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SUPER FORMULA: Sho Tsuboi krönt sich zum Meister

Kakunoshin Ohta gewinnt auch das Sonntagsrennen in Suzuka

von geinou
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Die SUPER FORMULA hat einen neuen Champion: Erstmals krönte sich Sho Tsuboi zum Meister und damit zum schnellsten Mann Japans. Das Saisonfinale wurde erneut von Kakunoshin Ohta gewonnen, der damit bei beiden Läufen an diesem Wochenende obsiegte.

Ein zweiter Platz reichte am Ende Sho Tsuboi aus, um sich erstmals den gigantischen Meisterpokal der SUPER FORMULA in Suzuka stemmen zu dürfen. Die Vorarbeit leistete der TOM’S-Pilot nämlich bereits am Sonntagmorgen, als er sich für den dritten Startplatz einen Bonuspunkt sicherte. Da Titelrivale Tadasuke Makino (Dandelion Racing) nicht über den zehnten Startplatz hinauskam, reichte Tsuboi lediglich ein halber Punkt aus, nachdem aufgrund des Starkregens beim verkürzten Rennen im Sportsland SUGO lediglich halbe Meisterschaftszähler vergeben wurden. Makino musste bei einem Rückstand von 18,5 Punkten zwingend gewinnen und gleichzeitig auf einen Ausfall Tsubois hoffen.

Die Pole-Position ging hingegen an Tomoki Nojiri (Mugen), der am Vortag noch aus dem Titelrennen wegen eines Patzers im Qualifying ausschied. Besagte Qualifikation sollte auch der Aufhänger für eine gewaltige Streitigkeit zwischen ihm und Honda-Kollegen Kakunoshin Ohta führen. Am Samstag dachte Nojiri, dass er von Ohta in der Qualifikation geblockt wurde – und regte sich deshalb tierisch mit einigen sehr starken Kraftausdrücken aus. Besagter Radiomitschnitt wurde gar aus der offiziellen Sfgo entfernt. Ob auf Anfrage von Mugen, ist unklar. Nojiri dachte, dass Ohta in den Titelkampf zwischen seinem Teamkollegen Makino und Nojiri eingreifen würde. In der QualifyingTop-3-Pressekonferenz am Sonntag standen sich Nojiri und Ohta erstmals gegenüber. Nojiri, dem die Anschuldigungen sichtbar leidgetan haben, legte den Arm um den Dandelion-Piloten und entschuldigte sich für seine Aussagen. Ohta wollte davon aber nichts hören und gab ihm die kalte Schulter. Beide Fahrer guckten sich für den Rest der Pressekonferenz nicht mehr an.

In bester „And I took it personally“-Manier eines Michael Jordan, braute sich also ein gewaltiges Drama zwischen den beiden Honda-Fahrern auf, die sich für das Saisonfinale auch noch die erste Startreihe teilten. Zu einer möglichen Senna-Prost-Situation oder gar einem Unfall ähnlich dem von Nojiri und Toshiki Oyu im vergangenen Jahr konnte es allerdings nicht kommen. Ohta machte nämlich kurzen Prozess mit dem zweifachen Champion – und ging direkt am Start außen in der ersten Kurve an ihm vorbei. Auch Sho Tsuboi, obgleich er einfach nur 31 Runden lang in den Punkten cruisen musste, ging volles Risiko, als er sich außen in der ersten Kurve an Nojiri für den Silberrang vorbeiquetschte. Für Nojiri ging es hingegen weiter gen Süden. In nur wenigen Runden wurde er bis auf die fünfte Position nach hinten durchgereicht. Es erinnerte an den siebten Saisonlauf am Fuji Speedway, als er in der zweiten Rennhälfte mit gewaltigen Setup-Problemen durchgereicht wurde.

An der Spitze entkam hingegen Ohta zunächst, indem er einen soliden Puffer von fünf Sekunden aufbaute. Tsuboi wollte allerdings unbedingt den Titel mit einem Sieg zelebrieren, als er in Runde elf direkt zum Boxenstopp hereinkam. Der Undercut funktionierte besser als erwartet. Denn als auch Ohta zum Routinestopp einige wenige Umläufe später hereinkam, klebte der TOM’S-Bolide mit der Startnummer 36 sprichwörtlich am Heck des Dandelion-Piloten. Es war die wohl kritischste Phase in Ohtas Rennen, der alles tat, um auf kalten Reifen Tsuboi hinter sich zu halten. „Ich wusste, dass ich ihn nicht vorbeilassen konnte. Ansonsten hätte das uns vielleicht den Sieg gekostet“, so Ohta in der Pressekonferez nach dem Rennen.

Als Ohtas Reifen auf Temperatur waren, entkam er auch direkt wieder Tsuboi, der keine Reserven hatte, um den 25-Jährigen zu verfolgen. So war es also Kakunoshin Ohta, der einen absolut reinen wie auch dominanten „sweep“ in Suzuka auf den Asphalt zauberte. Es war der dritte Karriereerfolg des Honda-Piloten, der kommendes Wochenende den LMDh-Boliden von Acura im amerikanischen Daytona testen wird.

