Home TourenwagenBTCC BTCC: Brands Hatch Indy 2021 – Oliphant, Ingram und Morgan siegen, Honda verpasst die Chance

BTCC: Brands Hatch Indy 2021 – Oliphant, Ingram und Morgan siegen, Honda verpasst die Chance

von Sebastian Focks
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Bei den BTCC-Läufen auf dem Indy Circuit von Brands Hatch holten sich Tom Oliphant, Tom Ingram und Adam Morgan je einen Sieg. Die Dynamics-Hondas mit Gordon Shedden und Dan Rowbottom verpassten derweil ihre Chance, den ersten Saisonsieg einzufahren, obwohl sie in Sachen Speed den Ton angaben. In der Meisterschaft führt weiterhin Ash Sutton knapp vor Tom Ingram, während Colin Turkington nach einem miserablen Renntag Boden verloren hat.

Bereits in den Trainingssitzungen am Samstag zeigten sich die beiden Dynamics-Honda stark und so war es auch wenig überraschend, dass sich beide mit gerade einmal 5 Tausendstel Abstand zueinander für die ersten Startreihe qualifizierten. Das einzig überraschende war, dass Dan Rowbottom als Schnellster der Qualifikation auf dem ersten Startplatz stand und sich damit gegen seinen deutlich erfahrenen Teamkollegen Gordon Shedden durchsetzen konnte.

Beim Start zum ersten Lauf schienen Rowbottom dann aber angesichts der ersten Pole Position seiner BTCC-Karriere die Nerven zu versagen. Der Dynamics-Pilot kam überhaupt nicht gut weg, während Tom Oliphant von Startplatz vier einen sensationellen Start hinlegte und noch vor Paddock Hill Bend in Führung ging. Gordon Shedden, zunächst auf Platz zwei hinter Oliphant liegend, musste sich  noch in der ersten Runde auch Aiden Moffat geschlagen geben. Kurzzeitig konnte auch Tom Ingram am dreifachen BTCC-Champion vorbei gehen, aber dessen Angriff konterte Shedden erfolgreich in Clearways, wodurch der der Hyundai-Pilot wiederum mehrere Positionen verlor, da er auf die schmutzigere Außenseite der Strecke geriet.

Während Oliphant an der Spitze Runde für Runde seinen Vorsprung ausbaute, hing Shedden auf Platz drei hinter Moffat fest. Shedden war klar schneller, fand aber bis zur fünften Runde, als ihm endlich eine Attacke vor Druids gelang, keinen Weg am Infiniti vorbei. Den mittlerweile auf fast vier Sekunden enteilten Oliphant versuchte Shedden anschließend mit mehreren aufeinander folgenden schnellsten Rennrunden einzuholen. Rechtzeitig zum letzten Umlauf war der Honda schließlich sogar in Schlagdistanz, aber eine Gelegenheit für einen Angriff ergab sich nicht mehr: Oliphant kreuzte mit 0,188 Sekunden Vorsprung die Ziellinie vor Shedden und holte sich seinen ersten Saisonsieg 2021 und den insgesamt zweiten seiner BTCC-Karriere.

Dan Rowbottom schaffte es dahinter nach seinem verpatzten Start, der ihn zunächst mehrere Positionen zurückgeworfen hatte, auf den dritten Platz, was die gute Form, die die Hondas in Brands Hatch hatten, noch unterstreicht. Rowbottom hatte aber auch davon profitiert, dass Aiden Moffat, nachdem er von Shedden überholt worden war, weiterhin den Bremsklotz spielte und u.a. den schnelleren Jake Hill aufhielt, was es Rowbottom wiederum ermöglichte, zunächst den Ford und zwei Runden später schließlich auch den Infiniti zu überholen.

Wenig später waren dann auch Hill, Ash Sutton, Tom Ingram und Chris Smiley an Moffat vorbei und belegten am Ende die Plätze vier bis sechs. Hinter Moffat auf Platz acht hatte zunächst Stephen Jelley die Ziellinie gekreuzt; der BMW-Pilot erhielt aber wegen Frühstarts eine 5 Sekunden-Strafe, die ihn auf den 15. Platz zurückwarf. Somit komplettierten Josh Cook und Jack Goff die Top Ten knapp vor Dan Lloyd, Senna Proctor und Jason Plato.

