William Byron gewann das Great American Race zum zweiten Mal in Folge – Durch einen Crash in der letzten Runde erbte der Hendrick-Pilot den Sieg – Er ist nun Teil eines exklusiven Clubs
Text: Erik Resch & André Wiegold / Leadlap.de
William Byron gewann am frühen Morgen in Deutschland das Daytona 500 und damit den Auftakt der NASCAR Cup Series 2025. Nach acht Cautions und drei Stunden Regenunterbrechung gelang es ihm, sich durch die Big-Ones und Unfälle zu manövrieren und am Ende in der Victory-Lane von Daytona zu stehen. Damit ist der 27-Jährige aus Charlotte der fünfte Pilot, der es geschafft hat, das “Great American Race” zweimal in Folge zu gewinnen. Zudem ist er gerade einmal der 13. Pilot der NASCAR-Geschichte, der den Lauf mindestens zweimal gewonnen hat.
Als die weiße Flagge geschwenkt wurde, lagen Denny Hamlin und Austin Cindric an der Spitze – es sah alles danach aus, als würde der Daytona-Sieg zwischen diesen beiden entschieden werden. Kurz nach dem Überqueren der Start-Ziel-Linie rutschte der Rookie Riley Herbst quer über die Wiese und konnte mit einem überragenden Safe das Auto wieder einfangen. Am Ende kam es aber, wie es die vergangenen sechs Jahre beim Daytona 500 kommen musste: Auf der Gegengeraden gab Chase Briscoe in der 19 Hamlin einen Push, doch durch ein Manöver von Cole Custer kollidierte die Spitze – und Byron schlüpfte auf der Außenbahn zum zweiten Daytona 500-Sieg.
„Ja, offensichtlich hatte ich etwas Glück, aber ich habe in der letzten Runde einfach auf meinen Instinkt vertraut“, sagte Byron, nachdem er aus seinem Auto gestiegen war. „Ich hatte das Gefühl, dass es unten unruhig wurde, und ich wollte auf jeden Fall die dritte Spur nehmen, denn ich war ungefähr Sechster, als ich von hinten kam.“
Mit diesem zweiten Sieg in Folge beim Auftakt im Sunshine State gehört Byron zu den wenigen Fahrern, die das Daytona 500 bereits zwei mal hintereinander für sich entscheiden konnten. Nur Sterling Marlin, Denny Hamlin, Cale Yarborough und Richard Petty haben dieses Kunststück schon vor ihm geschafft.
Mit seinem zweiten Daytona-500-Sieg im Jahr 2025 tritt Byron in einen äußerst exklusiven Club ein. In der langen Geschichte des Great American Race gab es insgesamt 43 verschiedene Sieger, doch nur eine kleine Elite von Fahrern gewann dieses prestigeträchtige Rennen mehr als einmal. Byron reiht sich nun in die Liste legendärer Namen wie Richard Petty, Dale Earnhardt Jr., Jeff Gordon und Jimmie Johnson ein – Fahrer, die das Daytona 500 mindestens zweimal für sich entschieden haben. Hier sind alle Piloten mit mindestens zwei Siegen aufgelistet:
Fahrer | Siege | Jahre |
---|---|---|
Richard Petty | 7 | 1964, 1966, 1971, 1973, 1974, 1979, 1981 |
Cale Yarborough | 4 | 1968, 1977, 1983, 1984 |
Bobby Allison | 3 | 1978, 1982, 1988 |
Dale Jarrett | 3 | 1993, 1996, 2000 |
Jeff Gordon | 3 | 1997, 1999, 2005 |
Denny Hamlin | 3 | 2016, 2019, 2020 |
Bill Elliott | 2 | 1985, 1987 |
Dale Earnhardt Jr. | 2 | 2004, 2014 |
Jimmie Johnson | 2 | 2006, 2013 |
Matt Kenseth | 2 | 2009, 2012 |
Sterling Marlin | 2 | 1994, 1995 |
Michael Waltrip | 2 | 2001, 2003 |
William Byron | 2 | 2024, 2025 |
Durch den späten Crash verpasste Hamlin die Chance, sich seinen vierten Sieg zu holen – dennoch verließ er den Superspeedway nicht ganz unzufrieden, da Tyler Reddick für sein Team 23XI-Racing einen zweiten Platz mit nach Hause brachte. Hamlin touchierte im letzten Crash Reddick, was verhinderte, dass sein Schützling einen Angriff starten konnte.
