Das in der Überschrift postulierte Motto dürfte man dieses Jahr im Fahrerlager wohl am häufigsten hören. Nach zwei Ausgaben ohne Fans auf den Campingplätzen, geschrumpften Starterfeldern und wetterbedingt stark gekürzten Rennen freut man sich in diesem Jahr wieder auf eine reguläre Ausgabe und obendrein die 50. Ausgabe des 24 Stunden Rennens nach einem 14,5 Stunden Rennens 2020 und einem 9,5 Stunden Rennens 2021, bei dem man wegen unfassbar zähem Nebel das kürzeste Rennen aller Zeiten hatte.
Wenn man es weiterspinnen möchte, hatte man fünf Unterbrechungen in den letzten acht Jahren gehabt. Definitiv zu viel für ein Rennen dieser Art, auch wenn die Gründe für die Unterbrechungen allesamt nötig und nachvollziehbar waren. Das wichtigste wird es sein, in diesem Jahr wieder durchzufahren, da die Veranstaltung sonst dauerhaft an gutem Ruf verlieren dürfe.
Je nach zählweise kommt man auch dieses Jahr mindestens auf 15 oder gar mehr Gesamtsiegfähige Kandidaten. Neben den 24 Stunden von Spa dürften die 24 Stunden am Ring das wohl am schwierigsten zu gewinnende 24 Stunden Rennen der Welt sein, wenn man sich die Konkurrenz anschaut. Auch wenn das Feld insgesamt über die Jahre kleiner geworden ist und die Vielfalt aus verschiedenen Gründen etwas gelitten hat, um den Gesamtsieg wird es nicht minder spannend und die ca. 30. Teilnehmer in der GT3 Klasse SP9 schafft man jedes Jahr konstant zu halten.
Somit werfen wir zunächst mal einen Blick auf die vier deutschen Premiummarken, die das Rennen seit der modernen GT3 Ära jedes Jahr bestimmt haben und höchstwahrscheinlich auch dieses Jahr bestimmen werden.
BMW
Auch wenn kein Hersteller wirklich favorisiert werden kann, so muss man doch BMW nach den vergangenen Wochen im GT3 Sport und nach den jüngsten Auftritten auf der Nordschleife als Favorit sehen. Nach einem dreifach-Sieg bei NLS3 mit dem Rowe M4 als Sieger, konnte das BMW-Junior Team das erste dreistündige Qualifikationsrennen gewinnen. Auch beim zweiten Qualy Rennen hätte das Junior Team gewonnen, wenn da nicht eine 40 Sekunden Strafe wegen eines Code60 Vergehens gekommen wäre. Selten hatte es über mehrere Wochen ein GT3 Hersteller geschafft, sowohl in Sprintformaten wie der DTM oder dem GT Masters und in Langstreckenformaten auf der Nordschleife so geschlossen zu triumphieren. Das historische Wochenende für Schubert Motorsport hatte ich gestern bereits in meiner GT Masters Rückschau thematisiert. Insgesamt ist BMW in der modernen GT3 Ära nur der eine Sieg für die Rowe Mannschaft 2020 gelungen, was damals der erste Gesamtsieg seit 10 Jahren war. Obwohl der M6 und auch der Z4 immer gut auf der Nordschleife gingen, hat es sonst nie funktioniert. Hier zu den Besetzungen:
#20 Schubert BMW (Jesse Krohn, Alexander Sims, Jens Klingmann, Niklas Krütten)
#72 BMW Junior Team (Daniel Harper, Max Hesse, Neil Verhagen)
#98 Rowe BMW (Nick Catsburg, Sheldon van der Linde, Marco Wittmann, John Edwards)
#99 Rowe BMW (Augusto Farfus, Connor de Philippi, Nick Yelloly, Phillip Eng)
#100 Walkenhorst BMW (Henry Walkenhorst, Friedrich von Bohlen, Jörg Breuer, Andreas Ziegler) – Pro AM
#101 Walkenhorst BMW (Krognes, Soucek, Trogen, Jörg Müller)
#102 Walkenhorst BMW (Müller, Tuck, von Bohlen, Schmidt-Staade) – Pro AM
Wenn man die beiden Pro-AM Fahrzeug von Walkenhorst wegnimmt, kommt man durchaus auf fünf absolute Gesamtsiegkandidaten bei BMW. Das ist zwar eine gute Zahl, aber aufgrund der zurückhaltenden Verkaufszahlen des M4 (was sich nächstes Jahr ändern dürfte!), hat man eben nicht so viele Eisen im Feuer wie die drei anderen Premiummarken aus Deutschland, auf die ich später eingehen werde. Zudem hat man unter anderem im Schubert BMW mit Niklas Krütten einen Rookie beim 24 Stunden Rennen und mit Andi Soucek einen BMW-Neuling im Gesamtsieg-Kandidaten von Walkenhorst. Natürlich top Fahrer, aber im Kampf um jede Sekunde könnte das ein Nachteil sein.
