Denny Hamlin dominiert das Short-Track-Rennen der NASCAR-Cup-Serie auf dem Martinsville Speedway – Routinier zeigt Stärke auf weichen Reifen
Seit Beginn der Next-Gen-Ära mit den Gen7-Autos waren die Short-Tracks der NASCAR-Cup-Serie ein echtes Sorgenkind, doch Goodyear scheint den richtigen Weg gefunden zu haben, um die Rennen auf den weniger als eine Meile langen Ovalen zu verbessern: weichere Reifen! Das Meisterschaftsrennen in Martinsville bot spannende Action und am Ende siegte mit Denny Hamlin ein Fahrer, der die Reifenmischung perfekt beherrschte. In seinem langen Green-Flag-Run am Ende setzte er sich gegen Christopher Bell durch.
Dank der Reifen gab es viele Überholmanöver und enge Zweikämpfe im Feld, das statische Fahren wie an einer Perlenkette scheint der Vergangenheit anzugehören, was für NASCAR eine gute Nachricht ist. Martinsville ist eine Strecke, auf der Erfahrung eine große Rolle spielt, und Hamlin war mit seinen bisherigen fünf Siegen schon vor dem Rennen ein heißer Anwärter auf den Sieg, auch wenn sein bis dato letzter Sieg in Virginia zehn Jahre zurückgelegen hatte. In der Schlussphase teilte er sich seine Reifen am besten ein und fuhr unangefochten zu seinem ersten Saison- und sechsten Martinsville-Sieg.
Hamlin zurück in der Erfolgsspur
Mit einem Banner “Die #11 gegen die Welt” feierte der Joe-Gibbs-Racing-Pilot einen Dreifachsieg für Toyota vor Bell und 23XI-Pilot Bubba Wallace. Das Banner hat seine Wurzeln im College-Football, denn die Ohio State University sah sich stets als Underdog und prägte den Slogan “Ohio against the world”, den Hamlin adaptierte. Doch nicht nur seine Fähigkeit, perfekt mit den Reifen umzugehen, sondern auch eine neue Herangehensweise bei Joe Gibbs Racing verhalfen dem 44-Jährigen zum Durchbruch.
Im Interview mit FOX sagte Hamlin nach dem Sieg: “Chris Gayle, alle Ingenieure, die Boxencrew haben sich entschieden, hier einen neuen Ansatz zu verfolgen. Es war einfach großartig. Ich bin so glücklich, dass ich mit Chris meinen 55. Sieg eingefahren habe. Ich bin in Martinsville in so vielen Jahren so viele Late-Model-Rennen gefahren. Ich liebe es hier zu gewinnen.“ Mit 44 Jahren gehört Hamlin zu den alten Hasen im Cup-Feld und der Gibbs-Pilot jagt immer noch seinem ersten Titel hinterher. Mit dem Sieg und dem Playoff-Ticket hat er den ersten wichtigen Schritt auf dem Short-Track gemacht.
Joe Gibbs Racing mit Ausrufezeichen
Bell, der bereits drei Saisonsiege auf seinem Konto hat, musste sich mit Rang zwei begnügen. Nach zwei schwierigen Rennen in Las Vegas und Homestead war der 30-Jährige mit dem Ergebnis dennoch zufrieden: “Wir hatten das ganze Rennen über mit der Balance zu kämpfen, ich hätte mir gewünscht, dass das Auto mehr übersteuert. Es war ein tolles Rennwochenende für Joe Gibbs Racing, wir haben eine gute Pace gezeigt. Unsere vier Autos waren wirklich gut.“
Teamkollege Chase Briscoe kam als Neunter ins Ziel und holte damit sein drittes Top-10-Ergebnis in der Saison 2025. Der Nachfolger von Martin Truex Jr. scheint sich langsam aber sicher im Team wohlzufühlen, denn er kann immer wieder an der Spitze mitmischen. Ty Gibbs erholte sich von einem Dreher 103 Runden vor Schluss und beendete das Rennen auf Rang 13 – sein bisher bestes Ergebnis in der Saison 2025. Ohne den Zwischenfall wäre für den Enkel von Teamchef Joe Gibbs aber sicher noch mehr drin gewesen.
