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Super GT: Nissan präsentiert überraschend umgekrempelten Fahrerkader für 2022

von geinou
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Als letzter der drei großen Hersteller hat Nissan am heutigen Dienstag den eigenen Fahrerkader für die diesjährige Super-GT-Saison verkündet. Dabei gab es gleich zwei faustdicke Überraschungen. Mit dabei: Ex-Honda-Mann Bertrand Baguette.

Bereits letztes Jahr im Dezember hatten Nissan und NISMO mit dem Z GT500 ihren brandneuen Einsatzwagen für die Super GT vorgestellt. Der Wagen tritt die Nachfolge des legendären GT500 GT-R (R35) an, der nach 14 erfolgreichen Jahren ins Museum wandert. Mit der Wiedergeburt des Z als Rennwagen greift Nissan stark in die eigene Markenhistorie, feierten ältere Generationen des Modells weltweit doch zahlreiche Erfolge. Darunter auch in Japan, wo das auch als „Fairlady Z“ bekannte Z34-Modell in der GT500-Klasse der Super GT von 2004 bis 2007 unterwegs war. Gleich im Debütjahr gewann man mit Satoshi Motoyama und Richard Lyons auch den Fahrertitel. In der GT300-Klasse war eine kleinere Variante der „Fairlady“ von 2003 bis 2010 unterwegs. Mit dem neuen Boliden auf Basis des Z34 Mk. II versuchen die Yokohamer nun den ersten GT500-Titel seit 2015 zu erringen. Passend hierfür wurde auch am Fahrerkader gebastelt. Nissans Präsident Takao Katagiri beschreibt die Aufstellung als eine, „die jederzeit gewinnen kann.“

Unverändert bleibt das Ensemble der Werksmannschaft von NISMO, die erneut auf das Talent des zweifachen GT500-Meisters Tsugio Matsuda sowie Super-GT-Legende Ronnie Quintarelli setzen. Der Italiener ist mit vier GT500-Titeln Rekordchampion der Serie. Für das Duo ist es bereits die zehnte Saison in Folge als Teamkollegen. 2015 holten sie Nissans vorersten letzten GT500-Fahrertitel nach Yokohama. Nach dem tragischen Tod von NISMO-Urgestein Yutaka Suzuki im Alter von 56 Jahren Ende Dezember 2021, der unter anderem die GT500-Fahrzeugentwicklung des Herstellers leitete und seit 2014 auch die Werksmannschaft in der Super GT anführte, übernimmt sein langjähriger Weggefährte Takeshi Nakajima nun das Ruder. Nakajima arbeitete seit 2014 als Chefingenieur eng mit Suzuki sowie Matsuda und Quintarelli zusammen.

Kurz nach dem letztjährigen Saisonfinale gab Bertrand Baguette bekannt, dass er nach acht erfolgreichen Jahren das Honda-Lager verlassen wird. Die Art und Weise, wie er die Ankündigung formulierte, ließ jedoch darauf schließen, dass sein Japan-Abenteuer noch nicht beendet sei. Und tatsächlich hat der Belgier nun im Nissan-Lager seine neue Heimat gefunden. Er übernimmt das nach der Sensationsrückkehr von Nobuharu Matsushita zu seinem alten Arbeitgeber Honda freigewordene Impul-Cockpit an der Seite von Kazuki Hiramine. Baguette ging 2014 nach Japan und gewann 2017 die vorerst letzten Suzuka 1000km zusammen mit Nakajima Racing. Seit 2018 war er für Real Racing am Steuer und feierte insgesamt drei Erfolge in den letzten beiden Saisons. Als Tabellendritter verpasste er den Titel im Jahr 2020 nur knapp.

