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Formel Eins: Saisonrückblick 2021 – Mercedes AMG F1

von DonDahlmann
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Gewonnen und doch verloren. Dabei hat das Team nicht nur um Finale Pech gehabt. Eigene Fehler kamen hinzu.

Achtmal ist Mercedes hintereinander Weltmeister geworden. Siebenmal hat man den Weltmeister gestellt. Man kann nun wirklich nicht sagen, dass die letzten Jahre schlecht für Mercedes gelaufen wären. In diesem Jahr lief es allerdings etwas anders, als sonst. Mal abgesehen von dem Jahr, in dem Sebastian Vettel kurzzeitig die Mercedes unter Druck setzen konnte, gab es seit 2014 niemanden, der die Dominanz der Deutschen wirklich hätte gefährden können. Zu stark war der Motor, zu gut die Chassis, zu perfekt das gesamte Team. Aber was war in diesem Jahr anders?

Die eher späte Entscheidung der FIA den hinteren, seitlichen Teil des Unterbodens zu verkürzen, bedeutete für Mercedes, dass man mit dem „low rake“ Konzept einen erheblichen Teil des Abtriebs verlieren würde. (Siehe Erläuterung im Red Bull Artikel). Die Tests liefen dementsprechend schlecht, auch weil man die Teile, die etwas Abtrieb zurückgewinnen würden, noch nicht auf dem Auto hatte. Die Reduzierung des Abtriebs im Heck machte das Fahrverhalten des W12 auch unberechenbar. Die Fahrer sprachen von einer Diva und über das gesamte Jahr stand man vor dem Problem ein sehr enges Fenster für die Abstimmung zu haben. Sichtbar wurde das oft bei den Sprüngen, die Mercedes von Freitag auf den Samstag machen konnte.

Für das Team sprach, dass man im Verlaufe der Saison das Auto immer besser in den Griff bekam. Der Abstand zu Red Bull schwankte nicht mehr so stark wie bis zu Mitte der Saison und zum Ende des Jahres hatte man das klar bessere Auto. Dabei half auch das letzte Update des Motors, das man relativ spät ins Auto setzte. Damit hatte man dann Red Bull wieder im Griff, aber am Ende war es dann auch ein wenig zu spät. Die WM verliert man nicht im letzten Rennen, sondern davor.

Mercedes stand offensichtlich unter Druck und man war zudem verärgert über die späte Entscheidung der FIA den Unterboden zu beschneiden. Man empfand das als eine Entscheidung, die die FIA bewusst gegen das Team getroffen hatte, damit die Dominanz von Mercedes nicht ein weiteres Jahr andauert. Wenn dies berücksichtigt, wird auch deutlich, warum das gesamte Team in Abu Dhabi so verärgert war. Es war nicht nur die fragwürdige Entscheidung der Rennleitung, es war die Summe der Entscheidungen der FIA die man als gezielten und unfairen Angriff empfunden hat.

Allerdings leistete sich Mercedes in diesem Jahr auch ungewöhnlich viele Fehler bei der Strategie. Ob dies Gründe hatte, die wir nicht kennen, oder ob es einfach schlechte Entscheidungen waren, ist schwer zu sagen. Auffallend war jedenfalls, dass das Team oft nicht in der Lage war, die beste Strategie im Rennen zu finden. Man stand sichtbar unter Druck und offenbar war man das nicht in dem Maße gewohnt. Das gesamte Team wirkte gehetzt, unruhig und bei Weitem nicht so souverän, wie in den letzten Jahren. Man sollte meinen, dass ein Team, dass so viel gewonnen hat, etwas entspannter sein kann.

Red Bull erkannte das früh und nutzte jede Gelegenheit aus, Mercedes weiter zu verunsichern und zu beschäftigten. Die Proteste gegen den angeblich illegalen Heckflügel, der jeden FIA-Test bestanden hatte, waren reines Theater und nur dazu da, Mercedes weiter zu verärgern. Auch Toto Wolff machte in diesem Jahr einen ungewöhnlich verbissenen Eindruck. Das wirkte sich auch auf das Team aus. Erstaunlicherweise hatte man nie das Gefühl, dass sich Mercedes über Siege freuen kann. Man hatte eher den Eindruck, dass man nach einem Sieg eher bockig da stand und verbreitete, dass man endlich wieder seinen angestammten Platz eingenommen habe.

