Home LMS24 H Le Mans 24 Stunden von Le Mans: Vorschau auf die Prototypen-Klassen

24 Stunden von Le Mans: Vorschau auf die Prototypen-Klassen

von StefanTegethoff
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Das berühmteste Langstreckenrennen des Jahres geht in eine neue Runde. Die Hypercar-Klasse ist zwar dünn besetzt, dafür wird es bei den LMP2 spannend.

Im Grunde genommen könnte ich die Vorschau aus dem letzten Jahr nehmen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder nur fünf Autos in der Hypercar-Klasse. Zwei Toyota, zwei Glickenhaus und der Alpine. Und wie im letzten Jahr dürfte die Rollenverteilung klar sein. Toyota wird über die Distanz kaum zu schlagen sein, es sei denn, sie bekommen Probleme. Die Glickenhaus haben zugelegt und könnten in der Quali für eine Überraschung sorgen, aber weder Renntempo noch die Zuverlässigkeit sind auf der Seite des kleinen Teams. Schön wäre es, wenn der ACO die Equivalence of Technology (EoT) etwas anpassen würde, damit das Rennen etwas länger offen bleiben könnte, aber damit ist wohl nicht zu rechnen.

Toyota wird die Strategie aus dem letzten Jahr wiederholen und gleich zum Start des Rennens ein hohes Tempo vorlegen wollen. Damit will man sich einen Puffer schaffen, um bei einem ungeplanten Stopp etwas Luft zu haben. Ganz reibungslos lief die Saison bisher für Toyota aber nicht, daher dürfte das auch nötig sein. Aber über die Distanz sind die Toyota aufgrund ihres Speeds und der EoT nur dann zu schlagen, wenn es Probleme für die Japaner gibt.

In Sachen EoT gab es in diesem Jahr ein paar kleine Änderungen. Die wichtigste dürfte sein, dass Toyota den Boost des Motors erst ab einer Geschwindigkeit von 190 km/h zuschalten darf. Im letzten Jahr lag die Grenze noch bei 120 km/h. Das hat Auswirkungen auf die Fahrweise und den Motor, da nun der Verbrenner allein zunächst für den nötigen Schub sorgen muss. Damit fällt dann auch ein Vorteil beim Rausbeschleunigen weg, denn die Zusatzleistung kommt ja über die Vorderachse. Das war vor allem auf nasser Strecke immer ein Vorteil.

Ebenso musste Toyota bei den bisherigen Rennen 30 Kilo zuladen und kommt jetzt auf ein Leergewicht von 1070 kg. Der Glickenhaus wiegt 1030 kg und der Alpine 952 kg. Dafür hatte man dem Alpine 26 PS Motorleistung genommen. Das ist aber die EoT aus Spa, ob die so in Le Mans Bestand haben wird, werden wir sehen. Meist tendiert der ACO die EoT für das Rennen primär bei Energieverbrauch zu verändern. Toyotas Vorteil bedingt sich ja vor allem durch die Stints, bei denen man, wenn man will, eine Runde mehr als die Konkurrenz fahren kann. Damit haben die Japaner schon vor dem Start des Rennens einen gewaltigen Vorteil. Die Konkurrenz müsste pro Runde rund 0,7 Sekunden schneller sein, um das zu kompensieren. Damit dürfte nicht zu rechnen sein.

Das ist ein bisschen schade und etwas mühsam, wenn man 24 Stunden darauf wartet, ob den Japanern ein Lapsus unterläuft, aber es ist halt nicht zu ändern. Spannender wäre es sicher geworden, wenn Peugeot am Start wäre. Aber die haben ihre Teilnahme in Le Mans abgesagt und kommen erst zum Rennen in Monza. Dass man vier Wochen nach Le Mans dann mit zwei fertigen Autos am Start ist, nicht aber in Le Mans antritt, ist ein wenig merkwürdig. Aber offenbar trauen die Franzosen dem Auto nicht und wollen eine komplette Blamage (Grüße an Aston Martin) vermeiden. Das ist natürlich sehr schade und so müssen wir uns noch ein Jahr gedulden, bis es in Le Mans dann wieder an der Spitze richtig spannend wird.