Den letzten Punkt holte sich auf Platz 15 Rory Butcher. Der Toyota-Pilot hatte im Qualifying eine ausgefallene Servo-Lenkung zu beklagen und schaffte nur Startoplatz 16. Im Rennen ging es dann aber auch nicht nach vorne, da der Indy Circuit und der Toyota Corolla anscheinend nicht so recht zusammenpassen wollten. Noch schlechter als für Butcher lief es derweil für Colin Turkington, der an diesem Tag überhaupt nicht zurechtkam und nur auf Platz 20 die Zielflagge im ersten Lauf sah. Startplatz 14 war schon die schlechteste Quali-Platzierung aller drei WSR-BMW und nachdem im Rennen ebenfalls die Pace fehlte, wurde Turkington obendrein nach einer Kollision mit Sam Osborne in einen Dreher geschickt.

Beim Start zum zweiten Lauf war es dann nicht Rowbottom, sondern der für den Sieg favorisierte Shedden, der nicht gut wegkam und mehrere Positionen verlor. Und es sollte noch schlimmer für den Honda-Piloten kommen: Während an der Spitze Tom Oliphant erneut einige Wagenlängen enteilt war und sich Rowbottom und Ingram dahinter duellierten, probierte Shedden zu Beginn der zweiten Runde eine zu optimistische Attacke gegen Stephen Jelley, die beide in die Auslaufzone vor Paddock Hill Bend fliegen ließ. Jelley konnte seine Fahrt fortsetzen, aber für Shedden war noch an Ort und Stelle Schluss.

Nach einer zur Bergung des Hondas nötigen Safety Car-Phase, verteidigte Oliphant erst einmal seine Führung gegenüber Rowbottom, während dahinter Jake Hill in Clark Curve an Tom Ingram vorbei gehen konnte. Hill musste sich allerdings wenige Runden später mit einem Plattfuss und daraus resultierendem Abflug aus der Führungsgruppe verabschieden. In der 18. Runde probierte Rowbottom dann schließlich eine Attacke gegen Oliphant, die aber misslang und es dem dicht folgenden Tom Ingram erlaubte den zweiten Platz vom Honda-Piloten zu übernehmen.

Ingrams Hyundai heftete sich anschließend dicht an den führenden BMW und wagte zu Beginn der letzten Runde schließlich eine Attacke in Paddock Hill, die inklusive eines Remplers aufs Heck und anschließenden Querstehers von Oliphant zwar ein wenig grenzwertig war, aber Ingram den erwünschten Erfolg brachte. In der DTM wäre man jetzt mit drölfzig Strafminuten belegt und das Auto in den nächstgelegenen Fluss geworfen worden, die BTCC-Rennkommissare kniffen aber anderthalb Augen zu und sahen die Attacke als ok an. Tom Oliphant war jetzt auch nicht gerade begeistert von dem harten Angriff, zuckte aber letzten Endes einfach mit den Schultern, gratulierte und meinte, er hätte besser verteidigen müssen. Ingram holte sich somit seinen zweiten Sieg in diesem Jahr und den zweiten BTCC-Sieg überhaupt für Hyundai.

Dahinter war wenige Runden vor Schluss Ash Sutton an Dan Rowbottom vorbei gegangen und pünktlich zum letzten Umlauf in Schlagdistanz zum durch die Attacke von Ingram ein wenig aus dem Tritt gebrachten Tom Oliphant. In der letzten Kurve der letzten Runde setze Sutton sich dann innen neben den BMW und schlug diesen hauchdünn mit 0,025 Sekunden Vorsprung im Sprint zur Ziellinie. Weniger als eine halbe Sekunde dahinter sah schließlich Rowbottom die Zielflagge, der – wäre die Attacke auf Oliphant zuvor gelungen – das Rennen vermutlich gewonnen hätte, so aber das Podium knapp verpasste.

Auf den weiteren Plätzen landeten Josh Cook, Dan Lloyd, Chris Smiley, Jason Plato, Aiden Moffat und Senna Proctor. Rory Butcher und Colin Turkington gelang mit Platz 14 bzw. Platz 17 erneut kein gutes Rennen und auch der nach seinem Reifenplatzer eine Runde zurückgefallene Jake Hill musste erneut einen herben Dämpfer in Sachen Punkten für die Meisterschaft hinnehmen.