In Sachen Konstanz müsste man das Junior Fahrzeug am stärksten einschätzen. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass die drei Junioren in dieser Form erst seit 2021 im GT3 eingesetzt werden, war dieses Trio ein Garant für erfolgreiche NLS Läufe seit dem letzten Jahr. Schenkt man den Plänen von Initiator Jochen Nerpasch und der BMW M GmbH glauben, soll das Trio in diesem Jahr den Gesamtsieg nach München zurückholen. Wäre eine echt tolle Geschichte!
Das in der Regel stärkste BMW-Team war in den letzten Jahren auf der Nordschleife in der Regel Rowe Racing, die sich nach einem eher erfolglosen DTM Ausflug wieder auf ihr Metier, dem Langstreckenbereich konzentrieren. Im Grunde war es die einzige Mannschaft, die in den letzten Jahren mit dem M6 nennenswerte Erfolge einfahren konnten, so die 24H Nürburgring 2020 und die 24 Stunden von Spa 2016, was damals in der Anfangszeit der M6 kam. Beide Rennen gewann die Mannschaft von Hans-Peter Naundorf aus St. Ingbert im Saarland nicht, weil sie zwingend die Schnellsten waren, sondern strategisch am schlausten bei widrigen Wetterbedingungen reagierten. Ich tippe mal, dass wegen den Nordschleifen-Kilometern am Ende einer der beiden Rowe BMW und das Junior Team die stärksten M4 sein werden.
Größere BOP Anpassungen gab es im Vergleich zu den Qualifikationsläufen nicht, weshalb man BMW wohl als Favorit sehen darf. Würde irgendwie passen, wenn man bei der 50. Ausgabe des 24 Stunden Rennens als erfolgreichste Marke den 21. Sieg einfahren würde und man obendrein noch 50 Jahre M-GMBH in diesem Jahr feuert. Passt wie die berühmte Faust aufs Auge! 😉
Porsche
Ganze 7-mal seit Beginn der GT3 Ära 2006 konnte Porsche von den letzten 16 Ausgaben das Rennen gewinnen, immer mit Manthey-Racing. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Olaf Manthey als aktiver Fahrer nie das Rennen gewinnen konnte und eine Art Bob Wollek des 24 Stunden Rennens am Nürburgring wurde. Vor allem die vielen Kilometer über die komplette Saison, der gute Umgang mit den Reifen und ein stabiles Fahrzeug unter nassen Bedingungen brachte Porsche oft auf die Siegerstraße. Hier mal die Besetzungen des Herstellers auf Zuffenhausen:
#1 Manthey Racing (Michael Christensen, Kevin Estre, Laurence Vanthoor, Frederik Makowiecki)
#18 KCMG (Dennis Olsen, Earl Bamber, Nick Tandy)
#25 Huber Motorsport (Joachim Thyssen, Klaus Rader, Nico Menzel, Lars Kern) – Pro-AM
#27 Toksport WRT Porsche (Julien Andlauer, Matt Campbell, Matthieu Jaminet)
#28 Dinamic Motorsport (Christian Engelhart, Matteo Cairoli, Come Ledogar, Thomas Preining)
#29 Dinamic Motorsport (Matteo Cairoli, Adrien De Leener, Christian Engelhart, Frederik Schandorff)
#33 Falken Motorsport (Jaxon Evans, Sven Müller, Patrick Pilet, Marco Seefried)
#44 Falken Motorsport (Klaus Bachler, Alessio Picariello, Patrick Pilet, Martin Ragginger)
Offenbar ist man bei Porsche auf den Geschmack gekommen zu sein, mit drei Fahrern auf den Fahrzeugen zu planen. Piloten wie Engelhart oder Cairoli sind auf zwei Wagen genannt und werden sich im Rennen für ein Auto entscheiden müssen, auf dem sie gewertet werden wollen. KCM oder Toksport scheinen von vornherein nur mit drei Fahrern zu planen. Man hat in den letzten Jahren gesehen, dass das sehr gut funktionieren kann, aber man ist immerhin schon seit 2019 nicht mehr die volle Distanz gefahren. Daher nicht zu unterschützen!
