kalender/Seppänen war es erneut eine dominante Vorstellung.

Qualifikation und Rennen 2

Die Qualifikation war unfreiwillig in zwei Hälften gesplittet, da fünf Minuten vor Schluss der BMW von FK Performance mit Eduardo Coseteng, exakt an gleicher Stelle wie sein Teamkollege Gregory de Sybourg, einen Abflug hatte. Die erste Reihe mit dem erneut starken Emil Frey Ferrari von Jean-Luc D’Auria und Nico Hantke im Aston Martin wurde schon vor der Unterbrechung manifestiert. Dahinter reihten sich Tom Kalender, Mike-David Ortmann, Leon Köhler und Tim Zimmermann ein. Für Owega lief es noch übler als am Samstag, da seine schnellste Runde gestrichen wurde und es nur der 13. Platz wurde. Bei HRT war in Spa durchaus der Wurm drin, da die Teamkollegen auch nur auf den Plätzen acht und elf landeten.

Der Start in den 40 Minuten „Sprint“ sah bereits den ersten Aufreger, der nach dem Rennen zu einer Korrektur führen sollte: Kalender drehte den Emil Frey Ferrari in der La Source um, infolgedessen D’Auria ausfiel. Damit war das ganze Rennen unter Vorbehalt und Ortmann konnte die Führung übernehmen. In der ersten Runde kam das Safety-Car raus, da Nico Hantke nach der starken Quali im elften Turn einen Abflug hatte. Damit blieben nur noch 30 Minuten, wodurch bis zum Stoppfenster nicht mehr viel passierte. Mike-David Ortmann fiel weit zurück wegen einer Penalty-Lap für falsches Verhalten am Start, was ihn bis auf die achte Position zurückfallen ließ. Eine Penalty-Lap ist natürlich nach einem Restart besonderes bitter. Damit waren es vor dem Stopp Tom Kalender vor Leon Köhler auf den beiden Topplätzen.

Nach dem Stopp spielten die Pro/Am-Besatzungen eine wichtige Rolle, da im kurzen Rennformat der Vorteil der kürzeren Standzeit ungleich größer ist. Die Amerikanerin Taylor Hagler im Grasser Lamborghini, die den Großteil der Saison wegen Überschneidungen mit dem IMSA-Rahmenserien verpasste, war plötzlich auf der zweiten Position, verlor in der Folge jedoch recht schnell an Boden. Elias Seppänen konnte daraufhin die Führung kontrollieren, bekam aber durch den schwächeren Topspeed immer wieder Druck von Maxime Oosten im BMW. Die große Überraschung war in diesem Rennen der Engstler-Audi von Schumm/Karklys, der die Podestplätze sonst nur aus der Ferne sah und nun um Selbige kämpfte.

Für die heftigste Szene sorgte der Land-Audi der Holzem-Brüder. Dieser traf den Joos-Porsche der Kapfinger-Zwillinge inmitten der Eau-Rouge. Nur durch viel Glück wurde keines der kreiselnden Autos getroffen. Erneut ist der Land-Audi von Juliano und Sandro Holzem negativ aufgefallen, so auch schon in Zandvoort mit einer massiven Geschwindigkeitsübertretung unter doppelt gelber Flagge. In diesem Fall gab es eine dreifache Penalty Lap, was auf den hinteren Rängen ohnehin nicht mehr von Relevanz ist.

Das Rennergebnis wurde noch überraschender, da der Grasser Lamborghini von Benjamin Hites eine Penalty Lap bekam, um damit hinter den Porsche von Alexander Fach und den Engstler-Audi von Jonas Karklys zurückzufallen. Da auf beiden Pro/Am-Autos der schnellere Pilot den zweiten Stint fuhr, gaben die Beiden hinter Elias Seppänen und Maxime Oosten ihre Positionen nicht mehr ab. Nach dem Rennen wurde es sogar ein Doppelpodium für die Pro/Am-Besatzungen, da der Landgraf Mercedes nach der Kollision mit dem Emil Frey Ferrari in der Startrunde eine 15-sekündige Strafe nach dem Rennen bekam. Damit fielen die Tabellenführer bis auf die sechste Position zurück. Für vergleichbare Situation wurden sonst immer Penalty Laps verteilt. Diese Strafe ist ungleich härter und entspricht dem erwartbaren Strafmaß einer Rennkollision nach dem Start eigentlich nicht.

Durch den geerbten Sieg sind Oosten/Köhler damit auf zwölf Punkte an den Landgraf Mercedes rangekommen. Auf diesen Zweikampf sollte man sich nun konzentrieren. In der wichtigen Wertung „Road to DTM“ führt Elias Seppänen und hat damit die besten Karten auf einen eventuellen DTM-Aufstieg. Die Meisterschaft geht am letzten September-Wochenende in Spielberg ins vorletzte Wochenende, dann wieder im gewohnten DTM-Rahmen.

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956,3135)

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