„Als die anderen anfingen, sich auf der Innenbahn zu drehen, war ich gerade dabei, die #24 einzuholen”, so Reddick. “Hätte mich die #11 nicht getroffen, hätte ich mich durchschlängeln können, ohne Geschwindigkeit zu verlieren – dann hätte ich zumindest eine Chance gehabt. Alles in allem habe ich hier aber noch nie ein Rennen wirklich beendet, außer mit 40 Runden Rückstand, also nehme ich den zweiten Platz gerne mit.“
Corey Lajoie liefert Bewerbungsschreiben in der Primetime
Auch Corey Lajoie lieferte eine klasse Vorstellung ab. Der 33-jährige Ford-Teilzeit-Pilot zeigte kurz nach der zweiten Regenunterbrechung, was noch in ihm steckt: In Runde 33 sammelte er mit Hilfe von Joey Logano um 18:30 Uhr Ortszeit die ersten Führungsrunden in diesem Daytona 500. Eine solche Vorstellung könnte bei manchen Sponsoren Interesse für zukünftige Einsätze wecken.
Am Ende landete Lajoie mit zehn Führungsrunden jedoch nur auf Platz 22, da er in den Crash der letzten Runde verwickelt war, obwohl er sich bis zum Ende an der Spitze halten konnte.
„Ich bin so dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, das Daytona 500 fahren zu können – es ist meine liebste Woche des Jahres, und wir waren nah dran, wir hatten Spaß”, so der Rick-Ware-Pilot. “Leider haben wir keine Ergebnisse, die das bestätigen. Das ist es, was Daytona ausmacht, deshalb liebt man es, weil man nie weiß, ob du derjenige sein wirst, der auf dem Dach liegt oder derjenige, der die Trophäe hält. Ich kann nicht sagen, dass ich darüber glücklich bin, und ich werde noch eine Weile darüber nachdenken.“
Buschs Traum platzt
Kyle Busch zeigte sich nach dem Daytona 500 eher frustriert. Er war das ganze Rennen gut vorne dabei und konnte sich von einer Kollision am Anfang des Rennens schnell wieder erholen. Wie Dale Earnhardt Sr. wollte Busch das Daytona 500 bei seinem 20. Versuch gewinnen, jedoch wurde der Traum vom Sieg zunichtegemacht.
Ein später Block von Stenhouse Jr. und ein harter Push von Logano führten dazu, dass Buschs Traum platzte. Insgesamt waren acht Autos in den resultierenden Unfall involviert – unter anderem das von Ryan Blaney, der trotz seines ondulierten Autos das Rennen noch auf Platz sieben beendete.
Busch war sichtlich frustriert über die Fahrweise von Joey Logano: “Es sieht so aus, als ob das schnellste Auto es eilig hatte, verschrottet zu werden. Logano hatte heute bei weitem das schnellste Auto; er hat viele Runden geführt und konnte so ziemlich alles machen, was er wollte. Wir hatten noch 20 Runden vor uns, und er versucht, durch die Mitte zu fahren und eine Lücke zu schaffen, die nicht da war – und hat einfach Chaos verursacht.”
“Es ist enttäuschend für unser Team: Wir hatten ein schnelles Auto, waren in Position und haben einfach abgewartet, was als Nächstes passiert. Man muss wissen, wie breit das eigene Auto ist, um eine Lücke zu finden, in die es passt und das weiß er offensichtlich nicht.“
Ryan Preece mit erneutem Überschlag
Ryan Preece gab sein Cup-Debüt in der neuen Startnummer 60 von RFK Racing und in Runde 195 erlebte der Modified-Spezialist ein Deja-vu: Preece überschlug sich erneut mit seinem Auto in Daytona – wie schon im Vorjahr. Sein marinegrün-weißer Ford erhob sich in die Luft wie ein Flugzeug beim Start. In der Onboard-Perspektive konnte man förmlich spüren, wie er sich fühlen musste. Preece gab nach seinem Crash, von dem er unverletzt davongekommen ist, tiefe Einblicke.
