Kakunoshin Ohta dominierte mit einer meisterlichen Fahrt das vorletzte wie auch unfallreiche Saisonrennen in Suzuka. Sho Tsuboi brachte sich mit einem zweiten Platz in eine nahezu sichere Schlagdistanz zum Titelgewinn. Tomoki Nojiri musste sich hingegen aus dem Titelkampf mit einem fünften Platz verabschieden.
Rund ein Jahr nach seinem allerersten Karriereerfolg in Suzuka, machte Kakunoshin Ohta keinen Hehl um seine Fähigkeiten. Mit einer wahrhaftigen meisterlichen Fahrt dominierte der Dandelion-Pilot das Rennen von der Pole-Position (1:36.094) aus, die er sich erstmals mit 0.241 Sekunden Vorsprung vor Ayumu Iwasa sicherte. Auch zwei Safety-Car-Phasen konnten den aus Kansai stammenden aufhalten. Dies unterstrich er unter unter anderem in der letzten Runde, als er sich auf abgenutzten Reifen nicht nur die schnellste Rennrunde krallte, sondern auch ganze vier Sekunden auf dem auf dem Silberplatz ins Ziel kommenden Sho Tsuboi in den drei letzten Runden aufbrummte.
Tsuboi profitierte von gleich zwei Patzern in vor ihm. Zunächst erwischte es Ayumu Iwasa, der zum wiederholten Male in diesem Jahr beim Start nicht vom Fleck kam und das Auto zunächst abwürgte. Dies warf den Mugen-Fahrer, der vor dem Saisonlauf ebenfalls noch mathematische Chancen auf den Titel hatte, zunächst auf die letzte Position zurück. Am Ende, auch begünstigt durch die beiden Safety-Car-Unterbrechungen, kämpfte er sich noch auf den neunten Platz zurück – es war aber nicht genügend, um noch im Titelrennen zu bleiben.
Zum anderen erwischte es Ren Sato, dessen linker Hinterreifen beim Boxenstopp nicht richtig montiert wurde und beim Losfahre abfiel. Es bedeutete das Aus für den Nakajima Racing-Fahrer, der bis dahin auf dem zweiten Rang unterwegs war. Es sollte nicht das einzige „lonely wheel“ des Rennens gewesen sein. Auch der rechte Hinterreifen von Hibiki Taira verselbständigte sich, als der Impul-Pilot die Boxengasse verließ. Da der Reifen nahezu perfekt durch die erste Kurve rolle und auf der Strecke zum Halt kam, musste erstmals das Safety Car auf die Strecke gerufen werden. Sowohl Nakajima Racing wie auch Impul wurden mit jeweils 50.000 Yen für einen unsicheren Boxenstopp bestraft.
Tsuboi musste einzig einen Weg an seinem einzig verbleibenden Titelkontrahenten Tadasuke Makino vorbeifinden, in der zweiten Rennhälfte mit Balance-Problemen zu kämpfen hatte. Nicht das erste Mal, wie der Dandelion-Fahrer auf der Pressekonferenz nach dem Rennen erklärte. Der Bronzerang am Ende bedeutete, dass Makino nicht nur deutlich von seinem Teamkollegen geschlagen wurde, sondern auch im Titelkampf ordentlich Federn gegen seinen direkten Kontrahenten Tsuboi lassen musste.
Sho Tsuboi führt nun mit 18,5 Punkten Vorsprung gegenüber Tadasuke Makino Mit noch 23 Punkten auf dem Spiel, benötigt Tsuboi am Sonntag hingegen lediglich einen sechsten Platz, um sich erstmals den Titel automatisch zu sichern. Makino benötigt hingegen dringend einen Sieg.
Nicht mit den Titelkampf eingreifen kann hingegen der zweifache Champion Tomoki Nojiri. Der Mugen-Pilot musste von lediglich Platz 14 ins Rennen gehen – sein schlechtestes Qualifying-Result seit 2020 –, nachdem ihn eine rote Flagge in Q1, ausgelöst durch einen Dreher von B-Max-Fahrer Iori Kimura, am falschen Fuß erwischte. Dass Nojiri entsprechend Speed hatte, bewies er mit seiner spektakulären Aufholjagd im Rennen, die mit Platz fünf hinter Sena Sakaguchi leider unbelohnt beliebt. Dass Nojiri vorzeitig aus dem Titelrennen ausscheiden würde, dürfte wohl alle der am Samstag 16.000 anwesenden Zuschauer überrascht haben, schließlich dominierte der zweifache Meister noch den Saisonstart in Suzuka und galt nicht umsonst als heißester Kandidat auf seinen dritten Titel dieses Jahr.