Beim Erfolgsgaranten Manthey setzt man auch dieses Jahr nur auf einen Wagen und bündelt die Kräfte. Schon ein Risiko, wenn man bedenkt, wie schnell man sich Strafen oder Unfälle einhandelt.
KCMG startet nun in sein drittes Jahr beim 24 Stunden Rennen und dürfte fahrerisch mit Olsen, Bamber und Tandy nicht viel schlechter sein als die Manthey Mannschaft.
Die Huber Mannschaft dürfte mit den starken Nico Menzel und Lars Kern die großen Favoriten in der Pro-Am Klasse sein, nachdem man letztes Jahr in der kurzen Renndistanz in die Top10 fahren konnte.
Toksport WRT ist eine der vielen Mannschaften mit Heimspiel am Ring. Die Mannschaft aus Quiddelbach hat sich nach neben Rallyeeinsätzen als Skoda Einsatzteam in der WRC2 und ERC seit 2019 auf den GT3 Sport ausgeweitet und fuhr die letzten Jahre mit einem top besetzten Mercedes AMG im GT Masters mit Luca Stolz und Maro Engel als Piloten. Nun hat man dieses Jahr das Programm geändert und setzt auf einen Porsche am Ring. Mit Andlauer, Campell und Jaminet hat man mit die Schnellsten, die man im GT3 Pool von Porsche bekommen kann. Ob man jedoch nach der kurzen Vorbereitung um den Gesamtsieg fahren kann? Auf jeden Fall Top 10, aber Gesamtpodium wird wohl eher schwierig!
Apropos schwierig: Eine sehr schwierige Saison hat bislang Falken Motorsport erlebt. Aufgrund der Lieferprobleme konnte man bei NLS3 wegen Reifenmangel nicht starten und obendrein hatte man auch noch Unfälle bei NLS1 und den Qualifikationsrennen. Zudem ist man auch fahrerisch mit Leuten wie Bachler, Seefried, Ragginger und Pilet zwar gut aufgestellt, aber nicht mehr ganz mit dem obersten Fahrerregal bei der Firma Porsche. Mehr als Außenseiterchancen würde ich der Mannschaft von Sven Schnabl nicht geben.
Schwierig einzuschätzen ist die Mannschaft Dinamic Motorsport. Die italienische Mannschaft wurde über die Porsche Markenpokale bekannt und ist noch recht neu am Ring. Vor allem die #28 mit Christian Engelhart, Matteo Cairoli, Come Ledogar, Thomas Preining ist jedoch sehr gut besetzt und könnte ein guter Geheimtipp fürs Rennen sein, sofern man die bislang eher wenigen Daten im Vergleich zu anderen Top Teams gut umsetzen kann.
Nicht mehr am Start ist in diesem Jahr mit einem GT3 Frikadelli Racing, die mit einem Porsche Cup Fahrzeug an den Start gehen.
Es wäre es bei Porsche keine Überraschung, wenn erneut im Falle eines Porsche-Sieges Manthey ganz oben stehen wird – wie immer halt. 😉
Mercedes
Der letzte Erfolg für Affalterbach liegt nun auch schon ganze sechs Jahre zurück, damals unvergessen das erste 24 Stunden Rennen mit kompletter TV-Produktion rund um die Uhr und mit einem vierfach-Erfolg. Eine Dominanz, die seit dem die BOP-Macher rund um Norbert Kreyer nicht mehr zuließen. Immer wieder kamen in den letzten Jahren kleinere oder größere Unfälle für Mercedes in die Quere. Vor allem gab es mächtig Kritik an der Bauart des AMG, der im Vergleich zu anderen Modellen keine größeren Kontakte Berührungen verträgt, vor allem im Frontbereich.
