Wie erwartet legte die BTCC am vergangenen Wochenende ein spannendes Saisonfinale hin, bei dem die endgültige Titelentscheidung erst im letzten Lauf des Jahres fiel. Letzten Endes war es dann aber doch eine eindeutige Sache: Mit der Pole Position und zwei Siegen holte sich Tom Ingram verdient den diesjährigen Titel. Im dritten Lauf rundete Ingrams Teamkollege Dan Lloyd den Tag für Hyundai und das Exclr8-Team zudem mit einem weiteren Sieg perfekt ab.
Als Drittplatzierter in der Meisterschaft hinter Ash Sutton und Jake Hill ging Tom Ingram als Verfolger in das diesjährige Saisonfinale. Gerade einmal sieben Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze ließen sich aber von vornherein nicht wirklich als Außenseiterrolle deklarieren und es war klar, dass alle drei Erstplatzierten in der Meisterschaft als ernsthafte Titelaspiranten infrage kämen.
Wie ernsthaft Tom Ingram seine Titel-Chancen von Anfang an nahm, zeigte der Hyundai-Pilot dann bereits in der Qualifikation, in der er sich mit einem für BTCC-Verhältnisse unglaublichen Vorsprung von mehr als 0,41 Sekunden die Pole Position vor Toyota-Pilot Rory Butcher sicherte. Zum Vergleich: Die nächsten 0,4 Sekunden deckten die Startplätze 2 bis 13 ab und ohne Tom Ingrams Pole-Zeit hätten die ersten 23 Startplätze innerhalb einer Sekunde gelegen – und das auf dem langen GP Circuit von Brands Hatch.
Ingram schien also von vornherein klar fokussiert auf das große Ziel und setzte dies dann auch im ersten Lauf fort. Während es hinter ihm wild zuging, verteidigte der Hyundai-Pilot seine Führungsposition erfolgreich gegen Rory Butcher und ließ im weiteren Rennverlauf keinen einzigen Fehler geschweige denn eine Unaufmerksamkeit zu. Auch zwei Restarts nach Safety Car-Phasen verteidigte Ingram souverän gegen den Toyota in seinem Heckspiegel und drehte obendrein die schnellste Rennrunde, die ihm mit den Extra-Zählern für die Pole Position und eine absolvierte Führungsrunde insgesamt drei wertvolle Extra-Zähler zusätzlich zu den 20 Punkten für den Sieg einbrachten.
Der erste Vorteil im Finale lag also klar auf Ingrams Seite und wurde von diesem ideal genutzt. Was machten also die anderen Titelaspiranten im ersten Lauf? Sowohl Ash Sutton als auch Jake Hill verschafften sich mit Startplatz drei bzw. fünf zunächst ebenfalls keine allzu schlechten Ausgangsvoraussetzungen. Alle Hoffnungen von Meisterschaftsanführer Sutton, der eigentlich „nur“ recht schnell Rory Butcher hätte überholen und dann in Schlagdistanz von Ingram bleiben müssen, erlitten aber bereits kurz nach dem Start einen herben Dämpfer. Der Turbolader an seinem Ford Focus setzte immer wieder aus und stellte dann im weiteren Rennverlauf mehr oder weniger komplett die Arbeit ein. Mit 30 bis 50 PS weniger unter der Haube war Sutton also von vornherein zur Schadensbegrenzung verpflichtet, was ihm dann aber fast perfekt gelang (s.u.).
Jake Hill hatte sich derweil vom Start weg kämpferisch gezeigt und versuchte noch vor Paddock Hill Bend die beiden vor ihm platzierten Motorbase-Ford von Sutton und Cammish zu attackieren und knallte dabei erst mal auf den linken hinteren Kotflügel von Sutton, was das Fahrverhalten dessen ohnehin Turbolader-geschädigten Autos im weiteren Rennverlauf nicht unbedingt verbesserte. An Cammish schaffte Hill es zwar schließlich in Druids vorbei, blieb aber hinter Sutton stecken und schaffte es in den nächsten Runden auch nicht eine erfolgreiche Attacke auf diesen zu setzen, obwohl es dem Ford wegen des defekten Turboladers wie geschildert deutlich an Leistung fehlte. Sutton legte ein meisterliches Stück in Sachen Verteidigung hin, an dem Hill sich rundenlang die Zähne ausbiss.