Nächstes Jahr werden in Le Mans dann Acura, BMW, Cadillac, Porsche, Toyota und Glickenhaus am Start sein. Ab 2024 dann Alpine und Lamborghini. Bei Audi gibt es im Moment noch sehr viele Fragezeichen, da das Projekt „on hold“ ist. Sicher ist, dass man nächstes Jahr nicht in der WEC sein wird und ob das Projekt überhaupt weiter getrieben wird, ist fraglich. Das dürfte auch mit dem geplanten Einstieg der Marke in die F1 zusammenhängen.

Also müssen wir in diesem Jahr noch einmal mit einer sehr schmalen Startgruppe vorlieb nehmen. Das reduziert die Spannung deutlich, aber vielleicht werden wir ja überrascht.

LMP2

Während an der ehemaligen LMP1- und heutigen Hypercar-Klasse immer wieder justiert werden muss, um sie spannend und für die Werke attraktiv zu halten, erfreut sich die LMP2-Klasse seit Jahren großer Beliebtheit. Auch hier haben ACO und FIA aber immer wieder das Reglement weiterentwickelt, vor allem, um die Kosten im Rahmen zu halten. Die damit verbundene Entwicklungssperre hat über die Jahre dazu geführt, dass nahezu alle Teams auf das stärkste Chassis setzen, das aus dem Hause Oreca kommt. Da zudem der Gibson 4,2l-V8-Motor und die Goodyear-Reifen Standard sind, handelt es sich beinahe um einen Markenpokal – aber um was für einen!

(c) WEC

Jedes Jahr wird das Feld größer, prominente Teams steigen neu ein und das Fahrerfeld kann ehrgeizige Nachwuchsstars ebenso aufbieten wie altgediente Sportwagen-Veteranen. Die klassischen semi-professionellen „Gentlemen Drivers“ gibt es natürlich auch, ebenso immer wieder das ein oder andere Überraschungstalent, das man bisher so gar nicht auf dem Schirm hatte. Die bunten Fahrerbesetzungen machen die Klasse spannend, auch wenn sie technisch heutzutage leider „Einheitsbrei“ ist.

Damit die Gentleman-Halbprofis (Amateure kann man sie kaum nennen, da sie alle mit Rennerfahrung kommen), die die Einsätze häufig finanzieren, aber in der großen Klasse nicht komplett untergehen wollen und sollen, hat man letztes Jahr die Pro/Am-Subkategorie aus der Taufe gehoben. Während man grundsätzlich mindestens einen Silber-Piloten (oder schlechter gerankt) unter seinen drei Fahrern haben muss, um in der LMP2 antreten zu dürfen, wird man mit mindestens einem Bronze-Piloten als „Pro/Am“-Entry gewertet und fährt neben dem normalen Klassenrennen noch um einen Pokal für diese Unter-Kategorie.

Den LMP2s wurde Anfang 2022 nochmal etwas Motorleistung gestrichen. Auch wenn nur fünf Hypercars am Start sind, müsste bei denen schon eine Menge schiefgehen, damit ein LMP2 aufs Gesamt-Podium fahren könnte. Ausgeschlossen ist es nicht, aber so eng wie 2017, als Jota Sport im Gewand von Jackie Chan DC Racing beinahe den Gesamtsieg geholt hätte, wird es in der aktuellen Konstellation wohl eher nicht werden.

Doch das LMP2-Feld ist so breit aufgestellt und hat eine so hohe Leistungsdichte, dass auch das Rennen um den Klassensieg allein wieder sehr spannend werden dürfte: ein Fehler, ein kleiner Unfall, ein Reparatur-Stopp, und man fällt weit zurück. Aber wer die Klasse in der Nacht im Blick behält, kann hier oft auch starke Aufholjagden von Top-Teams sehen, die früh in Probleme geraten sind. Action und Spannung sind beinahe garantiert, wenn man ein Auge auf die Klasse behält.