Hier die Besetzungen:
#3 Team GetSpeed – (Maro Engel, Jules Gounon, Daniel Juncadella)
#4 Team GetSpeed – (Adam Christodoulou, Maxi Götz, Fabian Schiller)
#6 HRT Mercedes (Team Bilstein) – (Hubert Haupt, Gabriele Piana, Nico Bastian) – Pro AM
#12 HRT Mercedes (Team Bilstein) – (Raffaele Marciello, Phillip Ellis, Luca Stolz)
#21 Charles Putman (Privateinsatz) – (Charles Putman, Charles Espenlaub, Joe Foster, Shane Lewis) -Pro Am
#34 Schnitzelalm Racing – (Kenneth Heyer, Marek Böckmann, Yannick Mettler, Johannes Stengel)
#55 Landgraf Mercedes – (Patrick Assenheimer, Dominik Baumann, Luca-Sandro Trefz, Julien Apothéloz)
Bei Mercedes scheint man die besten Profibesetzungen ausschließlich auf drei Fahrer pro Auto zu nennen, was für eine neue Herangehensweise in diesem Jahr spricht. Da darf man gespannt sein, ob es sich auszahlt. Bei 24 Stunden Läufen in Spa und Le Mans sind ja drei Fahrer seit Jahren die Regel, am Nürburgring seit einigen Jahren eher nicht. Dafür setzt man hier anders als bei Porsche auf klar definierte Fahrer- und Teamzuordnungen ohne Doppelnennung.
Das Team GetSpeed dürfte mit beiden Fahrzeugen die Speerspitze bilden. Vor allem bei den beiden Qualifkationsläufen konnte man hier als einer der wenigen nicht-BMW gut mithalten und das 2. Rennen wegen der BMW-Strafe mit Startnummer 4 (Adam Christodoulou, Maxi Götz, Fabian Schiller) gewinnen. Maro Engel gilt vor allem auf eine Runde als einer schnellsten und hat nicht umsonst schon drei Mal die Jim Glickenhaus Trophy für die Pole Position geholt. Fahrerisch dürften sich die beiden Besetzungen nicht viel geben.
Neben dem Pro-AM besetzen Fahrzeug mit Teambesitzer Hubert Haupt fährt das noch recht neue HRT Team in diesem Jahr mit Bilstein-Nennung. Das Trio Marciello, Ellis, Stolz dürfte ähnlich gut wie die beiden Getspeed-Besetzungen sein. Dass Phillip Ellis nach einem guten DTM Jahr 2021 dort kein Cockpit mehr bekommen hat, war schon eine Überraschung. Überraschend auch, dass man das Traumduo „Engel – Stolz“ aus allen möglichen GT Serien in diesem Jahr gesplittet hat. Vielleicht hilft ein neuer Ansatz, um den Sieg wieder nach Affalterbach zurückzuholen.
Neu im AMG-Aufgebot ist Schnitzelalm Racing, die man bisher aus der ADAC GT4 kannte und seit zwei Jahren in der NLS im BMW M240 Cup unterwegs sind. Die Truppe wird auch gerne als „Schnitzelblitz“ bezeichnet, da man einen der Scheid-BMW, den sogenannten „Eifelblitz“ erworben hat. Das Team möchte nun erstmals im GT3 Sport reinschnuppern und hat sich direkt mit Kenneth Heyer einen erfahrenen Mann im AMG-Aufgebot geholt. Mit Yannick Mettler hat man u.a. einen Fahrer aus der klassischen NLS-Schule dabei, der sich über den BMW M240 Cup empfohlen hat. Ein Team, bei dem „Erfahrung sammeln“ auf der Agenda stehen dürfe.
Landgraf Mercedes geht als ehemaliges Partnerteam von HTP, die in diesem Jahr nicht auftauchen, wie schon im GT Masters als nun alleiniges Team mit der „gelben Mamba“ an den Start. Patrick Assenheimer wird oft unterschätzt und zeigt immer wieder, dass auch er im AMG zu den Schnellsten am Ring zählt. Mit dem Schweizer Apothéloz hat man einen GT3 Neuling dabei, der jedoch auch bei den NLS Läufen schon überzeugen konnte. Wäre keine Überraschung, das Auto am Sonntag in den Top 10 zu sehen, jedoch wohl eher ohne Gesamtsiegambitionen.
Audi
Die Ingolstädter konnten in den letzten zehn Jahren fünf Mal den Sieg einfahren und das mit drei verschiedenen Teams (Land, Phoenix, WRT). Schon mal vorab: Land und WRT sind dieses Jahr nicht am Start. Das nicht-teilnehmen von Land ist wohl eine Entscheidung „von oben“ gewesen, nachdem man offenbar nur ein Auto einsetzen wollte. Ohnehin herrscht in diesen Tagen eine große Unsicherheit über die Zukunft des Customer Sports bei Audi. Mal sehen, welche Teams 2023 noch mit Audi überhaupt unterwegs sind. Deshalb könnte 2022 das vorerst letzte Jahre von Audi mit Gesamtsiegambitionen werden.
