Dieses Wochenende findet das letzte Saisonrennen der SUPER GT im japanischen Suzuka statt. Eigentlich für September geplant, musste das Rennen aufgrund eines starken Taifuns auf Dezember verschoben werden. Wir sind live vor Ort.
– Erstmals seit 2005 findet das Saisonfinale in Suzuka statt. Grund war Taifun Nr. 10 (in Japan werden aufgrund der hohen Anzahl die Taifune lediglich nummeriert) bzw. Taifun Shanshan, weshalb das Rennen vom ersten September-Wochenende auf nun das zweite Dezember-Wochenende verschoben werden musste. Es ist der späteste Saisonabschluss in der 30-jährigen Geschichte der Meisterschaft.
– Das Rennen wird offiziell nach wie vor als „Round 5“ gelistet. Die GT Association (GTA) hat allerdings den Zusatz „Grand Final“ hinzugefügt, um etwaigen Verwirrungen aus dem Weg zu gehen. Da die Sonne um Dezember in Japan bereits kurz nach 16:30 Uhr untergeht und die Temperaturen am Nachmittag rapide fallen, ist der Rennstart ungewöhnlich früh auf 12:40 Uhr Ortszeit angesetzt. Zugleich wurde die ursprüngliche Renndistanz von 350 km auf 300 km reduziert. Dennoch durften die Teams einen dritten Fahrer nominieren sowie fünf der ansonsten für die 300-Kilometer-Läufe üblichen vier Trockenreifen-Sets an die Strecke karren. Reifenwärmer sind hingegen nicht erlaubt, auch weil ein Großteil des GT300-Feldes nicht das hierfür nötige Equipment besitzt. Hierbei hätte es sich um sogenannte „Reifenwärmer-Schränke“ und nicht Heizdecken gehandelt, die unter anderem bei Wintertestfahrten zum Einsatz kommen.
– Aufgrund der niedrigen Außentemperaturen von rund 10 Grad könnte am Samstag in der Qualifikation möglicherweise der alte Rundenrekord von 1:44.112 (ursprünglich aufgestellt von Yuji Kunimoto) gebrochen werden. Bei Testfahrten in ähnlichen Bedingungen vor einem Jahr hatte der damals noch für Honda aktive Toshiki Oyu einen neuen inoffiziellen Rundenrekord von 1:42.630 aufgestellt.
– Da es üblicherweise einige Runden dauert, um die Reifen in der SUPER GT auf Temperatur zu bringen, wurde die Qualifikation ein wenig verlängert. So ist jede Session nun fünf Minuten länger. Da das Aufwärmen der GT500-Reifen länger als in der GT300 dauert,wurde zudem die Reihenfolge geändert. So werden zunächst die Boliden der „großen Klasse“ auf die Strecke gehen. Der GT300-Teil folgt im Anschluss.
– Starkregen sorgte für eine Verzögerung des Saisonfinales im Jahr 2005, das um eine Stunde verkürzt werden musste. Am Ende obsiegten Yuji Tachikawa und Toranosuke Takagi im Cerumo Toyota Supra – und überkamen mit 14 Punkten das bis damals größte Punktedefizit, um die Meisterschaft zu gewinnen. Eine ähnliche Heldentat müssten auch Naoki Yamamoto / Tadasuke Makino (Stanley Civic Type R-GT) vollbringen, um einen Rekord-18-Punkte Rückstand wettzumachen. Hierfür müssen sie allerdings nicht nur gewinnen, sondern auch auf Pech der au TOM’S Truppe rund um das Duo Sho Tsuboi / Kenta Yamashita hoffen. Selbst bei einem Sieg von der Pole-Position des Stanley-Honda dürfte das Toyota-Gespann dann nicht besser als Platz sieben abschneiden. Es wäre der dritte Titel für Yamamoto, der zweite für Tadasuke Makino sowie ein Triumph beim Debüt des neuen Honda Civic Type R-GT.
– Dies bedeutet in der Umkehr, dass Tsuboi / Yamashita ein sechster Platz ausreicht, um zum zweiten Mal in Folge den GT500-Titel in die TOM’S-Garage mit der Startnummer 36 zu holen. Je nach Qualifying-Ausgang könnte die Entscheidung gar bereits am Samstag folgen, wenn das Gespann wegen der Bonuspunkten mindestens aus der ersten Startreihe und zwei Positionen vor dem Kunimitsu-Honda-Ensemble startet.
– Folgend unser praktischer Meisterschaftsrechner für die GT500:
– Sho Tsuboi würde bei einem Titelgewinn nicht nur der erst sechste Fahrer in der Geschichte des japanischen Motorsports sein, der im gleichen Jahr die Titel in der SUPER FORMULA sowie SUPER GT gewann. Es wäre zugleich seine dritte GT500-Meisterschaft, wodurch er mit Legenden wie Juichi Wakisaka, Satoshi Motoyama sowie Yuji Tachikawa gleichziehen würde. Mit gerade mal 29 Jahren wäre er zudem der jüngste Dreifach-Champion. Für Yamashita wäre es der zweite Titel nach 2019.