#31 WRT (Oreca) – Sean Galael (S), Robin Frijns (P), René Rast (P)
#32 WRT (Oreca) – Rolf Ineichen (S), Mirko Bortolotti (P), Dries Vanthoor (P)
#41 Realteam by WRT (Oreca) – Rui Andrade (S), Ferdinand Habsburg (G), Norman Nato (G)

Realteam by WRT (C) WEC

Das belgische Team WRT hat im Vorjahr die LMP2-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans gewonnen – beinahe wäre es ein Doppelsieg geworden, wäre nicht das führende Auto eingangs der letzten Runde mit technischen Problemen ausgerollt. Und zwischen dem „Backup“ und dem jagenden Jota war der Sieg bis zur Ziellinie so heiß umkämpft, dass man beinahe den Zielflaggenschwenker umgemäht hätte…

WRT gehört ganz klar wieder zu den Favoritenteams, alle drei Autos sind stark besetzt, weisen eine Mischung aus Speed und Le Mans-Erfahrung auf. Aufgrund der Audi-Connection hat man viele aus dem Lager des deutschen Herstellers bekannte Namen am Start. Frijns und Habsburg, Klassensieger 2021, sind nun auf zwei verschiedene Autos aufgeteilt. Ineichen könnte ein Schwachpunkt sein, weil es sein erster LMP2-Start in Le Mans ist, letztes Jahr gab er sein Debüt noch in der GTE-Am. Mit drei Vollprofis dürfte die #31 die Speerspitze des Teams und ein Favorit auf den Gesamtsieg sein, und das zeigt auch die aktuelle Tabellenführung in der WEC.

#28 Jota (Oreca) – Oliver Rasmussen (S), Ed Jones (G), Jonathan Aberdein (G)
#38 Jota (Oreca) – Roberto Gonzalez (S), Antonio Felix da Costa (P), Will Stevens (P)

Jota (C) WEC

Zu den heißesten Verfolgern wird wieder das Jota-Team gehören, das seit Jahren ein kontinuierlicher Frontrunner in Le Mans ist. Das Top-Auto ist natürlich die „Mighty 38“, die schon 2014 und 2017 die Klasse gewonnen hat und seit 2015 auch noch drei zweite Plätze holte. Die Fahrerbesetzung mit zwei Le Mans-erfahrenen Platin-Piloten und dem inzwischen auch erfahrenen Mexikaner Roberto Gonzalez, der mit dem Team 2020 schon Klassenzweiter wurde, ist extrem stark einzuschätzen. Die #28 ist indes bestenfalls ein Geheimtipp, denn zwei der Piloten sind erstmalig in Le Mans, nur Aberdein hat schon 2021 (ohne zählbaren Erfolg) debütiert, auch in der WEC lief es bisher nicht ganz rund.

#22 United Autosports USA (Oreca) – Philip Hanson (G), Filipe Albuquerque (P), William Owen (S)
#23 United Autosports USA (Oreca) – Alex Lynn (P), Oliver Jarvis (P), Joshua Pierson (S)

United Autosport (C) WEC

Auch United Autosports ist seit einigen Jahren immer wieder mit starken Besatzungen an der Sarthe am Start, allerdings waren die Ergebnisse meist nicht zufriedenstellend. Nur 2020 konnte das britisch-amerikanische Team einmal den Klassensieg holen. Schon da waren Phil Hanson und Filipe Albuquerque am Start, die nun wieder die #22 pilotieren. Will Owen hat mit dem Team 2018 das einzige weitere Podium geholt, Rang 3 in der Klasse. Dieses Auto muss man fahrerisch auf dem Schirm haben, aber es braucht auch ein fehlerfreies 24h-Rennen des ganzen Teams.

