Die 63. Ausgabe der 24 Stunden von Daytona steht auf dem Programm. Wir sind am Wochenende mit einem Liveticker am Start.
Wir planen, das Rennen am Wochenende mit einem etwas limitierten Liveblog zu begleiten. Es wird eine Berichterstattung geben, aber durch die Nacht limitiert auf Screenshots und ohne Text. Aber wir werden ab Sonntagmorgen dann bis zum Ende des Rennens mit dem Liveticker dabei sein.
Traditionell startet die Motorsportsaison mit einem der größten Events in die neue Saison. Das Rennen in Daytona gehört zu den wichtigsten Rennen des Jahres, auch weil ein Sieg hier immer noch viel Renommee bringt. In den letzten Jahren ist das Interesse des Publikums vor Ort auch gestiegen, auch wenn man natürlich die vielen Tribünenplätze nicht füllen kann. Aber das Infield ist seit Jahren regelmäßig ausgebucht und die Ränge auch in der Nacht gut gefüllt. Prototypen- und Langstreckensport ist auch in den USA weiter beliebt, auch wenn sich im Starterfeld in diesem Jahr nur wenig getan hat.
Bei den Prototypen gibt es keinen Zuwachs. Acura, BMW, Cadillac, Porsche und Lamborghini haben über die verschiedenen Teams ihre Autos an den Start gebracht. Insgesamt finden sich 12 Prototypen in der Starterliste. Das ist nicht schlecht und sollte für Abwechslung im Rennen sorgen. Aber ein Wachstum ist auch nicht zu sehen. Das mag auch daran liegen, dass die LMHs aus der WEC nicht in der IMSA zugelassen sind. So fehlen dann die Autos von Ferrari, Toyota und auch die neuen Aston Martin, die nur in der WEC an den Start gehen. Das zeigt den Schwachpunkt der erst aufgeteilten Klassen und dann mittels BoP wieder zusammen geführten Klassen. Auf der anderen Seite ist es angesichts der dann doch eher aus Herstellersicht geringen Reichweite der IMSA Saison nachvollziehbar, dass die großen Hersteller in der IMSA nicht als Werksteam antreten dürfen. Es hält die Kosten für die Serie im Rahmen.
Die BoP in der IMSA ist normalerweise sehr streng. Den US-Verantwortlichen geht es vor allem darum, ein möglichst enges Feld zu haben, was der IMSA auch erstaunlich oft gelingt. Seitdem man das „Mauern“ im „Roar“ und in der Quali bestraft, hat sich das Phänomen des überraschenden Zeitgewinns im Rennen auch einigermaßen gelegt. Aber auch die beste BoP kann natürlich die Schwachpunkte eines Chassis in Daytona nicht überschreiben.
Seit Einführung der GTP-Klasse konnten Acura (2023) und Porsche (2024) das Traditionsrennen gewinnen. Dieses Jahr wollen sich Cadillac und auch BMW in die Siegerliste eintragen. Der BMW #24 mit Eng, Magnussen, D. Vanthor und Marciello überraschte in der Quali mit einer deutlichen Bestzeit (1.33.895 min) und lag damit 3 Zehntel vor dem Meyer-Shank Acura #93 mit Van der Zande, Yelloly, Palou und Ohta. Dritter wurde der Porsche #7 mit L. Vanthoor, Tandy, Nasr. Die Freude bei BMW war allerdings geteilt, denn das Schwesterauto mit Wittmann, Van der Linde, Rast und Frijns schied mit einem Unfall aus.
Die Quali ist in Daytona aber eher nebensächlich. Bei nur 12 Startern spielt die Pole keine große Rolle. Dazu kommt, dass das Feld während des Rennens immer wieder durch die Gelb-Phasen zusammengeführt wird und mittels des „Wave around“ kann man sich auch ein, zwei Runden zurückholen. Allerdings haben die letzten beiden Jahre gezeigt, dass das Tempo während der gesamten 24 Stunden in der Klasse sehr hoch ist. Strategische Pausen lassen sich nur in langen Grünphasen einlegen, in denen man sein Tempo dann etwas drosselt.