Für den dritten Lauf wurde dann der Zwölftplatzierte des zweiten Laufs, Adam Morgan, auf die Pole Position gelost, was eine maximal umgedrehte Staraufstellung und schlechte Karten für die Frontrunner des vorherigen Laufs bedeutete. Zusammen mit Jack Goff auf Startplatz zwei fanden sich zwei Fahrer ohne Zusatzgewicht in der ersten Startreihe, die sich dringend einen „Debüt“-Sieg wünschten: Für Morgan und das Cicely-Team ging es um den ersten Sieg nach dem Wechsel von Mercedes auf BMW und für Goff um den ersten Sieg des seit dieser Saison erstmals eingesetzten Cupras.

Beim Start konnte Morgan dank des Vorteils den sein heckgetriebener BMW beim Start hat, die Führung erfolgreich verteidigen, während Goff schnell unter Druck durch den von Platz vier gestarteten Aiden Moffat geriet. Auch für Moffat, der von seinem Infiniti-Teamkollegen Ash Sutton meistens klar in den Schatten gestellt wird, wäre ein Sieg eine willkommene Spritze für das Selbstvertrauen gewesen. Schnell wurde jedoch klar, dass Moffat nicht in ernsthafte Schlagdistanz zum führenden Morgan kommen kann; ganz im Gegenteil schaffte Jack Goff es gegen Rennhalbzeit Moffat wieder unter Druck zu setzen und sich in der elften Runde den zweiten Platz zurückzuholen.

An den Podiumsplatzierungen sollte sich dann bis zur Zielflagge nichts mehr ändern, wenngleich Moffat in den letzten Runden auch noch unter Druck von Jason Plato geriet, der am Ende guter Vierter wurde. Zuvor hatte Plato im Rennen eng mit Senna Proctor gekämpft und eine zunächst erfolgreiche Attacke des BTC Racing-Piloten in der zweiten Runde kontern können. Proctor selbst musste sich dann in der allerletzten Runde einer Attacke seines Teamkollegen Josh Cook geschlagen geben und wurde am Ende hinter diesem Sechster. Cook war den gesamten Renntag über unauffällig unterwegs und hatte nicht die Pace der Dynamics-Hondas, aber er holte mit einem 9. und zwei 5. Plätzen konstant Punkte, die wertvoll für die Meisterschaft sind (s.u.).

Hinter den beiden BTC Racing-Hondas landete in seinem ersten guten Rennen an diesem Tag Rory Butcher auf Platz sieben. Der Toyota-Pilot hatte endlich etwas Pace gefunden und konnte nicht nur die schnellste Runde des Rennens drehen, sondern auch mehrere erfolgreiche Überholmanöver zeigen, die ihn u.a. an den bisherigen Laufsiegern vorbei nach vorne brachten. Hinter Butcher landete Ash Sutton auf dem achten Platz. Ebenso wie Tom Ingram, Tom Oliphant und Dan Rowbottom hatte Sutton mit dem Erfolgsballast zu kämpfen, dennoch gelang es ihm kurz vor Schluss noch Chris Smiley und Dan Lloyd zu überholen, was ihm letzten Endes die notwendigen Punkte einbrachte, um die Führung in der Meisterschaft zu behalten. Rowbottom, Ingram und Oliphant landeten dagegen nur außerhalb der Top Ten auf den Plätzen 11, 12 und 15.

Auf die Positionen dazwischen hatten sich Jake Hill und Colin Turkington nach vorne gekämpft. Für Hill bedeutete der 13. Platz immerhin ein wenig Schadensbegrenzung nach der Nullnummer im zweiten Lauf; für Turkington waren die zwei Zähler, die es für Platz 14 gibt, dagegen seine volle Punkteausbeute, die er aus Brands Hatch mitnimmt, was definitiv deutlich unter den eigenen Erwartungen liegt. Wenig Freude gab es auch für Gordon Shedden, der nach dem Ausfall im vorherigen Lauf vom letzten Startplatz startete und die Zielflagge nur auf Platz 16 und damit genau einen Platz außerhalb der Punkte sah.