„Es war wie eine Platte, die weggeweht wird, wenn man an einem windigen Tag rausgeht. Als das Auto abhob, war ich ganz still, ich dachte nur an meine Tochter. Ich bin froh, dass ich unverletzt davongekommen bin, aber wir stehen wirklich kurz davor dass etwas Schlimmes passiert”
JR Motorsports in den Top 10
Nach diesem emotionalen Qualifying gelang es Justin Allgaier, das Rennen auf Position neun zu beenden, und Dale Earnhardt Jr. war sich sicher, dass er hierher gehörte:
„Wenn Sie mir vor zwei Monaten gesagt hätten, dass ich unter die Top 10 komme, wäre ich so glücklich gewesen. Alles an dieser Erfahrung war gut, sogar die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert waren.“
Für Junior war vor allem wichtig herauszufinden, was das Ganze für ihn bedeutete:
„Es war wirklich gut, hierher zu kommen und diese Erfahrung zu machen, um zu sehen, ob es das ist, was ich wirklich will. Manchmal fragt man sich, wenn man in einem Sport aufgewachsen ist und so einen Nachnamen hat, ob man sich dazu zwingt, das zu tun, weil man denkt, es sei seine Pflicht. Dieser Einsatz hat mir geholfen zu verstehen, dass ich persönlich hier sein will und dass ich das anstreben sollte.“
Über die Zukunft sagte er: „Wir werden sehen, ob es für die Sponsoren interessant ist, ob sie weitermachen wollen – vielleicht ruft am Montag jemand an und hat andere Ideen. Wir sind immer bereit, und wir machen das schon seit Jahren, also mal sehen.“
Gemischte Ergebnisse bei den Gaststartern
Neben dem Einsatz von JR Motorsports waren auch Trackhouse Racing mit Project 91, Legacy Motor Club mit der 84 und Tricon beim Rennen vertreten – alle Cockpits voll mit Superstars. Am Ende ging es aber nur für Johnson in der 84 gut aus, der es schaffte, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Er stellte sein Auto auf Platz drei; alle anderen Teams verloren ihre Autos in den Crashes von Daytona.
Martin Truex Jr., der mit Tricon an den Start ging, zeigte sich enttäuscht, dass sein Rennen vorzeitig vorbei war. Er wäre gerne ein paar Runden mehr mit Crew-Chief Cole Pearn gefahren: „Es hat viel Spaß gemacht, ihn aus dem Ruhestand zurückzuholen. Ich wünschte, wir hätten um den Sieg kämpfen können. Wir haben uns irgendwie nur die Zeit vertrieben, Zeit geopfert und versucht, schlau zu sein, und es war einfach Pech, wie der Restart ablief. Schade, aber ja, es war eine unterhaltsame Woche, und ich hatte eine Menge Spaß.“
Auf die Frage, wann er das nächste Mal im Auto sein wird, antwortete er schnell und einfach mit: „Ich weiß es wirklich nicht.“
Helio Castroneves zeigte sich trotz seines vorzeitigen aus begeistert vom Daytona 500: „Es ist unglaublich, wenn man immer mehr Runden dreht und versteht, wie der Draft funktioniert. Ich wünschte, ich wäre noch da draußen, denn es gibt noch mehr zu verstehen, mehr zu lernen – und ich bin sicher, ich würde mich wohler fühlen. Ich würde gerne nochmal fahren, vor allem Rundkurse, jetzt, da ich ein bisschen mehr verstehe. Ich wünschte, ich hätte ein bisschen mehr Zeit im Auto gehabt. Ich habe viel gelernt – was für ein bitteres Ende.“
Foto: NASCAR Media / Sean Gardner/Getty Images
2 Kommentare
Hab’s nicht gesehen weil SportEinsDigitalPlusMinusEinsWhatever hier keinen Originalton als alternative Option hat, ganz wie früher in der Steinzeit. Tja. Auch’ne Art, Zuschauer zu verlieren.
Das Wetter war ja leider richtig schlecht weswegen ich das Rennen leider nicht gesehen habe(war schon richtig heiß).
Trotz alledem habe ich mir die Highlights angeguckt und den Blog hier gefunden was ich sehr coole finde, danke für den Bericht.
Schaue seit letztem Jahr NASCAR und man merkt einfach in den deutschen Übertragungen was für eine Expertise da sitzt, schönes Ding.