Von den 12 Autos muss man 10 zu den Favoriten zählen. Zu den Außenseitern zählen nur der JDC Porsche mit Bruni, Wehrlein, Aron und Van der Helm sowie der Lamborghini mit Mortara, Kvyat, Grosjean und Bortolotti. Dass die Italiener überhaupt am Start sind, ist eine kleine Überraschung. Seit dem letzten Herbst hielten sich hartnäckige Gerüchte, dass der VW-Konzern die Aktivitäten von Lamborghini einstellen würde. Die Krise des Konzerns auf der einen Seite und die überaus schlechten Ergebnisse des Lambo-Prototypen andererseits waren schuld daran. Dass man dennoch weiter macht, ist daher überraschend. Dazu kommt, dass das Chassis des Lambo einige Defizite aufweist. Weder der „Roar“ noch die Quali erweckten den Eindruck, dass man die Probleme beseitigt hat.
Es dürfte ein sehr enger Kampf an der Spitze werden und es fällt schwer, einen Favoriten auszumachen. Ich gehe davon aus, dass das Tempo in den ersten Stunden sehr hoch sein wird. Vor allem die vier Porsche dürften für viel Druck sorgen. Aber wir haben in den letzten Jahren auch immer wieder gesehen, dass die Cadillac das Tempo zu Beginn sehr hoch halten.
Wie immer wird das Rennen dann bis in die letzten rund vier Stunden davon abhängen, wie man durch das Feld kommt und wie gut man mit den Reifen haushalten kann. In den letzten Stunden kann man dann sehen, wie sich die Strategie entwickelt und wer mit der Stintlänge spielen kann. Das hängt dann natürlich alles in der letzten Stunde an der Frage, ob es noch mal ein Safety Car gibt oder nicht.
Mein Tipp für dieses Jahr:
1. WTR Cadillac #10
2. Porsche #7
3. Acura #60
LMP2
Mit 12 Autos hat man ein erstaunlich gesundes Starterfeld hinbekommen. Wobei man nicht vergessen sollte, dass davon die meisten nur die vier Rennen Endurance Trophy angehen und im Rest der Saison nicht zu sehen sein werden. Aber mit Teams wie United, TDS, Inter Europol, PR1, AF Corse und Era hat man sehr erfahrene Crews in Daytona am Start. Das schlägt sich dann auch in einer hohen fahrerischen Qualität nieder. Die Zeiten, in denen man nur mit Pay-Drivern am Start war, sind vorbei. Natürlich gibt es die noch. Aber Piloten wie Ben Keating haben die Latte für Pay Driver relativ hoch gelegt.
Numerisch überlegen, weil mit zwei Autos am Start, ist das United Motorsport Team von Zak Brown. Die waren in den letzten Jahren in Daytona nicht wirklich glücklich unterwegs. Zum Pech kamen dann noch oft individuelle Fehler hinzu. Dabei hat man alle Zutaten für einen möglichen Sieg. Die Oreca sind gut vorbereitet, die Fahrerpaarungen sehr gut. Dieses Jahr versucht man es mit Nick Boulle, Garnet Patterson, Ben Hanley und Oliver Jarvis in der #2 und Daniel Goldburg, Rasmus Lindh, James Allen und Paul di Resta in der #22. Nicht beste Paarung, aber solide.
Da aber alle Teams mindestens einen Bronze-Fahrer im Team haben müssen, gleicht sich das meist aus. Viele versuchen, die Mindestfahrzeit der Bronze-Piloten möglichst schnell hinter sich zu bringen oder in die Safety Car Phasen zu verlegen, die besonders lang werden könnten. Hier ist es dann ein wenig Glücksache, wie man plant und wie die SC-Phasen kommen.
Herausheben möchte ich dann noch ein Team: Riley. Die setzen auf Gar Robinson, Josh Burdon, Felipe Fraga dem Ex-F1 Piloten Felipe Massa. Keine schlechte Kombination, auch wenn Massa ja nur noch sehr selten in einem Rennauto sitzt. Aber schön zu sehen, dass er zum zweiten Mal in Daytona auftaucht.