Für die Mannschaft der japanischen Motorsportlegende Kazuyoshi Hoshino ist es bereits der sechste Fahrerwechsel in gleich vielen Jahren. Die Erwartungen an den Ex-Honda-Mann sind hoch. Nissan-Präsident Katagiri erklärte: „Wir erwarten, dass Baguette leidenschaftlich fährt und sich dem Team anpasst.“ Letztes Jahr beendete Impul eine fünfjährige Durststrecke mit einem Sieg im Sportsland SUGO. Ein Erfolg, an den man heuer anknüpfen möchte. Gut für Baguette: Er ist nahezu von Anfang an in die Entwicklung des neuen Z GT500 involviert, was seinen Wechsel ins Nissan-Lager erleichtern sollte. Obgleich unbestätigt, wirkt es, dass Honda und Nissan quasi ein Tauschgeschäft mit Baguette und Matsushita vollführten. So erklärte letzterer, dass Honda zuerst auf ihn zugegangen sei, um ihn ins eigene Lager zurückzuholen.

Die zweite große Überraschung involviert eine Umbesetzung der beiden Fahrerpaarungen von Kondo Racing und NDDP Racing. Letztere gehen gar eine komplette Umstrukturierung durch, da Nissans Langzeitpartner B-Max Racing überraschend und ohne viel Fanfare sich nach vier Jahren aus der GT500-Klasse zurückgezogen hat. Stattdessen wird sich das Team von Besitzer Ryuji „Dragon“ Kumita auf die Super Formula sowie die verschiedenen Juniorkategorien in diesem Jahr konzentrieren. Das Fahrzeug mit der #3 wird fortan erst mal von NISMO selbst geleitet. Zumindest inoffiziell wird die #3-Truppe somit zur zweiten Werksmannschaft. Da Nissan aber am eigenen NDDP Racing (Nissan Driver Development Program)-Branding festhält, werden beide Teams zumindest namentlich als unabhängige Mannschaften aufgeführt. Passend zum Teamnamen haben die Yokohamer Mitsunori Takaboshi an die Seite von Katsumasa Chiyo umbesetzt – zwei Fahrer die einst aus Nissans Nachwuchsprogramm hervorgingen. Für den 35-jährigen Chiyo ist es die nunmehr dritte Saison im Cockpit der #3. Für Takaboshi ist der Wechsel nach vier Jahren in den Diensten von Kondo Racing hingegen die große Chance, um sein Potential zu demonstrieren, was ihm in den vergangenen Saisons aufgrund er schwächelnden Yokohama-Reifen seines alten Teams nur bedingt gelang. Tatsächlich war der Name des einstigen Test- und Entwicklungsfahrers für Nissans Formula-E-Projekt in den letzten Jahren häufiger auf der Abschussliste. Letztlich hielt die Marke aber folgerichtig an ihm fest. Teil der Team-Umstrukturierung ist auch der ehemalige Impul-Chefingenieur Jiro Shimada, der fortan das Amt des Teamchefs von NDDP Racing bekleiden wird.

Takaboshi übernimmt damit das Cockpit von Kohei Hirate, der anstelle von seinem Landsmann im Wagen von Kondo Racing an der Seite von Daiki Sasaki Platz nehmen wird. Der Tausch ist dahingehend überraschend, da Hirate seit seinem Wechsel vom Toyota- ins Nissan-Lager im Jahr 2019 einst gar als möglicher Nachfolger von Tsugio Matsuda im roten Werksauto gehandelt wurde. So hatte der zweifache GT500-Champion im Dezember auch die Ehre, den letztjährigen Motul Autech GT-R bei der Präsentation auf dem Fuji Speedway pilotieren, als er und Ronnie Quintarelli quasi eine Art symbolische Staffelübergabe an den neuen Z GT500 auf der Strecke vollführten. Möglicherweise könnte der 35-Jährige aber genau der X-Faktor sein, den die Truppe von Pop-Idol Masahiko Kondo benötigt, um aus den Kellerregionen des Klassements zu entkommen. Auch für Kondo Racing bedeutet der neue Bolide einen Neuanfang. Hirate bringt das Talent und die Erfahrung mit, um den Wagen sowie die Yokohama-Reifen entsprechend weiterzuentwickeln. Sein selbstgestecktes Ziel: Der erste Sieg für Nissan mit dem neuen Z GT500.