Rückblickend war das Aufhalten von Hill durch Sutton ideal für Ingram, der sich an der Spitze somit nur mit Butcher auseinandersetzen musste, während Hill und alle anderen vom nicht überwindbaren Ford aufgehalten wurden. Nach dem Restart nach der zweiten Safety Car-Phase in Runde zwölf erhöhte Hill den Druck aber noch einmal und attackierte Sutton inklusive erneuter Berührung in Druids, was aber zunächst nur dazu führte, dass Hill selbst eine Position gegen den in diesem Lauf erstaunlich starken Bobby Thompson im Team HARD-Cupra verlor. Während nun Thompson versuchte, den durch die leichte Kollision etwas aus dem Tritt geratenen Sutton zu attackieren, musste Hill sich zunächst gegen die BMW-Markenkollegen Adam Morgan und George Gamble verteidigen, zu denen sich dann auch noch Colin Turkington gesellte, der ebenfalls noch Außenseiterchancen auf den Titel hatte.
Hill gelang es aber schnell wieder an Thompson vorbeizugehen und probierte nur eine Runde später erneut eine (erneut erfolglose) Attacke gegen Sutton in Druids, in die sogleich Thompson mit einstieg, den Hill dann zur eigenen Verteidigung ausgangs Graham Hill Bend in die Wiese schickte. Sowohl Thompson als auch Hill verloren dadurch Positionen gegen Morgan und Turkington und Hill, dessen Ziel eigentlich die Eroberung des dritten Platzes von Sutton war, lag dadurch nun zwischenzeitlich nur noch auf Platz sechs hinter den beiden Markenkollegen.
In einem sehenswerten Manöver holte Hill sich aber noch in derselben Runde in Hawthornes wenigstens eine der verlorenen Positionen gegen Teamkollege und Titel-Mitkontrahent Turkington zurück und arbeitete sich danach direkt an Morgan ran, der nun seinerseits an der Reihe war, den nicht überholbaren Sutton unter Druck zu setzen. In Runde 15 von 18 schaffte Hill es dann auch, den wenige Runden zuvor verlorenen dritten Platz von Morgan zurückzuerobern und setzte sich wieder an die Stoßstange von Sutton. Eine Runde später gelang es ihm dann endlich, sich auf dem GP-Loop neben den Ford zu setzen und sich letzten Endes durch Dingle Dell hindurch erfolgreich gegen den dabei einen irren Quersteher abfangenden Sutton durchzusetzen.
Die Lücke zu den an der Spitze enteilten Ingram und Butcher war aber zwischenzeitlich zu groß geworden, so dass Platz drei das Maximum war, das Jake Hill, dessen Zweikampfstärke und Fahrweise immer ein Genuss beim Zuschauen ist, aus dem ersten Lauf mitnehmen konnte. Ash Sutton rettete dahinter sein durch den defekten Lader und mehrere Berührungen angeschlagenes Auto immerhin auf Platz vier über die Ziellinie, was immer noch genügend Zähler bedeutete, um in der Meisterschaft wenigstens vor Hill zu bleiben. Die Führung in selbiger hatte derweil Tom Ingram übernommen, der nun mit drei Punkten auf Sutton und sechs auf Hill führte.
32 Punkte Rückstand hatte nach dem ersten Lauf Colin Turkington, der die Zielflagge auf Platz fünf sah, nachdem er sich in der vorletzten Runde noch an Adam Morgan vorbeigearbeitet hatte und sich somit gegenüber seiner Startposition immerhin um fünf Plätze verbessert hatte. Dennoch war Turkington schon zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass die Chancen auf den Titel trotz nach wie vor bestehender mathematischer Möglichkeit, abgefahren waren.