– In der GT300-Klasse geht die Leon Pyramid AMG-Truppe mit Naoya Gamou und Takuro Shinohara als Tabellenführer ins letzte Rennen. Mit elf Punkten haben sie nach den Siegen am Fuji sowie im Sportsland SUGO einen sehr komfortablen Vorsprung gegenüber dem JLOC-Gespann Takashi Kogure / Yuya Motojima, weshalb ihnen lediglich der Silberrang ausreicht, um den zweiten Titel in der Teamgeschichte nach 2018 einzufahren.
– Das JLOC-Duo hat die letzten beiden Saisonrennen gewonnen und benötigen neben Pech für die Leon-Truppe auch mindestens ein Podiumsresultat oder idealerweise einen Sieg. Es wäre der vierte Saisonsieg für JLOC, die seit der allerersten SUPER-GT-Saison (damals noch JGTC) im Jahr 1994 dabei sind aber noch nie den Titel gewannen. Seit 1998 hat kein Team mehr als vier Rennen pro Saison gewonnen.
– Trotz einer anfänglichen Dominanz in der ersten Saisonhälfte hat die Inging-Mannschaft von muta Racing (Yuui Tsutsumi / Hibiki Taira) mit 20 Punkten Rückstand lediglich mathematische Chancen auf den Titel. Ihren Humor hat die Mannschaft allerdings nicht verloren. Passend zum Nikolaustag hat man ihren Toyota GR86 GT als Rudolph verkleidet.
– Folgend unser praktischer Meisterschaftsrechner für die GT300:
– Während an einer Stelle neue Meister gekürt werden, hört an anderer Stelle ein Altmeister auf. Ronnie Quintarelli vor rund zwei Wochen verkündet, dieses Wochenende sein letztes SUPER-GT-Rennen zu bestreiten. Auf einer Pressekonferenz am Freitag erklärte gegenüber den versammelten Medienvertretern seine Beweggründe. So hat der Rekordmeister im Dienste von Nissan, der mit vier GT500-Titeln die absolute Bestenliste anführt, Performance-Gründe benannt. „Ich bin ein sehr strenger Mensch und wenn ich mich selbst bewerten würde, würde ich mir lediglich 50 von 100 Punkten geben“, so Quintarelli. Der Italiener wurde mit vielen Veränderungen dieses Jahr konfrontiert. Mit Katsumasa Chiyo erhielt er einen neuen Teamkollege, nachdem sein bisheriger Partner Tsugio Matsuda nach zehn gemeinsamen Jahren zu Kondo Racing geschoben wurde. Zugleich musste er sich an die Reifen von Bridgestone gewöhnen, da der bisherige NISMO-Partner Michelin sich aus der GT500-Klasse zurückzog. „Chiyos Motivation sowie sein Speed war überwältigend. Ich kam da nicht mehr mit.“
– Quintarelli ging mit sich selbst hart ins Gericht: „Bis letztes Jahr wurde gesagt ‚Wenn Ronnie in der #23 ist, ist er stark‘, doch dieses Jahr war eine Performance einfach nicht gut genug, wenn ich ins Auto kletterte.“ Während der Sommerpause besuchte Quintarelli zusammen mit Chiyo seine Familie in Italien, wo das Duo neue Motivation schöpfte, nachdem man beim Rennen in Suzuka zuvor lediglich auf dem zehnten Platz ins Ziel kam. „Doch das darauffolgende Rennen am Fuji Speedway lief nicht gut. Egal wie hart ich pushte, ich konnte einfach nicht den benötigten Speed holen. Da war das erste Mal, als ich dachte, dass es vielleicht Zeit wäre aufzuhören.“
– Die endgültige Entscheidung traf der Italiener aber nach Motegi, als das Motul Autech Z-Gespann vom Meisterschaftskampf eliminiert wurde. „Ich teilte NISMO mit, dass wenn wir nicht um den Titel kämpfen können, ich zurücktreten werde. Man hat meine Entscheidung respektiert.“ Obgleich die Entscheidung entschlossen klingt, fiel sie Quintarelli nicht leicht: „Ich hatte anfangs schlaflose Nächte deswegen. Die vielen positiven Nachrichten sowie die Zuneigung, die ich von den Fans beim NISMO Festival vergangenes Wochenende erlebt habe, haben mir aber wieder Energie zurückgegeben.“
– Einen Wechsel in die GT300-Klasse schloss Quintarelli hingegen aus: „Es war durchaus ein Thema, aber als wir letztes Jahr den Vertrag für 2024 aufsetzten, teilte ich NISMO mit, dass ich im Werkswagen mit Nummer 23 (Nissans traditionelle Flaggschiff-Nummer) meine Karriere beenden möchte. Zugleich habe ich auch das Image von ‚Ronnie = GT500‘.“ Ein Wechsel zu einem anderen Nissan-Team schloss der 45-Jährige deshalb ebenfalls aus: „Vielleicht wenn ich noch in meinen Dreißigern wäre. Aber ich bin nun 45. In der Nummer 23 aufzuhören ist schon der richtige Weg.“