Und der Rest?
Hendrick Motorsports ist im Frühjahr in Martinsville eigentlich eine Bank, denn das Chevrolet-Team hat in der Next-Gen-Ära von 2022 bis 2024 alle Frühjahrsrennen auf dem Short-Track gewonnen. Das Team war schnell, keine Frage, aber es reichte nicht, um Toyota zu schlagen. Chase Elliott fuhr als Vierter zum zweiten Mal in die Top 5 und zum vierten Mal in die Top 10. Kyle Larson wurde Fünfter.
Die Crew von William Byron verpatzte zu Beginn des Rennens einen Boxenstopp, von dem sich der Gesamtführende nicht mehr richtig erholte. So musste sich die Besatzung der Startnummer 24 am Ende mit Rang 22 begnügen. Alex Bowman kam unter die Räder, als er unter Grün an die Box kam und eine Gelbphase das Rennen neutralisierte, weshalb er zurückfiel. Damit landete der vierte Hendrick-Pilot nur auf Rang 27. Und wie lief es für die Penske-Boys und das Satelliten-Team der Wood Brothers?
Höhen und Tiefen für Ford
Joey Logano wurde im Kampf gegen Briscoe und Ross Chastain in einen Dreher verwickelt. Briscoe wurde von Chastain blockiert und verlor die Kontrolle über sein Auto. Obwohl Briscoe den Kontakt gemacht hatte, wetterte Logano nach dem Rennen gegenüber FOX gegen Chastain: “Er fährt jedes Mal wie ein Esel, das kann ich Briscoe nicht vorwerfen.“ Ist das vielleicht die nächste NASCAR-Fehde?
Einen Tag mit Höhen und Tiefen erlebte Ryan Blaney. Er kam mit dem besten Durchschnittsergebnis der Next-Ära zum Martinsville Speedway, wo er im Herbst zwei Rennen im Gen7-Auto gewonnen hatte. Batterieprobleme – diesmal also nicht der Motor – machten ihm und Josh Berry im Wood-Brothers-Ford zu schaffen. Blaney rettete sich auf einen soliden elften Platz, Berry kam nur als 32. ins Ziel. Berrys Batterie musste immer wieder gewechselt werden, weil sein Armaturenbrett schwarz wurde. Während des Rennens wurde sogar berichtet, dass Penske deshalb die Batterien ausgingen. Austin Cindric musste seinen Ford parken, er fiel eigentlich nur mit einen mutmaßlich absichtlichen Abschuss gegen Riley Herbst auf.
Weitere Fahrer im Fokus
Positiv zu erwähnen ist die Leistung von Ryan Preece, der im RFK-Ford den siebten Platz belegte. Der Fahrer der Startnummer 60 fuhr damit zum dritten Mal in Folge in die Top 10. Seine Teamkollegen Brad Keselowski und Chris Buescher mussten hingegen einen herben Dämpfer hinnehmen. Keselowski ist im Jahr 2025 noch nicht wirklich konkurrenzfähig, daran änderte auch das Short-Track-Rennen nichts. Buescher krachte ungebremst in das Auto von Noah Gragson und ruinierte sich damit sein Rennen. Die beiden besprachen den Vorfall nach dem Rennen emotional unter sich.
Shane van Gisbergen muss mit einer Strafe rechnen, weil er nach einem Boxenstopp ein Rad verlor. Er wurde dafür bereits im Rennen für zwei Runden geparkt, aber Trackhouse wird wohl noch mit einer Geldstrafe und Sperren gegen Mitglieder der Boxencrew rechnen müssen. Für den Neuseeländer war es bisher ein schwieriger Start in seine erste Cup-Saison, denn auf den Ovalen beendete er alle Rennen im Schnitt schlechter als Platz 30. Das nächste Cup-Rennen findet am Sonntag, 6. April 2025, auf dem Darlington Raceway statt. Die Übertragung auf Sportdigital1+ beginnt voraussichtlich gegen 20:30 Uhr.
Foto: NASCAR Media / Logan Riely/Getty Images