Hinter Adam Morgan belegte Bobby Thompson einen starken siebten Platz, der ihm zugleich vorzeitig den Titel in der Jack Sears Trophy – der Rookie-Wertung der BTCC für den besten Fahrer, der zu Beginn einer Saison noch nie auf dem Podium gestanden hat – sicherte. Dabei schlug Thompson u.a. den eigentlich favorisierten George Gamble, der in dieser Saison sogar einen Gesamtsieg einfahren konnte, aber insgesamt weniger Konstanz zeigte als Thompson. Punktemäßig war es zu diesem Zeitpunkt auch unerheblich, dass eben jener Gamble direkt hinter Thompson die Top Ten mit Dan Cammish und Stephen Jelley im Schlepptau vervollständigte.
Wie wichtig für Tom Ingram der alle anderen aufhaltende Ash Sutton im ersten Lauf gewesen war, zeigte sich dann in Lauf zwei, in dem Jake Hill mit Startplatz drei hinter Ingram und Butcher von vornherein in einer deutlich besseren Ausgangslage war. Zunächst bekam Ingram es nach dem Start aber mit Rory Butcher zu tun, der gleich nach dem Start probierte, einige Attacken auf die Führung zu setzen. Ab der vierten Runde fiel der Schotte dann aber leicht zurück und geriet und seinerseits unter Druck von Hill. In der achten Runde konnte Hill schließlich in Druids erfolgreich am Toyota vorbeigehen und schickte sich gleich dazu an, die Lücke zum zwischenzeitlich um eine gute Sekunde enteilten Tom Ingram zuzufahren.
Hill war zu diesem Zeitpunkt klar das schnellste Auto im Feld und hing binnen weniger Umläufe an Ingrams Stoßstange, fand aber keine Möglichkeit für eine aussichtsreiche Attacke. Beim Versuch, trotzdem irgendwie an Ingram vorbeizukommen, neigte Hill dazu das Auto leicht zu überfahren und legte in der vorletzten Runde u.a. zwei wilde Quersteher hin, die Ingram wieder etwas Luft verschafften. Zu allem Überfluss war mittlerweile zudem Teamkollege Colin Turkington hinter Hill aufgetaucht, der sich zuvor gegen Ash Sutton sowie ebenfalls gegen Butcher durchsetzen konnte.
Für Tom Ingram gestaltete sich die letzte Rennrunde dann deutlich entspannter als die vorangegangen, da die beiden hinter ihm liegenden BMWs nun mit sich selbst beschäftigt waren und obendrein im Gegensatz zu ihm keine Hybrid-Zusatzleistung mehr abrufen konnten. Somit sicherte Ingram sich also seinen zweiten Sieg an diesem Tag und baute die kurz zuvor eroberte Tabellenführung direkt weiter aus. Hill und Turkington belegten die Plätze zwei und drei vor Rory Butcher und Ash Sutton, dessen Auto auch in diesem Lauf nicht wirklich rund lief. Trotzdem konnte sich der amtierende Champion bis zur Zielflagge erfolgreich gegen Adam Morgan verteidigen. Dahinter komplettierten Josh Cook, Dan Cammish, Bobby Thompson und Dan Lloyd die Top Ten.
Ausgerechnet Ingrams Teamkollege Lloyd wurde dann von Altmeister Jason Plato, der nach dieser Saison den Helm an den Nagel hängen wird, auf die Pole Position für den dritten Lauf gelost. Vor dem alles entscheidenden letzten Rennen der Saison stellte sich die Situation in der Meisterschaft nun folgendermaßen dar: Tom Ingram führte mit elf Punkten Vorsprung vor Jake Hill und 14 vor Ash Sutton. Sutton hatte von allen Titelaspiranten mit Startplatz sechs auf dem Papier die beste Ausgangslage, litt aber nach wie vor unter seinem nicht gut gehenden Auto. Hill und Ingram starteten von den Plätzen neun und zehn.
