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Formel Eins Saisonrückblick 2024 – Red Bull

von DonDahlmann
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Das Weltmeisterteam nur auf den dritten Platz in der WM zu sehen, überrascht dann schon. Und wirft Fragen über die Konkurrenzfähigkeit des Teams in den nächsten Jahren auf.

Die Saison startete mit einer Demonstration der Stärke für Red Bull. Beim Auftaktrennen in Bahrain distanzierte man die Ferrari um satte 25 Sekunden. Und das auf einer Strecke, die als Referenzkurs gilt, weil sie fast alle Streckenteile anderer Kurse abbildet. In Saudi-Arabien lag man 20 Sekunden vorne. In Australien fiel Verstappen mit einem Defekt an den Bremsen aus, danach gewann er die Rennen in Japan, China, Miami und Imola. Leclerc unterbrach die Siegesserie der Red Bull nur in Monaco, bevor Verstappen in Kanada und Spanien erneut gewinnen konnte. Aber die Abstände nach hinten verringerten sich merkbar und beim Rennen in Österreich hatte Norris das klar schnellere Auto am Ende des Rennens.

Danach war die Dominanz von Red Bull vorbei und das Team fiel teilweise hinter McLaren, Ferrari und sogar Mercedes zurück. Die Frage, die sich alle stellten: Wie kann ein Auto, das zum Start der Saison so dominant war, so abbauen? Das fragte sich Red Bull, allerdings ab Mai dann ohne den langjährigen Designer Adrian Newey, der auch den RB20 entworfen hatte. Newey hatte auf ein komplett neues Konzept gesetzt und seine Nachfolger hatten wohl einige Probleme, die richtigen Updates ans Auto zu bringen.

Christian Horner vermeldete im Laufe des Jahres, dass man die Probleme am Auto auf ein Update aus dem Jahr 2023 zurückführen könne. Was auch ungefähr mit dem Zeitpunkt korrelieren würde, an dem Perez seine Probleme im Team entwickelte. Aber so ganz habe ich ihm das nicht abgenommen. Zum einen, weil Newey bis zu seinem Weggang immer wieder betonte, dass der RB20 ein komplett neues Auto sei, zum anderen, weil es dem Team trotz des Wissens nicht gelang, das Auto wieder an die Spitze bringen.

Es war klar, dass die Konkurrenz aufholen würde, aber der Performanceverlust von Red Bull war schon atemberaubend. Was der Formel Eins sicherlich gut getan hat. Niemand, vermutlich nicht mal Red Bull, hätte gerne eine weitere Saison gesehen, in der Verstappen alle Rennen gewinnt. Spannendere Rennen sorgen für mehr Aufmerksamkeit der Medien, was wiederum die Sponsoren zufrieden stellt. Aber dass man teilweise nur noch das viertschnellste Team war, wollte man sicherlich auch nicht. Am Ende hat man es dem starken Saisonstart und vor allem Max Verstappen zu verdanken, dass man wenigstens den Fahrer-Titel holen konnte.

Das Team hat in den letzten Jahren viele gute Leute verloren. Was eine normale Entwicklung ist. Je erfolgreicher man ist, desto mehr bieten andere Teams für die führenden Mitarbeiter. Die sind zu Mercedes, McLaren, Aston Martin und Sauber abgewandert. Dass man allerdings Adrian Newey verloren hat, dürfte der schwerste Schlag gewesen sein. Warum Newey das Team verlassen hat, ist bis heute eher unklar. Manche berichten, dass Newey mehr Einfluss auf das Team haben wollte und damit Horners Stellung untergrab. Dafür spricht, dass Newey bei Aston genau diese Zusagen bekommen hat und jetzt Teilhaber ist.

Andere Quellen berichteten, dass er seit dem Tod von Dietrich Mateschitz und den seitdem hinter den Kulissen ablaufenden Machtkampf zwischen dem Team, dem Sohn von Mateschitz und den thailändischen Mehrheitsinhabern des Konzerns, die Lust verloren habe. Politik ist nicht Neweys Sache und die Machtkämpfe, die dieses Jahr in den geleakten WhatsApp-Nachrichten von Horner ihren sichtbaren Höhepunkt fanden, gehören auch nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.

Der Weggang bedeutete aber auch, dass Red Bull seine gesamte Designabteilung neu aufstellen musste. Der Nachfolger von Newey ist Pierre Waché, ein ebenfalls hochgeachteter Designer. Dem es ist zwar nicht gelungen, den RB20 wieder auf Vordermann zu bringen, aber man muss ihm zu Gute halten, dass es nicht sein Design war und er gleichzeitig seine ganze Abteilung neu strukturieren musste. Nebenbei musste er auch schon an 2026 denken. Keine leichte Aufgabe und ich bin gespannt, wie sich Red Bull dann 2025 schlägt, wenn man ein Auto hat, das komplett von Waché kommt.