Die Dynamics-Hondas waren in Brands Hatch ohne Zweifel schnell und die klaren Favoriten für den Renntag. Dass am Ende kein einziger Honda-Sieg raussprang und die besten Ergebnisse der zweite und dritte Platz von Shedden und Rowbottom im ersten Lauf blieben, haben sich beide Fahrer am ehesten selbst zuzuschreiben: Rowbottom, der in seiner erst zweiten vollen Saison noch etwas Welpenschutz genießt, fehlte in den entscheidenden Momenten (verpatzter Start von der Pole, halbherzig-misslungene Attacke auf Oliphant), der kühle Kopf und Shedden, von dem man eigentlich erwarten sollte, dass er das Maximum aus der sehr guten Ausgangslage herausholt, busgierte sich mit der Kollision mit Jelley selbst ins Aus.

Stattdessen holten sich am Ende mehr oder weniger drei Außenseiter die Siege – wobei man über die Frage, ob die Außenseiter-Rolle für die Kombi Ingram-Hyundai tatsächlich noch gilt, sehr gut diskutieren könnte 😉 Die beiden (nicht von Turkington eingefahrenen) BMW-Siege waren jedoch unerwartet: Für Oliphant war der selbstständig herausgefahrene Sieg im ersten Lauf dabei überaus wichtig – insbesondere angesichts der Tatsache, dass sein Teamkollege Turkington nur unter ferner liefen unterwegs war. Und Adam Morgan, auch bekannt als Mr. Reverse Grid, holte sich endlich mal wieder einen Sieg und konnte zugleich erstmals mit dem neu ins Team geholten BMW gewinnen. Dem Cicely-Team fehlt es zwar noch an Setup-Erfahrung mit dem Auto, aber der Sieg wird sicherlich einen ordentlichen Motivationsschub leisten. Gleiches gilt für Jack Goff, der den für diese Saison vom Team HARD neu aufgebauten Cupra Leon erstmals aufs Podium bringen. Zugleich ist der zweite Platz eine schöne Auszeichnung für den bislang sehr starken Saisonverlauf von Goff, bei dem er jedes einzelne Rennen  in den Punkten beenden konnte.

In der Meisterschaft kann Ash Sutton seine Führung dank dreier solider Punkteresultate verteidigen. Nur drei Punkte dahinter liegt nun Tom Ingram (so viel zum Thema Außenseiter-Rolle :D) während Colin Turkingtion dagegen einiges Boden verloren hat und mit 39 Punkte Rückstand, noch hinter Josh Cook, der 26 Zähler Rückstand hat, nur noch auf Platz vier liegt. Der gesamte Meisterschaftsstand kann ebenso wie die Resultate der einzelnen Läufe können hier abgerufen werden.

Die BTCC begibt sich im Juli nun erst mal in Sommerpause, bevor es dann am 1. August in Oulton Park weitergeht. Im Zwei-Wochen-Rhythmus folgen dann die Läufe in Knockhill (Yeah!) sowie der zweite Besuch in diesem Jahr in Thruxton. Im Vorjahr wurde in Oulton Park die bis dato anhaltende BMW-Siegesserie gebrochen und Rory Butcher (damals noch im Motorbase Ford), Ash Sutton und Adam Morgan (am Steuer der Mercedes A-Klasse) holten sich an einem verregneten Tag die drei Laufsiege.

News am Rande:

  • Die TOCA hat bereits den Kalender für die Saison 2022 bekannt gegeben. Der Saisonauftakt findet am 24. April 2022 in Donington statt, das Saisonfinale am 9. Oktober 2022 auf dem Brands Hatch GP Circuit. Bei der Streckenwahl gibt es keine Änderungen erneut wird zwei mal in Thruxton gefahren.
  • Team HARD-Pilot Glynn Geddie, beim Saisonauftakt noch in einen spektakulären Unfall verwickelt, wird den Rest der Saison nicht bestreiten, da es ihm persönliche Verpflichtungen in seiner Firma und der Umstand, dass er kürzlich Vater geworden ist, nicht erlauben, seinem BTCC-Einsatz die notwendige Aufmerksamkeit zu geben. Heißer Kandidat für das frei gewordene Cupra-Cockpit ist Ex-HARD-Pilot Mike Bushell.

Bilder: btcc.net

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