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Formel Eins: Analyse GP der Niederlande 2022 – Ein Fest in Orange

von DonDahlmann
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Am Ende gewann zwar wieder Red Bull, aber in Zandvoort war die Sache wenigstens zwischenzeitlich enger als gedacht.

Nach dem dominanten Sieg von Verstappen in Spa standen die Zeichen auch in Zandvoort gut für Red Bull. Doch schon die Trainingssessions zeigten, dass an diesem Wochenende auch die Ferrari und die Mercedes wieder eine Chance haben würden. Nachdem die Deutschen in Spa noch 1,8 Sekunden hinter den Red Bull lagen, waren es in den Niederlanden am Ende der Quali knapp drei Zehntel. Auch Ferrari war knapp dran und die Frage lautete dann, was in den Niederlanden anders war, als in Spa. Die Antwort liegt wohl bei den unterschiedlichen Abtriebswerten der Chassis. Red Bull hat offenbar in der high downforce Variante auf engen Kursen, weniger Abtrieb, was sich auch in den Höchstgeschwindigkeiten niederschlägt. Auf schnellen Kursen, mit schnellen Kurvenpassagen, sieht die Sache dann anders aus. Was schon mal einen Hinweis auf das Rennen in Monza gibt.

Dennoch gelang es Verstappen knapp die Pole zu holen und beide Ferrari hinter sich zu halten. Dahinter lag Hamilton, vor Perez und Russell, Norris, den erstaunlich gut aufgestellten Schumacher und Tsunoda. Aber am Renntag war die Situation etwas anders, denn das Wetter zeigte sich bedeckt und deutlich kühler. Die Frage, welche Reifen man nehmen und ob man nun ein- oder zweimal stoppen sollte. Red Bull und Ferrari entschieden sich für die Soft, die Mercedes nahmen aber die Medium. Was denen die Chance auf eine Ein-Stopp-Strategie eröffnete.

Die Anfangsphase des Rennens war einigermaßen langweilig. Verstappen setzte die Pole in eine Führung, dahinter blieb der Rest auf seinen Positionen. Ferrari versuchte es mit einem frühen Wechsel auf die Medium, was allerdings, mal wieder, in die Hose ging. Beim Stopp von Sainz fehlte der linke Hinterreifen. Der Spanier verlor eine halbe Ewigkeit, was ihn weit zurückwarf. Das Rennen sollte für Sainz nicht besser laufen, denn am Ende kam ein „unsafe release“ dazu, was ihn von P5 auf P8 warf.

Aber vorn wurde es durchaus interessant. Verstappen konnte sich auf den Soft nicht so weit absetzen, wie man erwartet hatte. Die anstehenden Wechsel liefen problemlos ab. Red Bull entschied sich für die Medium bei Verstappen, aber Mercedes setzte seine Autos auf die harten Reifen. Damit war klar, dass Red Bull noch mal würde kommen müssen, die Mercedes waren aber in der Lage durchzufahren. Damit drehte sich die Situation im Rennen plötzlich komplett, denn Mercedes hatte Hamilton und Russell in aussichtsreicher Position vorn. Der Abstand von Hamilton betrug ungefähr 17 Sekunden, beim Stop verliert man aber rund 20 Sekunden.

Natürlich war da noch das Problem, dass Verstappen dann auf frischen Medium kommen würde, die deutlich besser sein würden, als die dann abgenutzten harten Reifen der Mercedes. Ausgemacht war ein Sieg von Mercedes also nicht, aber die Chancen standen dann nicht schlecht, wenn es Russell gelingen würde vor Verstappen zu bleiben, um Hamilton einen Puffer zu verschaffen. Aber Red Bull hatte keine Chance zu reagieren und musste auf einen solchen Ausgang hoffen. Aber noch war Verstappen vorn.

Das änderte sich dann, als Tsunoda seinen Wagen gleich zweimal parkte. Beim ersten Mal stellte er ab, weil er eine lose Radmutter befürchtete, was sich aber laut Box nicht bewahrheitete. Er fuhr dann zu seinem Team, die checkten alles und, ein echtes No-No, auch die Sicherheitsgurte des Japaner wieder befestigten. Kaum losgefahren, stand Tsunoda aber erneut und die Rennleitung entschied sich für ein VSC.

Das nutzten dann alle für einen Stopp. Verstappen nahm die harten Reifen, Hamilton die Medium. Das reduzierte den Abstand auf knapp 12 Sekunden und die Chancen für die Mercedes standen wieder gut. Verstappen lieferte auf den harten Reifen gute Rundenzeiten ab, aber Hamilton konterte wiederum mit Bestzeiten und reduzierte den Abstand schnell auf knapp 10 Sekunden. Doch dann stand plötzlich Bottas auf der Start-Ziel-Geraden und jetzt kam dann ein Safety Car.

Wenig überraschend nutze Red Bull die Gelegenheit und wechselte bei Verstappen erneut die Reifen. Man zog einen Satz angefahrener Soft auf. Die Frage war, was man mit Hamilton machen würde. Mercedes entschied sich für eine geteilte Strategie. Man ging das Risiko ein, ließ Hamilton draußen und übernahm die Spitze. Der Gedanke dahinter: die Reifen waren nur fünf Runden alt, man hatte die erste Position inne – warum also nicht draußen bleiben? Hätte man gewechselt, wäre man hinter Verstappen gefallen und die Red Bull waren immer noch schneller als die Mercedes.

