Das ADAC GT Masters hat in Spielberg ihr vorletztes Wochenende ausgetragen. Die Rennserie konnte quantitativ dank einiger Gaststarter an ihr altes Niveau anknüpfen. Die Vorzeichen für eine gute Saison 2025 sind damit gegeben.
Es wurde mit 20 Autos das größte Feld seit 2022 geboten, womit es exakt so viele Starter wie in der DTM waren. Neben den 16 Stammautos gingen Racing One mit einem Ferrari, DB Motorsport mit einem Porsche, Wolf Racing mit einem Audi und ein weiterer HRT Mercedes mit dem Teamchef himself an den Start. Da die Gaststarter vorwiegend der Bronzekategorie zuzuordnen waren, wurde die Pro/Am-Klasse massiv aufgewertet mit acht Autos in dieser Klasse. Wenn man bedenkt, dass die Saison mit einem Auto (Fach Porsche) in dieser Klasse begann, zeigt es den Weg auf, wohin es für die Rennserie gehen wird. Es wird vermehrt zu einem Pro/Am-Championat werden mit einer Mischung aus Youngstern für die Road-to-DTM Wertung und Gentleman Drivern. Damit stehen die Chancen nicht schlecht, dass 2025 womöglich mehr Autos im GT Masters als in der DTM am Start sein werden.
Samstag
Die Qualifikation für das erste Rennen verlief äußerst turbulent, da feuchte Stellen am Beginn der Session die Zeitenjagd beeinflussten. Hinzu kam eine rote Flagge exakt 1:50 min vor dem Ende der Session, wodurch nur noch drei Piloten ihre Zeit am Ende verbessern konnten. Der FK BMW #10 drehte den Grasser Lamborghini von Benjamin Hites um, wodurch es zur Unterbrechung kam. Die Mercedes holten eine Doppelpole, allerdings nicht mit den gewohnten Protagonisten. Es waren nämlich die beiden HRT Mercedes von Max Reis und Finn Wiebelhaus, die die erste Reihe stellten. Jean-Luc D’Auria im Emil Frey Ferrari und Max Hofer als bester Gaststarter im Wolf-Audi stellten zunächst die zweite Reihe. Jedoch wurde der Emil Frey Ferrari nachträglich auf den letzten Platz versetzt. Die Meisterschaftsaspiranten hatten einiges vor sich: Leon Köhler erreichte nur P11, Kalender P12 und David Schumacher gar nur P16. Im Rennen sollte es umso besser für die Mercedes laufen.
Rennen 1
Das Rennen ging wie der Rest des Wochenendes komplett trocken über die Bühne. In der Startphase wurde der Joos Porsche der Kapfinger-Zwillinge im hinteren Feld umgedreht. Außerdem hatte Mike-David Ortmann im Walkenhorst Aston Martin einen Ausritt durch Kies. Die Mercedes konnten zunächst mit Reis und Wiebelhaus ihre Doppelführung behalten, wurden dann aber von Fabricio Crestani im Racing One Ferrari gesprengt. Max Reis konnte den Anschluss in seinem Stint nicht halten und bekam in der Folge Druck von Max Hofer als ehemaligen Stammfahrer der Rennserie. Der Mann des ersten Stints wurde David Schumacher, der von weit hinten noch vor dem Stopp am Mercedes von Kalender und dem BMW von Köhler vorbeikam. Damit bewegten sich schon vor dem Stopp alle drei HRT Mercedes unter den besten Fünf, was am Ende sogar noch besser werden sollte. Wiebelhaus ging als führender direkt zu Beginn des Stoppfensters rein, um an Jannis Fittje zu übergeben.
Nach den Stopps wurde das Feld aufgrund der kürzeren Standzeiten wie gewohnt durcheinandergewirbelt. Dieses Mal noch stärker als sonst, da fast alle Pro/Am-Teams den schnelleren Fahrer den ersten Stint, inkl. der Qualifikation fahren ließen. Dadurch ging der Österreicher Ernst Kirchmayr in Führung, der üblicherweise in der Ferrari Challenge unterwegs ist, wo seit diesem Jahr das Cup-Modell des 296 gefahren wird (Nicht wundern über die nasse Box auf dem Bild: Das ist vom Freitagstraining). Hinter den beiden HRT Mercedes wurde der Fach-Porsche von Alexander Schwarzer nach vorne gespült. Owega und Seppänen nahmen auf den Positionen fünf und sechs ihren Stint in Angriff. Der FK Performance BMW von Köhler/Oosten verlor während des Stoppfensters auf die Mercedes enorm an Boden und musste das gesamte Rennen am Ende der Top10 kämpfen, wobei er vermehrt nach hinten schauen musste. Ausgerechnet auf jener Strecke, auf der u.a. Schubert 2022 einen Doppelsieg mit dem M4 einfahren konnte.
Ernst Kirchmayr konnte an der Spitze erstaunlich konstante Rundenzeiten halten, brach dann aber in der Schlussphase massiv ein. Erst zehn Minuten vor Schluss wurde er von Jannis Fittje überholt, der damit souverän zum Sieg fuhr. In den Schlussrunden verlor er so viel an Boden, dass es für einen „Fünffach-Sieg“ für Mercedes reichte, was es wohl von einem Hersteller in der Geschichte des GT Masters noch nicht gab. HRT feierte mit Wiebelhaus/Fittje einen Doppelsieg für Schumacher/Owega. Elias Seppänen nahm wichtige Punkte auf dem dritten Rang mit. Hinter Reis/Mokoena konnte der Gaststarter-AMG mit Haupt/Fetzer den fünften Platz einfahren, womit dieser noch vor Crestani/Kirchmayr die Pro/Am-Wertung gewann. Maxime Oosten kam nur auf der neunten Position ins Ziel. Nach einer schwierigen Qualifikation war es eine unerwartete Dominanz der Mercedes.