Am 20. Februar möchte Nissan bei einem virtuellen Motorsport-Fan-Event weitere Details zum diesjährigen Super-GT-Engagement präsentieren. Darunter wohl auch die Fahrzeug-Lackierungen, eine Bestätigung der jeweiligen Reifenpartner sowie Team-Sponsoren.

AutoFahrerTeamReifen
#3 TBAKatsumasa Chiyo / Mitsunori TakaboshNDDP RacingTBA (Michelin?)
#12 TBAKazuki Hiramine / Bertrand BaguetteImpulTBA (Bridgestone?)
#23 TBATsugio Matsuda / Ronnie QuintarelliNISMOTBA (Michelin?)
#24 TBADaiki Sasaki / Kohei HirateKondo RacingTBA (Yokohama?)

 

GT300: Team Gainer ebenfalls mit einem umstrukturierten Fahrerkader

Als erstes der GT300-Kundenteams von Nissan hat Langzeitpartner Team Gainer ebenfalls am heutigen Dienstag ihren Kader für die diesjährige Saison präsentiert. Nach dem Karriereende von Kazuki Hoshino sowie dem Wechsel von Katsuyuki Hiranaka zu den GT300-Neueinsteigern von Shade Racing, musste die Mannschaft einige Änderungen vornehmen. Folglich wechselt Keishi Ishikawa, der 2019 zu Team Gainer hinzustoß, vom #10 Tanax Gainer GT-R in den #11 Gainer Tanax GT-R – den Flaggschiffwagen des Teams – an die Seite des GT300-Meisters von 2008 Hironobu Yasuda. Letzterer wechselt nach acht Jahren in der GT500 im Jahr 2018 zu Team Gainer in die GT300-Kategorie. Letztes Jahr eroberte die #11-Crew zwei Pole-Positionen sowie eine Podiumsplatzierung beim vierten Lauf in Motegi.

Für den #10 Tanax Gainer GT-R setzt die Mannschaft hingegen auf eine gänzlich neue Paarung. Hierfür hat man Ryuichro Tomita verpflichtet, der bereits als dritter Fahrer für das Team unterwegs war und maßgeblich zum Klassensieg bei der 2015er Ausgabe der Suzuka 1000km sowie zum letztlichen Titelgewinn von André Couto zum Ende des Jahres beitrug und anschließend von 2016-2017 Vollzeit für die Truppe am Start war. In den letzten beiden Jahren hat sich Tomita insbesondere mit Audi und WRT einen Namen in der SRO GT World Challenge Europe gemacht, war aber vereinzelt auch im Nissan GT-R NISMO GT3 von Nilzz Racing in Japan am Start. Sein Teamkollege wird der 22-jährige Rookie Riki Okusa, der 2019 den ST-3-Klassentitel in der Super Taikyu gewann und letzte Saison eine Förderung im Porsche Carrera Cup Japan erhielt. Die Saison beendete das vielsprechende Talent auf dem vierten Tabellenrang. Ein wenig besser lief es in der Formula Regional Japan, in der er den Bronzerang ergriff. Aus just der gleichen Nachwuchsserie stammt auch Yusuke Shiotsu, der als dritter Fahrer bei etwaigen Terminüberschneidungen einspringen sowie das Ensemble bei den Langstreckrennen wie den Fuji 500km unterstützen wird. Neu ist außerdem der ehemalige TGR Team SARD Chefingenieur Narunobu Makino, der die gleiche Position für die #10-Mannschaft bekleiden wird. Chefingenieur der Schwestertruppe bleibt Yosuke Fukuda. Die beiden Dunlop-bereiften Fahrzeuge werden auch weiterhin von Teamchef Kazumi Fujii angeführt.

Es ist zu erwarten, dass die drei restlichen Nissan-Kunden – Kondo Racing, Nilzz Racing sowie Tomei Sports – ihre Kader spätestens beim virtuellen Fan-Event von Nissan am 20. Februar präsentieren werden.

Copyright Photos: NISMO, GTA

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