Die #23 hat mit Lynn und Jarvis zwei extrem starke und ebenfalls Le Mans-erfahrene Platin-Piloten am Start, Jarvis hat mit Audi zwar niemals den Gesamtsieg holen können, aber mit Jota wäre es in dem wilden Jahr 2017 fast gelungen. Noch nicht richtig einschätzen kann ich Josh Pierson, der mit nicht einmal sechzehneinhalb Jahren jüngste Teilnehmer aller Zeiten werden wird, wenn er am Samstag ins Auto steigt. Beim WEC-Lauj in Sebring holte er mit Jarvis und Paul di Resta aber direkt einen Klassensieg.

#34 Inter Europol Competition (Oreca) – Jakub Smiechowski (S), Alex Brundle (G), Esteban Gutierrez (P)
#43 Inter Europol Competition (Oreca) – David Heinemeier-Hansson (S), Fabio Scherer (G), Pietro Fittipaldi (P)

Inter Europol (C) WEC

Das letzte Team mit zwei “Pro“-Entries ist (noch) nicht ganz so stark einzuschätzen wie die vorgenannten. Doch die Mannschaft aus Polen hat sich über die letzten drei Jahre Stück für Stück gesteigert, bei der Ausgabe 2021 reichte es mit Smiechowski  und dem Allround-Talent Brundle für einen starken fünften Klassenrang. Ex-F1-Pilot Gutierrez ist das erste Mal in Le Mans und hat die letzten Jahre vor allem Test- und Reserve-Engagements gehabt, sodass das Trio schwer einzuordnen ist. Auch Pietro Fittipaldi hat noch nicht viele LMP-Rennen absolviert. Schön ist, dass der starke Gentleman-Driver / Semi-Pro David Heinemeier-Hansson nach zwei Jahren Pause wieder im Start ist, er gehört zu den schnellsten seiner „Art“.

#1 Richard Mille Racing Team (Oreca) – Lili Wadoux (S), Sébastien Ogier (P), Charles Milesi (G)

Richard Mille Racing Team (C) WEC

Charles Milesi gehörte 2021 zum WRT-Klassensieger-Trio. Der junge Franzose hat diesmal die Herausforderung auf sich genommen, den achtfachen Rallye-Weltmeister Sébastien Ogier anzulernen und zu begleiten. Sebastien Loeb, siebenfacher Rallye-Weltmeister, konnte 2006 Gesamt-Zweiter in Le Mans werden – ganz so weit nach vorn wird es dieser interessant durchmischte Einsatz wohl nicht schaffen. Mit Lili Wadoux bringt das Richard Mille Racing Teams außerdem wieder eine Frau an den Start, die aber – wie Ogier – auch noch nicht viel Erfahrung aufzuweisen hat.

#48 IDEC Sport (Oreca) – Paul Lafargue (S), Paul-Loup Chatin (G), Patrick Pilet (P)

Ein in den letzten Jahren immer wieder stark auftretendes französisches Team ist IDEC Sport um die Familie Lafargue. In genau dieser Konstellation mit Chatin und Pilet sind sie letztes Jahr bereits angetreten und Sechste in der Klasse geworden. Chatin und Paul Lafargue holten in den Jahren davor auch bereits einen fünften und einen sechsten Rang. Die Top 5 zu knacken muss also eigentlich das erklärte Ziel sein und vielleicht ist die Konstanz in der Besetzung der richtige Weg dorthin. Kein großer Name, aber ein Geheimfavorit.

#9 Prema Orlen Team (Oreca) – Robert Kubica (P), Louis Deletraz (G), Lorenzo Colombo (S)

Prema Orlen (C) ELMS

Das bisher vor allem aus den Formel-Nachwuchsserien bekannte Prema-Team hat sein Portfolio ergänzt und tritt nun auch in der LMP2 an. Aufgrund des Hauptgeschäftsfeldes hat man natürlich gute Connections zu schnellen jungen Piloten, die noch als Silber (Colombo) oder schon als Gold (Deletraz) eingeordnet sind. Mit Robert Kubica hat man sich schließlich noch einen schnellen und vielseitig erfahrenen Piloten geholt: beim Le Mans-Debüt im Vorjahr war er Teil der lange führenden WRT-Besatzung, die in der letzten Runde ausrollte. Mit dem neuen Team wird man sicherlich nicht sofort um den Sieg mitfahren, aber ein Top 5-Resultat könnte drin sein, immerhin haben Deletraz und Colombo (jeweils mit Ferdinand Habsburg) in der ELMS dieses Jahr beide Klassensiege geholt.