An sich war Ingrams Aufgabe für den dritten lauf simpel: Einfach immer an Hill dranbleiben, denn selbst wenn der BMW-Pilot das Rennen ein oder zwei Plätze vor dem Hyundai-Piloten beenden würde, wäre Ingrams Vorsprung in der Meisterschaft groß genug. Allerdings mussten beide darauf achten, dass sie nicht zurückfallen und Sutton nicht zu viele Plätze vor ihnen die Zielflagge sehen würde. Aber ein Sieg schien für Sutton an diesem Tag ohnehin unwahrscheinlich und Ingram hatte ja obendrein noch seinen Joker in Form von Dan Lloyd auf der Pole Position.
Aber Rennfahrer sind ja nun mal Rennfahrer und verhalten sich dementsprechend. Direkt nach dem Start sah Ingram eine Lücke und ging Seite an Seite mit Hill durch Paddock Hill Bend und Druids. Kurz darauf setzte er sich ausgangs Surtees erneut neben den BMW und beide fuhren nebeneinander Hawthornes Hill hinunter, bis Ingram die Attacke schließlich in Westfield erfolgreich abschließen konnte und vor Hill lag. Den nun vor ihnen liegenden BMW von Colin Turkington überholten Ingram und Hill dann in der zweiten Runde in Paddock Hill im Parallelflug.
Anschließend hatte Ingram aber ausgerechnet Suttons Teamkollege Dan Cammish vor sich, der darauf bedacht war, Suttons Meisterschaftschancen aufrecht zu halten und weder Ingram noch Hill vorbeikommen zu lassen. Nachdem Ingram es einige Runden probiert hatte, besann er sich eine besseren und ließ sich einige Wagenlängen von Cammish zurückfallen, um seine Reifen in diesem alles entscheidendem letzten Lauf nicht überzustrapazieren. Gleichzeitig drohte im Rückspiegel aber nach wie vor Hill, der ohne Frage gewillt war, seine letzte Chance auf den Titel zu nutzen. In Runde zehn gelang Hill es dann schließlich, sich ausgangs Westfield neben Ingram zu setzen und in Sheen Curve am Hyundai vorbeizugehen. Direkt danach setzte Hill zur Attacke auf Cammish an, der seinerseits auf die miteinander kämpfenden Ash Sutton und Adam Morgan aufgelaufen war.
In der elften Runde wurde es dann für alle Beteiligten brenzlig, als Morgan in Druids eine Attacke auf Sutton probierte, der dahinter liegende Cammish dadurch dem BMW aufs rechte hintere Eck knallte und Morgan in einen Dreher schickte. Hill kam halbwegs schadlos durch diese Situation, aber Ingram konnte gerade noch dem einen plötzlichen Schwenker nach links machenden Cammish über den Randstein ausweichen. Mit Morgan und Cammish durch ihre Kollision aus dem Kampf entfernt lagen Hill und Ingram nun direkt hinter Sutton auf den Plätzen fünf und sechs. Während Hill direkt probierte, den Ford anzugreifen, hielt Ingram sich zunächst mit etwas Sicherheitsabstand zurück, musste die Lücke dann aber doch schließen, da George Gamble im zweiten Cicely-BMW hinter ihm auftauchte.
Mit Sutton auf Platz vier gefolgt von Hill und Ingram ging das Saisonfinale nun seinem Showdown entgegen und pünktlich zu Beginn der letzten Runde probierte Hill eine weitere Attacke auf Sutton, setzte sich auf Start-Ziel neben den Ford, ließ dann aber in Paddock Hill Bend innen eine kleine Lücke offen, in die sogleich Tom Ingram stieß, der mit Gamble und mittlerweile auch Cammish direkt hinter sich quasi gezwungen war, in den Kampf einzusteigen. Ingram schaffte es dann auch erfolgreich vorbeizugehen, während Hill zu allem Überfluss ausgangs der Kurve einen Quersteher hinlegte und auch Gamble und Cammish passieren lassen musste.
