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Formel Eins Saisonrückblick 2024 – Alpine

von DonDahlmann
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Ein einziges Rennen rettete die desolate Saison der Franzosen, die zu Beginn des Jahres das langsamste Auto im Feld hatten.

Ich bin ja kein Fan des Teams. Alpine ist kein F1-Team, es ist eine Werbemaßnahme. Und genauso wird es behandelt. Wenn Renault ernsthaftes Interesse an der Formel Eins hätte, würde man das eigene Team anders finanzieren und die Sache ernster nehmen. Stattdessen wirkt das Team wie der verlängerte Arm der Marketingabteilung. Publikumswirksame Finanzierungskampagnen unter Beteiligung diverser Prominenten scheinen wichtiger als der Sport zu sein. Dazu kommt ein andauernder Streit zwischen der Chefetage von Renault, den Motorentwicklern in Viry und dem Hauptquartier in Enstone. Das Team war lange dysfunktional und hat reihenweise gute Leute verschlissen.

Alain Prost hat das Team schon lange wegen der Querelen verlassen. Otmar Snafzauer wurde entlassen, nachdem man ihm die Schuld für den Verlust von Oscar Piastri gegeben hatte. Was er, laut seiner Aussage, gar nicht zu verantworten hatte, weil die Entscheidung über Fahrerverträge bei der Führung von Renault liegen würde. Der zeitweilige CEO Laurant Rossi war sichtlich überfordert und Bruno Famin war sichtbar froh, dass er den Job an Oliver Oaks abgeben konnte. Doch der ist auch nur für die Streckenoperation zuständig, denn die wichtigen Entscheidungen werden von Flavio Briatore getroffen.

Die Berufung von Briatore war in der Formel Eins umstritten. Immerhin steht er für einen der größten Skandale in der Formel Eins (Crashgate) und galt als „Persona non grata“ im Zirkus. Er war zeitweilig komplett aus dem Paddock verbannt und niemand wollte mit ihm was zu tun haben. Warum Renault-Boss Luca de Meo ausgerechnet Briatore zum „Berater“ und de facto Chef von Alpine gemacht hat? Weil Briatore sich mehr für Marketing als alles andere interessiert, gleichzeitig aber versteht, dass für gutes Marketing in der F1 auch ein paar Erfolge benötigt.

Nichts beschreibt die Haltung von Renault und Briatore zur Formel Eins daher besser, als die Entscheidung, den Bau des eigenen Motors einzustellen und stattdessen ab 2026 auf die Aggregate von Mercedes zu setzen. Renault/Alpine geht es nicht darum, Weltmeister zu werden. Es geht dem Team nur darum, vorn einigermaßen mitmischen zu können. Das reicht dem Konzern, denn so lassen sich Sponsorenverträge abschließen und das Team dann auch zu einem guten Preis verkaufen. Mehr interessiert die Franzosen nicht.

Man kann natürlich anmerken, dass es auch McLaren gelungen ist, mit einem Kundenmotor die Team-WM zu gewinnen. Warum sollte das also nicht auch Alpine ab 2026 gelingen? Der Unterschied wird sein, dass ab 2026 neue Motor- und Chassisregeln gelten und das wird es schwierig für die Kundenteams machen. Es wird der alte Satz gelten, dass nur die Teams vorn sein werden, die ihren Motor selbst bauen. Denn sie haben bei der Entwicklung deutlich mehr Vorteile, Anpassungen schneller vorzunehmen. Je länger die technischen Regeln gelten, desto mehr fallen die Vorteile schwächer aus. Aber wie gesagt – Alpine interessiert sich für den WM-Titel ohnehin nur am Rande.

Briatore ist es immerhin gelungen, das völlig desolate Team zu stabilisieren, das muss man ihm lassen. Mit seiner Entscheidung, auf den eigenen Motor zu verzichten, hat er auch den Dauerstreit zwischen Viry und Enstone beendet. Man hat sich zudem auch eine Hintertür offen gelassen. Der Standort wird nicht geschlossen, sondern widmet sich jetzt der Entwicklung von Hybrid- und Batteriesystemen.

Die Saison von Alpine verlief zunächst katastrophal. Das Team war klares Schlusslicht, das Auto übergewichtig und die Aerodynamik ineffektiv. Wie immer in solchen Fällen entließ man dann eine Reihe von Leuten, sicherte sich aber David Sanchez. Der Ex-Ferrari-Designer war zuvor kurzzeitig bei McLaren, wo er mit Andrea Stella aneinander geriet. Bei Alpine scheint er gute Arbeit zu leisten. Mittels vieler kleiner und zwei großer Updates macht er aus dem lahmen Gaul zwar kein Rennpferd, aber ein Auto, das auf einigen Strecken gut funktionierte.

Davon profitierte besonders Pierre Gasly, dem das überarbeitete Chassis sehr gut zu liegen schien. Von den 65 Punkten holte er 43. Esteban Ocon war da weniger erfolgreich und um ein Haar wäre er zur Mitte der Saison aus dem Team geflogen, nachdem er seinen Teamkollegen Gasly in Monaco ohne Not abgeschossen hatte. Ich halte Ocon ja für leicht überschätzt. An guten Tagen ist er superschnell, keine Frage, aber leider kommen diese Tage zu selten. Dazu kommt sein Temperament, das irgendwo zwischen überheiztem Kessel und eingeschlafenen Füssen liegt. Anders als Gasly wirkt er oft lustlos und unmotiviert, und wenn etwas gar nicht passt, verliert er schnell die Contenance.

Ob allerdings Jack Doohan die richtige Wahl für Alpine ist? Briatore hätte gerne Carlos Sainz gehabt, aber der Spanier lehnte ab. Auch, weil er keine Lust hat, dauerhaft im Mittelfeld zu fahren, weil das Team gar nichts anderes anstrebt. Doohan stach in der F2 nie sonderlich heraus. Was jetzt nicht heißen muss, dass er in der F1 untergeht. Aber gegen Pierre Gasly wird es extrem schwer für ihn. Womit die Last, Alpine nach vorn zu führen, auch komplett beim Franzosen liegt. Der wird im nächsten Jahr die Punkte sichern müssen.

Aber für Alpine dürfte es schwer werden, den sechsten Platz zu halten oder gar zu verbessern. Man fährt noch ein Jahr mit dem etwas schwächeren Renault-Motor, was sicher kein Vorteil ist. Alles wird davon abhängen, wie gut das Chassis sein wird, dass man in Enstone ohne den Stress mit Viry bauen kann.

Quali-Duell
Gasly – Ocon 12:11
Gasly – Doohan 1:0

Renn-Duell
Gasly – Ocon 10:13
Gasly – Doohan 1:0

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