#10 Vector Sport (Oreca) – Nico Müller (P), Ryan Cullen (S), Sebastien Bourdais (P)

Vector Sport (C) WEC

Ein weiteres neues Team ist Vector Sport aus Großbritannien, auch hier wird fahrerisch einiges aufgefahren: Sebastien Buemi, der „ewige Zweite“ in seiner Zeit als Peugeot-Werksfahrer ist zum 15. Mal bei dem großen Rennen in seiner Heimatstadt dabei. Nico Müller, zweimal DTM-Meisterschaftszweiter, zum ersten Mal. Das Team hat sich in der WEC bisher etwas schwerer getan als der andere Neuling Prema, daher sehe ich sie nicht unbedingt im Spitzenfeld am Ende des Rennens.

 

#5 Team Penske (Oreca) – Dane Cameron (G), Emmanuel Collard (S), Felipe Nasr (P)

Team Penske (C) WEC

Ein namentlich wohlbekanntes LMP2-Debütanten-Team ist Penske. Die Amerikaner werden nach dem 24 Stunden-Rennen ihre WEC-Saison vorzeitig beenden, aber vorher wird man versuchen, mit dem Veteranen Collard (es ist seine 25. Teilnahme an diesem 24h-Rennen!), dem schnellen Nasr und dem Neuling Cameron nochmal ein gutes Ergebnis einzufahren. Mit mehr als einem Top Ten-Resultat rechne ich aber nicht, und das wäre auch im Rahmen der WEC-Ergebnisse ordentlich.

 

#37 Cool Racing (Oreca) – Yifei Ye (G), Ricky Tailor (P), Niklas Kruetten (S)

Cool Racing (C) WEC

Zu den Beinahe-Siegern des Vorjahres gehörte auch Yifei Ye, der sich damit bei seinem Debüt an der Sarthe auch sehr stark präsentierte. Cool Racing hat als Team nicht das Kaliber von WRT, ist aber in der laufenden ELMS-Saison bisher ordentlich unterwegs. Beim Le Mans-Debüt 2020 erreichte das Team, das seit Jahren in der LMP3 antritt, einen überraschenden und starken achten Klassenrang, allerdings mit komplett anderer Fahrerbesetzung.

 

#30 Duqueine Team (Oreca) – Richard Bradley (G), Memo Rojas (G), Reshad de Gerus (S)

Auch Duqueine ist ein Team, das vor ein paar Jahren aus der LMP3 in die LMP2 aufgestiegen ist. Richard Bradley ist ein starker Gold-Pilot, der 2015 mit KCMG die Klasse schon einmal gewonnen hat. Rojas ist Sportwagen-Veteran, mehrfacher Daytona 24-Gesamtsieger, dem aber in Le Mans noch ein Podiumserfolg fehlt. Demgegenüber ist der junge Niederländer de Gerus nach einer erfolglos abgebrochenen Formel 3-Saison ganz frisch im Sportwagen-Metier. Top Ten ist drin, mehr aber auch nicht.

#65 Panis Racing (Oreca) – Julien Canal (S), Nicolas Jamin (G), Job van Uitert (G)

Panis Racing (C) ELMS

Einen weiteren jungen Niederländer sehen wir bei Panis Racing, der 23-jährige van Uitert ist aber bereits zum vierten Mal (im vierten Team) dabei. Canal und Jamin haben 2020 bereits zusammen ein Klassen-Podium für das Team von Olivier Panis geholt, Canal, der in der Regel mit McDonalds-Sponsorenaufklebern im Gepäck kommt, ist der Traum eines Silber-Piloten, schnell, erfahren und konstant. So muss man auch dieses Team wieder für ein Top 5-Resultat auf dem Schirm haben.

