Es ist wieder so weit. Die Promis strömen nach Monaco, Kaviar und Champagner sind gekühlt und, ach ja, ein F1-Rennen gibt es auch nebenbei.
Monaco ist das älteste Rennen im Kalender und es gehört mit Sicherheit zu den Prestige-trächtigsten Events der Formel Eins. Oder vielleicht doch nicht mehr? Hinter den Kulissen scheint es Diskussionen zu geben, ob das Rennen noch im Kalender bleiben kann. Der Grund dafür: Monaco zahlt kein Geld für die Formel Eins während andere Strecken bereit pro Jahr zweistellige Millionensummen bezahlen. Aber das mit dem Geld stimmt zwar nicht so ganz, denn immerhin baut man den Kurs und die halbe Stadt um. Aber das macht man in Miami auch und die Veranstalter bezahlen Liberty Media.
Dazu kommt auch, dass Monaco nicht mehr der Nabel der mondänen Welt der Reichen ist. Die sitzen längst in den Emiraten oder in Asien, wo man etwas mehr zum Leben hat als im völlig vollgestopften und nicht gerade wunderschönen Monaco. Wenn man so will, ist Monaco das „alte Europa“, ein in die Jahre gekommener Event, der von seiner Tradition lebt, während die Superreichen dieser Welt schon längst andere Interessen haben. Dennoch ist Monaco allein wegen des Ruhms, hier einen Sieg einzufahren, immer noch das wichtigste Rennen für Fahrer und Teams. Wer hier gewinnt, der geht in die Annalen des Motorsports ein. Sei es durch einen glücklichen Sieg (Olivier Panis) oder als Seriensieger (Hill, Stewart, Lauda, Senna, Schumacher etc.).
Aber ungeachtet der ganzen Diskussionen um das Rennen steht auch in diesem Jahr ein Sieg wieder ganz oben auf der Wunschliste der Fahrer. Vor allem Charles Leclerc, für den das ja sein Heimrennen ist, dürfte heiß auf den Sieg sein. Gute Chancen hat er natürlich, auch wenn es beim letzten Rennen nicht lief. Aber die Updates von Ferrari scheinen zu funktionieren und man ist mit Red Bull auf einer Höhe. Wie gut der Ferrari allerdings auf der engen Strecke sein wird, ist dann wieder eine andere Frage. Hier ist sehr viel mechanischer Grip gefragt und von dem hat Red Bull, zumindest in den letzten Jahren, immer genug gehabt.
Aber ein Blick auf den letzten Sektor in Barcelona, der ja eng ist und Monaco ein wenig ähnelt, offenbart, dass die Ferrari dort die schnellsten Zeiten im Rennen hatten. Leclerc hatte eine 27.3, Verstappen eine 27.4. Nicht viel, aber in Monaco kann ein Zehntel in der Quali den Unterschied über Sieg und Niederlage entscheiden.
Ein Hauptproblem für alle Teams sind die Reifentemperaturen, die man im oberen Bereich halten muss, was gar nicht so leicht ist. Zwar bringt Pirelli seine weichen Mischungen, aber in den letzten Jahren kämpften fast alle Teams, vor in der Quali, mit den Temperaturen. Solange der Asphalt heiß ist, geht es aber, schwierig wird es, wenn die Außentemperaturen unter 20 Grad fallen. Und das könnte an diesem Wochenende tatsächlich sein. Mercedes findet das schon mal schlecht.
Die Deutschen sahen in Spanien wirklich gut aus, vor allem, wenn man noch mal auf das Rennen schon Hamilton schaut. Der lag nach seinem erzwungenen Stopp in der ersten Runde rund 50 Sekunden hinter dem Feld. Sein Abstand am Ende des Rennens auf Verstappen, trotz dreier Stopps, lag bei 54 Sekunden. Er hat also, obwohl er durchs Mittelfeld musste, kaum Zeit auf den Red Bull verloren. Aber wie gut das Konzept von Mercedes in Monaco passt? Da kann von P1 bis Mittelfeld alles drin sein.
Überraschungen aus dem Mittelfeld erwarte ich nicht. Dazu sind die Abstände nach vorne zu groß. Aber ein Blick in den letzten Sektor in Barcelona gibt auch hier ein paar Hinweise. Die Kandidaten sind:
Bottas (Alfa) 27.443
Magnussen (Haas) 27.516
Norris (McLaren) 27.768
Ocon (Alpine) 27.896
Tsunoda (AT) 27.984
Vettel (Aston) 28.197
Das könnte ein Hinweis darauf sein, wie sich das Mittelfeld in Monaco staffeln kann. Alfa erwarte ich wieder vorne, da das Team bisher auf allen Strecken schnell war und wenig Schwächen zeigt. Die Sauber-Mannschaft schwebt zwar mehr oder weniger unterhalb des Radars und liegt noch hinter McLaren in der WM, aber die Ergebnisse sind konstant. Und während bei Alfa die Updates in Spanien funktionierten, war das McLaren eher nicht der Fall. Aber Monaco und der Asphalt dort liefern immer wieder Überraschungen.
Strategie:
Es gibt C3, C4 und C5 von Pirelli und damit sehen wir die weichen Reifen im Einsatz. Der bisherige Eindruck in diesem Jahr ist, dass die Autos mehr Verschleiß haben und man daher auch mehr Stopps sieht. Pirelli geht in der eigenen Vorschau davon aus, dass man aber nur einen Stopp sehen wird. Grund dafür ist der Zeitverlust an der Box und der Umstand, dass man in Monaco nur schlecht überholen kann. Wer sein Auto in der Mitte der Strecke parkt, hat wenig zu befürchten. Da man sich die Reifen zum Start aussuchen kann, gibt es aber durchaus Möglichkeiten. Williams könnte man wieder versuchen, auf den Hard zu starten und hoffen, dass das Rennen keine Unterbrechungen hat, genauer gesagt, die Unterbrechung erst gegen Ende des Rennens passiert. Alle anderen sehe ich eher auf den Medium starten, um dann später auf die Hard zu wechseln.
Allerdings ist am Wochenende auch ein Regenrennen oder ein Rennen mit wechselnden Bedingungen möglich. Die Vorschau wirft zumindest am Mittwoch eine Regenwahrscheinlichkeit von 70 Prozent aus. Das wird sich dann sicher noch verändern, aber alle Modelle sehen einen unbeständigen Sonntag kommen. Und Regen kann in Monaco bekanntermaßen alles auf den Kopf stellen. Fragt einfach Olivier Panis.
Bilder: Williams, Pirelli, Aston Martin