Auch wenn bei den NLS und Quali-Läufen etwas die Pace gefehlt hat, abschreiben darf man Audi auf keinen Fall, zumal man mit 10kg weniger die wohl größte BOP-Anpassung unter den vier Premiummarken bekommen hat. Es ist das erste Jahr mit dem neuentwickelten R8 LMS Evo2.
Hier zu den Teilnehmern:
#5 Scherer Sport Team Phoenix (Vincent Kolb, Frank Stippler, Ricardo Feller, Kelvin van der Linde)
#11 Twin Busch by équipe vitesse (Elia Erhart, Michael Heimrich, Pierre Kaffer, Arno Klasen) – Pro AM
#15 Audi Sport Team Phoenix (Kelvin van der Linde, Dries Vanthoor, Frederik Vervisch, Robin Frijns)
#16 Scherer Sport Team Phoenix (Jakob Giermaziak, Kim-Luis Schramm, Michele Beretta, Markus Winkelhock)
#22 Car Collection (Christopher Haase, Nico Müller, René Rast, Patric Niederhauser)
#23 Lionspeed by Car Collection Audi (Dennis Fetzer, Klaus Koch, Simon Reicher)
#24 Car Collection (Patrick Kolb, Mattia Drudi, Christopher Mies, Patric Niederhauser)
Man darf gespannt sein, ob sich nicht das Fehlen von Land und WRT noch böse rächen wird. Jedenfalls haben nun Phoenix Racing und Car Collection mit drei eingesetzten R8 viel zu tun. Auch wenn mit Scherer und Lionspeed den Teams von Ernst Moser, bzw. Peter Schmidt geholfen wird, darf man auf die dreifach-Belastung gespannt sein!
Ein Stück weit scheint man bei Audi die Porsche Taktik zu wählen und benennt bei allen Autos vier Piloten, die jedoch im Falle von Kelvin van der Linde und Patric Niederhauser doppelt bei Phoenix und Car Collection genannt werden.
Unter den drei Phoenix Audis wird vor allem die #15 das Auto sein, auf das man sich hauptsächlich konzentrieren sollte. Eine stärkere Audi-Besetzung kann es eigentlich nicht geben. Die beiden anderen Phoenix Audi haben mit Vincent Kolb in der #5 und #16 mit Michele Beretta und Markus Winkelhock kleinere Schwachpunkte, die nicht zum obersten Fahreraufgebot bei Audi zählen. Insgesamt haben alle Besetzungen jedoch eine Mischung aus Erfahrung und Jugend, so u.a. die #5 mit Stippler und Feller, sowie die #16 mit Schramm, Winkelhock.
Car Collection wird vieles auf die #22 setzen, hier u.a. mit dem 24 Stunden Comeback von René Rast, der sich offenbar immer besser auf den GT3 Sport einschießt, wie man letzte Woche bei der DTM am Lausitzring sehen konnte. Auch Nico Müller scheint nun den Speed in den R8 GT3 gefunden zu haben. Die #15 von Phoenix und die #22 von Car Collection dürften die beiden R8 sein, wenn es um den Sieg geht, beim Rest dürfte es eher schwierig werden.
Einen interessanten Pro-Am Teilnehmer bildet die Nummer 11 von Twin Busch. Hier teilen sich zwei namenhafte Motorsport-Journalisten das Steuer mit Elias Erhart und Pierre Kaffer, der sich von seiner Wirbelverletzung beim GT Masters Saisonfinale 2021 erholt haben dürfte. Neben dem Huber Porsche könnte es hier ein interessantes Duell in der Pro-Am Wertung herausbilden.
Weitere GT3 Hersteller
Wie immer ist es leider beim 24 Stunden Rennen nicht allzu gut um die reine Markenvielfalt in der SP9 Klasse bestellt. Nach Ausflügen von McLaren oder Bentley sind Auftritte außerhalb der vier deutschen Premiummarken eher selten geworden, da ein eigenes Nordschleifenprogramm mit konkurrenzfähigen Leistungen einen hohen Kostenaufwand mit sich bringt und ein solches Programm neben dem GT3 Tagesgeschäft schwer zu stemmen ist. Aber es gibt sie wenigstens, wenn auch mit geringen Ambitionen auf einen Gesamtsieg – mit vielleicht einer Ausnahme!
Ferrari
Es werden auch in diesem Jahr zwei Ferrari von Privatteams eingesetzt.