 

Pro/Am-Entries

#45 Algarve Pro Racing (Oreca) – Steven Thomas (B), James Allen (G), Rene Binder (S)
#47 Algarve Pro Racing (Oreca) – Sophia Floersch (S), John Falb (B), Jack Aitken (G)

Algarve Pro Racing (C) WEC

Algarve Pro gehört inzwischen zu den LMP2-Stammteams. Sie wären eigentlich für den G-Drive-Einsatz verantwortlich gewesen, doch der hat sich mit der Invasion Russlands in der Ukraine erledigt. Darum ist APR diesmal mit zwei Pro/Am-Entries am Start, denn Steven Thomas, ein 54-jähriger US-Amerikaner, der letztes Jahr als Neuling in der LMP2-Klasse der IMSA-Meisterschaft unterwegs war, ist als Finanzier des eigentlich für G-Drive eingeplanten Einsatzes eingesprungen. Seine Unterstützer Allen und Binder sind zwei gute Piloten mit einiger Le Mans-Erfahrung.

Das stärkere Auto dürfte aber die #47 sein, Jack Aitken sammelt seit letztem Jahr Langstrecken-Erfahrung, primär in GTs, aber in der ELMS-LMP2 war er dieses Jahr mit dem Racing Team Turkey, das in Le Mans nicht dabei ist, bisher stark unterwegs. Bronze-Pilot Falb ist zum vierten Mal mit dem Team in Le Mans am Start. Sophia Floersch kennt den Circuit de la Sarthe auch bereits, bei ihrem ersten Auftritt vor zwei Jahren konnte sie mit Beitske Visser und Tatjana Calderon ein starkes Top Ten-Resultat in der LMP2 einfahren.

#13 TDS Racing x Vaillante (Oreca) – Philippe Cimadomo (B), Mathias Beche (G), Tijmen van der Helm (S)

TDS Racing x Vaillante (C) ELMS

TDS ist ein sehr Le Mans-erfahrenes Team, Beche ein schneller Mann, der auch schon für Rebellion in der LMP1 gefahren ist. Van der Helm ist ein junger Pilot, der nach einem erfolglosen Formel 3-Jahr zu den Sportwagen gekommen ist. In der ELMS waren sie diese Saison bisher eines der Top-Pro/Am-Teams und ich halte sie auch in Le Mans für einen Favoriten in dieser Sub-Kategorie. Doch Cimadomo ist als 62-jähriger Debütant ein Unsicherheitsfaktor, an dem letztlich der Rennausgang für dieses Team hängen dürfte.

#3 DKR Engineering (Oreca) – Laurents Hörr (G), Jean Glorieux (B), Alexandre Cougnaud (S)

Team-Finanzier Glorieux hat sein Geld mit Dachfenstern und transparenten Terrassenüberdachungen gemacht, auch mal eine Abwechslung zu den IT- und Investment-Managern, die wir so oft in Le Mans sehen. Hörr und Cougnaud sind über GT und LMP3 nun in die LMP2 aufgestiegen. Es ist für alle drei das erste 24-Rennen in Le Mans, sodass keine Großtaten zu erwarten sind.

#24 Nielsen Racing (Oreca) – Rodrigo Sales (B), Matt Bell (S), Ben Hanley (G)

Ben Hanley war schon fünfmal mit Dragonspeed in Le Mans, ist aber bisher nicht über Klassenrang 10 hinausgekommen. Sales ist ein Software-Unternehmer, der letztes Jahr in der GTE-Am erstmalig in Le Mans dabei war und nun in die LMP2 aufsteigt. Das Team gewann die LMP2-Wertung der Asian LMS, die bisherigen ELMS-Resultate waren auch okay, vielleicht ist ein Pro/Am-Podium drin.