Der Bronzerang ging an Nirei Fukuzumi, der mit dem sechsten Tabellenrang das bislang beste Endresultat eines KCMG-Fahrers erzielte – und das direkt im ersten Jahr nach seinem überraschenden Wechsel vom Honda- ins Toyota-Lager. Tomoki Nojiri verbesserte sich am Ende hingegen noch auf den vierten Platz. Damit verpasste er zwar das Podium. Das Überholmanlver gegen Ren Sato, der zu Rennbeginn noch an Nojiri vorbeizog, stellte sich aber als extrem wichtig heraus, da der Mugen-Pilot sich so die Vize-Meisterschaft sicherte. Ein schwacher Trostpreis angesichts seiner Ambitionen, insbesondere rückblickend auf seinen absoluten Saisonstart auf just der gleichen Piste, aber eine kleine Revanche an 2023, als er beim Finale nicht nur den Titel, sondern auch den zweiten Tabellenrang verlor.

Ayumu Iwasa kam auf den siebten Platz ins Ziel – und sicherte sich am Ende ohne große Gegenwahr von Iori Kimura (B-Max) sowie Juju Noda (TGM) den Rookie of the Year-Titel. Tadasuke Makino kam auf dem achten Platz ins Ziel – und sorgte dafür, dass Dandelion Racing zum insgesamt dritten Mal den Team-Titel gewann. Besonders bemerkenswert: Bei dem Team handelt es sich um eine kleine Privatmannschaft aus Kyoto, für die gerade mal 25 Leute arbeiten. Im persönlichen Gespräch verriet Teambesitzer Kiyoshi Muraoka, dass ihr Geheimrezept die Loyalität der Mitarbeitenden sei. So arbeiten sehr vielen Jahren nach wie vor die gleichen Leute für das Team. „Dadurch kommt vielleicht nicht immer frischer Wind herein. Gleichzeitig leaken so aber auch nicht unsere Entwicklungen.“ Unterstützung seitens Honda gibt es lediglich in Form der Fahrer. Es war wahrlich ein Kampf David gegen Goliath, da die kleine Mannschaft sich so gegen große Organisationen wie Mugen und TOM’S durchsetzten. Letztere blieben in der Team-Meisterschaft blass, da Ukyo Sasahara auch beim Saisonfinale punktlos blieb. Laut der Gerüchteküche soll er nächstes Jahr vom nach Japan zurückkehrenden Sacha Fenestraz ersetzt werden.

Die Punkteränge wurden von Kenta Yamashita sowie Kamui Kobayashi abgerundet. Anders als gestern, sahen bis auf Hiroki Otsu, der aufgrund es technischen Problems vorzeitig die Garage ansteuerte, alle Autos die Zielflagge. Am Ende war es jedoch die Show von Sho Tsuboi, der mit seinem Erfolg dem Toyota Flaggschiff TOM’S den zweiten Fahrertitel in Folge nach dem letztjährigen Triumph von Ritomo Miyata einfuhr. „Ich habe die SUPER GT zweimal gewonnen, dazu viele andere Serien. Es hat mich jedoch frustriert, dass es bislang nicht in der SUPER FORMULA klappte.“ Dabei bedankte sich der frischgebackene Champion auch bei seinem bisherigen Team Cerumo: „Der Erfolg ist auch dank ihnen. Sie zogen mich groß und waren so nett, dem Wechsel zu TOM’S zuzustimmen.“Beim Saisonfinale der SUPER GT im Dezember, das ebenfalls auf dem Suzuka Circuit stattfinden wird, hat Sho Tsuboi nun die Chance, als erst sechster Fahrer in der Gesichte des japanischen Motorsports das „Double“ zu holen – die Krönung zum Meister in beiden Serien im gleichen Jahr. Zuletzt gelang dies seinem letztjährigen Teamkollegen Ritomo Miyata.

Beim 23. JAF Suzuka Grand Prix wurde aber nicht nur ein neuer Champion gekrönt, sondern auch ein alter Champion verabschiedet. Anfang der Woche verkündete Naoki Yamamoto, dass er nach 15 beeindruckenden Jahren seinen SUPER-FORMULA-Helm an den Nagel hägen wird. Über die Beweggründe sprach er ausführlich auf einer Pressekonferenz am Freitag (siehe unsere Paddock-Notizen). Seinen 115. und letzten Karrierestart beendete der Nakajima Racing-Pilot auf dem sechsten Platz – just eine Position besser als bei seinem Debüt mit just der gleichen Mannschaft auf der gleichen Strecke im Jahr 2010. Vor den Augen der insgesamt 19.000 Fans (Wochenendzahl: 35.000) wurde er feierlich verabschiedet.

Zunächst von seiner Frau und TV-Moderatorin Eri Kano (die beiden lernten sich gar auf der Rennstrecke kennen, als Kano als Moderatorin für das SUPER-GT-Programm von TV Tokyo aktiv war), dann von den restlichen SUPER-FORMULA-Fahrern. Sie alle haben nur positives über Yamamoto zu berichten, der stets als freundlich, offen und hilfsbereit, insbesondere bei Rookies, beschrieben wurde. Mit dem dreifachen Champion geht einer der größten und besten SUPER-FORMULA-Fahrer, der nicht nur die Meisterschaft, sondern insbesondere Honda in den letzten 15 Jahren stark geprägt hat. So ganz kann er es mit dem aktiven Motorsport aber natürlich nicht lassen. In der SUPER GT geht es im Dienste von Team Kunimitsu nämlich weiter.

Damit fällt der Vorhang einer spektakulären SUPER-FORMULA-Saison. Die Rennen boten alles: Action, Spannung, Drama, Herzschmerz, Freude. Ganz getreu dem Slogan der Serie: Human Motorsports.

Copyright Photos: Eigene Fotos, JRP

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