– Gänzlich möchte Quintarelli das Rennfahren dann aber doch nicht aufgeben, auch weil er lachend angab, dass die Leute ihn nicht wiedererkennen würden, wenn sein Körper nicht mehr das nötige Training hätte: „Ich bin in keiner Eile, nach Möglichkeit möchte ich aber weiterhin leichtes bzw. relaxendes Racing fortführen, beispielsweise in der Super Taikyu.“ Abstecher nach Übersee schließt der fließend Japanisch sprechende Italiener hingegen aus. Er wolle definitiv in seiner Wahlheimat Japan bleiben. Das war eine Entscheidung, die er traf, als er 2003 auswanderte. „Ich habe eine Familie hier in Japan und liebe das Land. Wenn möchte ich in Japan fahren, nicht in Übersee.“
– Ebenfalls aus der SUPER GT verabschiedet sich an diesem Wochenende Marelli, die ihr 43-jähriges Sponsorship mit Team Impul bzw. Hoshino Racing beenden, das weit über die JGTC bzw. SUPER GT, auch mit den Vorgängerunternehmen Nihon Radiator und Calsonic Kansei, hinausreichte. Damit nimmt der langjährigste Sponsor in der Serie seinen Hut. Bereits letztes Jahr wurde das „Calsonic-Blau“ bereits in Rente geschickt – ein Livery, das nicht nur viele Motorsport-Begeisterte aus Gran Turismo kennen, sondern wohl auch eines der beliebtesten Poster-Motive in den 90er Jahren war. Stattdessen wurde das „Marelli-Blau“ eingeführt, welches entsprechen der neuen Corporate Identity einen tieferen Blauton hat. Über Impuls neuen Titelsponsor für 2025 ist noch nichts bekannt.
– Noch am Freitag bestätigte Team UPGARAGE, dass Suzuka das letzte Rennen für ihren Honda NSX GT3 EVO II sein wird. Hintergrund ist die Einstellung des Supports seitens Hondas. Das Team nutzt seit 2019 den GT3-Renner der in Sakura-ansässigen Marke und konnte seitdem zwei Siege im vergangenen Jahr sowie insgesamt fünf Podiumsresultate einfahren. Den Gerüchten zufolge könnte man ins Mercedes-Lager wechseln.
– LMcorsa-Urgestein Hiroki Yoshimoto wird nicht am Qualifying am Samstag teilnehmen. Der Grund: Der einstige GP2-Pilot tritt bei einem Konzert im rund eine Stunde entfernen Nagoya auf. Neben dem Rennfahren ist Yoshimoto nämlich auch der Sänger der populären Band doa, die nach 20 Bühnenjahren Ende des Jahres ihren letzten Gig spielen wird. Yoshimoto war stets bedacht nicht seine Motorsport- mit seiner Musikerkarriere zu verknüpfen. Aus diesem Grund tritt er auch unter dem Namen Daiki Yoshimoto auf. Daiki und Hiroki nutzen dabei das gleiche Kanji, das allerdings unterschiedlich gelesen werden kann. Zugleich verzichtete er auch stets darauf, bei SUPER-GT-Rennen aufzutreten oder seine Motorsportkarriere auf der Bühne zu erwähnen. Die Verschiebung des Suzuka-Rennens sorgte jedoch für eine etwas unglückliche Überschneidung. Am Samstag wird er ein paar Runden im Training drehen, um bei der Setup-Arbeit zu helfen, ehe er zur Generalprobe nach Nagoya reist. Für Yoshimoto in der Qualifikation springt Reimei Ito ein, der letztes Jahr noch für Yogibo Racing ins Steuer griff und heuer eine nahezu perfekte Saison im Porsche Carrera Cup Japan fuhr, indem er alle bis auf ein Rennen gewann.
– Der Vorhang könnte auch für den Toyota GR86 von Team Mach fallen – das letzte Auto im Feld basierend auf dem Mother-Chassis-Konzept, das 2016 eingeführt wurde. Seit Jahren werden keine neuen Motoren (V8-Aggregate von Nissan, die allerdings das GTA-Emeblem trugen) mehr für das Fahrzeug hergestellt, dennoch widersetzte sich die Truppe mit dem ikonischen Speedracer-Look allen Widrigkeiten. Nun könnte aber wirklich zum letzten Mal die Zielflagge für das betagte Mother-Chassis fallen.
– Die Qualifiaktion am Samstag beginnt um 13:50 Uhr Ortszeit (5:50 Uhr deutscher Zeit). Fürs die finalen 300 km der Saison heißt es hingegen früher aufstehen. Das Rennen beginnt nämlich bereits um 12:40 Uhr Ortszeit (4:40 Uhr deutscher Zeit). Sowohl Quaifying wie auch Rennen werden live auf Motorsport.tv mit englischem Kommentar übertragen.
Copyright Photos: Racingblog.de
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[…] Tsukakoshi mussten sich mit dem Silberplatz begnügen. Im letzten Rennen mit Titelsponsor Marelli (siehe unsere Paddock-Notzen für mehr Details), der nach 43 Jahren die Zusammenarbeit mit Team Impul beendet, haben Kazuki Hiramine und Bertrand […]