Nach dem beeindruckenden Rennen von Verstappen in Brasilien ist die Fahrer-WM durch. Aber zwischen den Teams ist es noch eng. Achtung: Das Rennen findet erneut am Samstag statt.
Die F1 und Las Vegas – das soll ja die ein bisschen auch die Zukunft des Sports sein. Viel Entertainment, viel Show und am Ende dann auch noch ein möglichst spannendes Rennen. Das ist letztes Jahr einigermaßen nach Wunsch verlaufen und auch das Rennen lieferte ein paar Highlights. In den USA kommt die Sache vermutlich besser an, als im eher traditionell geprägten Europa. Auch hier versucht Liberty Media jetzt etwas Neues. Im Februar wird eine „F1-Show“ in London geben, bei der alle Teams erstmals gemeinsam ihre neuen Designs vorstellen. Also nicht die neuen Chassis, nur die neuen Lackierungen.
Die Frage ist, was das bringen soll. Klar, die Fans haben eine Gelegenheit, den Fahrern etwas näherzukommen, aber inhaltlich dürfte die Show eher nicht viel bieten. Auf der anderen Seite – die oft mit großem Tamtam angekündigten Einzelshows der Teams ist in den letzten Jahren auch eher zu einem inhaltsleeren Theaterstück verkommen. Selten sah man die Autos, die dann bei den ersten Tests tatsächlich auf der Strecke auftauchten. Die Teams hatten Angst, dass Ideen schnell geklaut werden und zeigten meist entweder ein leicht aufgehübschtes Vorjahresmodell oder gleich ganz das Auto aus dem letzten Jahr mit einer neuen Lackierung. Von daher verpasst man wenig, wenn man die Show auslässt.
Das wird dann hoffentlich nicht für das Rennen in Las Vegas gelten. Aber viel sollte man auch nicht erwarten. Man hat im letzten Jahr gesehen, dass es vielleicht zwei gute Stellen zum Überholen gibt und dass das Feld sich relativ schnell auseinanderzieht. Ferrari geht erneut als Favorit ins Rennen. Knapp dahinter die McLaren vor Red Bull und den Mercedes. Da die Fahrer-WM so gut wie durch ist, konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Team-WM. Da sieht es im Moment so aus so:
McLaren 593 Punkte
Ferrari 557 Punkte
Red Bull 544 Punkte
49 Punkte fehlen Red Bull zu einer weiteren Doppel-Weltmeisterschaft, und es sieht nicht so, als könnte man den Titel aus dem letzten Jahr verteidigen. Das liegt vor allem am schlechten Abschneiden von Sergio Perez, der weiterhin unterhalb seiner Möglichkeiten agiert. McLaren und Ferrari sind da deutlich besser aufgestellt. Warum Red Bull offenbar auch für 2025 an Perez festhalten will, ist ein Rätsel, das mittlerweile sogar Verschwörungstheorien hervorbringt. Die Spannbreite reicht da von einem wasserdichten Vertrag über die Aussage, dass die Sponsoren von Perez rund 30 Millionen ins Team bringen, bis hin, dass dem Verstappen-Clan ein schwacher Perez nicht Unrecht ist.
Es gibt aber auch Meldungen, dass Red Bull für 2025 etwas ändern will. Die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass Horner gern den Williams-Fahrer Colapinto ins Team holen möchte. Was dann wieder ein kleiner Affront gegenüber Liam Lawson wäre. Aber tatsächlich hätte RB ein Problem, wenn man Lawson ins eigene Team befördert, denn wie besetzt man dann den leeren Platz bei RB?
Ferrari und McLaren habe diese Sorgen nicht. Norris und Piastri werden McLaren so schnell nicht verlassen und fast gleich schnell. Bei Ferrari ist man mit Leclerc und Hamilton zumindest für die Jahre 2025 und 2026 abgesichert. Was passiert, wenn Hamilton dann seine Karriere beendet, ist wieder eine andere Frage. Aber Ferrari musste sich noch nie Sorgen darüber machen, wo man einen guten Fahrer herbekommt. Alle wollen einmal im Leben für Ferrari fahren und Vasseur kann sich seine Piloten aussuchen.