Gleichzeitig setzte man aber Russell auf die Soft. Die Idee war, dass man Russell eventuell Verstappen beschäftigen sollte. Aber die bessere Variante wäre vielleicht gewesen, bei Russell die Reifen ebenfalls drauf zu lassen. Damit hätte Mercedes eine Doppelführung innegehabt, mit der Chance, dass Russell Verstappen lange genug aufhalten kann, um Hamilton einen Vorteil zu verschaffen. Hätte man nur P2 halten wollen, hätte man Hamilton auf die Soft setzen müssen. Die Entscheidung war meiner Meinung nach komplett falsch und Hamilton verlor auch noch P3 an Leclerc. Dazu dürfte es viel besprechen geben.

Die Ferrari konnten ihre gute Startposition nicht halten. Sainz verlor aufgrund zweier schlechter Stopps, Leclerc war im Rennen unauffällig und eher chancenlos. Auf Verstappen verlor er im ersten Stint schon 10 Sekunden, im weiteren Verlauf, musste er die Mercedes passieren lassen. Nur die bessere Strategie am Ende rettete Ferrari das Podium. Die Italiener waren zwar in der Quali schnell, aber im Rennen fehlte der Speed für die Spitze komplett.

Hinter Hamilton landete Sergio Perez auf P5. Das war nicht das Wochenende des Mexikaners, dem schon in der Quali sieben Zehntel auf Verstappen fehlten. Im Rennen lief es etwas besser und er konnte sich nach vorn fahren. Aber seine Startposition bedeutete auch, dass er nach dem Stopp dann wieder ins vordere Mittelfeld fiel. Hier musste er sich dann mit den Alpine und Lando Norris auseinandersetzen. Das kostet ihn Zeit, was sich auf die Dauer summierte. Auf P4 hatte er mit einem Rückstand von 18 Sekunden am Ende keine Chance.

Best of the Rest wurde Fernando Alonso im Alpine, der sich über die gesamte Renndistanz ein enges und spannendes Duell mit Lando Norris lieferte. Der Brite hatte eigentlich lange die Nase vorn, aber Alpine gelang es über die Strategie im Chaos zwischen dem VSC und SC, sich P6 zu schnappen. Da Ocon auf P9 landete und von Ricciardo mal wieder überhaupt nichts zu sehen war, konnte Alpine den Vorsprung auf McLaren weiterausbauen. Der Australier, der offenbar seine Motiviation komplett verloren hat, wurde nur vorletzter. Das steigert seinen Wert auf dem Fahrermarkt auch nicht gerade, aber außer Haas und Williams bleibt ihm eh nichts mehr übrig, wenn er in der Formel Eins bleiben will.

Den letzten Punkt sicherte sich Lance Stroll für Aston. Der hatte, anders als Vettel, ein richtig gutes Wochenende und konnte mit einem guten Start seine Position in den Punkten sichern. Aston machte bei der Strategie, die an diesem Wochenende nicht einfach war, auch keine Fehler. Stroll kämpfte mit Ocon vor ihm um die letzten Punkte, aber am Ende war der Alpine das bisschen besser. Aber es ist dann auch das Maximale, was Aston im Moment kann.

Mick Schumacher hatte ein gutes Wochenende, auch wenn das seine dreizehnte Position am Ende nicht so wieder gab. Er schaffte es in Q3, was schon mal die erste Überraschung war und dort platzierte er sich auf P8. Haas entschied sich für einen Start auf den Medium, aber um ihn herum startete alles auf den Soft, was ihn schon am Start von P8 auf P10 zurückwarf. Der erste Stopp zerstörte sein Rennen dann komplett. Ein Problem mit einem Hinterreifen kostete ihn rund 12 Sekunden und damit steckte er dann im DRS-Zug des Mittelfelds. Er kämpfte sich von P16 auf P13.

Wie es mit Schumacher weitergeht, ist mehr als unklar. Einerseits spricht Steiner davon, dass man sehen will, wie sich Schumacher in den nächsten Rennen schlägt, andererseits scheint man mehr als genug Optionen zu haben. Ferrari könnte Giovinazzi pushen, aber das Interesse von Haas scheint an den Italiener wenig überraschend eher schmal zu sein. Angeklopft haben wohl Ricciardo und Hülkenberg. Schumacher bleibe dann nur Williams als Option, aber Mercedes spekuliert wohl darauf, Nyck de Vries ins Cockpit zu setzen. Die Frage ist allerdings, was Williams überhaupt will und finanzieren kann. Schumacher wäre eine günstige Lösung und er bringt er auch noch ein paar Sponsoren mit.

Am nächsten Wochenende geht es schon weiter, dann steht die Highspeed-Orgie in Monza auf dem Programm.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Aston Martin, McLaren F1, Alfa Romeo, Alpine, HaasF1, Williams F1

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2 Kommentare

Dirk 5 September, 2022 - 15:37

Bei Mick hatte Haas direkt zwei schlechte Boxenstopps. Der erste hatte ein Problem mit dem Wagenheber vorne, der nicht losging. Das kostete ihn 10 Sekunden (statt rund 3) an Standzeit. Beim zweiten Stopp gab es dann Probleme mit einem Hinterreifen, der Stopp dauerte dann 5 Sekunden. Insgesamt hat Mick bestimmt 9 Sekunden durch schlechte Stopps verloren. Wie dann der dritte Stopp während des SCs war, weiß ich nicht, der war nicht im Bild.

DonDahlmann 5 September, 2022 - 17:52

Danke für die Aufklärung. Da hat er, mal wieder, echt Pech gehabt.

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