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Formel Eins: Vorschau GP von Australien 2025

von DonDahlmann
3 Kommentare

Die F1 ist zurück und startet mit dem ersten Rennen mal wieder in Australien. Das Rennen dürfte einen ersten Eindruck darüber geben, wie die Rangordnung aussieht.

Nach etwas mehr als drei Monaten Pause startet die Formel Eins wieder in eine neue Saison. Eine ausführliche Betrachtung der Testergebnisse samt Aero-Effizienz der Teams gibt es hier. Meine „gefühlte“ Rangordnung gibt es aber weiter unten in diesem Artikel. Bekanntermaßen hat sich im Vergleich zum letzten Jahr einiges verändert. Die F1-Welt starrt besonders auf Ferrari, wo ab diesem Jahr Lewis Hamilton sein Glück versucht. Und alle stellen sich die Frage, wie sich der Brite gegen Charles Leclerc schlagen wird. Man sollte mit der Beantwortung zwar mindestens ein paar Monate warten, aber in Zeiten von Social Media wird der Druck auf Hamilton vermutlich sehr früh steigen, wenn er nicht mindestens auf Augenhöhe von Leclerc unterwegs ist. Ich erwarte dann folgenden Ablauf:

März – Hamilton wird in Australien und China von Leclerc geschlagen. Das Internet sieht sich bestätigt, dass Hamilton zu alt ist und Frederic Vasseur einen schweren Fehler gemacht hat.

April – In Japan kann Hamilton sich etwas verbessern. Die ersten Stimmen melden sich mit „Eventuell muss man ihm etwas Zeit geben“. In England schreiben die Medien, dass der neue Ferrari auf Leclerc zugeschnitten ist und man bis 2026 warten sollte. Andere „Experten“ warnen, dass es nur an Suzuka liegt, dass Hamilton die Strecke mag.

Mai – In Imola und Monaco wird Hamilton erneut geschlagen. Nach Monaco stellen „Experten“ die Frage, ob Hamilton zu alt ist. Immerhin sei Monaco eine Strecke, auf der das Auto eine untergeordnete Rolle spielt. Andere „Experten“ fordern, Hamilton mit dem Reservefahrer Zhou zu ersetzen.

Juni – Hamilton ist in Kanada schneller als Leclerc. Medien fragen „Ist das die Wende?“. Die „Sun“ in England schreibt „Lewis is warming for a glorious win in Silverstone“.

Juli – Hamilton ist auf dem Niveau von Carlos Sainz angekommen. „Experten“ wenden sich Liam Lawson zu.

Und damit sind wir dann auch schon bei einem der Hauptprobleme der modernen Formel Eins angekommen: Marketing. Nicht, dass es davon zu wenig gäbe. Es ist eher zu viel. Die merkwürdige Pre-Season-Show von Liberty Media in London ist ein gutes Beispiel. Niemand hatte danach die gefragt und die Teams wollten sie auch nicht. Was genau man mit der Show erreichen wollte, habe ich bis heute nicht verstanden.

Das soll jetzt nicht der Rant eines alten F1-Fans sein. Ich finde es gut, wenn die F1 ihre Tore für die Fans öffnet. Aber das kann man auch anders machen. Ein Sommer-Event auf einer Rennstrecke, auf der die Teams alte und neue Fahrzeuge mitbringen, wo Hersteller ein paar Autos vorstellen und es Autogramm-Stunden gibt. Ein Familienfest, ein Fest für Motorsport-Fans und alle, die sich dafür interessieren. Das ist immer noch besser als eine sterile, überflüssige Theatershow in einer Halle.

Ganz grundsätzlich droht die F1 in eine Richtung zu wandern, die mehr Show ist, als alles andere. Der GP von Las Vegas ist so ein Beispiel. Jetzt hat die FIA für das Rennen in Monaco beschlossen, dass es zwei Zwangsstopps geben soll, damit in das Rennen mehr Bewegung kommt. Monaco hat aber in den letzten 40 Jahren nie davon gelebt, dass das Rennen spannend war. Es lebt exklusiv vom Flair und vom Mythos. Und davon, dass alle paar Jahre mal etwas Ungewöhnliches passiert und alle ganz aufgeregt sind. Monaco ist Monaco und man wird mit den zwei Meter breiten Autos auch nicht mehr überholen können, wenn man vier Stopps einführt. Es gibt andere Strecken, die man dringend rauswerfen sollte (looking at you, Barcelona and Mexico).

Aber gut, wir leben in einem Aufmerksamkeits-Kapitalismus, da kann sich die Formel Eins nicht verschließen, oder? Meiner Meinung nach kann sie das durchaus, denn das Alleinstellungsmerkmal der F1 ist so groß, dass sie sich erlauben kann, gewisse Dinge nicht zu tun. Sie ist kein Joghurt, der gegen andere, vergleichbare Joghurts um Marktanteile kämpft. Sicher ist sie im Markt der hart umkämpften Zeit, die Menschen mit Medien verbringen. Aber sie hat hinreichend Themen, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Da braucht es keine künstlichen Shows und ein paar mehr Boxenstopps.