#14 racing One (Jeroen Bleekemolen, Nick Foster, Jules Szymkowiak)
#26 octane 126 (Björn Grossmann, Simon Trummer, Jonathan Hirschi, Luca Ludwig)
Racing One hat in diesem Jahr ein erstaunlich gutes Fahrer Line-Up genannt, was erst sehr spät kommuniziert wurde. Die Mannschaft von Jörgen Kohlhaas hat bereits Erfahrungen in der Ferrari Challenge gesammelt und kennt man im deutschen Motorsport eher aus dem GT4 Bereich. Wenn man über die Distanz durchhält, könnte da ein guter Mittelfeldplatz herausspringen.
Bereits schon länger am Start ist die Octane 126 Truppe aus der Schweiz. Hier hat man mit Simon Trummer und Luca Ludwig auch zwei gute Profis am Start und man schafft es immer wieder in einzelnen Sequenzen der NLS Läufe vorne mitzumischen. Über die Distanz verliert man jedoch meistens einiges an Boden, da man Björn Grossmann und Jonathan Hirschi fahrerisch etwas abfallen zum Rest. Eines dieser Projekte, bei denen man sich fragt: Wie würde das wohl laufen, wenn Ferrari mehr Werksunterstützung bringen würde und vielleicht ein oder zwei Werksfahrer? Für eine gute Quali Runde wie 2020 ist man immer gut, mehr wie Top 10 oder 15 würde ich jedoch nicht für möglich halten im Rennen. Nach dem schweren Crash im Qualifikationsrennen ist nun man komplett in Gold anstatt mit schwarz unterwegs. Erinnert ein wenig an den JP Motorsport McLaren aus der GT World Challenge.
Lamborghini
Die Lamborghini Fahnen werden auch dieses Jahr aus Verl bei Gütersloh von Konrad Motorsport Franz Konrad mit der #7 hochgehalten: Fahrer: Axcill Jeffries, Jordan-Lee Pepper, Michele Di Martino. Auch bei diesem Projekt fragt man sich, wieso Lamborghini nicht etwas mehr Werksunterstützung und zumindest die Unterstützung ausgewählter Werksfahrer reinbringt. Immer wieder schafft es die Konrad Mannschaft in den Qualifyings vorne mitzumischen und auch gute Startstints zu fahren, bis man meistens aufgrund von Reifenschäden und technischen Problemen nach hinten fällt. Gerade Reifenschäden beschäftigen das Team schon Jahre und konnten sie bislang nie wirklich abstellen. Es wäre schon eine Überraschung, wenn man über 24 Stunden vorne mitfahren könnte, um es dezent auszudrücken. Potenzial wäre wie gesagt da!
Aston Martin
Die Marke aus England hat sich seitdem bislang erfolglosen Formel 1 Einstieg in vielen Motorsport Bereichen ziemlich rar gemacht. Nur wenige Aston Martin Vantage werden außerhalb Englands verkauft und auch das Werksprojekt in der GTE Pro Klasse der WEC wurde Ende 2020 beendet. Da überraschte es umso mehr, als zu Beginn des Jahres ein umfangreiches Nordschleifen-Programm bekannt gegeben wurde und das nicht mit irgendwelchen Fahrern beim 24 Stunden Rennen:
#90 TF Sport – (Marco Sörensen, Nicki Thiim, David Pittard, Maxime Martin)
Eine reine Besatzung an Werksfahrern bei einem Hersteller außerhalb Deutschlands beim 24 Stunden – das gab es lange nicht mehr! Mit TF Sport hat zudem eine erfahrene WEC Mannschaft aus der dortigen GTE Am Klasse den Einsatz übernommen. Auch wenn noch etwas Kilometer als Erfahrung fehlen sollten, wenn es eine Überraschung gibt, dürfte diese der Nummer 90 am ehesten zutrauen, zumal man 15 PS mehr und mehr Ladedruck nach den beiden Qualifikationsrennen zugestanden bekam.