Der größte Schwachpunkt in diesem Jahr war aber erneut Sergio Perez. Der Mexikaner, sicher kein schlechter Fahrer, kam nicht mit dem auf Max Verstappen zugeschnittenen Wagen zurecht. Das war beim RB19 so, das änderte sich beim RB20 auch nicht. Nicht in einem Rennen konnte er überzeugen und er holte nicht eine Pole. Zu Beginn des Jahres erfüllte er immerhin seine Pflicht und holte in den ersten Rennen ein Podium. Aber nach dem Rennen in Miami war es damit auch vorbei.

Der Abfall seiner Leistungen war so dramatisch, dass Red Bull schon im Sommer darüber nachdachte, den Mexikaner zu ersetzen. Der Rauswurf erfolgte dann aber erst am Ende der Saison. Stattdessen setzt man jetzt auf Liam Lawson. Warum man nicht Tsunoda genommen hat? Das wird wirtschaftliche Hintergründe haben. Der Japaner sitzt im RB, weil Honda die Motoren liefert. Ende 2025 ist damit Schluss. Zudem muss Red Bull die finanzielle Lücke schließen, die Perez hinterlässt. Lawson bringt wohl ein paar Sponsoren mit. Aber meiner Meinung nach wäre Tsunoda, zumindest für 2025, die bessere Lösung gewesen.

Das Ganze ist auch die Bilanz einer desaströsen Nachwuchsförderung von Red Bull. Man hat außer Liam Lawson und Isack Hadjar keinen Piloten im Programm, dem man allein einen Aufstieg in die F1 zutrauen würde. Eigentlich braucht Red Bull einen zuverlässigen, guten und erfahrenen Piloten neben Verstappen. Der ist mit 27 Jahren noch jung genug und wird, wenn der Erfolg da ist, das Team auch nicht wechseln. Jemand wie Hülkenberg wäre ideal für Red Bull gewesen, aber den wollte man auch nicht.

Es ist sicher nicht falsch, immer wieder neue Talente zu fördern und zu schauen, dass man einen guten Nachfolger hat, sollte Verstappen zu einem anderen Team gehen oder aufhören. Aber wenn man niemanden hat, muss man sich auf dem Markt umschauen. Und da kommt dann das nächste Problem, das Red Bull hat: Verstappen. Kaum jemand traut sich zu, den Niederländer im Red Bull zu schlagen. Verstappen hat das Team um sich herum aufgebaut, das Auto wird auf ihn angepasst. Keiner hat Lust dazu, sich in ein Nest zu setzen, das nur einen Favoriten kennt. Aber einen vergleichbaren Piloten wie Verstappen gibt es im Moment nicht. Also muss Red Bull weiter mit einem Fahrer vorlieb nehmen, der dann hoffentlich die Minimalanforderungen erfüllt und irgendwie in den Top 5 landet.

Verstappen zeigte in diesem Jahr wieder zwei Gesichter. In Brasilien zeigte er seine absolute Meisterklasse und dass er der beste Regenfahrer im Feld ist. Niemand kommt auch nur annährend an seine Klasse im Regen ran. Auf der anderen Seite waren da seine diversen Manöver gegen Norris, vor allem in Österreich und beim letzten Rennen gegen Piastri in Abu Dhabi. Es stellte sich wieder der „alte“ Verstappen vor, der ohne Rücksicht auf Verluste unterwegs ist und alles und jedem aus dem Weg räumt, der ihm im Weg ist. Fairness interessiert den Weltmeister nicht.

Das ist bedauerlich, denn Verstappen hat diese Fahrweisen nicht nötig. Und sie ist gleichzeitig seine größte Schwäche. Hamilton und Leclerc haben das schon länger herausgefunden und halten bei jedem Versuch, sollten sie mit gleichwertigem Material unterwegs sein, auch dagegen. Das bringt Verstappen immer wieder aus dem Konzept, wie man dann in seinen Funksprüchen und in den Interviews nach dem Rennen hören kann.

Verstappen ist so sehr von sich und seinem Talent überzeugt, dass er davon überzeugt ist, immer recht zu haben und den anderen den Weg frei machen zu müssen. Hält man dagegen, schlägt seine Arroganz oft in nackte Wut um, die er dann an allen anderen auslässt. Ein klassisches Verhaltensmuster von jemandem, der Schwierigkeiten hat, eigene Fehler zuzugeben. Verstappen lebt vor allem von einem überirdischen Talent, aber auch das hat eben Grenzen. Um die zu überwinden, müsste er ruhiger werden. Vielleicht hilft es ja, dass er demnächst Vater wird.

Die entscheidende Frage für nächstes Jahr wird aber sein, ob es Red Bull gelingt, das Team an der Spitze zu halten. Das ist nicht sicher, wie man in diesem Jahr gesehen hat. Ferrari und McLaren sind vorbeigezogen und haben auch die besseren Fahrerpaarungen, die konstantere Ergebnisse erzielen. Und Verstappen allein wird mit einem schlechten Auto auch nicht Weltmeister werden können. Sollte man zu Beginn der Saison hinterherfahren, wird man vermutlich schnell das Jahr abhaken und sich auf 2026 konzentrieren.

Quali-Duell
Verstappen – Perez 23:1

Renn-Duell
Verstappen – Perez 23:1

Bilder: Pirelli

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