#27 CD Sport (Ligier) – Christophe Cresp (B), Michael Jensen (B), Steven Palette (S)

Der einzige Ligier im Feld ist aus Diversitätsgründen zu begrüßen, aber wird technisch im Nachteil sein. Aber es ist ohnehin für alle drei Piloten und für das Team der erste Ausflug nach Le Mans, also gilt hier: aufpassen, genießen und – wenn möglich – ins Ziel kommen.

#35 Ultimate (Oreca) – Jean-Baptiste Lahaye (S), Matthieu Lahaye (S), François Heriau (B)

Die Familie Lahaye findet man schon seit vielen jahren immer wieder auf den Le Mans-Teilnehmerlisten. Matthieu hat 2008 und 2020 schon LMP2-Klassenpodien eingefahren, 2011 zog er sich bei einem Qualifying-Unfall in Spa Wirbelverletzungen zu (ich war vor Ort und stand gerade an der Stelle, es war ein heftiger Einschlag vor Pouhon). Im letzten Jahr unterstützte er den Garage 56-Einsatz mit zwei gehandicapten Piloten. Sauber durchkommen, das ist die Devise für dieses Team.

#39 Graff Racing (Oreca) – Eric Trouillet (B), Sébastien Page (B), David Droux (G)

Graff Racing (C) ELMS

Das Team hat die Pro/Am-Wertung in der diesjährigen Asian Le Mans Series gewonnen, aber ich erwarte hier trotzdem keine Großtaten von den zwei Business-Gentlemen und ihrem jungen Unterstützungsfahrer David Droux, der bisher vor allem in der LMP3 gefahren ist. Alle drei haben keine allzu große Pace vorzuweisen, aber Graff Racing hat als Team inzwischen einige Jahre Le Mans-Erfahrung, sodass es zumindest von der Seite ein solider Einsatz werden sollte. Durchkommen heißt das Ziel.

#44 ARC Bratislava (Oreca) – Miroslav Konopka (B), Bent Viscaal (S), Tristan Vautier (G)

Zwei interessante Piloten hat Miroslav Konopka für seinen dritten Le Mans Einsatz mit dem ARC Bratislava um sich geschart. Viscaal hat die klassische Formel-Nachwuchsleiter absolviert und in der F3 einen Sieg und in der F2 einzelne Podien eingefahren, Vautier hat in Amerika seinen Weg gemacht und 2021 die 12h von Sebring gewonnen.  Konopka selbst gehört zu den langsameren Bronze-Piloten, hat aber mittlerweile so viel Erfahrung, dass das Team vielleicht in der vorderen Hälfte des Pro/Am-feldes ankommen könnte.

#83 AF Corse (Oreca) – François Perrodo (B), Nicklas Nielsen (G), Alessio Rovera (G)

AF Corse (C) ELMS

Das namhafte Ferrari-GT-Team hat sein Leistungsspektrum inzwischen auch in die LMP2 erweitert und bringt einen starken Pro/Am-Wagen an den Start: Perrodo dürfte bei seiner zehnten Le Mans-Teilnahme (davon dreimal in der LMP2) einer der stärkeren Bronze-Piloten sein, im letzten Jahr holte er mit Rovera und Nielsen den GTE Am-Klassensieg – ein eingespieltes Trio also, was in Le Mans viel Wert sein kann. Und auch in der ELMS lief es bisher okay, wenn auch nicht überragend.

Bilder: ACO

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2 Kommentare

Klappflügel 8 Juni, 2022 - 08:04

Meines Wissen darf Peugeot nicht teilnehmen weil sie noch kein Rennen gefahren haben.
Das letzte Rennen kam wohl noch zu früh.

Christoph 8 Juni, 2022 - 10:17

BMW und Acura werden 2023 nach derzeitigem Stand nicht in der WEC und damit in Le Mans teilnehmen. Man konzentriert sich erstmal auf die IMSA, für 2024 kann sich das aber noch ändern. Also haben wir kommendes Jahr Toyota, Ferrari, Peugeot, Glickenhaus, Porsche und Cadillac. Immerhin.

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