Die Kombination aus all diesen Dingen bedeutete, dass es eine schwierige Saison vor Mercedes war. Zumindest verglichen mit den Jahren davor. Dass der ganze Druck dann über den Ärger im letzten Rennen explodierte, war nur logisch. So gerechtfertigt ich den Ärger von Mercedes finde, es fehlte mir da auch ein wenig Größe einzugestehen, dass Red Bull über die Saison gesehen das bessere Team war. So viel Größe sollte man nach so vielen Titeln dann schon haben.

Lewis Hamilton kann in diesem Jahr keinen Vorwurf machen. Ich war eher im Gegenteil überrascht, wie gut er mit seinen 36 Jahren noch ist. Verstappen hat alles von Hamilton gefordert und er hat alles abgeliefert. Es gab Quali-Runden von Hamilton, die so unfassbar gut waren, dass man nur staunen konnte. Seine Rennintelligenz ist phänomenal und vermutlich ist da nur Alonso auf einem ähnlichen Niveau unterwegs. Dazu kommt seine Fähigkeit schnell zu sein und gleichzeitig die Reifen zu schonen. Es gibt meiner Meinung nach im Moment keinen Fahrer der insgesamt das Wasser reichen kann. Verstappen mag schneller auf einer Runde sein, aber im Rennen hat Hamilton die Nase noch etwas vorne.

Wie tief ihn die umstrittene Niederlage gegen Verstappen getroffen hat, ist schwer zu sagen. Aber der Stachel muss tief sitzen. Auf Instagram ist er eigentlich immer regelmäßig unterwegs, aber sein letzter Eintrag stammt vom 11. Dezember, also dem Samstag vor dem Rennen in Abu Dhabi. Seitdem hat (Stand 30.12) nichts mehr geschrieben oder mit seinen Fans kommuniziert. Was für ihn wirklich sehr ungewöhnlich ist und die Gerüchte befeuert, dass er 2022 vielleicht nicht mehr antreten wird. Generell ist die Kommunikationspause des Teams weiterhin merkwürdig.

Valtteri Bottas hatte dagegen eine sehr seiner schwächsten Saison bei Mercedes. Einen Sieg konnte er erringen, ansonsten stand er meist weiter hinter Hamilton und Verstappen. Vor allem in der Phase, als Mercedes noch nicht entscheiden hatte, ob man Russell ins Team holen wird, wirkte er oft schwach und nicht sonderlich motiviert. Er hatte Rennen, in denen er lange um P6 steckte und er war oft nicht in der Lage seinem Teamkollegen an der Spitze zu unterstützen. Weder konnte er Verstappen einbremsen, noch konnte ihn unter Druck setzen. Immerhin rettete er seinen Ruf und die WM für das Team mit einigen starken letzten Rennen für das Team.

Vielleicht hilft es ihm bei Alfa Romeo, dass dort niemand von ihm Siege der Podien erwartet. In seiner Zeit bei Williams machte er oft den Eindruck, dass er dann gut unterwegs ist, wenn es eben keiner erwartet. Man weiß, dass er an guten Tag wirklich brillant unterwegs sein kann, aber er gehört eben nicht zu den Fahrern, die das jedes Wochenende machen. Und schlechte Rennen in einem Alfa fallen eben weniger auf, als in einem Mercedes.

Mercedes hat recht, wenn sie sich über den Ausgang der Fahrer-WM ärgern. Und es ist richtig, dass sie von der FIA mehr Klarheit einfordern, auch über die Rolle des Renndirektors. Es wäre aber auch gut, wenn man die Rolle des schwer beleidigten Teams ablegen würde. Dafür hat man in den letzten Jahren zu viel erreicht.

Bilder: Daimler AG

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1 Kommentare

Montoya12 5 Januar, 2022 - 16:27

Sorry aber warum sollte Mercedes nach so einer Schweinerei Größe zeigen?
Mercedes hat doch vor dem letzten Rennen klar gesagt wenn man fair verliert sei man der Erste der gratuliert.
Aber so war es halt leider nicht und so hat man halt zu 100% das Recht beleidigt zu sein.

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