Eine lange Formel Eins Saison ist vollbracht. Aber in Abu Dhabi geht es noch um zwei wichtige Entscheidungen.
Die Spannung aus der WM ist raus, seitdem Max Verstappen Weltmeister ist. Aber für die Teams ist der Sieg in der Konstruktionsmeisterschaft deutlich wichtiger. Denn er bedeutet vor allem eins: Geld. Natürlich geht es auch um das Prestige, aber an den Sieger dieser WM erinnern sich weiter weniger Menschen als an den siegreichen Fahrer. Aber dennoch bietet die Titelentscheidung in diesem Jahr zumindest etwas Spannung.
Und wer hätte zu Beginn der Saison gedacht, dass es McLaren und Ferrari sind, die den Titel unter sich ausmachen? Die Briten könnten ihren WM-Titel seit 26 Jahren holen, die Italiener seit 2008. Neben dem Prestige geht es auch um Geld, denn der Sieger des Titels bekommt ein paar Millionen Dollar extra, was beide Teams jetzt auch nicht verabscheuen werden. Nachteil: man verliert CFD- und Windtunnelzeit. Ein Umstand, der Red Bull in diesem Jahr auch den Sieg gekostet haben dürfte. Aber am Ende verdient man mehr Geld durch die neuen Sponsoren, als wenn man auf den Sieg aus taktischen Gründen verzichtet.
McLaren hat alle Chancen am Wochenende, denn sie führen mit 21 Punkten. Sie müssen sich also nur vor oder direkt hinter den Ferrari aufhalten, damit sie den Titel sichern können. Ferrari würde die beiden ersten Plätze belegen müssen und darauf hoffen, dass ein McLaren nicht in die Punkte kommt und das zweite Auto im hinteren Bereich der Punkte landet. Das kann durchaus passieren, ist aber bei einem normalen Verlauf des Rennens eher unwahrscheinlich.
Die Frage ist, wer das bessere Auto für die Strecke hat. Abu Dhabi ist der Strecke von Austin nicht ganz unähnlich, wenn man den ersten Sektor in COTA weglässt. Das Rennen dominierte Ferrari und McLaren kam nur auf P4 und P5 ins Ziel. Würde sich das Ergebnis wiederholen, würde das zu einem interessanten Ende der Saison führen.
Angenommen, Ferrari holt P1 und P2 und den Punkt für die schnellste Runde, kämen die Italiener auf 43 Punkte. McLaren würde 21 Punkte holen, dann hätten beide am Ende 662 Punkte. Dann würde die Anzahl der Siege entscheiden, aber da hätten beide dann ebenfalls sechs Siege auf dem Konto. Es ginge um die Anzahl der zweiten Plätze und da hätte McLaren deutlich mehr gesammelt (13 vs. 6). Es wäre einmalig in der F1, dass der WM-Titel so entschieden werden würde. Was dem Rennen also etwas Spannung gibt.
Auch weiter unten in der Tabelle geht es noch ums Geld. Alpine hat sich am Ende der Saison, vor allem durch das Doppel-Podium in Brasilien, auf P6 nach vorn geschoben. Man hat nun 5 Punkte Vorsprung vor Haas, die in den letzten Rennen etwas gestrauchelt sind. In Abu Dhabi müsste ein Haas mindestens auf den siebten Platz kommen und beide Alpine müssten ausfallen, damit Haas wieder einen Platz nach vorne rutscht. Möglich wäre auch P8 und P9 und natürlich alles, was oberhalb von P7 liegt. Aber das ist eher unwahrscheinlich, wenn vier Teams um den Sieg kämpfen.
Zu Alpine gibt es noch die Nachricht, dass Esteban Ocon an diesem Wochenende durch Jack Doohan ersetzt wird. Das kam etwas überraschend, ist aber wohl Teil eines Deals, den man mit Ocon und Haas gemacht. Der Franzose darf dafür bei den Tests am Montag und Dienstag nach dem Rennen schon im Haas Platz nehmen. Das gilt auch für Carlos Sainz, der ab Montag einen Overall von Williams tragen wird. Lewis Hamilton wird allerdings nicht schon am Montag im Ferrari sitzen, da Mercedes den ehemaligen Weltmeister bis zum Ende des Jahres unter Vertrag behält.
Für Mercedes war 2024 auch eher ein Jahr zum Vergessen. Das Highlight war sicher der Sieg in Silverstone und insgesamt kamen dieses Jahr immerhin vier Siege zusammen. Damit hat man die meisten Siege seit 2021 eingefahren, was eigentlich einen Fortschritt darstellt. Aber das Auto war die klassische Wundertüte. Das neue Konzept funktionierte erst mit einem neuen Unterboden, war aber danach extrem wechselhaft. Eines der Probleme, die Versiegelung des Luftstroms unter dem Auto, bekam man über die gesamte Saison nicht in den Griff. Sobald die Strecke wellig wurde, war die Performance weg.
Man wird sicher an dem Problem arbeiten, aber dass man es über das gesamte Jahr nicht in den Griff bekommen hat, kann einem schon Sorgen machen. Sicher, Mercedes musste ein neues Konzept lernen, aber das musste Ferrari auch und die fahren am Ende des Jahres um den WM-Titel. Irgendwas läuft weiter falsch bei Mercedes und man kann nur hoffen, dass sie die Probleme über diesen Winter beseitigen können.
Das Ende der Saison ist auch immer eine Zeit des Abschiedsnehmens. Im nächsten Jahr nicht mehr dabei werden sein: Valtteri Bottas, Zhou Gunayu und natürlich Daniel Ricciardo, der ja schon seit dem US Grand Prix nicht mehr dabei ist. Dazu gibt es Gerüchte, dass Red Bull jetzt doch auf Sergio Perez verzichten möchte. Stattdessen soll Liam Lawson neben Verstappen sitzen. Ob das eine gute Entscheidung ist? Klar, Perez ist einer der Gründe, warum Red Bull dieses Jahr den Konstrukteurstitel nicht holen wird. Aber ob Lawson jetzt besser ist? In seiner Zeit neben Tsunoda hat er mich bisher nicht sonderlich überzeugt. Aber das Red Bull im Frühsommer geschlafen hat, muss man jetzt halt mit Notlösungen leben.
Strategie:
Es gibt C3, C4 und C5. Aber der Kurs stellt jetzt keine großen Anforderungen an die Reifen, und es wird alles wie üblich sein. Start auf den Medium, langer erster Stint, dann die harten Reifen bis zum Schluß. Das eröffnet zwei Varianten. Einen langen ersten Stint gegen die anderen auf den C3 oder einen Undercut, mit der Hoffnung, dass die Reifen zum Ende hin nicht komplett einbrechen.
Mal abgesehen vom Saisonfinale 2021, das von der Rennleitung dann auf den Kopf gestellt wurde, waren die Rennen in Abu Dhabi meist eher langweilig. Auch der leichte Umbau hat da nicht geholfen. Die Strecke bietet zwar Überholmöglichkeiten, aber erfahrungsgemäß muss man schon fast eine Sekunde pro Runde schneller sein, wenn man überholen möchte. Selbst mit einem langsameren Auto kann man mittels eines guten Batteriemanagments auf den Geraden vorn bleiben.
Bilder: Pirelli