Immerhin steht der Sport in der F1 tatsächlich immer noch im Vordergrund. All das Marketing Gerede verstummt, wenn die Ampel auf Grün wechselt. Am Ende verdient man als Team nur Geld, wenn man auch erfolgreich ist. Ein schönes Beispiel dafür ist McLaren. Die hatten 2019 weniger als zehn Sponsoren für das Team gewinnen können. In diesem Jahr sind es über 80. In der gleichen Zeit ging es für Sauber bergab. Wobei man fairerweise sagen muss, dass Alfa-Romeo das Team als Sponsor allein getragen hat.

Und das ist dann wieder das Wunderbare an der Formel Eins. Auch wenn sich im Umfeld viel verändert hat, ist die Basis, der Motorsport, geblieben. Was daran liegt, dass die Beteiligten im Sport Haredcore-Motorsportfans sind. Und so wird auch in Australien am Ende das Rennen entscheiden, wie man die Formel Eins sehen wird.

Und neben der Hamilton-Story wird es dieses vermutlich noch andere Schlagzeilen geben. Es gibt doch etliche offene Fragen:
– Wie lange wartet McLaren mit der Team-Order?
– Wie schlägt sich Kimi Antonelli?
– Wie gut wird Williams sein? Wie stark Carlos Sainz?
– Wie schlecht ist Aston Martin und wie genervt Alonso?
– Wann gerät Ocon mit seinen Teamkollegen zum ersten Mal aneinander?
– Verkauft Audi den ganzen Laden doch wieder?

Wer den oben verlinkten langen Artikel zu meiner gefühlten Rangordnung für die ersten drei, vier Rennen nicht lesen will, hier die Liste:
1. McLaren
2. Ferrari
3. Mercedes
4. Red Bull
5. Williams
6. Alpine
7. Haas
8. Aston Martin
9. Racing Bulls
10. Sauber

Große Rückschlüsse sollte man aber aus dem Rennen nicht ziehen. Sicher etabliert sich eine erste Rangordnung, aber die Strecke ist jetzt nicht typisch für die Formel Eins. Nach der Neuasphaltierung im Jahr 2022 ist der Kurs zudem fast ohne Bodenwellen, man kann die Autos also tief einstellen. Was zum Beispiel Mercedes entgegenkommt. Die Wahrheit in der F1 wird man erst beim Rennen in Japan sehen. Das ist bekanntlich eine Referenzstrecke für die Formel Eins.

Zum Rennen & Strategie

Ein Saisonstart in Australien und in Melbourne ist ja nun nichts Neues. Der Kurs hat sich nach einigen Umbauarbeiten in den letzten Jahren, auch nicht weiter verändert. Einzig die Kerbs in der sehr schnellen Links-Rechts wurden entschärft, nach dem es einige Reifenschäden gab. Aber den Radius hat man nicht angerührt, also bleibt alles so wie es war. Pirelli bringt C3, C4 und C5 mit nach Australien. Das klingt nach einer guten Mischung mit vielen Optionen. Aber das Rennen im letzten Jahr hat gezeigt, dass man die C5 im Rennen nicht anrühren wird. Der Asphalt der Strecke greift die Reifen zwar nicht so stark an, aber mehr als sieben Runden hat im letzten keine die C5 auf dem Auto gehabt. Der C4 ist der Reifen, auf den sich die meisten Teams konzentrieren werden. Der C3 sollte, je nach Temperaturen, kaum eine Rolle spielen. Nur, wenn es extrem heiß werden sollte, könnte der C3 die Wahl des Tages sein. Aber davon ist laut Wetterbericht im Moment nicht auszugehen.

Letztes Jahr war die beliebteste Strategie ein Two-Stop, bei dem der Hard die meiste Arbeit erledigte und 80% aller Runden absolvierte, mit einer durchschnittlichen Stintlänge von 22 Runden. Nur drei Fahrer entschieden sich für den Start auf dem Soft mit einem längsten Stint von sieben Runden, während zwei Fahrer auf Hard-Reifen antraten, was den Medium-Compound mit 15 Startern zum beliebtesten Reifen in der Startaufstellung machte. Graining machte sich am Wochenende unwillkommen bemerkbar, obwohl es die Reifenleistung nie wirklich beeinträchtigte. Albert Park könnte der erste echte Test sein, um zu sehen, ob die vorgenommenen Änderungen, insbesondere am C4 und C5, die erwarteten Ergebnisse liefern werden.

Bilder: Pirelli, McLaren, Ferrari

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3 Kommentare

Erik 13 März, 2025 - 21:08

Am Sonntag seh ich eine veritable Schauerwahrscheinlichkeit. :)

Reply
Alexander 14 März, 2025 - 11:26

Lieber Don, habe ich diesen Deinen Blog überhaupt schon ausreichend gewürdigt? Ich bewundere bei jedem Artikel Deine tiefe Fachkenntnis und Expertise. Irre! Keep up the great stuff!

Reply
DonDahlmann 14 März, 2025 - 11:32

Danke und Grüße in die Oberpostdirektion :)

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