KTM
Aufgrund eines wirklich spektakulären Einsatzes sollte man der Zweirad-Marke aus Mattighofen in Österreich auch ein eigenes Kapitel widmen. Nachdem man jahrelang mit den kleinen und wendigen KTM X-Bow im GT4 Bereich Erfahrung gesammelt hat, ist man nun letztes Jahr in die neue GT2 Klasse eingestiegen und setzt dort eine ganze Reihe an KTM GTX ein, die nur marginal langsamer sind als die GT3 Boliden. Bei NLS3 konnte sogar Tim Heinemann in einem der Fahrzeuge bis zu einem Reifenschaden ums Podium mitkämpfen. Über die Distanz wird man wohl in die Top 10 nicht fahren können, zumal dies von den GT3 Herstellern nicht gewünscht sein wird. Da überrascht es umso mehr, dass man in Sachen BOP mehr Ladedruck zugestanden bekam. Mal sehen, ob es sogar einer oder mehrerer aus dem Aufgebot ins Top-Qualifying kommen. Hier mal das Fahreraufgebot: (Hinweis: In der #117 war ursprünglich Christian Menzel genannt, der sich jedoch aufgrund der wenigen Vorbereitung selbst entschieden hat, nicht zu starten. Respekt für diese Entscheidung, die sicher nicht leichtgefallen ist.)
#116 – KTM AG / True Racing: Reinhard Kofler, Mads Siljehaug, Max Hofer, Tim Heinemann
#117 – KTM AG /True Racing: Ferdinand Stuck, Johannes Stuck, Markus Palttala
#160 – Teichmann Racing: Georg Griesemann, Maik Rönnefarth, Yves Volte, Felix von der Laden
#161 – Teichmann Racing: Stephan Brodmerkel, Laura Kraihammer, Constantin Schöll, Hendrik Still
#162 – Teichmann Racing: Manuel Amweg, Tim Sandtler, Florian Wolf, Dirk Adorf
Weitere bekannte Namen und interessante Projekte
Hier eine kleine Auswahl an weiteren interessanten Projekten.
#13 Fly & Help: Dodge Viper CC GT3 – (Bernd Albrecht, Sebastian Asch, Kurt Ecke, Andreas Sczepansky)
Mittlerweile hat es alte Tradition, dass eine Dodge Viper am Start ist. Nachdem Skateboard Unternehmer Titus Dittmann mit „Skate Aid“ keine Einsätze mehr macht, ist die Fly & Help Mannschaft ein letztes Mal in diesem Jahr mit einer Viper am Start. Hier wird Geld gesammelt für den Aufbau von Schulen in Afrika.
#109: Ford Mustang GT – (Ralph Caba, Oliver Sprungmann, Michael Mohr)
Da Mannschaft verbinde ich mit einer Aktion aus 2020, wo man für mehrere Teile vor dem Start mehrere Hundert Kilometer gefahren ist, um am Rennen teilzunehmen. Leidenschaft pur!
#114: Subaru Tecnica International – (Carlo van Dam, Tim Schrick, Marcel Lasee, Kota Sasaki)
Traditionell rund um Star-Tuner Tim Schrick wird jedes Jahr ein Subaru eingesetzt, vor allem mit internationalen Piloten, dieses Mal mit einem aus Japan. Das Auto müsste das einzige Allrad-Fahrzeug im Feld sein.
#10: Max Kruse Racing (Volkswagen Golf GTI TCR) – (Frédérik Yerly, Marek Schaller, Heiko Hammel)
#310: Max Kruse Racing (Volkswagen Golf GTI TCR) – (Jasmin Preisig, Gustavo Xavier, Emir Asari, Matthias Wasel)
#811: Max Kruse Racing (Audi RS3 LMS TCR) – (Peter Hansen, Lars Nielsen, Benjamin Leuchter)
Oft regt man sich ja über die Gehälter von Fußballern auf, zurecht! Aber wenn das Geld in den Motorsport investiert wird, soll es mir recht sein! Jedenfalls setzt der Profi vom VFL Wolfsburg mal eben drei TCR ein, zwei Golf und einen Audi. U.a. in der #811 VW Werksfahrer Benni Leuchter, der 2019 das WTCR Rennen am Vorprogramm gewann.
#118: Team Mokoflex (Dacia Logan) – (Jürgen Bussmann, Oliver Kriese, Michael Lachmayer, Yannik Lachmayer)
auch für das langsamste Fahrzeug im Feld soll Platz sein! Nachdem leider keine Renault Clios mehr am Start sind (GT3 Fahrer werden sagen: „Zum Glück“!), stellt auch dieses Jahr eine positiv verrückte Truppe einen Dacia an den Start. Hier hat man einen Cup Motor aus dem Renault Megane Pokal eingebaut, um nicht bei unter 100 PS zu bleiben, wie es serienmäßig der Fall wäre.