Die Grand-Prix-Piste in der Mie Präfektur sah eines der unfallreichste Rennen der letzten Jahre. Lediglich 14 der 21 Autos sahen am Ende die Zielflagge. Abseites der beiden „Lonely-Wheel“-Zwischenfällen, löste ein Crash zwischen Ukyo Sasahara (TOM’S) und Kazuya Oshima (Rookie Racing) die zweite Safety-Car-Phase aus. Sasahara versuchte außen in der Spoon-Kurve an seinem Toyota-Markenkollegen vorbeizugehen. Im Gespräch nach dem Rennen gab er allerdings zu, dass das Manöver etwas zu mutig war, da er plötzlich am Grip auf der Außenbahn verlor und sich drehte. In der Drehbewegung berührte er Oshima, der nach wenigen Metern auf der Gegengeraden zum Halt kam.
Es war ein erneutes Pleitenrennen für Sashara, der heuer noch punktlos ist und womöglich sein Cockpit bei TOM’S abgeben muss. „Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, was nächstes Jahr ist. Ich selbst habe noch keine Entscheidung getroffen und habe von Toyota sowie TOM’S ebenfalls noch nichts gehört“, erklärte er im persönlichen Gespräch. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum wir dieses Jahr so am straucheln sind. Als ich das Auto von Giuliano letztes Jahr übernahm, konnte ich erkennen, wo das Problem war. Dieses Jahr ist es allerdings sehr schwierig, den sehr geringen Peak der Reifen für uns zu finden“, so der sehr offene Sasahara.
Kamui Kobayashi (KCMG) war in gleich zwei Zwischenfälle verwickelt. So drehte er nach einem Auffahrunfall Kazuto Kotaka (Kondo Racing) zum Beginn des Rennens in der Astemo-Schikane um. Zum anderen drängte er zum Schluss an just der gleichen Stelle Juju Noda von der Piste. Womöglich kam hier die Frustration des ehemaligen Formel-1-Fahrers zum Vorschein, der zuvor versuchte die TGM-Pilotin auf der Start- und Zielgeraden zu überholen, was sie aber mit einem relativ harten Verteidigungsmanöver abwehrte. Nach dem Rennen wollte sich Juju über den Zwischenfall mit Kobayashi unterhalten.
Wie sie uns aber in einem Gespräch verriet, hatte der Le-Mans-Sieger von 2021 jedoch wenig Interesse an einer Diskussion. „Das fand ich etwas schade, weil Kobyashi ein Fahrer ist, den ich sehr respektiere.“ Am Ende zelebrierte die 18-Jährige mit Platz zwölf ihr bestes SUPER-FORMULA-Resultat. Kurz vor der zweiten SC-Phase kratzte sie in Mitten der leichten Verwirrung um den Sasahara-Oshima-Unfall auf Rang zehn gar an den Punkten. „Die Zweikämpfe haben sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte perfekt meine Reifen während dem Safety Car auf Temperatur halten, um direkt anzugreifen. Auch das OTS (Overtake System, Anm. der Red.) konnte ich perfekt nutzen“, erzählte eine über beide Ohren strahlende Juju Noda.
Naoki Yamamoto beendete sein vorletztes SUPER-FORMULA-Rennen auf dem siebten Platz. „Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich mir nach der Bestzeit am Freitag mehr erhofft habe. Aber ich seh das Potential im Auto, das hat unter anderem auch Ren (Sato, Anm. der Red.) gezeigt. Darauf können wir aufbauen für Sonntag.“ Suzuka präsentierte sich am Samstag mit einem strahlend blauen Himmel sowie Temperaturen bis zu 19 Grad von seiner besten Seite. Für Sonntag sind leicht andere Bedingungen vorhergesagt. „Das macht es nicht einfacher, aber ich denke, dass wir ein gutes Basis-Setup haben“, so Yamamoto zu uns. Das Ziel? „Pole und Sieg!“ Es währe wahrlich das perfekte Buchende für den dreifachen Champion, der fünf seiner insgesamt neun Siege in der Mie Präfektur feierte und nicht umsonst „Suzuka-Meister“ genannt wird.
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