Ingram nun hinter Sutton liegend und mit Puffer zu dem hinter ihm liegenden Hill, musste jetzt nur noch die letzte Runde hinter sich bringen, was er auch erfolgreich tat und sich somit zum Champion krönte. Dahinter schaffte es Hill zwar noch im Verlauf der letzten Runde die gegen Cammish verlorene Position wieder gut zu machen, sah die Zielflagge aber nur auf Platz sieben hinter Ash Sutton, dem frisch gebackenen Champion Tom Ingram sowie George Gamble. Doppelt bitter für Hill: Nicht nur ging die Attacke auf Sutton in der letzten Runde schief; die dadurch verlorenen Positionen kosteten ihm am Ende auch die Vize-Meisterschaft gegen Ash Sutton um genau einen Punkt. Hätte Hill direkt hinter Sutton die Zielflagge gesehen, wäre er Vize-Champion geworden.
Einen Sieger hatte der letzte Lauf derweil natürlich auch noch: Dan Lloyd gelang es beim Start, seine Pole Position gegen Bobby Thompson zu verteidigen, auch wenn der Cupra-Pilot angriffslustig wirkte und klare Ambitionen auf den Sieg oder mindestens einen Platz auf dem Podium zeigte. Aber das Pech holte den frisch gebackenen Jack Sears-Trophy-Sieger schnell ein, als er seinen Cupra bereits in der zweiten Runde mit Motorschaden am Streckenrand abstellen musste. In der Folge bekam es der führende Lloyd zunächst mit Adam Morgan und dann mit Josh Cook zu tun, mit dem der Hyundai-Pilot schließlich bis zur Zielflagge um den Sieg kämpfte.
Letzten Endes behielt Lloyd die Oberhand, holte sich seinen dritten Saisonsieg und machte den Tag für sein Team und für Hyundai, an dessen Ende drei Laufsiege sowie der Gewinn der Meisterschaft standen, perfekt. Josh Cook belegte Platz zwei vor dem in diesem Lauf unauffällig fahrenden Rory Butcher, der sich mit der großen Punkteausbeute an diesem Tag sowie vor zwei Wochen in Silverstone in der Gesamtwertung noch an Josh Cook vorbeiarbeiten konnte und den sehr guten Platz fünf in der Endabrechnung belegt. Hinter Butcher folgten wie schon erwähnt Sutton, Ingram, Gamble, Hill und Cammish vor den die Top Ten komplettierenden Stehpen Jelley und Aiden Moffat.
Die Stimmung im Parc Fermé war nach dem Rennen natürlich großartig – insbesondere unter den Teammitgliedern von Exclr8. Ein immer wieder in Tränen ausbrechender Tom Ingram konnte sein Glück kaum fassen und letzten Endes fehlten ihm sogar die Worte – wer den eloquenten und immer wenn er über das Rennfahren redet, begeisterten Tom Ingram ein wenig kennt, weiß, dass das eigentlich niemals der Fall ist. Irgendwie freuten sich aber auch alle anderen mit Ingram und eines der Highlights war als Ash Sutton die Startnummer eins von seinem Auto abknibbelte, diese Ingram überreichte und auf dessen Hyundai klebte. Die BTCC ist trotz der enormen Leistungsdichte und der vielen Kämpfe auf der Strecke einfach eine große Familie.