Sonntag
Die Sonntagsqualifikation verlief unter dem normalen Ablauf, dass fast alle Zeiten in der zweiten Hälfte der 20 Minuten gefahren wurden. Bei den Pro/Am-Teams fuhr fast durchweg der Bronze-Fahrer die Session, inkl. des ersten Stints, wodurch an der Spitze die üblichen Verdächtigen landeten. Elias Seppänen legte mit der Pole den Grundstein, um sich eine gute Ausgangslage für das Finale in Hockenheim zu verschaffen. Nicht zu vergessen, dass die Pole drei weitere Punkte ergeben. Für den Finnen war es die dritte Pole der Saison im zehnten Rennen. Der Emil Frey Ferrari fuhr erneut auf die zweite Position, die er dieses Mal behalten durfte. Deutlich besser lief es dieses Mal für Maxime Oosten und Salman Owega, die die zweite Reihe einnehmen konnten. Die große Überraschung war Pierre Kaffer, der unverhofft zu einem spontanen Comeback kam. Nach vielen Jahren hat er erstmals nicht in einem Audi R8 der verschiedensten Epochen gesessen, sondern im Grasser Lamborghini, da Tim Zimmermann einen Unfall bei Taxifahrten unmittelbar vor dem Samstagslauf im Rahmenprogramm hatte. Dadurch sprang Kaffer kurzfristig ein, der offenbar als Audi-Repräsentant vor Ort war. Angesichts eines fünften Platzes muss man sich schon die Frage stellen, wieso er in den letzten Jahren bei Audi lediglich in die 24 Hours Series und seltenerweise in die NLS „abgestellt“ wurde.
Rennen 2
Die Startphase für den drittletzten Saisonlauf verlief äußerst ruhig. Unter den besten Vier mit Seppänen, Valente, Oosten und Owega gab es keine Änderungen. Kaffer verlor zwei Plätze gegen Kapfinger und Simon Connor Primm. Erwähnenswert war im ersten Stint lediglich der Dreher von Jannis Fittje, der vom FK Performance BMW von Coseteng umgedreht wurde und als Samstagssieger ans Ende des Feldes zurückfiel. Zudem hatten im hinteren Feld Pablo Schumm im Engstler Audi und Alexander Schwarzer im Fach Porsche kleinere Ausritte. Das Feld blieb im gesamten Stint recht eng zusammen, deutlich enger als im ersten Rennen.
Der Wechsel vom viertplatzierten Salman Owega auf David Schumacher erfolgte direkt zu Beginn des Stoppfensters, wodurch Schumacher in ein Duell mit Alain Valente verwickelt wurde, nur mit einer Runde Abstand aufgrund der kurzen Strecke in der Steiermark. Oosten und Seppänen gingen erst in der vorletzten, bzw. letztmöglichen Runde des Fensters zum Fahrerwechsel. Für HRT verlief der Sonntag deutlich erfolgloser: Die #5 von Reis/Mokoena schied mit einer Überhitzung aus. Jedoch fand sich das Pro/Am-Fahrzeug mit Hubert Haupt nach dem Stopp aufgrund der kürzeren Standzeit auf der zweiten Position wieder.
Haupt wurde in seinem Stint recht schnell von D’Auria überholt, während Tom Kalender einen weiteren Sieg für Landgraf nur noch nach Hause fahren musste. In den Folgerunden verlor Haupt weitere Plätze gegen Leon Köhler und David Schumacher, die die Plätze drei bis vier einnahmen. Als der Joos Porsche der Kapfinger-Brüder attackierte kam es zu einem Rennabbruch, da der Porsche in der Anbremszone zur Remus-Kurve ins Heck des Mercedes knallte und dieser mit weit über 200 ins letzte Stück der Leitplanke krachte. Glücklicherweise konnte Haupt ohne fremde Hilfe aussteigen. Da bekanntlich bei Abbrüchen der Stand der vorherigen Runde gewertet wird, wurde der HRT Mercedes von Haupt/Fetzer auf dem fünften Gesamtrang gewertet, was erneut den Sieg in der Pro/Am-Wertung bedeutete. Da nur noch rund sieben Minuten gefahren werden mussten, gab es bzgl. der vollen Punktausschüttung keine Diskussionen. Der Porsche des Unfallverursachers wurde auf die achte Position versetzt. Dies hatte zur Folge, dass der Land Audi der Holzem-Zwillinge mit dem sechsten Platz das beste Saisonergebnis einfahren konnte.
In der Meisterschaft sieht nun vieles nach dem dritten Fahrertitel in Folge für Landgraf aus, nach Raffaele Marciello 2022 und Seppänen/Owega 2023. Seppänen/Kalender haben nun 29 Punkte Vorsprung auf Köhler/Oosten. Alle anderen Fahrer sind nun auch rechnerisch aus dem Titelrennen draußen. In der Wertung „Road to DTM“ wäre ein Meistertitel für das Duo auch gleichbedeutend mit einem Titel für Elias Seppänen, der dort 14 Punkte vor seinem Teamkollegen steht. Oosten und Köhler sind hier ebenfalls die einzigen Mitstreiter. Das Finale wird wie gewohnt in drei Wochen in Hockenheim ausgetragen.
Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956,3166)