Kleine Nebenbemerkung: Ferrari zeigt sich gegenüber Williams großzügig und hat Carlos Sainz für den Test nach dem letzten Rennen in Abu Dhabi freigegeben. Der Spanier kann dann also direkt feststellen, wie schlecht der Williams ist. Oder, um es etwas positiver zu formulieren, wo die Schwächen des Autos liegen. Dürfte ein interessantes Feedback für Williams werden.
Spannend ist es auch noch im hinteren Teil der Tabelle:
P6 Alpine 49 Punkte
P7 Haas 46 Punkte
P8 RB 44 Punkte
Der Unterschied zwischen P6 und P8 beträgt rund 20 Millionen Dollar, also nicht gerade Peanuts für alle drei Teams. Alpine hat sich mit der satten Punkteausbeutung in Brasilien wieder gut erholt, aber die Frage ist, ob man vor allem gegenüber Haas in den letzten drei Rennen sich behaupten kann. Das Auto ist zwar besser geworden, aber immer noch schlechter als der Haas. Auch RB hat durchaus noch gute Chancen, wenn Lawson und Tsunoda es mal wieder in die Punkte schaffen. Alle drei Teams werden hart um die Positionen 8-10 kämpfen.
Neuigkeiten gab es in der Rennpause auch von Sauber/Audi. Die haben sich endlich für einen zweiten Fahrer entschieden. Bottas darf gehen, Bortoletto übernimmt. Keine große Überraschung, der Name Bortoletto kursierte herum, seit dem Binotto das Team übernommen hatte. Die Kombination Hülkenberg/Bortoletto dürfte interessant werden.
Interessant ist an der ganzen Sache, dass man zwar viel über die Fahrer, aber eigentlich gar nicht über das Team gesprochen hat. Nachdem Jonathan Wheatley als Teamchef verkündet wurde, hat man gar nichts mehr in Sachen Personal gehört. Dafür gibt es Gerüchte, dass ein Investmentfonds aus Katar beim Team einsteigen will. Audi wird die Sache, auch angesichts fallender Einnahmen im Konzern, langsam offenbar zu teuer. Wie viel Prozent Audi abgeben will, ist nicht klar. Geplant ist aber, die Mehrheit des Teams zu behalten.
Strategie:
Wie es bei Straßenkursen mittlerweile üblich ist, hat Pirelli die drei weichsten Mischungen für das Rennen ausgewählt, nämlich C3 als Hard, C4 als Medium und C5 als Soft, wie es auch 2023 der Fall war. Die größte Herausforderung an der Reifenfront wird das Aufwärmen sein, insbesondere während der Qualifikation und insbesondere für die Vorderachse. Die Fahrer müssen darauf achten, die Reifen auf Temperatur zu bringen, ohne sie zu überlasten, insbesondere am Ende der längsten Geraden, an denen die Oberflächentemperatur der Reifen weiter sinkt. Darüber hinaus führen niedrige Temperaturen zu einer Verringerung der Haftung, was zu verstärktem Graining führen kann.
Diese Faktoren könnten zu einer Beschleunigung des Verschleißprozesses führen, was auf eine Zweistopp-Strategie hindeutet, die im vergangenen Jahr tatsächlich die beliebteste Wahl war. Ein Einstopp kann jedoch immer noch recht wettbewerbsfähig sein, speziell, wenn der Fahrer die Reifen allmählich auf Temperatur bringt und so ihre Lebensdauer über einen langen Stint verlängert. Wegen der Aufwärmschwierigkeiten ist ein früher Boxenstopp mit dem Versuch, mit einem Undercut Plätze gutzumachen, nicht sehr effizient. Auf dem Papier ist es tatsächlich die bessere Wahl, länger zu bleiben.
Bilder: Pirelli