Tom Ingram ist also unser BTCC-Champion des Jahres und 2022. Und meine Güte, ich muss einfach sagen, was für ein verdienter Champion Ingram ist! Es gibt vermutlich niemandem im BTCC-Paddock, der dem sympathischen „Timgram“ diesen Titel nicht gönnt. In den neun Jahren, in denen Ingram jetzt schon in der BTCC aktiv ist, hat er sich zu einem der besten und komplettesten Fahrer im Feld entwickelt. Dabei war bereits bei Ingrams BTCC-Einstieg 2014 schnell klar, dass hier jemand mit Talent kommt. Als eines der wenigen, damals noch neuen NGTC-Autos im Feld, fuhr Ingram mit dem von Speedworks aufgebauten, mittlerweile fast schon legendärem Toyota Avensis schnell regelmäßig in die Punkte, holte 2015 in Rockingham sein erstes Podium und 2016 beim Saisonauftakt seinen ersten BTCC-Sieg.
2017 und 2018 sicherte Ingram sich dann als Einzelkämpfer im Ein-Wagen-Team Speedworks jeweils den Titel in der Independent-Wertung und wurde 2018 zudem Vize-Meister in der Gesamtwertung hinter Colin Turkington. Nach zwei weiteren Jahren bei Speedworks, in denen er den als Ersatz für den Avensis an den Start gebrachten Toyota Corolla mitentwickelte, wechselte Ingram dann zur Saison 2021 zu Exclr8 Motorsport, wo er zusammen mit seinem langjährigen Ingenieur dem in seine zweite Saison gehenden Hyundai i30 das Laufen schnelle Fahren beibrachte und noch im ersten Jahr für die ersten Siege sorgte. Bereits zum Ende des zweiten Jahres dieser Partnerschaft, in der in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Lieferanten des TOCA-Motors, Swindon, auch noch ein eigens Hyundai-Motorenprogramm aus der Taufe gehoben wurde, steht als verdienter Lohn nun der Gesamttitel.
Der einzige kleine Wehmutstropen für Ingram und Exlr8: In der Teamwertung muss sich das Hyundai-Team dem Ford-Team NAPA Racing UK/Motorbase Performance und Team BMW/West Surrey Racing geschlagen geben. Der Titel in der Teamwertung ist aber auf jeden Fall ein verdienter Lohn für das in diesem Jahr neu an den Start gebrachte Motorbase Lineup mit Ash Sutton und Dan Cammish, das vor der Saison mit viel Spannung erwartet, aber auch mit einigen Fragezeichen hinsichtlich der tatsächlichen Konkurrenzfähigkeit versehen wurde. Durch den drölfzigsten Titel in der Hersteller-Wertung in Folge geht auch BMW immerhin nicht ganz leer in dieser Saison aus.
Den Titel in der Independent-Wertung holt sich derweil Josh Cook mit deutlichem Vorsprung vor Adam Morgan und auch in der Independent-Teamwertung setzt sich BTC Racing gegen Ciceley Motorsport durch. Die Jack Sears-Trophy holt sich, wie schon gesagt, hochverdient Bobby Thompson, den ich nächste Saison unbedingt in einem konkurrenzfähigeren Auto sehen möchte. Der am Ende des Tages etwas unglückliche Jake Hill holt sich mit dem Goodyear Wingfoot Award, bei dem er sich gegen Colin Turkington und Tom Ingram durchsetzen konnte, immerhin auch noch einen kleinen Titel in dieser Saison, auch wenn ich grad gar nicht mehr so genau weiß, wofür dieser Titel vergeben wird und auch zu faul zum Nachsehen bin (Überholmanöver? Quali-Ergebnisse? Hübschestes Auto? Meiste Kampfspuren am Auto pro Rennen? Egal).
Hier können die einzelnen Ergebnisse der letzten drei Läufe der Saison 2022 noch mal genau nachgelesen werden. Und hier gibt es alle Endstände in der Meisterschaft als PDF.
Damit endet die BTCC-Saison 2022. Es war mir wie immer ein Fest und ich kann 2023 jetzt schon kaum erwarten 😊
Bilder: btcc.net, Exclr8 Motorsport