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Formel Eins Saisonrückblick 2024 – Haas

von DonDahlmann
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Nach dem Wechsel des Teamchefs zeigte Haas eine überraschend starke Saison. Auch dank Nico Hülkenberg.

Das Konzept von Gene Haas für die Formel Eins ist einfach: Das Auto bauen andere, wir machen die Aktivitäten an der Strecke und das mit minimalem Aufwand. Haas dürfte weit davon entfernt sein, die Budgetgrenze zu erreichen. Das Auto baut Dallara, Motor und Getriebe kommen von Ferrari. Und seit Oktober kümmert sich Toyota in Köln um die Weiterentwicklung wichtiger aerodynamischer Teile. Und man wird die Zusammenarbeit auch weiter ausbauen. Die Gerüchte, dass Toyota auf lange Sicht Haas übernehmen wird und ab 2027 oder 2028 komplett in die F1 einsteigen, hängen damit zusammen. Für Gene Haas wäre das natürlich ertragreich, wird der Wert des Teams doch auf rund 1 Milliarde Dollar geschätzt.

In den letzten Jahren lief es allerdings nicht wirklich gut. Das Team hatte Geldsorgen, die sich bis in dieses Jahr gezogen haben. Der Gerichtsvollzieher stand im Herbst vor der Tür, weil Haas seinem ehemaligen Sponsor Urakali noch Geld schuldete. Laut der Gerichtsunterlagen hatte Haas 2022 zwar einen großen Teil der Sponsorensumme erhalten, als man aber im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine den russischen Sponsor kündigte, hatte man das Geld einfach einbehalten. Gene Haas wartete bis zur letzten Sekunden, zahlte dann aber.

Das war so eine Ablenkung, die der neue Teamchef Ayao Komatsu nicht wirklich gebrauchen konnte. Etwas überraschend hatte Gene Haas seinen langjährigen Vertrauten Günter Steiner entlassen und Komatsu als Nachfolger eingesetzt. Der war zuvor Ingenieurs-Direktor im Team und nur wenige trauten dem Japaner zu, das desolate Haas-Team aus dem Keller zu führen. Doch Kamutsu überraschte seine Kritiker. Seine, im Vergleich zu Steiner, im Hinblick auf Öffentlichkeitsarbeit sehr zurückhaltende Art, führte schon mal dazu, dass das Team nicht dauernd im Fadenkreuz der Medien war. Zudem zeigte es sich, dass es vielleicht keine schlechte Idee ist, einen Ingenieur als Teamchef zu haben.

Haas kam mit einem neuen Chassis, das zum ersten Mal seit Jahren auch direkt vom Start weg funktionierte. Man hatte einen guten Start in die Saison und konnte schon in den ersten drei Rennen ein paar Punkte einsammeln. Das war wichtig, denn wie üblich gab es auch in diesem Jahr nur eher selten größere Updates für das Auto. Das führte vor allem zwischen den Rennen in Miami und Österreich zu einer Flaute bei den Punkten. Was nachvollziehbar war. Die Konkurrenz brachte ihre Updates wie üblich im Mai, Haas wartete.

Punktegarant für Haas war einmal mehr Nico Hülkenberg, der vor allem in der Qualifikation seine Stärke zeigte. In 13 Rennen schaffte er den Sprung in Q3, was schon ziemlich sensationell war. Die guten Startpositionen konnte er auch oft genug in Punkte umwandeln. Von den 58 Punkten, die Haas insgesamt holen konnte, kamen 41 von Hülkenberg. Der Deutsche hatte seinen Teamkollegen komplett im Griff.

Magnussen hatte das Problem, dass er mit dem Auto nicht so zurecht kam. Das änderte sich erst, als Haas mit einem von Toyota entwickeltem Update im Oktober an die Strecke reiste. Zwar holte Hülkenberg immer noch mehr Punkte, aber Magnussen war zumindest gleichwertig unterwegs und konnte den Deutschen auch in der Quali mal schlagen. Aber es war dann folgerichtig, dass Haas sich nach einem neuen Fahrer umsah und in Esteban Ocon fündig wurde.

Es war schon zu Beginn der Saison klar, dass es für die kleinen Teams schwierig werden würde, in die Punkte zu kommen. Acht Plätze waren meist besetzt, weil Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes dafür infrage kamen. Und vor der Saison dachte man noch, dass Aston Martin oder Alpine die Brotkrumen aufsammeln würden können. Doch beide Teams patzten in diesem Jahr und so war es Haas, die plötzlich „best of the rest“ waren.

Lange lag Haas dann auch auf dem sechsten Platz in der Team-WM, doch den verlor man etwas überraschend an Alpine. Schuld daran war das absurde Rennen in Brasilien, bei dem Alpine mit viel Glück beide Piloten aufs Podium bekam und satte 33 Punkte einsammelte. Gleichzeitig patzte Haas und brachte kein Auto ins Ziel. Diesem Rennen allein hatte Alpine zu verdanken, dass man sich plötzlich so weit nach vorn schieben konnte. Ärgerlich für Haas, die sonst in Brasilien eigentlich immer sehr gut unterwegs sind.

Das zeigt auch, wie wichtig es für kleine Teams ist, jede winzige Chance zu ergreifen, wenn ein Rennen mal nicht nach Plan läuft. Regenrennen sind immer gut dafür, weil sie die Vorteile der großen Teams nivellieren und ungewöhnliche Strategieentscheidungen ein Rennen auf den Kopf stellen können. Meist war Haas im Hinblick auf Strategie gut unterwegs, allerdings lag man auch oft daneben, wie zum Beispiel beim letzten Rennen in Abu Dhabi. Auch gab es stellenweise Probleme beim Stopp.

Generell lief die Saison für Haas besser als erwartet. Platz sieben in der WM ist nicht schlecht und eine gute Basis für das nächste Jahr. Nächstes Jahr kommen allerdings zwei neue Piloten. Wie erwähnt, Esteban Ocon und dazu der Ferrari-Junior Oliver Bearman, der schon für Haas unterwegs war. Ich bin bekanntermaßen kein Fan von Ocon, aber wenn er einen guten Tag hat, kann er den Haas weit in die Punkte bringen. Bei Bearman wird man sehen müssen. In der F2 hatte er keine gute Saison und wurde von seinem Teamkollegen Kimi Antonelli relativ deutlich geschlagen.

Aber die Basis scheint bei Haas weiter zu stimmen und die enge Zusammenarbeit mit Toyota sollte eigentlich auch Früchte tragen. Ich gehe davon aus, dass sie den siebten Platz in der WM halten können. Aber es wird schwerer 2025, weil Alpine, Williams und Sauber vermutlich besser unterwegs sein werden, als das in diesem Jahr der Fall war.

Quali-Duell
Hülkenberg – Magnussen 16:6
Hülkenberg – Bearman 0:2

Renn-Duell
Hülkenberg – Magnussen 16:5
Hülkenberg – Bearman 0:2

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