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Formel Eins: Vorschau GP von Singapur 2024

von DonDahlmann
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Die Rennen in Singapur sind entweder Schlaftabletten oder versprechen viel Drama. Angesichts des engen Felds kann man sich vermutlich auf Spannung einstellen.

Erst einmal sorry für den Ausfall der Analyse des Rennens in Baku. Ich war unterwegs und hatte danach nicht mal Zeit, das Rennen zu schauen. Offensichtlich habe ich da was verpasst, wenn ich die Berichte so lese. Zwei Dinge sind mir aber dennoch bei der Analyse der Daten aufgefallen. Zum einen scheint sich der Trend festzusetzen, dass McLaren und Ferrari im Moment den Ton angeben. Zum anderen: Der Schwung, den Mercedes bis zur Sommerpause hatte, ist weg. Sollte sich das bei Mercedes nicht ändern, könnte das auch Auswirkungen auf das nächste Jahr haben. Denn sehr oft kann ein Team, das die letzten Rennen im Herbst dominiert, auch im nachfolgenden Jahr auftrumpfen.

Da gibt es natürlich Ausnahmen zur Regel, aber über den Daumen gepeilt stimmt die Beobachtung schon. Dass vor allem McLaren nächstes Jahr stark sein wird, erwarten wohl die meisten. Die Überraschung ist sicherlich im Moment Ferrari. Deren letztes Update in Monza scheint etliche Probleme des Autos behoben zu haben. Man ist zwar noch nicht ganz an McLaren dran, aber man ist auch nicht mehr weit weg. Lewis Hamilton wird sich freuen.

Mercedes hat dagegen wieder ein Problem. Die Rennpace in den letzten drei Rennen war nicht besonders gut, die Abstände sind wieder stark angewachsen. Russell fehlten auf den Sieger in Baku 30 Sekunden, in Monza 22 Sekunden und in Zandvoort 27 Sekunden. Das ist mehr als ein Trend, auch wenn das Auto in der Quali besser ist. Das Rennen von Russell in Baku ist ein guter Indikator, wo das Problem bei Mercedes liegt: die Reifen. Mit den Hard kommt man besser zurecht als mit den Medium. Russell beklagte sich nach dem Rennen auch über Pirelli und wies darauf hin, dass auch andere Fahrer Probleme mit den unterschiedlichen Mischungen haben würden. Was richtig ist. Aber eben nicht alle. Der McLaren geht mit allen Mischungen gut, ebenso der Red Bull und Ferrari. Es liegt also auch am Chassis, was Mercedes aber erkannt haben will. Man bringt in Singapur einen neuen Unterboden.

Bei Red Bull arbeitet man auch weiter an den Problemen, die man hat. Laut Christian Horner hat man alle Updates seit 2023 analysiert. Angeblich habe die Misere mit einem Update des Unterbodens im letzten Jahr begonnen, das auch dazu führte, dass Perez plötzlich Probleme bekommen habe. Das Problem an der Aussage: laut Adrian Newey ist der RB20 in diesem Jahr ein komplett neues Auto mit einem anderen aerodynamischen Konzept. Zudem sah der Start der Saison anders aus. Auf den Referenzstrecken in Bahrain und Suzuka deklassierte man den Rest der Welt um mehr als 20 Sekunden. Die Probleme des Teams begannen mit dem Update in Miami.

In Baku fiel zumindest auf, dass Perez deutlich besser unterwegs war. Das ist allerdings auch einer seiner Lieblingsstrecken. Singapur wird dann mehr Aufschluss darüber geben, ob das Auto wieder mehr in eine Richtung geht, die Perez zusagt. Red Bull braucht Perez unbedingt, wenn man den Konstrukteurs-Titel noch gewinnen will. Da hat man gerade die Führung in der WM an McLaren abgegeben. Der Fahrer-Titel für Verstappen sollte allerdings ziemlich sicher sein, nachdem Norris in Baku das Rennen nicht gewinnen konnte. Red Bull kann sich aber nicht erlauben, dass Verstappen nur noch auf P5 ins Ziel kommt.

Denn die Rechnung ist nicht mehr ganz so einfach für den Weltmeister. Er hat zwar noch 59 Punkte Vorsprung, aber nehmen wir mal an, dass Norris die restlichen sieben Rennen noch gewinnen kann, dann käme er am Ende auf 429 Punkte. Würde Verstappen maximal P5 holen, kämen am Ende 418 Punkte raus. Es dürfte etwas unwahrscheinlich sein, dass Norris jedes Rennen gewinnt und Verstappen kein einziges Podium mehr holen kann. Aber es zeigt, dass die Sache noch eng werden kann, wenn Red Bull sich nicht fangen kann. Denn Verstappen kann auch durchaus mal ausfallen.