#132: IronForce Racing by Phoenix (Porsche 911 GT3 Cup 992) – (Jan Erik Slooten, Luca Engstler, Leon Köhler, Timo Scheider)
Die Mannschaft von YouTuber Jan Erik Slooten hatte bereits in der Vergangenheit einen 911 GT3 eingesetzt, dieses Jahr hat es zwar nur für einen Cup Porsche gereicht, aber das Fahrer Line-Up liest sich nicht schlecht! Scheider somit nach ein paar Jahren Pause mal wieder bei den 24 Stunden am Start. In Falle von Engsler ist es nach den GT Masters Leistungen etwas überraschend, dass er keinen R8 GT3 einsetzt.
#320: Four Motors GmbH /Tom von Löwis (Porsche GT3 Cup 991) – (Thomas von Löwis of Menar, Smudo, Charles Kauffman, Thomas Kiefer)
Jedes Jahr beeindruckend, was die Mannschaft „Four Motors“ in der Klasse für alternative Treibstoffe an den Start bringt. Zum Inventar des Teams gehört natürlich Rapper „Smudo“, der eigentlich Michael Berndt Schmidt heißt. Seit Jahren verwendet man hier recyclebares Karbon, Biosprit und sonstige Neuentwicklungen im Sinne von grüner Technik. Tolles Projekt! Neben der 320 setzt man noch zwei weitere Porsche in der „AT-Klasse“ ein.
#220: GITI Tire Motorsport By WS Racing (BMW M4 GT4) – (Carrie Schreiner, Celia Martin, Fabienne Wohlwend, Pippa Mann)
Mittlerweile schon fast gewohntes Bild bei Langstreckenrennen, dass auch ein Damenteam am Start ist. Hier ist es jedoch nicht nur ein reines Damenteam bei den Fahrerinnen, sondern auch ausschließlich auch Mechanikerinnen. Nachdem man in der Vergangenheit über einen Golf TCR das Projekt begann, geht es nun in den GT4 Bereich. Alle vier Pilotinnen sind in verschiedenen Rennserien schon unterwegs gewesen, Wohlwend in der W Series, Pippa Mann in der Indycar Series und Carrie Schreiner im GT Masters und der GTC Serie.
#706: Glickenhaus Racing LLC (SCG 004c) – (Thomas Mutsch, Felipe Fernandez Laser, Franck Malleux, Richard Westbrook)
Zum Schluss komme ich nun auf den Exoten schlecht hin zu sprechen, dem Glickenhaus. Ma staunte 2015 nicht schlecht, als ein reicher Hollywood Regisseur dieses Prototypen-ähnliche Fahrzeug einsetzte. U.a. stand man auch mal auf Pole beim 24 Stunden Rennen. Mittlerweile ist das Projekt leider ein wenig eingestaubt und man ist aufgrund des WEC Engagements nur noch selten auf der Nordschleife am Start. Hier wird man es ähnlich wie bei Lamborghini und Fahrer halten. Über die Distanz wird man wohl aufgrund mangelnder Vorbereitung nicht viel sehen.
#830: Hyundai Motorsport (Hyundai Elantra TCR) – (Manuel Lauck, Marc Basseng, Mikel Azcona)
#831: Hyundai Motorsport (Hyundai i30N TCR) – (Jean Karl Verney, Moritz Oestreich, Antti Buri)
Die Koreaner auch dieses Jahr mit zwei Werkswagen in der TCR Klasse am Start und das mit einer Reihe an Werksfahrern. Ein aktueller Elantra und ein etwas älterer i30.
Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm ist in vielen Teilen angelehnt an den 50. Geburtstag des 24 Stunden Rennens. Somit wird als aktuellen Motorsport lediglich die WTCR geben, die am Samstagmorgen beide Rennen austragen werden. Ansonsten sind im Rahmen die Tourenwagen Legenden, am Freitag das 3 Stunden Youngtimer Rennen, sowie am Samstag im Vorprogramm das „BMW Race of Legends“ mit BMW-Legenden in den aktuellen M2 aus dem Markenpokal.
Die Zeiten sind unserem TV Planer zu entnehmen.
Auf vier großartige Tage am Ring, gutes Wetter und tolles Racing!
Bildquellen:
Racingblog Facebook (https://www.facebook.com/racingblogde/photos/?ref=page_internal)
Racingblog NLS Beiträge: https://www.racingblog.de/2022/03/27/nls-die-schoensten-bilder-der-67-adac-westfalenfahrt/ und https://www.racingblog.de/2022/03/19/nls-bilder-vom-testtag-auf-der-nordschleife/