Nach viel Pech an den letzten Rennwochenenden verschaffte sich Toyota-Pilot Rory Butcher in Silverstone mit der Pole Position und zwei Siegen einen kleinen Befreiungsschlag. Den dritten Sieg des Tages holte sich Ford-Pilot Jake Hill während Ash Sutton seine Führung in der Meisterschaft noch weiter ausbauen konnte.
Wie schon vor einer Woche in Croft gab Rory Butcher auch in Silverstone in beiden freien Trainingssitzungen den Ton an und unterstrich damit erneut die gute Entwicklung, die das Speedworks-Team im Saisonverlauf mit dem Corolla hingelegt hat. Diese mal blieb der Toyota-Pilot dann auch in der Qualifikation von einem technischen Defekt verschont und holte sich sowohl im regulären Qualifying als auch im Top Ten Shootout die Bestzeit und damit die Pole Position.
Beim Start zum ersten Lauf drohte allerdings kurzzeitig noch mal das Pech, das Butcher in dieser Saison schon mehrfach ereilt hat, zurückzuschlagen: Ausgerechnet direkt vor dem ersten Startplatz hatte kurz zuvor ein Formel 4-Auto eine Öl-Lache hinterlassen, die zwar abgebunden wurde, anschließend aber noch mit Wasser abgespritzt worden war, das zum Start des BTCC-Rennens noch nicht getrocknet war . Butcher hatte beim Start auf dem Mix aus Wasser und Ölresten entsprechend Traktionsprobleme und verlor die Führung noch vor Copse Corner an den von Platz zwei gestarteten Tom Ingram, der – wegen des Abrutschens auf Meisterschaftsplatz fünf mit weniger Gewicht an Bord unterwegs war als bei den Rennen zuvor – endlich mal wieder ein gutes Quali-Resultat hinlegen konnte.
Butcher schaffte es jedoch immerhin den zweiten Platz gegen die nachfolgenden Dan Lloyd (mit P5 bestes Quali-Ergebnis in diesem Jahr), Aiden Moffat, Josh Cook und Colin Turkington zu behaupten. Und geschlagenen geben wollte sich Butcher gegen den vor ihm fahrenden, schwereren Hyundai ohnehin nicht. Bereits in der dritten Runde setzte Butcher sich beim Anbremsen von Brooklands innen neben Ingram und konnte sich die Führung zurückerobern.
Da Ingram mit dem zwar geringeren aber immer noch vorhandenen Zusatzgewicht an Bord recht schnell untersteuern bekam, setzte Butcher sich sukzessive ab und gewann schließlich entspannt mit über 3 Sekunden Vorsprung. Ingram wiederum geriet nach Butchers Attacke recht schnell unter Druck von Vauxhall-Pilot Dan Lloyd, der aber trotz mehrerer Versuche keinen Weg vorbei fand und sich gegen Rennende zudem selbst gegen den von hinten aufschließenden Aiden Moffat im Infiniti verteidigen musste.
Hinter dem Trio Ingram, Lloyd und Moffat auf den Plätzen zwei, drei und vier kreuzte mit etwas Abstand die nächste Dreier-Kampfgruppe bestehend aus Josh Cook, Colin Turkington und Ash Suton die Ziellinie. Der Meisterschaftsführende Sutton hatte den mit 75 Kilo Erfolgsballast beladenen Infiniti erneut innerhalb der Top Ten auf Startplatz acht qualifizieren können, war aber nach dem Start zunächst einen Platz zurückgefallen. Die gegen Stephen Jelley verlorene Position konnte der amtierende Meister aber ebenso wie einen weiteren Platz gegen Dan Rowbottom im Rennverlauf gut machen und sich mit Platz sieben sowie dem Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde wertvolle Punkte sichern. Die von Sutton geschlagenen Rowbottom und Jelley komplettierten mit Jason Plato im Schlepptau am Ende die Top Ten.
Im zweiten Lauf profitierte der nun mit 75 Kilogramm beladenen Rory Butcher zunächst von einem rundenlangen Fight um Platz zwei zwischen Tom Ingram und Josh Cook, was es ihm ermöglichte sich einige Wagenlängen an der Spitze abzusetzen. Der BTC Racing-Honda war sichtlich schneller als der Hyundai und Cook schaffte es auch einige Male sich neben Ingram zu setzen, konnte aber aber bis zur 17. Runde nicht an diesem vorbeizugehen. Mit Aiden Moffat und den restlichen Verfolgern im Nacken setzte Cook sich schließlich in Luffield innen neben Ingram und eroberte Platz zwei.
Während Ingram sich nun gegen die restlichen Verfolger verteidigen musste, schloss Cook sukzessive die Lücke zum schwer beladenen führenden Butcher und war pünktlich zur vorletzten Runde an dessen Stoßstange angekommen. In der letzten Runde bremste sich Cook, aka „Master of late braking“, dann mit einem Last-Minute-Überraschungsmanöver vor Brooklands innen neben den Toyota, der die Tür aber zuschmiss und Cook auf den inneren Randstein und die Wiese ausweichen musste. Das Manöver war völlig fair und Butcher konnte seinen zweiten Sieg an diesem Tag feiern. Ob Cook sich über den zweiten Platz freuen konnte, ist schwer zu sagen. Jegliches Rest-Gefühl an Freude war jedenfalls mit Sicherheit spätestens bei der technischen Abnahme jäh verschwunden, als beim Honda eine zu geringe Fahrzeughöhe festgestellt wurde und Cook regelkonform disqualifiziert wurde.
