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Formel Eins: Analyse GP von Aserbaidschan 2022

von DonDahlmann
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Ferrari Desaster, Ärger hinter den Kulissen und ein erstaunlich ereignisfreies Rennen.

Wenn man sich in der Formel Eins in den letzten 10 Jahren auf eine Sache verlassen konnte, dann waren es Probleme bei Ferrari. Die Italiener lieferten auch in Baku wieder ab. Ein Doppelausfall war so ziemlich das Schlimmste, was dem Team passieren konnte. Dazu kommt, dass der Motor von Charles Leclerc wohl komplett hin ist und Ferrari in dieser Saison vermutlich mindestens zwei Rückversetzungen drohen. Matteo Binotto sagte nach dem Rennen, dass er lieber ein schnelles Auto hat, das nicht zuverlässig ist, als umgekehrt. Damit liegt er durchaus richtig, denn ein Auto schnell zu machen ist komplizierter, als die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Mercedes kennt das Problem.

Dabei sah es für Ferrari in Baku gar nicht schlecht aus. Pole für Leclerc und das deutlich. Der Ferrari ist schnell und er hatte in Baku auch nicht mehr einen so deutlichen Nachteil beim Topspeed. Das sind gute Nachrichten, auch wenn die Situation im Rennen noch so erscheint, dass die Red Bull einen leichten Vorteil in Sachen Reifenverschleiß haben. Dass Leclerc das Rennen hätte gewinnen können ist möglich, aber sicher war es nicht.

Es scheint mir aber auch so, dass man eventuell etwas zu viel von Ferrari erwartet. Sicher, man hat ein sehr gutes Auto für diese Saison entwickelt, dazu einen komplett neuen Motor. Aber man darf auch nicht vergessen, aus welchem Loch das Team kommt. Um eine WM hat man schon lange nicht mehr gekämpft, die Strukturen im Team sind größtenteils neu, ebenso das Personal. Dass Ferrari zu Beginn der Saison so gut war, hatte auch mit der Schwäche von Red Bull zu tun.

Deren Pechsträhne scheint beendet und man hat endlich auch ein Lineup, dass Siege auch dann ermöglicht, wenn der Star des Teams mal schwächelt. Sergio Perez scheint sich mit dem Auto angefreundet zu haben, seine Quali-Ergebnisse unterstreichen das. Dass er Mexikaner das Rennen nicht gewinnen konnte, lag an seinem Reifenverschleiß im ersten Stint. Er hatte Druck von Leclerc, während Verstappen seine Reifen etwas schonen konnte. Der „No Fighting“ Funkspruch in seine Richtung war allerdings überflüssig. Ebenso die lächerliche Aussage von Horner nach dem Rennen, dass das keine Teamorder war.

Thema des Wochenendes war allerdings das Propoising, vor allem bei Mercedes. Zwar leiden auch Ferrari, Aston Martin, McLaren und Haas unter dem Problem, aber bei Weitem nicht so wie die Deutschen. Vor allem Hamilton beklagte sich und hatte nach dem Rennen sichtbare Rückenschmerzen. Mercedes bekommt das radikale Design nicht in den Griff, auch wenn man mit P3 und P4 ein gutes Teamergebnis einfahren konnte. Aber eventuell wird es dann Zeit, sich vom Design zu verabschieden und die Saison komplett abzuschreiben.

Im Moment fordert Mercedes eine Lösung des Problems, die es aber nur mit einer Regeländerung gibt. Da müssten acht von zehn Teams zustimmen, was bisher nicht der Fall ist. Red Bull und Alpha Tauri sind sicher dagegen, welche anderen Teams sich wehren, ist nicht bekannt. Ich tippe auf Ferrari und Alpine. Allerdings hat Christian Horner auch nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, dass manche Teams ihre Hausaufgaben eben besser gemacht haben, jetzt nicht unter den Fehlern von Mercedes leiden sollten. Auf der anderen Seite ist der Red Bull auch nicht frei vom Porpoising, die Max Verstappen zugab. Eventuell liegt es hier an der FIA einzugreifen.

Ein bemerkenswert gutes Rennen hatten Pierre Gasly (P5) und Sebastian Vettel. Beiden Autos schien die Strecke gut zu liegen, was mich vor allem beim Aston überrascht hat. Vettel war in der Lage mit Hamilton zu kämpfen, leistete sich aber einen Verbremser. Es wäre durchaus mehr als P6 drin gewesen. Aber auch so war ein schickes Ergebnis für Aston, deren radikaler Umbau des Autos sich offenbar gelohnt hat. Zumindest für Vettel. Lance Stroll scheint mit dem Wagen nicht zurecht zu kommen und blieb am gesamten Wochenende blass.

Nicht so gut wie erwartet liefen die McLaren. Beide kamen hinter Alonso in die Punkte zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit landete Daniel Ricciardo wieder vor Lando Norris. Tatsächlich hatte der Australier zu Beginn des Rennens die bessere Pace und das Team schob ihn am Briten vorbei. Gegen Ende des Rennens änderte sich das Bild wieder und Norris war schneller, kam aber nicht an Ricciardo vorbei. Dennoch ist McLaren immer noch nicht da, wo man gerne wäre. Das ein Alpha Tauri schneller ist, kann das Team nicht zufriedenstellen.

Den letzten Punkt holte Ocon für Alpine. Den Franzosen geht es im Grunde wie McLaren. Man ist nicht da, wo man sein sollte, schon gar nicht als Werksteam. Es gibt auch keinen sichtbaren Fortschritt zu berichten, was mich noch mehr erstaunt. Alpine ist ein Team für die Punkte und im engen Mittelfeld benötigt man oft auch viel Glück. Aber mir fehlen die größeren Schritte, zu denen Alpine eigentlich fähig sein sollte.

Alfa Romeo hatte ein schwaches Rennen. Zhou fiel mit einem Kühlungsproblem aus, Bottas kam nicht in Schwung. Seitdem das Team dem Auto ein Update verpasst hat, läuft es nicht mehr rund und Alfa gibt selbst zu, dass man sich unsicher, wo das Problem liegt. Eventuell hat das Update das Fahrverhalten so verändert, dass Bottas damit mehr Probleme hat, als Zhou. Denn der lag in Baku zum ersten Mal deutlich vor dem Finnen, was auch eher merkwürdig war.

Das Hinterfeld wurde in Baku von Haas und Williams gebildet. Das Haas nicht besser war, überraschte schon etwas, aber dem Team fehlen die Updates am Auto. Was vermutlich mit einem knappen Budget zu tun hat. Nicht geholfen haben da die Unfälle von Schumacher in Saudi-Arabien und Monaco. Der Deutsche blieb in Baku auch sehr blass, da er vorsichtig unterwegs war. Er machte nichts kaputt, konnte aber auch nur Latifi hinter sich lassen. Das sah nicht gut aus für die Karriere des kleinen Schumachers.

Am nächsten Wochenende geht schon weiter, es steht Kanada auf dem Programm. Und da wird die Diskussion um das Porpoising sicher wieder aufleben.

Bilder: Ferrari, Daimler AG, McLaren, Aston Martin, Alpine, Haas, Williams, Alfa Romeo

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