Das hatte sich Teamchef James Vowles in diesem Jahr anders vorgestellt. Statt vieler Punkte gab es nur viel Schrott. Und das belastete das Budget erheblich.
2023 sollte ein Jahr der Restrukturierung werden, 2024 das Jahr der ersten vorsichtigen Erfolge. Tatsächlich lief es für Williams 2023 gar nicht so schlecht. 28 Punkte, Platz 7 in der WM-Wertung. Das ließ sich nicht schlecht an, vor allem in der zweiten Saisonhälfte. Aber das Jahr fing schon wieder schlecht an. Das Auto war nicht fertig und mehr eine Baustelle. Dazu kam, dass im Verlauf des Jahres nur wenig Entwicklung innerhalb des Teams zu sehen war. Während Haas und Alpine konstant Schritte machten, stockte die Entwicklung bei Williams. Ein eher schlechtes Chassis war eine Ursache. Die andere die permanenten Unfälle beide Fahrer.
Natürlich stach Logan Sargeant dabei immer wieder heraus. Der Amerikaner war in der Formel Eins klar überfordert. Was im letzten Jahr vielleicht noch entschuldbar war – in diesem Jahr hatte er keine Ausrede mehr. Seine Unfälle waren nicht nur ärgerlich, sie kosteten Williams jede Menge Geld und Entwicklungszeit. Vor allem letzteres sollte Williams in diesem Jahr zurückhalten. Denn anstatt neue Teilen zu pressen, musste man Teile herstellen, die bei den Unfällen beschädigt wurden. Angesichts der Budgetgrenze kann man nicht einfach beliebig viel produzieren, also musste das Geld woanders eingespart werden. Und so stockte die Entwicklung.
James Vowles hätte Sargeant vermutlich schon gerne im letzten Winter ersetzt, aber Sponsoren wie Duracell waren auch dafür verantwortlich, dass ein US-Fahrer im Team bleiben sollte. Immerhin konnte Vowles die Geldgeber dann irgendwann davon überzeugen, dass es Sargeant nicht in die F1 passt. Stattdessen setzte man Colapinto ins Auto. Der war zwar deutlich schneller, legte das Auto aber auch oft in die Mauer. Der Fairnesshalber muss man aber auch erwähnen, dass Alex Albon öfter in den Reifenstapeln zu sehen war. Was den Schluss zulässt, dass das Auto nicht gerade einfach zu fahren war.
All das half Williams nicht dabei, einen Schritt nach vorn zu machen. Am Ende reichte es nur zu 17 Punkten und dem vorletzten Platz in der Wertung. Man war also schlechter unterwegs, als im Jahr zuvor. Doch es gab auch positive Nachrichten. Man konnte neue Sponsoren sichern, was angesichts der schlechten Ergebnisse schon erstaunlich war. Und Vowles konnte Carlos Sainz davon überzeugen ins Team zu kommen.
Die Addition von Sainz gibt dem Team nicht nur einen starken moralischen Boost, sondern auch mehr Geld. Am Montag nach dem Rennen gab Williams bekannt, dass die spanische Santander Bank viel Geld ins Team investieren wird. Die kamen, natürlich, mit Carlos Sainz. Aber dass Sainz nicht Alpine oder Haas gewählt hat, spricht dafür, dass der Plan von James Vowles sehr überzeugend sein muss. Gesehen hat man von diesem Plan bisher allerdings bisher nicht viel.
Und so war die Saison von Williams von Anfang an kompromittiert. Das Chassis war so halb fertig, konnte aber wegen der vielen Unfälle nicht so schnell weiterentwickelt werden, wie man sich das vorgestellt hat. Ein Fahrer war ein Totalausfall, der Nachfolger zwar schnell, aber nicht gerade ohne Unfälle. Einzig Alex Albon, auch nicht frei von Fehlern, stellte zumindest eine gewisse Konstanz her, die dem Team vor allem im Sommer gut tat.
Also war 2024 wieder ein Jahr, in dem James Vowles viel versprach, aber leider nicht halten konnte. Ehrlicherweise muss man aber auch dazu sagen, dass Vowles bei seinem Einstieg ins Team (er ist ja beteiligt an Williams) gesagt hat, dass man vor 2026 und 2027 kaum Veränderungen sehen wird. Gerade das Jahr 2025 hat man jetzt schon abgehakt. Und die Ziele Richtung 2027 verschoben.
Das zeigt, dass es in der F1 keine Wunder gibt. Viele nehmen immer McLaren als Beispiel, die 2023 quasi wie Phoenix aus der Asche wieder vorn erschienen. Aber dem kometenhaften Aufstieg von McLaren in den letzten 18 Monaten sind Jahre der Vorbereitung vorangegangen. Das Update aus dem Jahr 2023, das für McLaren so gut funktionierte, hat eine lange Vorgeschichte, die bis ins Jahr 2018 zurückreicht. Es gibt keine Wunder, es gibt nur jahrelange harte Arbeit.
Dass dieses Jahr so miserabel lief, hat also mehrere Ursachen, die sich alle relativ leicht erklären lassen. Einzig die Frage nach dem Chassis blieb unbeantwortet und hier dürfte noch ein Schwachpunkt des Team liegen. Vowles hat den Ansatz gewählt, zum Start der Saison mit einem Grundchassis zu starten, das dann über die Saison angepasst wird. Das hat Vorteile, weil man größere Entwicklungsschritte machen kann, aber auch den Nachteil, dass man zu Beginn einer Saison Probleme haben kann.
An Alex Albon lag es in diesem Jahr mal wieder nicht. Sargeant war ein Totalausfall, Colapinto schnell, aber er hatte zu viele Unfälle. Was seinen Marktwert auch beträchtlich beschädigte. Das nächste Jahr dürfte für Albon weniger bequem werden, denn ich rechne Sainz zu den besten Fahrern im Feld. Er war auf einem Niveau mit Norris und gegenüber Leclerc verlor er nur selten wirklich viel. Meist waren beide ungefähr gleichschnell, nur das Leclerc aggressiver in die Zweikämpfe geht. Das wird also die erste echte Messlatte für Albon seitdem er gegen Verstappen gefahren ist.
Quali-Duell
Albon – Sargeant 15:0
Albon – Colapinto 7:2
Renn-Duell
Albon – Sargeant 12:2
Albon – Colapinto 3:6