Den zweiten Platz erbte somit Tom Ingram, der sich bis zur Zielflagge gegen Colin Turkington, der zwischenzeitlich an Aiden Moffat vorbeigegangen war, verteidigen konnte. Moffat übergab den vierten Platz kurz vor der Zielflagge dann noch freundlicherweise an Teamkollege Ash Sutton, der sich somit einen weiteren Zähler für die Meisterschaftsführung sichern konnte. Hinter den beiden Infinitis komplettierten Dan Rowbottom, Chris Smiley, Stephen Jelley, Jake Hill und Jason Plato die Top Ten.
Der nach den Rennen in Croft auf den zweiten Meisterschaftsrang nach vorne gerückte Hill sah damit erstmals an diesem Renntag die Zielflagge innerhalb der Punkte. Sowohl in der Qualifikation als auch im ersten Lauf hatte der Ford-Pilot zuvor enorme Probleme mit dem hohen Zusatzgewicht, das er zum zweiten Lauf nun ausladen durfte und von Startplatz 21 bis auf den neunten Platz nach vorne fuhr.
Im dritten Lauf witterte Hill dann seine ultimative Chance als die Auslosung der Pole Position eine fast maximal umgedrehte Startaufstellung mit Dan Lloyd auf der Pole Position ergab. Die mögliche Vauxhall-Show mit beiden PMR-Autos von Lloyd und Plato in Reihe eins vereitelte Hill gemeinsam mit Stephen Jelley bereits beim Start als sich beide vor Plato setzen konnten. Hill folgte anschließend dem führenden Lloyd wie ein Schatten und setzte sich gemeinsam mit diesem um einige Wagenlängen vom restlichen Feld ab.
In der 10. Runde konnte Hill sich schließlich ausgangs Luffield innen neben Lloyd setzen und hatte damit vor Copse die ideale Ausgangsposition, um vorbeizugehen und die Führung zu übernehmen. Der geschlagene Lloyd ließ sich aber nicht abschütteln und probierte wenige Runden später einen Konter, als Hills Reifen begannen abzubauen und der Ford Untersteuern bekam. Letzten Endes behauptete der Ford-Pilot aber die Führung bis zur Zielflagge und holte sich miserablem Start in den Tag seinen weiten Saisonsieg. Dahinter freute sich Dan Lloyd über sein bislang bestes Ergebnis in dieser Saison, während nur knapp hinter den beiden Spitzenreitern Ash Sutton die Ziellinie kreuzte.
Der Meisterschaftsführende hatte zuvor Positionen gegen Jason Plato, Stephen Jelley und schließlich Chris Smiley gut gemacht und schließlich in den letzten Runden die zur Spitze entstandene Lücke zufahren können, für eine realistische Attacke wären aber mindestens zwei weitere Umläufe notwendig gewesen. Die von Sutton geschlagenen Smiley, Jelley und Plato belegten am Ende die Plätze vier bis sechs, während dahinter Aiden Moffat, Colin Turkington, Dan Rowbottom und Hill-Teamkollege Ollie Jackson die Top Ten komplettierten. Rory Butcher und Tom Ingram, zuvor mit festem Abonnement auf die Plätze eins und zwei schafften es in diesem Lauf „nur“ auf die Plätze 12 und 13 hinter Tom Oliphant.
Die detaillierten Ergebnisse der drei Läufe aus Silverstone können hier nachgeschaut werden.
In der Meisterschaft hat Ash Sutton durch die soliden Punkte-Resultate seinen Vorsprung noch mal ein weiteres Stückchen auf nun 36 Zähler ausgebaut. Innerhalb der Verfolgerpositionen bleibt es dagegen weiter eng. Den zweiten Meisterschaftsplatz übernimmt nun wieder Tom Ingram, gefolgt von Jake Hill (38 Punkte auf Sutton, 2 auf Ingram), Colin Turkington (40 auf Sutton, 4 auf Ingram). Mit deutlich mehr Abstand liegt dahinter Josh Cook mit 62 Punkten Rückstand auf Sutton und 27 auf Ingram. Ohne die Disqualifikation im zweiten Lauf wäre Cook deutlich enger dran und würde ebenfalls mit um Platz zwei in der Meisterschaft kämpfen.
Hier gibt es den kompletten Meisterschaftsstand als PDF.
Wie im Croft-Bericht angekündigt hat in Silverstone das Hybrid-Testauto für die Saison 2022 an allen drei Läufen teilgenommen. Der von BTCC-Champion Andrew Jordan gefahrene Toyota Corolla mit neuem TOCA-Motor von M-Sport und dem von Cosworth entwickelten Hybrid-System fuhr außerhalb der Wertung und mit gedrosselter Leistung, um nicht mit den vorderen Positionen zu interagieren, schaffte aber alle Trainingssitzungen und die ersten beiden Läufe problemlos (Plätze 25 und 21) bevor dann im dritten Lauf ein Ausfall wegen eins Risses im Krümmer folgte. In Sachen Rundenzeiten war der Testwagen mit bei der Musik und drehte im zweiten Lauf sogar die absolut schnellste Rennrunde.
Die BTCC setzt ihre Saison am kommenden Wochenende fort, wenn in Donington Park schon die vorletzte Saisonstation auf dem Programm steht. In Donington wurde zuletzt zum Saisonauftakt 2020 gefahren, weshalb eine Einschätzung schwerfällt. Damals überraschte Ash Sutton alle, als er bei seinem Debüt im Infiniti direkt einen Sieg einfuhr und die an diesem Tag ebenfalls siegreichen Dan Cammish im Dynamics-Honda und Colin Turkington im BMW in den Schatten stellte. Die Startzeiten für die Rennen in Donington könnt ihr wie gewohnt unserem TV-Planer entnehmen.
Bilder: btcc.net