Mein Tipp für dieses Jahr:
1. PR1 #52
2. Pratt Miller #73
3. United #22
GTD Pro & Am
Satte 37 Autos sind aus der GTD am Start. Was viel über die Gesundheit der GT3-Klasse aussagt. Immerhin stellt man mehr als die Hälfte aller Autos, die in Daytona unterwegs sind. Wer allerdings auf neue, spannende Autos hofft, der wird enttäuscht sein. Die GT3 wird weiter von den üblichen Marken beherrscht. Nur der Ford Mustang, der im zweiten Jahr unterwegs ist, bildet eine Ausnahme. Richtige Exoten gibt es allerdings weltweit ohnehin nicht. Die Markenvielfalt ist aber da: Porsche, BMW, Lamborghini, Ferrari, Mercedes, Aston Martin, Corvette und der Lexus sind in der Klasse unterwegs. Langweilig wird es da bestimmt nicht. Und laut sowieso.
Wie in der GTP ist die Leistungsdichte in der Klasse enorm hoch. Es gibt keine richtigen Favoriten oder Autos, die deutlich besser wären als der Rest. Allerdings gibt es zwei neue EVO-Varianten. BMW hat den M4 als EVO ab 2025 im Angebot, ebenso bringt Ferrari den 296 EVO an die Strecke. Erst ab 2026 kommt der Lamborghini Temerario GT3. Ebenfalls bisher nur angekündigt ist der Lexus LFR GT3 und der neue AMG GT, der noch auf sich warten lässt.
Aber auch so bietet das Feld jede Menge Abwechslung, und Langweile dürfte in der Klasse nicht aufkommen. Aus Platzgründen kann ich hier nicht jedes Team nennen, sondern beschränke mich auf die (vermeintlichen) Favoriten, die aus der etwas übersichtlicheren „Pro“ Kategorie kommen werden.
Die beiden Corvette mit den Startnummern #3 und #4 muss man auf jeden Fall auf dem Schirm haben. Auch wenn die Corvette, seit dem Wechsel zum Mittelmotor, nicht mehr ganz so dominant wie früher scheint und vor allem in Daytona so ihre Probleme hatte. Aber die Erfahrung des Teams und die gute Besetzung sollten die Autos in der Spitzengruppe halten.
Der relativ neue Aston Martin Vantage Evo ist in Daytona auf meiner Favoritenliste. Allerdings hat man nur ein Auto in der „Pro“ am Start. Dafür ist das mit Ross Gunn, Alex Riberas, Marco Sorensen und Roman de Angelis wirklich gut besetzt. Ich traue dem Aston durchaus eine Überraschung zu, da das Auto bisher sich in allen Serien immer gut geschlagen hat.
Unbedingt nennen muss man auch die Mercedes AMG GT. Die sind zwar etwas in die Jahre gekommen, laufen in Daytona aber erstaunlich gut. Ausgereifte Technik, ein gutes, reifen schonendes Setup und gute Verbrauchswerte haben den AMG schon mehrfach siegen lassen. Besonders im Auge habe ich den GetSpeed Mercedes.
Und dann sind da natürlich noch die beiden Werks-Ford. Der Mustang tat sich in seiner ersten Saison sehr schwer, aber Ford hatte das eh unter „Lernkurve“ abgelegt. 2025 will man dann die Sache doch etwas aggressiver angehen. Ich kann den Mustang, der im letzten Jahr von einigen Gebrechen geplagt wurde, nicht richtig einschätzen. Aber es wäre schon erstaunlich, wenn der Einsatz nicht mehr als ein „unter ferner liefen“ Ergebnis einbringen würde.
Das Wetter sieht am Wochenende nicht nach einem Faktor aus. Es soll trocken bleiben, die Temperaturen liegen für die Jahreszeit typisch bei rund 15 Grad am Tag und fallen dann auf rund sieben Grad in der Nacht. Es besteht allerdings wie immer die Gefahr, dass sich gegen Morgen in Daytona Nebel bilden kann. Wir hatten ja schon Rennen, die deswegen lange unterbrochen werden mussten.