Im Mittelfeld gibt es dagegen wenig Neuigkeiten. Bei Aston scheint man die Saison schon abgehakt zu haben, was angesichts der schwachen Ergebnisse nachvollziehbar ist. Man befindet sich im Adrian-Newey-Warteraum. Am Rande bemerkt: Ich bin mal gespannt, wie Aston seine Aero- und Technikabteilung sortiert. Neben Newey hat man ja noch Dan Fallows, Enrico Cardile (kommt gerade von Ferrari) und wird Chief Technical Officer, Bob Bell (Executive Technical Director) und Andy Cowell, Ex-Mercedes, der CEO des Teams wird. Die Rolle von Newey ist bisher nicht klar definiert, aber klar ist, dass er Anteile an Aston Martin halten wird. Da treffen sich eine Menge guter Leute mit den dementsprechenden Egos bei Aston Martin. Ob der CTO Lust hat, unter Newey zu arbeiten?

Die Probleme hätten Alpine und Williams gerne. Die Franzosen haben offiziell bisher nicht bekannt gegeben, ob sie die Entwicklung des eigenen Motors einstellen. Das hat im Falle von Renault auch politische Hintergründe. Der französische Staat hält immerhin 15 % der Anteile an Renault und hat dementsprechend auch hohe Stimmanteile. Tatsächlich ist der Staat neben Nissan der größte Anteilseigner. Dazu kommt, dass 3,7 % der Aktien durch den Fond der Angestellten gehalten wird. Und die sind alles andere als glücklich darüber, dass man die eigene Motorfertigung einstellen will. Zwar hat sich der Staat bisher aus der Diskussion rausgehalten, aber man kann sich vorstellen, dass man nicht gerade erfreut darüber wäre, wenn Renault-Alpine plötzlich mit Mercedes-Motoren unterwegs wäre. Dabei hätte das sogar einen hübschen historischen Hintergrund. Einer der ersten Kunden für den Motor von Carl Benz war Peugeot.

Williams kommt mit stolzgeschwellter Brust aus Baku, wo man 10 Punkte einsammeln konnte. Das ist im Kampf um die Plätze weiter hinten enorm wichtig, weil Williams damit Alpine hinter sich gelassen hat und nun auf dem achten Platz liegt. Was einige Millionen in die Kassen spülen würde. Es hat sich auch gezeigt, dass es richtig war, Sargeant vor die Tür zu setzen. Colapinto hat sich in Baku als ernster Konkurrenz für Alex Albon gezeigt, was schon eine kleine Überraschung war. Das legt dann auch die Messlatte für Carlos Sainz etwas höher. Aber der Aufschwung von Williams ist nicht zu übersehen und der langfristige Plan von James Vowles zeigt zumindest erste Anzeichen davon, dass er funktionieren könnte.

Strategie:
Singapur ist eine schwierige Strecke. Nicht nur, weil sie eng ist, das sind andere Stadtkurse auch. Besonders schnell ist er zudem auch nicht. Aber es ist enorm heiß und die hohe Luftfeuchtigkeit macht Menschen und der Technik das Leben schwer. Die Ausfallquote ist daher in Singapur auch meist recht hoch. Pirelli bringt C3, C4 und C5 mit, was keine Überraschung ist. Man hat in den letzten Monaten ein paar Veränderungen an der Strecke vorgenommen, nachdem man im letzten Jahr schon einiges gemacht hatte.

Die Strecke wurde letztes Jahr mit dem Ziel modifiziert, sie flüssiger zu gestalten. Im letzten Sektor, zwischen den Kurven 16 bis 19, wurde eine 400 Meter lange Gerade eingefügt, sodass die Anzahl der Kurven von 23 auf 19 reduziert wurde. Letztes Jahr wurde mit der Erneuerung der Fahrbahnoberfläche begonnen, und dieses Jahr wurden auch die Abschnitte zwischen den Kurven 3 und 9, 10 und 12 und 14 und 17 erneuert. Der Asphalt sollte dem Asphalt ähneln, der auf öffentlichen Straßen verwendet wird, die normalerweise für den Stadtverkehr freigegeben sind, aber mit neuem Asphalt sollten auch etliche Wellen von der Strecke verschwinden. Was dem Kurs dann etwas den Charakter nimmt.

Normalerweise ist der Soft ein reiner Qualifikationsreifen, für das Rennen nimmt man den Medium und den Hard. Letztes Jahr spielte der C5 am Sonntag jedoch seine Rolle, insbesondere im ersten Stint. Der Verschleiß auf dieser Strecke ist hauptsächlich auf thermische Belastung zurückzuführen, nicht so sehr auf der Oberfläche des Reifens, sondern eher im Inneren, was je nach Fahrzeugabstimmung und der von den Autos erzeugten aerodynamischen Belastung stark variiert. Die Frage ist, wie die in diesem Jahr neuen Pirelli mit all dem zurechtkommen. Ein langer erster Stint ist normalerweise etwas, was die Teams bevorzugen. Da das Rennen mit 62 Runden relativ lang ist, ergeben sich ein paar Möglichkeiten über einen Under- oder Overcut. Dazu kommt, dass ein Safety Car in Singapur eher Standard ist.

Um für mehr Action auf der Strecke zu sorgen, hat die FIA ​​entschieden, an diesem Wochenende eine vierte DRS-Zone zwischen den Kurven 14 und 16 einzuführen. Ob dies das gewünschte Ergebnis bringt, müssen wir bis Sonntag abwarten. Aber ich bin da skeptisch, da die Gerade doch recht kurz ist.

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